Test: Remake des Remakes

Tropico 4 Test

Mit Tropico 3 belebte Kalypso vor zwei Jahren erfolgreich die Aufbauspiel-Serie wieder, heraus kam ein klares, grafisch schöneres Remake von Teil 1. Mit Teil 4 haben die Entwickler die Komfortzone verlassen und viele Neuerungen wie Naturkatastrophen eingeführt, ohne aber die Grundprinzipen der Serie zu verändern.
Christoph Licht 27. August 2011 - 0:48 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots in diesem Test stammen von uns.

Das Leben als Diktator hatten wir uns anders vorgestellt. In der Sonne liegen, Cocktails trinken und der eigenen Dekadenz frönen? Pustekuchen! Harte Arbeit ist das Regieren von Tropico! Ständig meckern die Untertanen, wollen höhere Löhne, rufen nach freien Wahlen. Gleichzeitig fordert Pfarrer Esteban eine neue Kirche für die Gläubigen und die Umweltschützer mehr Parks. Und dann kommt auch noch Scheich Salim daher und fordert uns auf, das Exportvolumen in den Mittleren Osten zu erhöhen. Es fehlt nur noch, dass der Vulkan auf der Insel ausbricht und die halbe Stadt daraufhin in Flammen aufgeht. Wer kann sich schließlich eine Feuerwehr leisten, wenn das eigene Bankkonto in der Schweiz gefüllt werden will? Oh, entschuldigt uns kurz. Unser treuer Berater Penultimo ruft uns…Wie, ein Tornado hält auf die Insel zu? Verdammt!
 
Meckernde Bewohner und unzufriedene Umweltschützer? Das kennen Veteranen bereits aus dem Vorgänger. Aber Exportvolumen, Vulkanausbrüche, Feuerwehr sind neu. War Tropico 3 noch ein grafisch aufgebohrtes Remake von Teil 1, hat Haemimont Games nun für den vierten Teil der erfolgreichen Aufbauspiel-Wirtschaftsimulations-Serie an der Feature-Schraube gedreht. Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten, und das grundlegende Spielprinzip der Serie bleibt auch in Tropico 4 enthalten. Doch sobald ihr tiefer in das Spiel eintaucht, offenbaren sich selbst Veteranen so einige Änderungen und Neuerungen. Wir haben uns nach Tropico begeben und unserem Volk zu immensem Reichtum verholfen. Also, ihr wisst schon, wie wir das meinen...

Unsere Stadt wächst und gedeiht. Auch die nächsten Wahlen (Bildrand rechts) werden wir wieder für uns entscheiden.

Der Herrscher bin ich
Bevor wir uns in eine Mission stürzen, erwartet uns die Charaktergenerierung. Hier dürfen wir neben bekannten Diktatoren wie Fidel Castro oder Doc Duvalier auch einen eigenen Potentaten konstruieren, der uns auf der Insel repräsentiert. Neben dem Aussehen bestimmen wir auch den Werdegang unseres Charakters. Ist er durch gekaufte Wahlen an die Macht gekommen oder wurde er von der CIA ins Amt gehoben? Je nach unseren Entscheidungen erhalten wir andere Boni oder Mali. Sind wir beispielsweise durch eine Kommunisten-Rebellion Herrscher über Tropico geworden, sind unsere Beziehungen zur UdSSR zu Beginn des Spiels besser. Eine Demokratie werden wir dann aber vermutlich nicht.
 
Noch entscheidender sind jedoch die drei Eigenschaften, die ihr eurem Charakter geben könnt. Ist er ein paranoider Verwalter, der sich Gott zugewandt hat oder doch eher ein zwanghafter Spieler, der schwer arbeitet aber an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet? Auch hier hat eure Wahl Auswirkungen auf das spätere Spiel, denn ein unbestechlicher Avatar hat mit 15% weniger Kriminalität zu kämpfen. Neu: Durch das erfolgreiche Abschließen einer Mission steigert ihr die Eigenschaften eures Avatars in bis zu fünf Stufen und erhöht so ihre positiven beziehungsweise verringert ihre negativen Auswirkungen.
 
