Anton Mikhailov stellt Move vor. Kopf und Hände werden jederzeit verfolgt und dank Einbindung der Eye-Toy-Kamera sieht man sich selbst nicht mehr mit Kugeln, sondern mit Schwert in der Hand und Helm auf dem Kopf.

Kopf und Hände tracken

Zeit für Tech-Demos. Hier bekommen wir vieles zu sehen, was schon bei der Enthüllungs-Pressekonferenz in San Francisco vorgeführt wurde. Mikhailov hält zwei Controller, die sich auf dem Bildschirm in verschiedene Gegenstände verwandeln. Flink schwingt er auf diese Weise Schwert und Baseballschläger. Dann demonstriert er, wie Handbewegungen umgesetzt werden. Neben einer Action-Taste hat der Move auch einen Analog-Feuerknopf, durch gefühlvolles Drücken dosiert man die Stärke des Zugreifens. Die EyeToy-Kamera registriert zudem Kopfbewegungen des Spielers. „Es ist wichtig, Kopf und Hände des Users zu verfolgen, denn damit interagiert er  mit der Spielwelt“. Zwischen den Zeilen meint Mikhailov damit wohl: Anstrengendes Ganzkörper-Rumgehopse à la Microsofts Natal braucht’s nicht wirklich.

Der Move-Controller im Detailcheck: Actionknopf, analoger Feuerknopf, Rumble-Funktion - alles vorhanden.

Das Move-Controller-System hat zusätzlich zu seinen Tasten auch ein eingebautes Mikrofon und kann (erneut dank der EyeToy-Kamera) Fotos der User knipsen. Diese Schnappschüsse können dann auch in den Spielen eingeblendet werden. Außerdem erkennt das System einfache Gesten -- wenn wir zum Beispiel mit unserem Kopf nicken oder ihn verneinend schütteln. Im Herbst sollen jetzige PS3-Besitzer den Move-Controller für ihr System nachkaufen können, für neu Hinzukommende sind Bundles in Vorbereitung. Fehlt eigentlich nur noch die Kreativität der anwesenden Spieleentwickler. Denn mit ein paar Party-Spielen allein wird es nicht getan sein, um den Move als „Plattform“ zu etablieren. Potential hat Sonys Mischung aus Kamera- und Bewegungs-Controller auf jeden Fall. Wird sich Nintendo bald in den Hintern beißen, weil man die Entwicklung einer HD-Wii mit besserer Bewegungsbedienung versäumt hat? Wir sind gespannt darauf, wer am Ende am erfolgreichsten sein wird.

PS3-Spiele für 3D-Fernseher

Auch Sony folgt der Strategie aller Konsolenhersteller, den Lebenszyklus der aktuellen Gerätegeneration möglichst weit hinauszuzögern. So ist Move nur Teil der Gesamtstrategie, die da heißt: Die bestehende PS3-Konsole durch Zusatzhardware langfristig attraktiv zu halten. Deshalb ist der Move-Controller nicht die einzige neue Technologie, die Sony den Spieleentwicklern ans Herz legen möchte. „Stereoscopic 3D für Spielkonsolen“ lautet der Vortrag von David Coombes, der ebenfalls im Rahmen der GDC Canada gehalten wurde. Denn die neue Generation von 3D-Fernsehern ist da, doch die könnten alle noch mehr Content vertragen – Spiele zum Beispiel. Die Ausgangssituation sei erfreulich: Die TV-Hersteller hätten sich auf den HDMI-Standard für 3D geeinigt, 1280x760 Pixel bei 60Hz seien für 3D-Spiele die Norm (die PS3 beherrscht auch zwei weitere 3D-Modi für Blu-ray-Filme).

In der Spiele-Entwicklung bedeutet dies, das alles quasi doppelt gerendert werden muss -- je einmal fürs linke und rechte Auge, um dann in Kombination mit der 3D-Brille den räumlichen Betrachtungseffekt zu erzielen. Optimierungsarbeiten an Spiel-Engines sind dadurch nötig, aber die Entwickler haben laut Coombes dennoch genug Freiheiten, um eine weiterhin gute Performance aus der PS3 zu holen. Mit dem Parallax-Wert können Programmierer zum Beispiel die relative Position eines Objekts im räumlichen 3D-Bild bestimmen. Wird ein positiver Parallax-Wert eingegeben, rückt ein Objekt somit stärker nach hinten.

David Coombes machte auf der GDC Canada Werbung für 3D in Spielen -- die dank 3D-Fernsehern nun möglich sind.

Bitte schont das User-Hirn

Bei all der optischen Täuschung ist darauf zu achten, dass man das Gehirn des armen Users nicht zu sehr verwirrt. Wenn zum Beispiel Objekte am Bildrand abgeschnitten werden, wirkt das bei 3D-Betrachtung „falsch“ (Coombes nennt das „Window Violation“, also „Fenster-Störung“). Die 3D-Effekte sollten auch nicht übertrieben stark ausfallen. Vorsicht ist außerdem mit 3D-HUD-Anzeigen geboten, die ermüden schnell den Betrachter. Bei Shootern sollte man zusätzlich dazu auch noch beachten, dass Fadenkreuze in 3D schlecht rüber kommen -- Laserpointer hingegen wirken besonders realistisch.

Jede PS3 kann 3D-Spiele darstellen … solange sie an ein entsprechendes Fernsehgerät angeschlossen ist. Viele Spiele-Entwickler werden allerdings erst einmal abwarten wollen, wie rasch sich 3D-TVs in den Wohnzimmern in der nahen Zukunft breit machen. Zwar bieten von Samsung über Panasonic bis Sony alle möglichen renommierten Hersteller schon entsprechende Geräte an und die Preise sind für eine neue Technologie auch gar nicht mal so schrecklich (ab rund 2000 Dollar in den USA). Wer sich aber erst in den letzten Jahren einen neuen HD-Fernseher zugelegt hat (und das dürften viele sein) , wird sich einen baldigen Neukauf gut überlegen. Zumindest solange, bis das erste „Must Have“-Spiel in 3D erscheint. Und das wird kommen, irgendwann, unter Garantie. Aber Geduld: jetzt warten wir erstmal gespannt auf Move.

Autor: Heinrich Lenhardt (GamersGlobal)