Vom Springen und Rennen

Die Geschichte der Jump-and-runs User-Artikel

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Rayman bewies, dass 2D-Grafik 1995 noch längst nicht zum alten Eisen gehörte. Im Bild die Nintendo-DS-Version.

2D raus...

Mitte der neunziger Jahre hatte ein Boom fast die ganze Spielindustrie angesteckt: 3D-Beschleunigung. Erstmals wurden Spiele (von einigen Gehversuchen abgesehen) um die dritte Dimension erweitert, was einen beachtlichen Sprung zur Realitätsnähe mit sich brachte. Logisch, dass auch das Genre der Jump-and-runs mitziehen musste.

Doch darf man sich den Dimensionswechsel nicht als Hau-Ruck-Aktion vorstellen. Die PlayStation lässt sich besonders gut als Plattform des Wandels benutzen, da sich auf ihr sowohl fortgeschrittene 3D-Hüpfspiele, als auch klassische 2D-Spiele wiederfinden.

Vor allem traditionelle Franchises nutzten den behutsamen Umbruch, um auch noch Ende der Neunziger die Erfahrung mit 2D-Elementen auszunutzen. Mega Man 8 für PlayStation und Saturn diente vielen Hardcore-Fans als Trostpflaster für den misslungenen siebten Teil. Auch die Episoden 4-6 des Spinoffs Mega Man X konnten Kenner zufrieden stellen. Für Konamis Castlevania-Reihe stellte sich das Bleiben in der zweiten Dimension sogar als Glücksfall heraus: Während das Nintendo 64 zwei noch sehr unausgereifte 3D-Action-Adventures bekam, erschien 1997 für die PlayStation Castlevania: Symphony of the Night. Fans sehen in dieser Inkarnation der Dracula-Saga einen der besten Teile überhaupt, wohl auch, weil das Gameplay diesmal mit einer ordentlicheichen Prise Rollenspiel gewürzt wurde.

Aus Frankreich kam schließlich eines der letzten bedeutenden 2D-Neuentwicklugen. Rayman, ein undefinierbares Kerlchen ohne Arme und Beine, erblickte 1995 das Licht der Welt. Ursprünglich als Exklusiventwicklung für den glücklosen Atari Jaguar gedacht, wurde Rayman innerhalb des Jahres auf so ziemlich jede bekanntere Plattform portiert. Spielerisch ist Rayman traditionell: Befreit Electoons, bekämpft Gegner, sammelt Orbs (die euch bei 100 ein Extraleben geben) und erreicht das Levelende. Den meisten Spielern ist Rayman wohl aufgrund seiner audiovisuellen Güte und seiner Detailverliebtheit in Erinnerung. Designer Michel Ancel (Beyond Good & Evil) legte hier den Grundstein für den Kult um seine Person.

Der technische Umschwung zeigt sich am besten in den sogenannten 2.5D-Jump-and-runs. Hier verschmelzen zweidimensionales Design und dreidimensionale Technik zu einer Einheit. Das erste Spiel mit dieser Technik war der Saturn-Launch-Titel Clockwork Knight von 1994. Auch für die PlayStation erschienen einige dieser Titel, etwa das abgedrehte Pandemonium vom späteren Tomb-Raider-Hausentwickler Crystal Dynamics oder das märchenhafte Tombi, in dem ihr als wilder Wandersmann eine fiese Schweinehorde bekämpft. Dieses Konzept konnte sich mit Titeln wie Viewtiful Joe sogar in die 2000er retten.

Ground-breaking: Erneut treibt Mario mit dem Launchtitel für das Nintendo 64 das Genre entscheidend nach vorne.

...3D her

Doch früher oder später musste sich 3D auch bei den Jump-and-runs durchsetzen. Die Frage war nur, welches Konzept sich zur Massentauglichkeit durchsetzen konnte. Und wer war besser dafür geeignet, als das Nintendo-Maskottchen Mario. 1996, zeitgleich mit dem Launch des Nintendo 64, erschien Super Mario 64 und brachte das ganze Genre erneut auf ein neues Level. Stärker als noch in vergangenen Mario-Teilen, geht es hier um das Sammeln von Gegenständen. Zu Beginn befindet ihr euch in einem Schloss, von dem aus ihr Zugang zu verschiedenen Levels habt. Doch nicht alle Areale sind von Beginn an freigegeben. Ihr müsst zunächst Sterne sammeln, um Zugang zu weiteren Stages zu erhalten.

Auch die Levels an sich waren revolutionär. Jeder Abschnitt ist völlig frei begehbar. OK, das haben wir auch schon in anderen Jump-and-runs gesehen. Doch diesmal sind die Karten unglaublich groß und vermitteln euch ein Gefühl von Freiheit, das es in diesem Genre vorher nicht gegeben hatte.

Durch die Popularität von Super Mario 64 dauerte es nicht lange, bis Nachahmer den Weg säumten. Das Unternehmen Rare reaktivierte bereits bekannte Charaktere für das neue Spielprinzip (Donkey Kong 64), kreierte aber auch neue (Banjo-Kazooie, Conker: Bad Fur Day). Auch die PlayStation bekam ihren „Mario-64-like“: 1998 erschien Spyro the Dragon und wurde einer der populärsten Charaktere für Sonys grauen Kasten. Genau wie Crash wurde Spyro nach zwei Fortsetzungen von seinem Stammentwickler Insomniac Games verlassen, um bei Universal/Vivendi/Activision Blizzard in Titeln von mäßiger Qualität zu erscheinen. 