Aus 34 Eigenschaften dürft ihr drei für euren Avatar auswählen. Das garantiert auch auf lange Sicht Vielfalt.
Im Spiel ist euer Avatar die einzige Figur, die ihr direkt steuern könnt. Schickt ihr ihn zu einer Baustelle, verringert sich die Bauzeit. Ist eine Demonstration im Gange, kann er sie durch freundliches Zureden auflösen. Oder er hält eine Rede auf dem Palastbalkon und erhöht dadurch sein Ansehen. Wirklich einsetzen müsst ihr den Avatar nicht zwingend, da er über eine rudimentäre KI verfügt und sich auch selbstständig über die Insel bewegt. Seine Boni können jedoch unverzichtbar sein. Und greifen die Rebellen an, ist er euer stärkster Soldat auf der Insel. Die Kämpfe selbst laufen aber wie gewohnt vollautomatisch ab.
 
Der Aufbau der eigenen Insel
Habt ihr euch euren Avatar gebaut, geht es buchstäblich ab auf die Insel und das eigentliche Spiel beginnt. Obwohl in der Kampagne eure Aufgaben wechseln, ist der Spielstart immer sehr ähnlich: Erst die Nahrungsmittelversorgung sicherstellen, die Wohnsituation verbessern und das Gesundheitssystem durch den Bau einer Klinik in Gang bringen. Ein Rechtsklick auf eine freie Stelle genügt und das Baumenü erscheint. Welche Gebäude sich hinter welcher Kategorie verstecken, müsst ihr j
Anzeigen/v
edoch erst mit der Zeit verinnerlichen. Zu Beginn werdet ihr öfters in den Menüs suchen müssen, scrollen ist aber nicht nötig. Einige Gebäude benötigen eine Straßenanbindung, andere sind auf kostbare Elektrizität angewiesen, für andere müsst ihr erst den Bauplan kaufen. Und auch der Bauplatz will wohl überlegt sein. Ein Holzfällerlager in der Stadt wird mangels Wald nicht sehr produktiv sein...
 
Die einzigen Gebäude, die ihr nicht manuell platziert, sind Hütten von armen Einwohnern. Sie sind ein regelrechter Schandfleck in eurer Stadt und entstehen über kurz oder lang auf jedem freien Platz. Das treibt wiederum die Kommunisten auf die Barrikaden. Um dagegen anzukommen, müsst ihr Arbeitsplätze schaffen, qualifiziertes Personal entweder aus dem Ausland anheuern oder selbst ausbilden, angemessene Löhne zahlen und bessere Häuser bauen. Natürlich wollt ihr dennoch durch Export, Mieten und Touristen ein Plus in der Bilanz vorweisen können. Spätestens hier wird klar: Tropico 4 mag "nur" ein Aufbauspiel sein. Das Wirtschaftssystem ist jedoch sehr komplex, und euer Erfolg als El Presidente hängt von sehr vielen einzelnen Faktoren ab.
Die wichtigsten Neuerungen

Tropico 4 bietet im Vergleich zum Vorgänger einige Neuerungen und Veränderungen. Wir stellen euch die sechs wichtigsten vor:  1 Naturkatastrophen wie dieser Tornado kommen plötzlich und richten große Zerstörung an.  2 Rund 20 neue Gebäude dürft ihr bauen. Hier seht ihr die Börse, die Wirtschaftsakademie und das Einkaufszentrum (linke Straßenseite) sowie die Feuerwehr und die Gartenbaustation (rechte Straßenseite).  3 Ohne Ministerium und Minister könnt ihr keinerlei Edikte proklamieren.  4 Statt nur den Export gibt es nun auch den Import von Waren. Außerdem beeinflussen nun wesentlich mehr Faktoren die Preise, darunter eure Beziehung zum jeweiligen Land.  5 Die Inseln in Tropico 4 sind teilweise bis zu dreimal größer als im Vorgänger.  6 Eine Vielzahl an dynamisch erzeugten Aufgaben geben euch klare kurz- und mittelfristige Ziele. Das steigert die Motivation doch merklich.

