GC23: Alan Wake 2 angeschaut, 45 Minuten “Dark Place”-Gameplay + Sam-Lake-Trophäe

Über den die Kampagnen-Abschnitte mit der FBI-Agentin Saga Anderson, der zweiten Hauptfigur aus Alan Wake 2, hatte Entwickler Remedy bereits einige Details verraten. Der “Dark Place” allerdings, an dem sich der namensgebende Autor seit nunmehr 13 Jahren befindet, ließ bisher nur Raum für Spekulationen. Auf der Gamescom 2023 hat sich das geändert. Denn in einem uralten, aber gleichzeitig hochmodernen Kino in Köln Deutz zeigte das finnische Studio mehr als 40 Minuten Gameplay mit Alan Wake, das eines klar macht: Es ändert sich vieles im Vergleich zum Vorgänger, aber zu einem Survival-Actionspiel ganz wie Resident Evil entwickelt sich die Reihe mit der im Oktober erscheinenden Fortsetzung nicht.

Die Präsentation beginnt allerdings nicht mit dem eigentlichen Gameplay, sondern mit einem Auftritt von Alan Wake in der Late-Night-Talkshow von “Mr. Door”, verkörpert von David Hairwood. Das sieht (fast) aus wie ein Live-Action-Trailer, es handelt sich allerdings um hochwertig digitalisierte Schauspieler, alles live gerendert in der Engine. Hier spielt wieder ein großes Thema aus dem Vorgänger eine Rolle: Durch Ereignisse aus dem Vorgänger haben die Worte des Protagonisten die Fähigkeit, die Realität zu verändern. Door thematisiert nun Alan Wakes Nachfolgeroman zu “Departure”, der den Titel “Initiation” trägt. “Dieses Buch habe ich nicht geschrieben,” behauptet Wake. Door konfrontiert ihn damit, dass dies exakt dem Inhalt seines Buches entsprich:. Ein Autor schreibt ein Buch, das aber sein böses Ich geschrieben hat, und er selbst kann sich nicht mehr daran erinnern. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich finde das einfach nur genial – auch in der Art, wie die Show abläuft.

Die Rede ist auch vom Protagonisten von Wakes Krimi-Romanen, einem New Yorker Cop namens Alex Casey, gespielt von Remedy-Autor Sam Lake, wenn auch leider nicht mit dessen eigener Stimme inklusive des sympathischen finnischen Akzents vertont. Aber die Stimme Casey wird Fans des finnischen Studios dennoch vertraut vorkommen. Die leiht ihm niemand Geringeres als James McCaffrey, der Sprecher Max Payne, der auch in Remedys letztem Titel Control eine prominente Rolle hatte. Doch zurück zum Talkshow-Einstieg: Door mutmaßt schließlich gar, dass er und alle anderen im Raum außer Wake gerade Teil des Romans sind, und sie alle nur existieren, weil sie im Buch auftauchen. Ich liebe dieses Spiel jetzt schon!

Benjamin wollte eigentlich das Max-Payne-Gesicht machen, mit Betonung auf eigentlich.

Das gilt aber auch fürs Gameplay, obgleich ich mir nicht in allen Aspekten sicher bin, wie gut das in der Praxis funktioniert. Alan Wake startet in der Mission “Casey”, die ziemlich am Anfang des Spiels stattfindet, auf den Straßen von Manhattan. Äußerst ansehnlich fegt der Wind Laub und Zeitungsreste über den Boden, es ist düster, die Straßen wirken wie ausgestorben und doch haben wir das Gefühl, dass da noch jemand anderes ist. Eines der Münztelefone klingelt, und eine mysteriöse Stimme, meldet sich und gibt Alan seinen ersten Auftrag. Kurze Zeit später machen wir auch Bekanntschaft mit Alex Casey, der dann Sekunden später als erschossene Tatortleiche am Boden liegt, aber dennoch in der Lage ist, uns eine letzte Botschaft zu übermitteln.