Und was machte Mario-Konkurrent Nummer 1 Sonic in dieser Zeit? Faulenzen! Sega plante den Titel Sonic X-treme, der exklusiv für den Saturn erscheinen sollte. Doch nach diversen Problemen in der Entwicklung, wurde der Titel Ende 1996 endgültig gestrichen. Als „Ersatz“ bekamen Saturn-Spieler die Mega Drive-Umsetzung des isometrischen Sonic 3D. Die Entwicklung der Jump-and-runs auf den Saturn lässt sich fast exemplarisch mit der Entwicklung auf dem Konsolenmarkt vergleichen. Sega, die Nintendos Dominanz in Europa bereits gebrochen hatten, verspielten mit dem Saturn ihren Vorteil grandios. Lachender Dritter war Sony, das sich Segas eigentliche Zielgruppe der jungen Erwachsenen einverleibte.
Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 5. Oktober 2011 - 18:11 #

Irgendwie fehlt mir hier der Prinz von Persien, der 1989 das Genre revolutionierte.

SirCartman 14 Komm-Experte - 2298 - 5. Oktober 2011 - 22:22 #

Ich hab jetzt nicht dran gedacht, aber jetzt wo du es sagst, fehlt mir der Prinz ebenso.
Aber trotzdem eine schöner Artikel!

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 15:11 #

Yikes! Nun ja, der Artikel ist halt nicht perfekt. Da kann man noch so viele Seiten schreiben, irgendwas geht einen immer durch die Lappen. Seht PoP als ersten Titel der Cinematic Plattformer an, ich glaube, das trifft es am besten.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66906 - 5. Oktober 2011 - 19:26 #

Schöner Artikel. Aber so sehr ich die Mario-Jump&Runs und viele andere auch liebe ... für mich bleibt die Donkey Kong Country - Trilogie auf dem SNES die beste Reihe in dem Genre. Ich spiele die noch heute immer mal wieder. Perfekt.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9438 - 5. Oktober 2011 - 20:04 #

Schöner Artikel in dem sicher einiges an Arbeit steckt.

Goh 17 Shapeshifter - P - 6181 - 5. Oktober 2011 - 22:24 #

Sehr schöner Artikel!
Ich schätze mal, da hat viel Recherche dahinter gesteckt^^
Mein Favoriten sind immernoch Super Mario Bros. und die ersten Castlevanias

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 6. Oktober 2011 - 0:06 #

wo ist Commander Keen?

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 15:12 #

Vierte Seite, vorletzter Absatz :)

Lord Helmchen 12 Trollwächter - 905 - 6. Oktober 2011 - 8:25 #

Schöner Artikel. Ein Meilenstein fehlt aber noch: Jumpman und Jumpman Junior.

partykiller 17 Shapeshifter - 7410 - 3. November 2011 - 23:53 #

interessant ist doch, dass die Jumpman Titel damals noch von Epyx rausgebracht wurden.
Vielleicht ging Nintendo deswegen nicht gegen Epyx vor, weil sie den Begriff "Jumpman" nicht als Marke geschützt hatten?
Nintendo war mit Donkey Kong und Jumpman eindeutig früher auf dem Markt, Epyx nutzte Donkey Kong als Vorlage.

Also, entweder haben sie beim Copyright geschlampt, oder sie fanden den Namen nicht schützenswert. Epyx hat tatsächlich das Trademark an dem Namen Jumpman gehabt.
Naja, im Endeffekt auch egal, dafür hat Nintendo das Mario Franchise.

Ich vermisse die Jak&Daxter Reihe, die kann man in etwa parallel zu Ratchet & Clank nennen, außerdem waren die Sly Raccoon Titel eine echte Bereicherung. Das zumindest im Zusammenhang mit der PS2.

Aus dem Bereich der Heimcomputer könnte man noch die Rick Dangerous Titel nennen. Und vielleicht noch Fire & Ice. Nebulus (Tower Toppler) war auch ein schöner Titel.

Und kann man Impossible Mission nicht irgendwie auch als "Jump & Run" einordnen? :-)

Schöner Artikel auf jeden Fall, danke für den kleinen Ausflug in die Geschichte.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 6. Oktober 2011 - 20:15 #

Wieso ist eigentlich Pong nicht das älteste Spiel? Effektiv ist doch Tennis for Two das erste bekannte Videospiel, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, erschaffen irgendwann in den 50ern für einen Tag der offenen Tür in einem Kernforschungslabor. Und Pong ist das gleiche "in grün" nur mit anderem Namen.

Ansonsten sehr schöner Artikel, um mal wieder in Erinnerungen zu schwelgen. Die paar sprachlichen "Holprigkeiten" kann man gut verschmerzen.

Anonymous (unregistriert) 6. Oktober 2011 - 23:02 #

Voller Lücken...

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. Oktober 2011 - 1:59 #

Ich finde, Däif hat seine Sache mehr als gut gemacht, als er diesen Artikel recherchiert hat; da kann ich ein simples "Voller Lücken..." von irgendsoeinem dahergelaufenen anonymen Proll beim besten Willen nicht nachvollziehen...

Klar vermisst man das ein oder andere Spiel, und klar, es gab wirklich tolle Spiele damals (und heute), aber all diese würden den Umfang dieses Artikels hier wohl mehr als sprengen...

Guter Artikel...Kudos dafür!

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 7. Oktober 2011 - 9:26 #

Hübscher Artikel, keine Frage. Aber Däif, ganz ehrlich: Du solltest dringend nochmal auf Fehlerjagd gehen. ;)

Anonymous (unregistriert) 3. November 2011 - 22:38 #

Für mich ist Mirrors Edge, das bedeutendste Jump and Run seit Mario. Leider von der Masse nicht so gut aufgenommen, weil das Umsehen, in einem Raum um den Weg zu finden die Fähigkeiten der meisten leider übersteigt. Vielleicht liegt es auch am Controller, mit Maus hatte ich keine Probleme mal für ne Sekunde die Beine runter zu schauen, um richtig zu springen.