Der Kriegsgott ist zurück [16+]

God of War III Test

Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
 
Noch Fragen? Der kleine Finger des Titanen Kronos ist etwa 100mal größer als Kratos (untere Bildmitte).

Brutalität ohne Grenzen

Sony Santa Monica setzt an allen Ecken und Enden auf kompromisslose Brutalität. Es mag ja aus der Story heraus sinnig sein, den Sonnengott Helios zu enthaupten. Aber kommen normal veranlagte Designer darauf, seinen Kopf danach als Flakscheinwerfer und Blendwerkzeug gegen heranstürmende Krieger einzusetzen? Egal, uns hat die Szene Spaß gemacht.

Aber wenn wir eine schreiende, gefesselte Frau als Blocker nutzen müssen, um eine knochenzermalmende Zahnradkonstruktion zu stoppen – dann finden wir das, ohne falsches Moralmäntelchen, einfach nur noch eklig. Wir sind hier wirklich keine Sittenwächter und haben kein Problem damit, dass Kratos die ehrwürdige griechische Mythologie durch einen ganzen Ozean von Blut zieht. Aber die Szene mit der Frau empfinden wir als Schlag in die Magengrube. God of War 3 darf nur an 18jährige verkauft werden -- wir bezweifeln stark, dass in dieser Altersgruppe die "Boah wie geil brutal"-Fraktion sonderlich stark ist. Wieso also solche Szenen? Wieso sollen wir Hunde anzünden und dann mit einem Tritt durch Dimensionstore jagen?

Wir haben beschlossen, diese Szenen nicht negativ zu werten, weil das ganz schnell in die Scheinheiligkeit abgleitet und zur Frage führt, wieso wir das eine zu eklig finden und etwas anderes -- das genug Mitmenschen ebenso abstoßen könnte -- als okay und spielerisch motivierend. Wir wollten euch unser Missfallen an solchen Szenen im USK-18-Titel dennoch nicht verschweigen.
 
Neben diesen selbst Hartgesottene abstoßenden Gewaltszenen (nicht, dass die ganzen "normalen" Gewaltszenen irgendwie geschmackvoll wären!) haben wir noch einen zweiten Punkt zu bemängeln: Die Kameraeinstellungen lassen sich nicht beeinflussen. Das ist gut in Bosskämpfen, die schnellen Kamerafahrten und rasanten Schnitte geben dem ganzen Pepp, und angesichts der Ausmaße mancher Oberprotze würde sich eine spielergesteuerte Kamera wohl eher negativ auswirken. Aber die Rätsel macht diese Designentscheidung unnötig schwer. Immer wieder waren wir während des Tests in der Situation, dass wir ganz kurz irgendwo ein Ziel gesehen haben, sei es ein Schalter oder ein sonstiger Mechanismus. Aber wir konnten einfach nicht hoch schauen, sondern mussten ewig lang auf und ab laufen, um irgendwann den richtigen Blickwinkel erneut zu erwischen. Zu allem Überfluss schieben sich oft auch noch große Objekte wie Obelisken in unser Sichtfeld -- Sprungpassagen geraten so zum Glücksspiel.

Fazit


God of War 3: Alternativen
Nur God of War ist das wahre God of War, so hätte es gerne Sony. Aber es gibt einige Alternativen, die zumindest teilweise den Spielelementen von GoW 3 ähneln.
 
Assassin’s Creed 2 (Ubisoft): Wem Bewegungsfreiheit und perfekt inszeniertes Hüpfen, Springen, Schwingen und eine emotionale Geschichte wichtig ist, der sollte zur Assassinen-Mär greifen. GG-Note: 9.5

Darksiders (THQ): Genau das richtige Spiel für alle, die einen gut abgestimmten Mix aus Bosskämpfen und etwas Rollenspiel erleben wollen. Ist ebenfalls blutig, aber technisch deutlich schwächer als God of War 3.
GG-Note: 8.5

