Wer regulär nach Dogtown will, der hat keine andere Möglichkeit, als diesen schwer bewachten Checkpoint zu passieren.

 

Auf ein Bierchen mit der Präsidentin

Als ich beim abgestürzten Shuttle angelangt bin und alle Feinde erledigt habe, überfällt mich beim Betreten des Cockpits Rosalind Myers höchstselbst mit einem Kolbenschlag ins Gesicht. Mangels hohem Stärkewert kann ich den Spieß nicht herumdrehen und sie nagelt mich auf den Boden, wo ich mich zu erkennen gebe und sie sich beruhigt. Es folgt ein Zeitsprung für den zweiten Teil der Demo. V und Myers betreten mit gezogenen Waffen eine Wohnung in einem verlassenen Wohnblock. Die Luft ist rein, also geht Myers sich im Bad umziehen, während ich einen Generator in der Ecke inspiziere. Johnny Silverhand nutzt den ungestörten Moment, um V vor Myers zu warnen und zu mehr Skepsis gegenüber Songbird und ihrer angeblichen Lösung für das Relic-Problem zu raten. Nun ja Johnny, erstmal sitzen wir wohl oder übel zusammen mit der Präsidentin hier, während Feinde draußen auf der Suche nach ihr jeden Stein umdrehen. Ich scanne die Wohnung nach Batteriezellen ab, um den Generator zu reparieren und klopfe auch bei der Gelegenheit an die Badezimmertür. "Ich kann mich allein anziehen, weißt du V", tönt es gedämpft durch die Tür. Nach einer kurzen Pause folgt "Ich musste es nur seit 20 Jahren nicht mehr tun."

 

Kurt Hansen ist, euphemistisch gesagt, kein angenehmer Zeitgenosse.

Schließlich funzeln die Lampen und Myers hat ihr modisches Kostüm gegen Militärkleidung getauscht. Triumphierend zeigt sie V die Biere, die sie gefunden hat. Ich entscheide mich, mich zu ihr zu setzen und anzustoßen. Das Radio wechselt auf eine Sendung mit Hansen, der natürlich beteuert, er wäre nicht so verrückt, eine Rakete auf das Shuttle der Präsidentin zu feuern. Da laufe eine Kampagne, um ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben und die Leute sollten besser darüber nachdenken, wer am meisten davon profitiere. Gerade wütet Myers noch gegen den verlogenen Hund, da hören beide Stimmen im Flur und ziehen den Kopf ein.

Und da sind wir wieder bei der Szene mit den beiden Fremden, die zufällig durch die Lichter angelockt wurden. Nachdem es beim ersten Mal wie eingangs beschrieben schief ging, lade ich den letzten Autosave. Myers empfiehlt erneut, die Eindringlinge direkt zu überrumpeln und kalt zu machen, doch ich melde mich, bevor der Timer abläuft starte ein Gespräch. Diesmal halte ich Abstand. Der Anführer der beiden wollte schonmal einen Deal mit Hansen machen und hat dadurch sein Bein verloren, wie sich sein Kumpel verplappert. Dennoch will er nicht einfach abziehen, sondern einen Vorteil aus der Sache schlagen. Er fragt, warum er nicht lieber mit seiner Entdeckung zu Hansen gehen soll. Die Konzerner-Antwort würde ihn darauf hinweisen, dass die Präsidentin natürlich über viel mehr Mittel verfügt. Doch ich will ihn etwas zurechtstutzen und sage, tot würde er zu 100 Prozent die Klappe halten. Das schüchtert ihn allerdings nicht ein, sondern lässt die Situation wieder eskalieren. V und Myers entsorgen die Leichen (die in meinem Fall aber noch Animationen abspulten, als hätte ich sie betäubt) und legen sich hin.

Am nächsten Morgen erwacht V zum Geräusch von Regen, der eimerweise auf den Asphalt trommelt. Ich geselle mich zur Präsidentin, die am Balkon raucht. Songbird ist nicht aufgetaucht, was nun? Myers weiß nicht, wem sie trauen kann, in Washington anzurufen ist also keine Option. Daher gibt sie V Anweisungen, wie sie den Schläfer-Agenten Solomon Reed aktivieren kann und überreicht ihr eine blaue Marke, mit der sie sich als Regierungsagentin ausweisen kann. "Willst du den Eid schwören, damit es sich echt anfühlt?”, fragt sie halbernst.

