Vom Springen und Rennen

Die Geschichte der Jump-and-runs User-Artikel

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Alpha Waves ist eines der ersten Jump-and-runs in einer voll polygonalen Ebene. Dass die Entwicklung allerdings noch in den Kinderschuhen steckte, ist bei diesem Titel kaum zu übersehen...

Erste Gehversuche in der dritten Dimension

Obwohl 2D-Hüpfspiele nach wie vor in aller Munde waren, wurde dennoch Anfang der Neunziger nach neuen technischen Herausforderungen geforscht. Bereits in den achtziger Jahren gab es vereinzelte Experimente in die räumliche Tiefe, etwa Hideo Kojimas Penguin Adventure. 1990 wurde es dann polygonal. Infogrames (heute Atari) veröffentlichte Alpha Waves für Amiga, Atari ST und PC. Als Polygon-Haufen versucht ihr Jump-and-run-klassisch, den Levelausgang zu erreichen. Obwohl noch äußerst experimentell, zeigt der Titel, wo die Reise hingeht: Jeder Level besteht aus einem kleinen Raum, der in alle drei Achsen begehbar ist.  Die verschiedenen Wege, um ans Ziel zu gelangen, sind überraschend abwechslungsreich: Mal hüpft ihr auf Trampolinen herum, um höher gelegene Stellen zu erreichen, dann wieder müsst ihr vorsichtig einen Pfad entlanggehen, der nur aus geringer Sichtweite zu erkennen ist.

Ein weiterer experimenteller 3D-Jump-and-run-Versuch stammt aus der Feder des kurzlebigen japanischen Studios Exact. Diese veröffentlichten für den hierzulande nahezu unbekannten Heimcomputer Sharp X68000 den Shooter Geograph Seal. Obwohl kein Jump-and-run, konnte der hier steuerbare Mech doppelte und sogar dreifache Sprünge ausführen, die es den Gegnern schwerer machten zu treffen.

Aus dieser Idee bastelten Exact 1995 das 3D-Jump-and-run Jumping Flash!, einer der ersten Titel für die PlayStation (in Europa gar ein Launchtitel). Im Vergleich zu Geograph Seal wurden die Shooter-Elemente deutlich zurückgenommen. Stattdessen wurde der Schwerpunkt auf die dreifache Sprungfähigkeit eures Roboters (der ein Hase sein soll und deshalb auch „Robbit“ genannt wird) gesetzt. Um jeden der 18 frei begehbaren, aber sehr kleinen Levels zu überstehen, müsst ihr die vier Buchstaben E, X, I und T (für Exit) einsammeln und schließlich ins Ziel bringen. Alle drei Levels kommt dann noch ein Boss hinzu. Jumping Flash! bekam noch ein Sequel weltweit und eins Japan-exklusiv, bevor die Reihe in Vergessenheit geriet. 

Jetzt wisst ihr, warum Crash Bandicoot in der Vorproduktion auch scherzhaft „Sonics Ass Game" genannt wurde. Etwa zu 60 Prozent des Spiels starrt Ihr nur auf die Rückseite des Protagonisten.
Ein weiterer Entwurf, wie ein 3D-Jump-and-run aussehen könnte, kam von einer Rüpel-Truppe aus Santa Monica. 1994 entwickelte Naughty Dog den müden Mortal-Kombat-Abklatsch Way of the Warrior für das 3DO. Trotz mauer Kritiken konnte die junge Firma einen Drei-Titel-Deal mit Universal ergattern. Die Spiele sollten exklusiv für die PlayStation erscheinen. Das Team um Jason Rubin und Andy Gavin entschied sich für einen dreidimensionales Jump-and-run mit einem anthropomorphischen Charakter. 1996 schließlich erblickte die Beutelratte Crash Bandicoot das Licht der Welt. Das Besondere an Crash: Anstatt sich durch kleine, frei begehbare Levels zu bewegen, spielt sich das Ganze mehr wie ein „Mario in der Tiefe“. Jeder der Levels besteht aus einem extrem schmalen Pfad, den ihr nicht verlassen dürft. Hätte man Mitte der Neunziger den Begriff „Schlauchlevel“ gekannt, wäre Crash Bandicoot wie gemacht für diesen Ausdruck gewesen. Auch sonst gleicht Crash dem Klempner-Vorbild: Statt Münzen sammelt ihr Äpfel (Crash-Fans auch als Wumpa-Früchte bekannt), Blöcke werden zu Kisten, viele Gegner lassen sich mit einem Sprung auf den Kopf besiegen. Als „Health-Points“ sammelt ihr Ureinwohner-Masken, habt ihr drei Masken gefunden, seit ihr kurzzeitig unverwundbar. 

Crash Bandicoot entwickelte sich zu einer der meistverkauften Titel für die PlayStation. Crash selbst durfte noch mal in zwei Sequels und einem Mario-Kart-Kon antreten, bevor Naughty Dog sich einem anderen Charakter widmete. Seitdem fristet er bei Vivendi (seit 2008 Activison Blizzard) sein Dasein. Leider konnte keiner der Nicht-Naughty-Dog-Titel jemals wieder an die Qualität der PSone-Abenteuer heranreichen.