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Green Yoshi 22 Motivator - P - 36615 - 27. August 2011 - 1:12 #

Guter Test.
Hab Tropico 1 damals unglaublich gerne gespielt, aber die 2D-Grafik hatte irgendwie mehr Charme als die 3D-Optik der neuen Teile. Und spielerisch hat sich ja jetzt nicht so wahnsinnig viel getan.
Es wundert mich auch, dass wieder eine Konsolenversion erscheint, Tropico 3 ist ja sang- und klanglos untergegangen auf der Xbox 360. Vielleicht wäre da eine PS3-Version mit Move-Unterstützung klüger gewesen, aber das wäre wohl ein noch größeres finanzielles Risiko gewesen.

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 27. August 2011 - 2:34 #

"Tropico 4 muss einmalig online aktiviert werden, danach müsst ihr euch bei jedem Spielstart mit eurem Kalypso-Account einloggen. Die Steam-Version verzichtet auf den Kalypso-Account."

Verstehe ich das richtig? Die nicht-Steam-Version von Tropico 4 benötigt zu jedem Spielstart eine Internetverbindung? Wie sonst könnte man sich in einen Kalypso-Account einloggen? Wenn das so stimmt, ist das ja nicht weniger schlimm als die leicht entschärfte Variante von Ubisofts Always-On-Schrott.

DerStudti (unregistriert) 27. August 2011 - 3:43 #

Bei Patrizier IV kommt der Kalypso Launcher ebenfalls schon zum Einsatz. In ihm trägt man die Mail-Adresse und das Passwort ein, auf die man sein Spiel registriert hat. Beides wird geprüft und nach entsprechender Absegnung kann man das Spiel starten.

Der entscheidende Punkt für mich als Verfechter einer "keine unnötigen DRM-Maßnahmen"-Politik, das Spiel dennoch käuflich zu erwerben, war (neben dem konkurrenzlos günstigen Preis in ner Räumungsaktion und der Tatsache, dass ich Patrizier 2 Gold noch immer regelmäßig zocke), dass...

...der Launcher kein eigener Hintergrunddienst ist, sondern dem Spielstart nur bei Bedarf vorgeschaltet ist und sich auch wieder selbst beendet.
...Patrizier IV faktisch nur zum Erhalt von Patches und für Online-MP-Spiele einen erfolgreichen Login verlangt. (Der einmal so heruntergeladene Patch kann allerdings während des Patchvorgangs gesichert und ab dann offline installiert werden.)
...Das Spiel auch offline startet und LAN-Spiele auch in diesem Modus möglich sind.

Der (vor dem Kauf leider nicht ersichtliche :( ) Nachteil ist, dass nur bei Kappen der Internetverbindung (per Firewall oder physisch) das Spiel bereit ist, im offline-Modus zu starten. Eine Auswahl im Launcher, sich anzumelden oder nicht, existiert nicht.

DerStudti (unregistriert) 27. August 2011 - 3:47 #

Hab den Disclaimer vergessen: Natürlich gibt es keine Garantie, dass das bei Tropico 4 genauso ist. Ich wolle nur mal den bisherigen Zustand veranschaulichen.

guapo 18 Doppel-Voter - 11864 - 27. August 2011 - 7:18 #

Naturkatastrophen wie z.B. Hurrikan, Erdbeben gab es bereits in der Tropico 3 Gold Edition (vermutlich dann durch die Erweiterung Absolute Power). Wenn man kleinlich wäre, sind also nur Vulkanausbrüche und Feuer Neuigkeiten :-)

Nesaija 14 Komm-Experte - 1859 - 27. August 2011 - 7:43 #

Toller Test aber evtl hab ich es übersehn aber spielt sich die Tropico 4 Version auffer Xbox wirklich gut? Weil bei Teil 3 hatte ich noch so meine Probleme als ich mal die Xbox demo zum testen ausprobiert habe.

