Anfangen möchte ich nicht mit meiner Zugfahrt in der E3-Demoversion von Metro Exodus, sondern mit einer Begriffsklarstellung: Auch wenn der neue Shooter von 4A Games das Verhältnis von Oberwelt- und Untergrund-Spielzeit wohl ungefähr umdreht und man die meiste Zeit im Freien unterwegs ist (übrigens meist ohne Gasmaske): Um ein Open-World-Spiel handelt es sich nicht. Vielmehr besucht ihr mit dem Zug – sofern ich es richtig kapiere – in linearer Abfolge einzelne Levels. Die sind recht groß, aber wohl auch nicht gewaltig groß. In der E3-Version beispielsweise sehe ich von der ersten interaktiven Minute an quasi alles, was ich erreichen kann, bereits in der Ferne, in maximal zwei Kilometer Entfernung (eher weniger). Das ist keine Kritik, nur eine Klarstellung – ich hatte nämlich bis vor kurzem noch eine leicht andere Vorstellung vom Spiel.
Das fertige Spiel wird in Moskau beginnen, den Zug muss ich erst mal erreichen. Denn wir lassen in Exodus, Nomen Omen Est, das oberirdisch atomar vergiftete, unterirdisch monsterverseuchte Moskau hinter uns und fahren mit unseren Spartaner-Kameraden quer durch Russland, auf der Suche nach neuem, unverseuchtem Siedlungsgebiet, nach einer neuen Zukunft. Das Spiel ist zeitlich zwei Jahre nach dem Ende von Last Light angesiedelt, spielt also 2036. Artyom ist mittlerweile mit Anna verheiratet, die auch mit dabei ist. Der Zug heißt Aurora und ist quasi eine mobile Basis, die uns von Level zu Level bringt.
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Die Spielwelt bereisen wir mehr oder weniger komfortabel per Zug. |
Unser erstes Ziel heißt Yamantau. Wir blicken zu Beginn des Levels kurze Zeit aus dem fahrenden Zug auf eine verschneite, nebelverhangene Landschaft. Plötzlich Aufruhr, eine Brücke vor uns ist gesperrt, wir knallen in die Barrikade und werden beschossen. Kurz darauf ist wieder Ruhe: Ein Lok-Zylinder ist von Kugeln getroffen worden, muss repariert werden. Und der Befehlshaber der Aurora möchte ein Erkundungsteam losschicken, um herauszufinden, wer da auf uns gefeuert hat. Natürlich sind das ich (Artyom) und Anna. Letztere hat nichts von ihrer Kernigkeit verloren und fragt beispielsweise liebevoll: „Na, schon was abgefroren?“
Rucksack als mobile Workbench
Bevor wir uns zum nahen Dorf aufmachen, erhalte ich meinen neuen Rucksack, der als mobile Werkbank dient. So kann ich auch unterwegs Modifikationen an meinem Gewehr und anderer Ausrüstung vornehmen und neuerdings auch craften. Wobei ich dazu nicht gekommen bin am Deep-Silver-Stand, wenngleich ich diverse Materialien aufgeklaubt habe unterwegs.
Was mir sofort wieder auffällt: Metro Exodus ist irgendwie anders als westliche Shooter, das fängt bei den ziemlich rauhen Charakteren und ihrer Sprache an, lässt sich aber auch am Design festmachen. Wir verlassen die Aurora, rutschen einen kurzen Schnee-Matsch-Abhang runter und durchsuchen einen ausgemusterten Waggon. Anna weist auf einen Funkmast hin, der ein idealer Sniper-Aussichtspunkt für sie sei, kurz darauf trennen wir uns: Sie klettert hoch, wir laufen auf den Kirchturm nebst kleinem Dorf in der mittleren Entfernung zu. Dazwischen ist ein kleiner See, aber freundlicherweise hat jemand ein Paddelboot für uns dagelassen.
Das zu steuern, ist übrigens ein ziemlicher Krampf und fühlt sich mal so überhaupt nicht nach paddeln an, aber mei, wir kommen auf eine winzige Insel, auf der nichts los ist, von der wir aber eine Frau aus dem Kirchturm-Obergeschoss winken sehen. Anna rät mir, eher mal nicht auf alles zu schießen, was sich bewegt, und ich paddle weiter.
Silanius`Predigt
Als ich fast bei der Kirche bin, merke ich, dass ich direkt unter ihr durchfahren kann, in einem Kanal. Links und rechts davon stehen Gläubige, die dem „Pfarrer“ über ihnen lauschen und zustimmen. Das ist Silanius, dessen wichtigste Glaubensbotschaft lautet: „Elektrizität ist Sünde!“ Von irgendwoher ruft ein Kind (es ist Nastya, die Tochter der winkenden Frau): „Ihr seid alle Lügner!“ und: „Sie haben meinen Vater getötet!“
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Dieses unglückseelige Biest hätte uns mal lieber nicht vor die Flinte laufen sollen... |
Wenig später habe ich oben im Turm Mutter und Tochter gefunden: Silanius und seine Jünger sind selbstverständlich verbohrte Fanatiker und halten die Beiden, da andersgläubig, seit einem Jahr im Turm fest. Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, können nach meinem Vorbeischauen aber nun beide problemlos allein fliehen („Wir finden allein zum Zug“) – naja, vielleicht hatten sie schlicht kein Ziel, wohin sie abhauen konnten. Ich aber muss auf anderem Weg entkommen, denn Silanius und Co. lassen mich zwar unbehelligt als Fremden mitten durch sie hindurchpaddeln, aber wenn ich dann aus dem Turm komme, geht die Schießerei los. Mal ganz ehrlich: Entweder ich habe aus Messe-Stress-Gründen einige Filmrisse gehabt bei dieser Demo, oder zumindest dieser Abschnitt ist ein wenig unlogisch. Gut, die Begründung im Spiel ist, dass nun erst die „Brückenwache“ zurückkehrt, die im Gegensatz zu den normalen Gläubigen bewaffnet ist. Aber dennoch.