Wichtig jedoch: Keiner der hier vorgestellten 3D-Jump-and-runs konnte dem Genre seinen Stempel aufdrücken. Die verschiedenen Konzepte für Dreidimensionalität in Jump-and-runs blieben bei den jeweiligen Reihen. Die Industrie hatte noch kein Gameplay gefunden, das ähnlich wie zuvor Super Mario Bros. die 2D-Jump-and-runs beeinflusst hatte. Erst die Hüpfspiel-Ikone persönlich musste wieder ran, um 3D bei Jump-and-runs aus den Kinderschuhen zu helfen. 
Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 5. Oktober 2011 - 18:11 #

Irgendwie fehlt mir hier der Prinz von Persien, der 1989 das Genre revolutionierte.

SirCartman 14 Komm-Experte - 2298 - 5. Oktober 2011 - 22:22 #

Ich hab jetzt nicht dran gedacht, aber jetzt wo du es sagst, fehlt mir der Prinz ebenso.
Aber trotzdem eine schöner Artikel!

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 15:11 #

Yikes! Nun ja, der Artikel ist halt nicht perfekt. Da kann man noch so viele Seiten schreiben, irgendwas geht einen immer durch die Lappen. Seht PoP als ersten Titel der Cinematic Plattformer an, ich glaube, das trifft es am besten.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66915 - 5. Oktober 2011 - 19:26 #

Schöner Artikel. Aber so sehr ich die Mario-Jump&Runs und viele andere auch liebe ... für mich bleibt die Donkey Kong Country - Trilogie auf dem SNES die beste Reihe in dem Genre. Ich spiele die noch heute immer mal wieder. Perfekt.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9451 - 5. Oktober 2011 - 20:04 #

Schöner Artikel in dem sicher einiges an Arbeit steckt.

Goh 17 Shapeshifter - P - 6181 - 5. Oktober 2011 - 22:24 #

Sehr schöner Artikel!
Ich schätze mal, da hat viel Recherche dahinter gesteckt^^
Mein Favoriten sind immernoch Super Mario Bros. und die ersten Castlevanias

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 6. Oktober 2011 - 0:06 #

wo ist Commander Keen?

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 15:12 #

Vierte Seite, vorletzter Absatz :)

Lord Helmchen 12 Trollwächter - 905 - 6. Oktober 2011 - 8:25 #

Schöner Artikel. Ein Meilenstein fehlt aber noch: Jumpman und Jumpman Junior.

partykiller 17 Shapeshifter - 7410 - 3. November 2011 - 23:53 #

interessant ist doch, dass die Jumpman Titel damals noch von Epyx rausgebracht wurden.
Vielleicht ging Nintendo deswegen nicht gegen Epyx vor, weil sie den Begriff "Jumpman" nicht als Marke geschützt hatten?
Nintendo war mit Donkey Kong und Jumpman eindeutig früher auf dem Markt, Epyx nutzte Donkey Kong als Vorlage.

Also, entweder haben sie beim Copyright geschlampt, oder sie fanden den Namen nicht schützenswert. Epyx hat tatsächlich das Trademark an dem Namen Jumpman gehabt.
Naja, im Endeffekt auch egal, dafür hat Nintendo das Mario Franchise.

Ich vermisse die Jak&Daxter Reihe, die kann man in etwa parallel zu Ratchet & Clank nennen, außerdem waren die Sly Raccoon Titel eine echte Bereicherung. Das zumindest im Zusammenhang mit der PS2.

Aus dem Bereich der Heimcomputer könnte man noch die Rick Dangerous Titel nennen. Und vielleicht noch Fire & Ice. Nebulus (Tower Toppler) war auch ein schöner Titel.

Und kann man Impossible Mission nicht irgendwie auch als "Jump & Run" einordnen? :-)

Schöner Artikel auf jeden Fall, danke für den kleinen Ausflug in die Geschichte.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 6. Oktober 2011 - 20:15 #

Wieso ist eigentlich Pong nicht das älteste Spiel? Effektiv ist doch Tennis for Two das erste bekannte Videospiel, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, erschaffen irgendwann in den 50ern für einen Tag der offenen Tür in einem Kernforschungslabor. Und Pong ist das gleiche "in grün" nur mit anderem Namen.

Ansonsten sehr schöner Artikel, um mal wieder in Erinnerungen zu schwelgen. Die paar sprachlichen "Holprigkeiten" kann man gut verschmerzen.

Anonymous (unregistriert) 6. Oktober 2011 - 23:02 #

Voller Lücken...

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. Oktober 2011 - 1:59 #

Ich finde, Däif hat seine Sache mehr als gut gemacht, als er diesen Artikel recherchiert hat; da kann ich ein simples "Voller Lücken..." von irgendsoeinem dahergelaufenen anonymen Proll beim besten Willen nicht nachvollziehen...

Klar vermisst man das ein oder andere Spiel, und klar, es gab wirklich tolle Spiele damals (und heute), aber all diese würden den Umfang dieses Artikels hier wohl mehr als sprengen...

Guter Artikel...Kudos dafür!

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 7. Oktober 2011 - 9:26 #

Hübscher Artikel, keine Frage. Aber Däif, ganz ehrlich: Du solltest dringend nochmal auf Fehlerjagd gehen. ;)

Anonymous (unregistriert) 3. November 2011 - 22:38 #

Für mich ist Mirrors Edge, das bedeutendste Jump and Run seit Mario. Leider von der Masse nicht so gut aufgenommen, weil das Umsehen, in einem Raum um den Weg zu finden die Fähigkeiten der meisten leider übersteigt. Vielleicht liegt es auch am Controller, mit Maus hatte ich keine Probleme mal für ne Sekunde die Beine runter zu schauen, um richtig zu springen.