Bayonetta (Sega): Wer auf vollkommen durchgeknallte Japano-Action steht und immer schon mal mit einer heißen Hexe Bossgegner im XXXXXXL-Wolkenkratzer-Format als Catwalk missbrauchen wollte, ist hier richtig. Vorteil gegenüber God of War 3: Die Japaner halten die Gigantomanie von Anfang bis Ende durch.
GG-Note: 8.5
 
Dante’s Inferno (EA): Dreister God-of-War-Klon, dessen eigene Ansätze vor allem in der detailliert ausgearbeiteten Hölle liegen. Dazu gibt's eine Kreuzfahrer-Hintergrundgeschichte und noch mehr nackte Sekundärgeschlechtsorgane als in GoW. Wer God of War 3 durch gezockt hat und nach mehr Blut lechzt, kann hier bedenkenlos zugreifen.
GG-Note: 7.5
 
 
Auch wenn es für einige Leser an Blasphemie grenzen dürfte ein God of War zu kritisieren, aber ja der Gott des Krieges hat einfach Fehler: Vor allem den Charakteren mangelt es an Persönlichkeit. Die Szene mit Athene, Kratos Mutter ist ergreifend, genau so wie der Abschluss. Aber auch sonst trifft Kratos permanent auf spannende Sagengestalten wie Prometheus. Die haben außer ein paar Standardsätzen aber nicht viel zu sagen, da kann auch die größtenteils sehr gute Eindeutschung nichts ändern (wobei Englisch-Kenner zur internationalen Fassung greifen sollten, hier wirken insbesondere Kratos, Kronos und Zeus noch mal eine Spur härter).
 
Hin und wieder leistet sich Sony Schnitzer mit unlogischem Leveldesign und unnötig verkomplizierten Rätseln sowie immer wieder auftretenden Kameraproblemen. Auch gibt es immer mal wieder Längen, in denen man sich durch Hundertschaften an Gegnern metzelt und sehnsüchtig auf den nächsten Bosskampf wartet. Das passiert „hin und wieder“, dennoch ist es ein Grund warum God of War 3 keine Wertung gen 9.5 verdient hat. Und warum dann die 9.0? Weil sich God of War 3 wie ein Actionfilm anfühlt, der gerade den Oscar für die beste Inszenierung und Technik abgeräumt hat. Dieses Auge fürs Detail, der harte aber passende Stil der sich durch alle Areale zieht. Diese Bosskämpfe, die so clever mit dem Leveldesign verwoben sind und immer wieder für kleine Überraschungsmomente sorgen. Und natürlich die einfach nur epochal-bombastisch-unvergesslichen Momente auf den Titanen. Das sind Stunden, von denen werden begeisterte Gamer noch in einem Jahr schwärmen. Oder länger, denn God of War 3 krönt mit einem letzten Kampf gegen Zeus und einem emotional, dramaturgisch und gestalterisch perfekten Ende den Abschluss der glorreichen Serie.
  
Einstieg/Bedienung Anfangs sehr leicht...  ... gegen Ende sind alle Tasten des Pads doppelt belegt  Wechsel zwischen Waffen und damit Spezialfähigkeiten intuitiv Die Kamera tötet Kratos öfter als viele Standardgegner
Spieltiefe/Balance 10 Stunden intensiver Metzelspaß Drei Schwierigkeitsgrade Bosskämpfe bleiben immer fair, ziehen aber gerade im letzten Drittel extrem an
Grafik/Technik Plastisch, epochal, bombastisch Muskeln und Sehnen heben sich unter der Haut ab Hohe Texturschärfe Die meisten Levels haben einen eigenen Stil Hades langweiliger als bei Dante's Inferno 60 fps werden nicht konstant erreicht
Sound/Sprache Intonationsstarke Sprecher mit viel Kraft in der Stimme Angsteinflößendes Stampfen von Titan Kronos Passend unangenehme Schnitt-, Hieb- und Bruchgeräusche
Singleplayer Kaum Leerlauf Abwechslung dank vieler Ideen Durchspielzwang, dem man sich schwer entziehen kann  Sagengestalten werden kaum eingeführt, es gibt kaum Streitgespräche
Multiplayer Nicht vorhanden
Jörg Langer 12. März 2010 - 17:13 — vor 14 Jahren aktualisiert
Anon (unregistriert) 12. März 2010 - 18:02 #

Klingt gut. Sobald ich eine PS3 habe werde ich zugreifen.