Patronenreiche Flucht
Die folgende Flucht bereitet mir auf jeden Fall großen Spaß; das Schießen in Metro Exodus ist so befriedigend wie eh und je. Ich schleiche, stealthkille und ballere mich durch über ein Dutzend Gegner im Versuch, mein Boot zu erreichen. Um der Wahrheit genüge zu tun: Ich habe es nicht geschafft...
Mich erinnert Metro Exodus an Apocalypse Now. Und zwar im Kleinen die Szene, wo ich durch die Kirche paddele, sie hatte schon ein wenig was vom Erreichen des Colonel-Kurtz-Unterschlupfs in Coppolas Film. Und im Großen finde ich die Klammer mit der Zugreise vergleichbar, also die Fahrt von einem Ereignis zum nächsten. Das könnte dem langsamen Vordringen in den Dschungel Kambodschas (dort natürlich mit dem Patrouillenboot) doch sehr ähneln. Mal sehen, ob ich Recht behalte, auf jeden Fall hat mich die Demosession trotz der etwas hanebüchenen Befreiung definitiv angefixt. Ich will mehr!
SEHR SCHÖN! Ich freu mich drauf! Danke für die Infos.
Die Bücher und die vorherigen Spiele waren cool, auf das neue bin ich schon gespannt.
Ich freue mich sehr über einen dritten Teil. Aber noch mehr freut es mich, dass sie etwas anderes versuchen und das SPiel nicht wieder zu 90% in den dunklen Metrotunneln spielt. So atmosphärisch und liebevoll Gestaltet diese immer waren.
Die ersten beiden Teile haben mir ausgesprochen gut gefallen und was ich bislang gesehen und gelesen habe macht echt Lust auf den fertigen Titel. Leider erst näxtes Jahr...
Ich bin ja durchaus interessiert an Exodus, aber leider habe ich mich nicht einmal dazu durchraffen können, den ersten Teil zu beenden. Ich hasse Gegner, die wild hin- und herrennen und dabei kaum zu treffen sind. Und davon gab es im Spiel für meinen Geschmack einfach zu viele.
Ich kann den Kritikpunkt durchaus nachvollzeiehen, aber irgendwann wurde es besser.
In Metro 1 gab es direkt am Anfang eine Szene in einem Raum wo von allen Seiten Monster auf einen zurennen und aus Abflussrohren kriechen. Da hätte ich das Spiel auch beinahe direkt in die Ecke geschmissen...
Aber es ist ein unvergessene Moment, denn ich auch sofort erinnerte, als Deinen Kommentar las. Von wie vielen Spielen kann man das behaupten?
Da hast du natürlich recht. Dennoch ist mir dieser Moment nicht in positiver Erinnerung...
Die Wellen an Mutanten-Gegnern fand ich auch weniger spaßig. Aber sie sind glücklicherweise ziemlich selten.
Einer meiner Most Wanted.. Noch so lange warten. :-/
Ich steh auf die osteuropäischen Bücher und Spiele, die haben einen so eigenen Charme. Die Atmosphäre ist viel intensiver und dichter als die rundgelutschten Massenmarktspiele der großen westlichen Studios. Zuerst war ich etwas abgeschreckt, dass weder Gasmaske noch Tunnel erneut die so charakteristische Klaustrophobie erzeugen. Aber nach diesem Anspieltest und auch den einsehbaren 18 Minuten Spielzeit auf YouTube haben sie mich überzeugt, dass das kein Abbruch darstellt. Wobei ich die linearere Levelstruktur für absolut sinnvoll halte, um die Stimmung und Geschichte zu wahren. Ich freue mich darauf wieder die Laufzeit meines Maskenfilters zu beobachten und mein Gewehr mit Druckluft aufzupumpen.
Einer der Titel, auf die ich mich im nächsten Jahr freue. Habe die ersten beiden Teile durchgespielt und bin auf die Fortsetzung gespannt. ;)
Teil 1 und 2 waren von der Atmosphäre her fesselnd. Ich hoffe, das wird im dritten Teil nicht anders.
Ich freue mich vor allem darauf, endlich mehr von der Welt zu sehen. Die Oberfläche hatte mich schon in Teil 2 sehr fasziniert.
Für mich ist die Oberfläche überhaupt das Kriterium, mir das Spiel näher anzusehen. Bei Metro war mir das auf Dauer einfach zu öde und bin deshalb nie weit gekommen. Mich hat es eben eher zu Stalker und dessen Open Air-Zonen gezogen.
Ich fand die Oberfläche auch sehr schön, aber habe die geringe Zeit bedauert, die man auf ihr hatte. Leider war das immer unter Zeitdruck...
Naja, aber wenn man sich einigermaßen ordentlich umschaut, hat man soviele Ersatzfilter, dass der Zeitdruck eher gering ist. Bin ja jemand, der Zeitdruck nicht leiden kann, aber ich fand, in Metro gings.
Ich habe mich durch die Filter leider zu sehr stressen lassen und es nicht genossen "draußen" rumzulaufen. :(
Aber ja, es gibt eine Menge Filter. ;)
Bin schon echt gespannt, wohin die Story läuft, wenn Artjom auf Hunter oder Homer trifft.