Mick Schnelle meint:

Ich will den Spiele-TÜV Meinung

GamersGlobal-Kolumnist Mick Schnelle fährt selten Auto, findet den TÜV aber trotzdem klasse. So klasse, dass er sich ernsthaft überlegt, ob man nicht einen Spiele-TÜV einführen sollte -- um die Spielewelt vor Bug-Auswüchsen Wie ArmA 2 und anderen zu schützen.
Mick Schnelle 13. Juli 2009 - 21:45 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Jeder kennt es, jeder hasst es und trotzdem passiert es immer wieder. Nach wie vor kommen Spiele auf den Markt, die nicht mal die erste halbe Stunde fehlerfrei laufen. Oder die gar gleich den Dienst verweigern. Dann vergießen Entwickler und Publisher gern Krokodilstränen, geloben Besserung und bieten als besondere Leistung gleich den ersten Patch zum Releasetag an, der meist auch keine Besserung bringt.

Ich fordere deshalb den Spiele-TÜV.

Den Begriff habe ich bewusst so hochtrabend gewählt, denn mir schwebt wirklich eine behördenähnliche Gesellschaft vor, die nach eindeutigen Vorgaben alle eingereichten Spiele auf unterschiedlichsten Systemen stur und gnadenlos durchtestet. Dabei handelt es sich stets um die finale Version inklusive eventuell vorhandenem Kopierschutz, exakt so, wie das Spiel auch in der Packung liegt. Wessen Spiele dabei durchfallen, bekommt exakt sechs Wochen zum Nachbessern, dann muss er es erneut vorlegen. Fällt es noch mal durch, wird das TÜV-Siegel auf ewig verweigert.
 
Die Mär vom Systemwirrwar
 
Die alte Mär von den zahllosen Systemen und Konfigurationen...
Oh, ich höre schon die Gegenargumente. Die alte Mär von den zahllosen Systemen und Konfigurationen, die die armen Spieleproduzenten gar nicht alle austesten könnten. Dieses Argument mag in alten MS-DOS-Tagen wirklich mal gegolten haben. Doch heute stimmt es schlicht und einfach nicht mehr. Wieviele wichtige Hersteller von Grafikkarten gibt es denn zum Beispiel? Genau, zwei. Und wie viele Treiber gibt es, einige Notebook-Ausnahmen außen vor gelassen? Auch zwei. Um das meiste kümmert sich DirectX sowieso automatisch. Wo also liegt das Problem? Früher, als es wirklich mal zig Kombinationen von Grafik- und Soundkarten gegeben hat, alle mit eigenem MS-DOS-Treiber, dazu ein wildes Konglomerat von CD-ROM-Laufwerken mit und ohne SCSI-Controller und inkompatiblen Prozessoren war die Fehlerquote in Spielen übrigens deutlich niedriger.
 
Die Macht der Märkte
 
Natürlich kann man keinen Hersteller dazu zwingen sein Spiel diesem Test zu unterziehen. Doch wenn die Kunden darauf achten und nur Spiele mit Siegel kaufen, wenn große Handelsketten wie Metro (Saturn und MediaMarkt) oder Amazon nur noch Spiele mit TÜV-Siegel in die (Online-) Regale stellen, dann werden die Produzenten fix reagieren. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass niemand mehr Spiele in letzter Sekunde eine halbe Stunde vor Abgabe ins Presswerk fertigschustert oder so was gar von vornherein einplant. Denn auch die Annahme von Spielen würde exakten Regeln folgen. Jeder zu prüfende Titel müsste spätestens sechs Wochen vor Release dem TÜV vorliegen. Denn eins der Hauptprobleme bei der Spieleentwicklung ist häufig ein unrealistischer Zeitplan, der von vornherein darauf ausgelegt ist, dass nach Release Fehler per Patch bereinigt werden. Diese Fehlerquelle wäre damit also auch gleich ausgeschaltet
 
Heilsamer Zwang
 
Und da das scheußliche USK-Logo eh schon die Packung verunziert...
Ja, ich weiß, das klingt arg nach Bevormundung und Behörde. Doch ich glaube, dieser indirekte Zwang über die Märkte ist leider nötig, um all den böhmischen Kamikazeentwicklern und anderen Schnellschuss-Produzenten beikommen zu können. Und ich rede nicht nur von ArmA 2, jenem traurigen Höhepunkt in Sachen "unfertiges Spiel auf den Markt werfen" der letzten Zeit. Ich könnte diverse andere nennen, darunter hoch gelobte wie Empire: Total War. Die Spieleentwicklung würde auf heilsame Weise entschleunigt, was letztlich der Qualität zu Gute käme. Und da das scheußliche USK-Logo eh schon jedes Packungsmotiv ruiniert, würde ein zusätzliches TÜV-Logo sicherlich auch niemanden mehr stören. Ganz im Gegenteil, ich würde darauf achten und alle anderen Titel einfach links liegen lassen. Wer macht mit?

Sagt mir in den Kommentaren, ob ihr meine Idee für umsetzbar haltet -- oder für unnötig!


Euer Mick Schnelle

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