Irgendwie sollen wir die Caldera Station erreichen, die in dieser “Dark Place”-Version von New York dummerweise nicht zugänglich ist. Aber dafür hat Alan die sogenannte Angel Lamp. Damit kann er an bestimmten Stellen das Licht in der Umgebung sozusagen absaugen und an anderer Stelle einsetzen, wobei ein zusätzliches, rundes HUD-Symbol in der unteren Bildmitte inklusive Richtungspfeil anzeigt, wo Licht zu holen ist und auch, wo man es einsetzen kann. So saugt Alan es etwa an einem Polizeiauto oder auch von einer bestimmten Laterne ab. Dann gibt er das Licht in eine Laterne vor der Eingangstreppe zur Hochbahn ein, woraufhin eine Blockade sich auflöst. An anderer Stelle solle er so auch mal Wasser in einer U-Bahnstation verschwinden lassen, das Alan sonst nicht durchqueren kann.

Es gibt aber noch mehr Mittel, die Umgebung zu verändern. Alan Wake 2 folgt nämlich der Idee, dass sich der Autor selbst aus seiner scheinbar ausweglosen Lage herausschreiben will. So sammelt ihr in der Umgebung zumeist über sogenannte Echos zusätzliche Informationen über einen Mörderkult oder den Mordfall an einer FBI-Agentin. Ihr könnt dann, während ihr im Level steht, den Schauplatz entsprechend umschreiben und damit stark verändern. So bekommt ihr Zugang zu neuen Informationen und legt Durchgänge frei, die auch mit der Angel Lamp nicht zu öffnen sind. Ob dieses System und der Einsatz der Angel Lamp in der voraufgezeichneten, aber bruchlosen Gameplay-Demo auch Spaß macht? In der Art, wie sich die Umgebung dadurch nahtlos verändert in jedem Fall. Aber man wird wohl ein bisschen experimentieren müssen, bis man die richtige Lösung gefunden hat. Die einzig richtige Lösung soll es auch tatsächlich immer geben, aber die anderen “Zweige” auszuprobieren, soll sich dennoch lohnen und bisweilen auch zu Boni führen. Und sei es nur, um Zugang zu kruden TV- oder Radio-Shows zu erhalten, von denen Sam Lake verspricht, dass sie die Universen von Alan Wake und Control noch ein bisschen stärker verschmelzen werden und nennt etwa das Ocean View Motel, dass ihr in letzterem Titel häufig besucht habt. Alles davon könnt ihr in Alans Büro in der Hütte am See aus dem ersten Teil abrufen, wo sich auch auch das Plot-Board mit den entsprechenden Alternativen der einzelnen Umgebungen befindet.

Was das übrige Gameplay betrifft, auch das hat sich verändert, erinnert aber immer noch relativ stark an Teil 1. Ihr müsst also mit der Taschenlampe immer wieder mal das “Dunkle” von Umgebungsobjekten oder schattenhaften Figuren entfernen, um etwa letztere überhaupt angreifbar oder verwundbarer zu machen. Dann haltet ihr mit der Wumme drauf und weicht deren (bislang) reinen Nahkampfattacken durch Wegducken aus. Es wirkt in dieser frühen Spielszene aber definitiv so, dass die Kämpfe mehr in den Hintergrund rücken, zumal nicht jeder Schatten ein Gegner ist. Manche davon sind ungefährlich, und ihr könnt einfach an ihnen vorbeilaufen. Ich vermute aber mal, dass es wechselt, welche Schatten wirklich attackieren und welche nicht – sodass ich im zweiten Durchgang nicht schon weiß, welche davon mich angreifen werden und welche nicht.

Der Wechsel zwischen Alan und der weiblichen Protagonistin Saga ist spannend, zumal Remedy weiterhin keine eindeutigen Details dazu nennt. Man wird wohl an bestimmten Punkten wechseln müssen, in speziellen “Pausenräumen” (hallo, Hausmeister aus Control?) diesen Wechsel auch auf eigenen Wunsch auslösen können. Klar ist, dass die beiden – Alan in der dunklen Zone und Saga in der echten Welt – zusammenarbeiten müssen und auch mehr oder minder direkt miteinander kommunizieren.

Kurzum: Alan Wake 2 sieht toll aus, hat noch mehr von dieser speziellen, düsteren Remedy-Atmosphäre und scheint auch spielerisch weit mehr als nur Balleraction zu bieten. Ich für meinen Teil bin scharf drauf. Nach der Gamescom-Präsentation ist Alan Wake 2 mit Abstand mein Most-Wanted-Spiel des Jahres!