Auch die Ampeln im Spiel könnt ihr hacken und so Verkehrsunfälle provozieren, die je nach Verkehrslage unterschiedlich heftig ausfallen. Witziges Detail: Passanten werden teils zu Schaulustigen und fotografieren den Crash mit ihrem Handy.

Einmaleins für VerkehrsrowdysUm in den zuvor für unseren Besuch "vorbereiteten" Bezirk zu gelangen, könnten wir nun einfach unsere Füße benutzen. Stattdessen greifen wir uns allerdings das nächstbeste Auto, das brav vor uns anhält, als wir uns frech auf die Straße stellen. Ganz so rabiat wie Nico Bellic holen wir die Fahrerin mit Aiden zwar nicht aus ihrem fahrbaren Untersatz – mit Samthandschuhen fassen wir sie aber auch nicht gerade an. Egal, die schwarze Familienkutsche gehört jetzt uns. Wir folgen der komfortablen Markierung des Navigationssystems, das unserem Eindruck nach genauso gut funktioniert wie in der GTA-Serie. Parallelen gibt es auch bei den Fahrmodellen, denn jedes Fahrzeug, das wir uns mit Aiden unter den Nagel reißen, fühlt sich vollkommen anders an. Unser Familienvan kommt etwa vergleichsweise schwerfällig in die Gänge und seine höhere Masse macht Kurvenfahrten bei höherer Geschwindigkeit schwieriger. Die Sportwagen wiederum beschleunigen erwartungsgemäß stark, verlieren auf uneben verlaufender Straße aber leicht den Bodenkontakt. Größere Autos rammen wir damit zudem nicht einfach so aus dem Weg. Touchieren wir sie, haben wir das Gefühl, eine Betonwand geküsst zu haben – ganz so groß sind die Unterschiede selbst im letzten Teil der Rockstar-Games-Serie nicht gewesen. Dort gab es auch nicht die Cockpitansichten für jedes Fahrzeug. Abgeschaut haben sich die Entwickler allerdings die zum Spielen unbrauchbare Ansicht mit wechselnden Perspektiven.

Watch Dogs simuliert eine lebendige, glaubwürdige Welt. Zumindest in der von uns gespielten PS4-Version begegnen uns im Verkehr nicht so viele Auto-Klone wie etwa in GTA 4.

Allein mit seinen Autofahrten könnte Watch Dogs schon als Open-World-Rennspiel durchgehen. Kein Wunder, immerhin zeichnet mit Ubisoft Reflections der Entwickler von Spielen wie Driver San Francisco (GG-Test: 8.5) für die Fahrzeugphysik verantwortlich. Hoffen wir nur, dass sie nicht auch in die Story des Spiels involviert sind.

Auffällig am Straßenverkehr ist in jedem Fall die hohe Verkehrsdichte, die uns in einer glaubwürdigen Stadtsimulation wähnt. Wir begegnen ständig anderen Fahrzeugmodellen und werden nicht ständig mit weniger als einer handvoll unterschiedlicher Vehikel umkreist. Das gilt zumindest für die von uns gespielte PlayStation-4-Version. In den Current-Gen-Versionen wird der Verkehr und die Vielfalt der Fahrzeuge um uns herum wohl nicht ganz so groß sein. Andere Fahrzeuge wie Boote und Motorräder wird es aber auch dort geben.

Es werde grünAuch im Auto wollen wir zunächst nicht zu sehr auf uns aufmerksam machen. Wir merken aber schnell, dass niemand die Polizei alarmiert, wenn wir mal eine rote Ampel überfahren oder kurz prüfen, wie widerstandsfähig der Lack unseres Nebenmanns ist – ganz genau nimmt es die Simulation am Ende also nicht. So lange wir keine Passanten plattwalzen, können wir sogar den Bürgersteig als Straßenfortsatz verwenden. Eleganter finden wir es trotzdem, die Ampeln während der Fahrt einfach auf grün zu schalten, indem wir sie hacken. Auch das geht kinderleicht per Knopfdruck, birgt aber auch gewisse Risiken. Denn an einer Kreuzung kann es dadurch auch schnell zu Unfällen kommen, weil plötzlich alle ein grünes Lämpchen sehen. Bei unseren Tests hat sich hierbei kein Unfall wie ein anderer ereignet. Es macht schon einen großen Unterschied, ob sich an der Stelle zwei Straßen weiter außerhalb kreuzen oder inmitten der nur langsam befahrbaren Innenstadt. Witzig fanden wir beim Crash in der Innenstadt besonders, dass einige der Passanten plötzlich ihre Handys zücken und euer Werk fotografieren.