MachineryJoe 18 Doppel-Voter - 9259 - 27. August 2011 - 8:33 #

Ich spiele ja gerade Tropico 3 und kann daher ganz gut einen direkten Vergleich machen. Und mein erster Eindruck war: Warum sieht Tropico 4 schlechter aus als der Vorgänger. Zuerst wirkt es weniger hoch aufgelöst und die Farben sind viel zu stark saturiert, was etwas unnatürlich wirkt, vor allen Dingen in der Entfernung. Die Gebäude passen dadurch auch nicht mehr so gut zueinander.

Aber viellicht ist der Fakt daran schuld, dass es jetzt auch auf XB360 läuft.

Wegen dem guten Umfang von Tropico 3 mit dem Addon werde ich wohl auf T4 verzichten, zumal ich mich kaum optisch verschlechtern will.

Und wegen dem "gemächlichen Spielablauf": Ich spiele Tropico immer in der maximalen Zeitbeschleunigung, sonst würde ich in der Tat nebenbei im Internet surfen, wenn gerade mal wieder ein Haus gebaut wird und die Bauarbeiter zwischendurch entscheiden, eine Bar aufsuchen zu müssen.

Sisko 26 Spiele-Kenner - P - 70153 - 27. August 2011 - 8:58 #

Die UK-Version von Tropico 4 - Special Edition [PC] gibt es übrigens momentran relativ günstig bei thehut.com für 17.85 Pfund (ca. 21€):
http://www.thehut.com/games/platforms/pc/tropico-4-special-edition/10534181.html

Andreas Schmitt (unregistriert) 27. August 2011 - 12:28 #

Tja, sorry es sieht dann immer noch wie ein billiger Aufguss aus. Die "Neuerungen" hatte teils das Addon von Tropico 3 schon und der Rest ist ebenfalls nicht mal einen Addon Preis wert.
Die schlechte Saturierung der Farben sehe ich ebenfalls und insgesamt sieht das Menu dafür immernoch aus wie eins aus den frühen 90ern.
Wozu bezahle ich nochmal? Für ne größere Insel auf der ich dann 8mal die gleichen Farmen baue statt wie vorher nur 4mal?
In der die Transportwege NOCH länger werden und in der ich NOCHMAL die gleichen "Bedürfnisbefriedigungsgebäude" zigmal errichten darf damit meine Arbeiter nicht Monatelang in einer bar abhängen bis sie mal wieder ihren Arbeitsplatz erreichen?
Na danke auch.

Mein Fazit:
Alles Größer, paar Gebäude dazugeknallt, Farbzusammenstellung noch mehr für X-Box Ammis angepasst und sonst an den eigentlichen Designmacken absolut nichts geändert.
FAIL!

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 27. August 2011 - 13:58 #

Sorry aber dein kommentar zeigt das du Teil 4 nicht gespielt hast und wohl auch den Test nur halb gelesen hast!

Die Neuerungen gabs es so überhaupt nicht im Addon, da gabs überhaupt keine neuen Features nur kleine verbesserungen

Auch die Designmacken wurden einige behoben, manche blieben (Verkehr) aber dennoch ist das Spiel deutlich besser als der Vorgänger!

Hat sich mehr getan als bei so manchen CoD, fifa ect

Linksgamer (unregistriert) 27. August 2011 - 14:40 #

Mir gefallen die Farben und das Interface auch nicht so gut wie bei T3. Allerdings hat T4 einen entscheidenden Vorteil: Das absolut grottige Deutsch aus T3 wurde (soweit ich das in der Demo sehen konnte) gegen geschliffenes ausgetauscht. Gibt für mich mehrere Pluspunkte im Bereich Atmosphäre.

flow7 (unregistriert) 27. August 2011 - 20:19 #

is gekauft!

Gravian 10 Kommunikator - 497 - 13. September 2011 - 13:28 #

Also ich hab mir schon mehr von Tropico 4 erwartet, auch wenn ich es gut finde, das sie das gute Tropico 3 verbessern anstatt ein neues Tropico 4 rauszubringen, das dann wieder nur halb fertig ist. Trotzdem hätten sie das auch als Addon zu kleinerem Preis rausbringen können. Schade!

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 4. April 2014 - 16:54 #

Sehe ich ganz ähnlich :-(