Was die teils überzogene Gewalt angeht. Die hätte es sicher nicht gebraucht. Kratos als besonders fies darzustellen gelingt auch anders. Siehe diverse Szenen in den vorherigen Teilen wo er beispielsweise den Schlüsselträger am Anfang von Teil 1 in den Rachen der Hydra stürzen lässt. Es geht also durchaus anders. Wie bei Modern Warfare 2 (Flughafenszene) beschleicht einen das Gefühl das hier ein klitzekleiner Skandal entfacht werden soll. Einfach um der zusätzlichen Aufmerksamkeit. Ich hätte darauf verzichten können.

Wiking 13 Koop-Gamer - - 1212 - 12. März 2010 - 21:47 #

Die Gewalt ist eins der Hauptargumente für God of War.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 12. März 2010 - 23:15 #

Das ist traurig.

Azizan 17 Shapeshifter - 7303 - 13. März 2010 - 17:03 #

Ich bin der Meinung, wer Gewalt nicht mag, soll halt God of War nicht spielen. Es mag sein, dass sie es hier ein wenig übertrieben haben, aber es gehört letztendlich einfach zu Kratos Wesen dazu, es gehört einfach zu dem Spiel.

Für mich war es schon vor dem Test klar, dass ich GoW hole und werde jetzt nur noch bestätigt

Anonymous (unregistriert) 14. März 2010 - 1:22 #

Ich habe die ersten beiden Teile sehr gerne gespielt und werde an diesem sicher auch Spaß haben aber ich finde Jörgs Kritik berechtigt

Azizan 17 Shapeshifter - 7303 - 14. März 2010 - 2:32 #

Stimmt, sie ist berechtigt, das zweifle ich auch garnicht an, dennoch gehört die Gewalt zu dem Spiel und wenn man deswegen bedenken hat, sollte man wohl von dem Spiel die Finger lassen, was man glaub ich auch im entsprechenden Video gesagt hat.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 441751 - 3. April 2010 - 23:33 #

Sicher kann und darf man die teils gnadenlose Brutalität in GoW 3 kritisieren. Damit habe ich auch überhaupt kein Problem. Allerdings ist schon die Frage, welche Rolle die Gewalt spielt. Ist sie sinnlos oder dient sie dazu, die Härte der Spielwelt und der Charaktere, die in ihr leben zu unterstreichen?

Sicherlich spricht diese Art, Gewalt zu zelebrieren immer auch die Falschen an, aber dafür kann das Spiel nichts - wobei man natürlich ehrlicher Weise sagen muss, dass der Entwickler sehr gut weiß, dass man damit eben auch irgendwelche Kiddies oder gewaltliebende Idioten erreicht, die das Spiel teilweise aufgrund ihres Alters gar nicht spielen dürf(t)en.

Was die Szene mit dem Drehrad angeht, Kratos muss sie nicht töten. Ich weiß nicht, ob Mister G das bewusst ist, aber man kann sie auch einfach dazu zwingen, die Kurbel festzuhalten, damit man den Raum betreten kann. Es ist also die Entscheidung des Spielers. Ich habe sie jedenfalls nicht auf das Rad gespießt.

Edit: Der Test ist ja gar nicht von Jörg. Also ersetze Jörg durch Mister G. Und weshalb poste ich das eigentlich bei der 16er-Version. ;)

Meister 09 Triple-Talent - 270 - 23. April 2010 - 11:05 #

Der Gewaltgrad ist schon sehr groß bei God of War, leider finde ich ist die Story etwas zu kurz gekommen. Da macht es God of war 2 deutlich besser. Trotzdem ein sehr gutes Spiel ;-)