In Waffenläden gibt es neue Knarren und Munition zu kaufen.

Unsere Hackingfähigkeiten im Auto verwenden wir aber auch an anderer Stelle. Wird die Polizei nämlich auf uns aufmerksam und verfolgt uns, nutzen wir erneut unser Mobiltelefon, um sie abzuhängen. Durch Manipulation versuchen wir, besagte Crashs zu provozieren und so Verwirrung zu stiften. An einigen Stellen können wir aber auch Poller aus der Straße fahren lassen, um so ein Hindernis für unsere Häscher zu schaffen.

Das klingt ziemlich witzig und verspricht eine Menge Spaß. Hilfreich auf der Flucht oder beim heimlichen Eindringen in ein Gebäude kann es aber auch sein, einen Blackout zu erzeugen, also den Strom in einem ganzen Block lahmzulegen. Insbesondere sind wir bei Elementen wie diesen gespannt, inwieweit sie vielfältige Lösungsmöglichkeiten in den Storymissionen zulassen, zu denen Ubisoft sich bislang nicht gerade umfassend geäußert hat.

Ein Hacker kommt selten alleinWir sind mit Aiden mittlerweile in der Innenstadt angekommen. In der Fußgängerzone sind jede Menge Passanten unterwegs, von denen eigentlich jeder ein Smartphone bei sich trägt. Um das zu unseren Gunsten zu nutzen, wechseln wir in den Untersuchen-Modus, in dem die Kamera näher heranzoomt und unser Sichtfeld aus der Schulterperspektive deutlich einschränkt. Dann sehen wir um uns herum alle Menschen, rufen Informationen über sie ab oder belauschen ihre Gespräche. Insofern sie ihre Kreditkartendaten auf dem Handy gespeichert haben, können wir ihnen diese Daten klauen und am Geldautomaten in bare Münze umwandeln. Mit dem Geld wiederum ist Aiden in der Lage, neue Waffen oder Munition zu kaufen. Das kann auch mal ein Raketenwerfer sein, für den unser Budget aber leider nicht ausreichte. Wir dürfen aber auch andere Dinge wie Smartphone-Apps erwerben, die teilweise nur der Unterhaltung dienen, von denen viele aber auch von spielerischem Wert sind. Für Aktionen wie den Kreditkartendiebstahl gibt es zusätzliche Erfahrungspunkte, durch die neue Fähigkeiten erworben werden können. Allzu viel wissen wir darüber noch nicht, da Ubisoft auch in diesem Punkt noch schweigt. Unter anderem dürfte es aber um die Erhöhung der Reichweite bei Hacks und Ähnlichem gehen.

Aber wir sind aus einem anderen Grund hier, denn in Watch Dogs können andere Spieler in unsere Spielwelt eindringen und uns hacken – sofern wir das dem Spiel erlauben! Sobald ein anderer Spieler – der dann natürlich nicht wie Aiden aussieht – versucht, unsere Daten zu klauen, werden wir darüber informiert und müssen nun nach dem Übeltäter suchen und ihn ausschalten. Da sich beide Spieler nur innerhalb eines bestimmten Gebiets aufhalten dürfen, stehen unsere Chancen auch nicht so schlecht, wie wir anfangs noch denken. Haben wir den Hacker durch Scannen der Passanten entdeckt, müssen wir ihn im Nahkampf erledigen. Bei uns blieb der Hackversuch ohne Erfolg, denn anstatt sich ein richtiges Versteck zu suchen, versuchte unser Angreifer, in einer Menschentraube unterzutauchen – damit hatte er es uns aber zu einfach gemacht. Auch seine Chance, doch noch mal zurückzuschlagen, erstickten wir im Keim, indem wir uns nach unserem Attentat rasch aus dem Gebiet zurückzogen und so auch verhinderten, dass uns die Polizei auf die Schliche kommt.

Aiden kann Poller aus der Straße hochfahren lassen, um seine Verfolger aufzuhalten.