Wollen garantiert nicht spielen: Die Untoten überfallen nachts das Dorf Redcliff -- und sehen dabei sehr saftig aus.

Gleiches Spielgefühl auf allen Plattformen?

Während ihr auf dem PC strategisch spielt, mehreren Partymitgliedern im Pausenmodus gleichzeitig Befehle geben könnt und insgesamt das gute alte Baldur’s-Gate-Feeling haben werdet, lauft ihr bei der Konsole aus der Schulterperspektive mit einem Charakter herum. Zwar könnt ihr jederzeit zu anderen Partymitgliedern wechseln (sofern diese bei Bewusstsein sind), doch Dragon’s Age bekommt hier eine starke Action-Komponente – zumal ihr auf der Konsole nach Aktivierung der Pause keine Befehle an die Charaktere geben könnt. Zum Glück leistet die KI – unserem eher kurzen Testspiel nach zu urteilen – weitestgehend gute Dienste, sodass ihr auf Konsole nicht im Sekundentakt den gesteuerten Charakter wechseln müsst. Uns hat diese direkte Steuerung deutlich weniger gut gefallen als der gewohnte PC-Standard.

Zumindest zwei Typen von Drachen gibt es, optisch unterscheiden sie sich nur durch Farbe der Schuppen.

Auch wenn also die Steuerung sehr gut auf die jeweilige Plattform sehr gut zugeschnitten ist (selbst Bioware-Mitbegründer Greg Zeschuk hat Probleme, von der einen auf die andere zu wechseln – siehe Interview): Wir würden die PC-Version jederzeit vorziehen. Sie wirkt strategischer und ist ausgelegt auf eine indirekte Steuerung aus der Vogelperspektive (WASD-Kontrolle und Schulterkamera sind natürlich ebenfalls enthalten, wenn das jemand mag). Auf der Konsole seid ihr näher am Geschehen und interagiert unmittelbar mit der Spielwelt, insbesondere in den Kämpfen. Das Spiel wirkt deutlich actionlastiger, es ist das alte Lied vom General, der in der Frontlinie zwar die Kämpfer direkt um ihn herum anstacheln mag, vom Feldherrnhügel aus jedoch die wesentlich bessere Übersicht hätte. Wer allerdings mit Mass Effect gut zurechtkommt und nicht jedes Detail eines Kampfes beeinflussen will, wird mit Sicherheit auch auf Xbox 360 oder PS3 seinen Spaß haben.  viele Einstellungsmöglichkeiten sucht und gerne tüftelt, dürfte daher zur PC-Fassung tendieren, wer darauf verzichtet kann und lieber das Mittendrin-Gefühl hat, greift zur Konsole.

KI-Maßregelung auf allen Systemen

Ein echtes Highlight für Kenner ist die auf allen Systemen vorhandene KI-Konfigurationsmöglichkeit. Ihr habt damit – wenn ihr wollt – in einem hohen Maße Einfluss auf die Verhaltensweisen eurer Recken, indem ihr bestimmte Vorbedingungen mit bestimmten Aktionen verknüpft. Die Einstellungsmöglichkeiten gehen tatsächlich so weit, dass Charakter X bei 75 % Lebensenergie nur einen schwachen Heiltrank und bei 25 % stattdessen einen starken zu sich nimmt. Er kann angewiesen werden, auf die Lebensenergie bestimmter Mitstreiter zu achten und im Notfall Heilzauber auf diese zu wirken, oder sich als Bogenschütze selbstständig vom Feind zu entfernen. Wer möchte, kann seine Gruppe damit genauestens instruieren. Übrigens werdet ihr umso mehr Bedingungen pro Charakter definieren können, je erfahrener er ist – ein interessantes Konzept, das einerseits auf eine Lernkurve beim Spieler setzt und ihn anfangs nicht überfordern will, und das andererseits dem Verlangen der im Spiel bereits vorangeschrittenen Recken Rechnung trägt, ihr Schicksal im Kampf genauer zu bestimmen. In einem Zwischenschritt zwischen Automatikmodus und Selber-Skripten könnt ihr übrigens bei jedem Charakter auf vordefinierte Rollen wie „Defensiver Magier“ oder „Bogenschütze“ zurückgreifen. All das bleibt aber optional, wer will, verlässt sich auf die Voreinstellungen. Womöglich wird es diese KI-Konfiguration sein, die auch auf Konsole die Kämpfe – zumindest indirekt – strategisch statt nur taktisch wirken lässt.

Wer durch Ferelden reist, muss mit rauen Bedingungen rechnen. Solche Anblicke werden sich euch öfters bieten.

Fazit: Dragon Age ist auf Kurs

Auch wenn wir die PC-Version vorziehen – Dragon Age ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie eine Portierung auszusehen hat. Es mag Ironie des Schicksals sein, aber die wesentlich dominantere Stellung der Konsolen im angelsächsischen Raum zwingt die Entwickler zu einer sorgfältigen Überarbeitung eines ursprünglich nur für PC entwickelten Spieles. Glücklicherweise verfällt man im Hause Bioware nicht dem Wahn der Gleichmacherei. So erhalten sowohl PC- als auch Konsolen-Spieler ein auf ihre Bedürfnisse (beziehungsweise die Fähigkeiten ihrer Spieleplattform) abgestimmtes RPG-Erlebnis. Die Spielerfahrung mag sich dadurch verändern, inhaltlich ist es auf beiden Systemen jedoch exakt das gleiche Spiel. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Vorgehensweise für Bioware auszahlt und zukünftig hoffentlich auch bei umgekehrten Portierungen, also von Konsole auf PC, ähnlich sorgfältig vorgegangen wird.

Dragon Age Origins sollte es unserem Empfinden nach schaffen, in die übergroß wirkenden Fußstapfen der Baldur’s Gate-Reihe zu treten. Zwar dürfte vermutlich auch hier zutreffen, dass manchmal weniger (die alte Pixelgrafik) mehr ist (als die detaillierten Charaktermodelle in Dragon Age, die dennoch weniger realistisch wirken als in Mass Effect), und Bioware muss auch aufpassen, die Spieler nicht mit zu vielen Dialogen zu erschlagen. Doch die Mischung aus individuellen Charakteren, einer epischen Grundgeschichte, wichtigen Entscheidungen, Aufleveln und Ausrüsten der Party und nicht zuletzt spannenden Kämpfen scheint uns zu stimmen. Noch immer liegen viele Teile der Handlung im Dunkeln und lassen sich daher nicht einschätzen. Aber wir wagen die Prognose, dass Dragon Age Origins für jeden Rollenspieler ohne Fantasy-Aversion der Pflichttitel im Herbst/Winter 2009 wird.

Bericht: Armin Luley (GamersGlobal)

Dragon Age Origins Angetestet am 08.07.2009 Sehr gut Schulnoten-Skala

Vorläufiges Pro & Contra Tiefgehendes Rollenspielregelwerk Spielerentscheidungen mit deutlichen Konsequenzen Gute Konsolenportierung Detailierte KI-Anpassungen möglich Vollvertonung mit guten englischen Sprechern Ab und zu noch ein paar Ruckler Konsolenfassung weniger taktisch Figurendarstellungen nicht immer realistisch Aktueller Zustand: Final Beta Wir wünschen uns: Einige letzte Polishing-Arbeiten. Die Demo war gut spielbar, doch an einigen wenigen Stellen gab es noch kleiner Ungenauigkeiten in der Steuerungen oder Ruckler in der Engine, oder ploppten Baumkronen auf und wieder weg. Wir gehen davon aus, dass diese Probleme bis Release behoben werden.