Oft patrouillieren nicht nur bewaffnete Soldaten von Hansen die Straßen von Dogtown, sondern auch Kampfroboter. Dieses Exemplar ist aber nochmal ein größeres Kaliber als das, was ihr bei der Fahrt durch die Straßen zu Gesicht bekommt.

 

Die Suche nach Idris Elba

“Gut, dass du den Fascho-Eid nicht geschworen hast”, tönt der im Fahrstuhl nach unten erscheinende Johnny Silverhand. Ich entscheide mich, ein wenig zu sticheln. Doch es zeigt sich, dass Johnny gar nicht allgemein gegen das System wettern will. Überraschend berichtet er, dass er selbst einmal als Soldat gedient und voll Inbrunst einen Eid geschworen hat. An die Worte kann er sich nicht erinnern, wohl aber an das Gefühl. Als wir auf die hellen Straßen treten, begrüßt uns eine rote Rauchsäule, die den blauen Himmel eilt. “Sieht aus, als hätte Dogtown einen neuen Papst”, ruft Johnny.

 

Auch im DLC gibt Johnny Silverhand (Keanu Reeves) fleißig seinen Senf dazu.

Bei dem Rauchsignal handelt es sich um die Markierung von Fracht, die aus der Luft abgeworfener wurde, verraten mir die Entwickler später. Es handelt sich dabei um eine neue Open-World-Aktivität, die nur in Dogtown vorkommt. Ich widerstehe der Ablenkung, da meine Zeit langsam abläuft und ich noch Reed treffen will, der von Schauspieler Idris Elba verkörpert wird. Um ihn zu kontaktieren, fahre ich zu einem Capitan-Caliente-Lokal in der Nähe. Das ist schon länger geschlossen und ich habe weder genug Tech- noch Stärke-Punkte, um die Tür ohne Umwege zu öffnen. Es führen aber Kabel zu einem Stromkasten über mir. Ein über eine Brüstung ragendes Holzbrett zeigt in Richtung eines Baugerüsts, das mich unter das Ziel bringen kann. An vielen solchen Stellen scheint nun das Level-Design in Dogtown noch mehr zum Klettern zu animieren und die Vertikalität des urbanen Szenarios noch stärker zu nutzen, als es Night City ohnehin schon tut. Nachdem das Tor mit Strom versorgt ist, muss ich ein altes Schnurtelefon suchen. Bei der Suche mit dem Scanner fällt ein Schrank mit Kratzspuren am Boden auf und in der Tat finde ich dahinter ein Telefon mit digitalem Tastenfeld an der Wand. Ich tippe den von Myers genannten Code auf dem Tastenfeld manuell ein, V nimmt den Hörer und hält ihn Johnny entgegen. Erst halte ich es für eine Geste, damit er besser mithören kann, auch wenn er natürlich im Kopf von V steckt und ohnehin alles mitkriegt. In Wahrheit hält V aber den Hörer ratlos der Projektion ihres Mitbewohners in ihrem Oberstübchen entgegen. Er führt mit ulkigem Gesichtsausdruck die Hand mit ausgestrecktem Daumen und kleinem Finger an die Seite des Kopfes, um V mimisch zu zeigen, wie man das Ding benutzt. Während ich noch vor mich hin grinse, meldet sich eine Stimme am anderen Ende und nennt mir einen Treffpunkt. Ich schwinge mich also erneut in mein Auto und habe wieder Gelegenheit, etwas in das Programm von einer der drei neuen Radiostationen
zu schnuppern.

Der Treffpunkt ist nach Vorbild eines Atriums gestaltet und dient heute als Basketballplatz. Während wir warten, warnt Johnny nochmal eindringlich, Myers und Reed zu sehr zu vertrauen. Für ihn riecht da etwas mächtig faul und er deutet wieder seine Vergangenheit als Soldat an, die er am liebsten verdrängen würde. Das erste, was ich von Reed sehe, ist der Lauf seiner Waffe, der in Vs Seite drückt. “Nicht umdrehen”, raunt er und verlangt Antworten. Durch die Marke von Myers kann V sich ausweisen, Reed befiehlt, zu einem Auto in der Nähe zu gehen. Ich sitze ein paar Sekunden auf dem Beifahrersitz, bis er auftaucht, sich überall umsieht und sich ans Steuer setzt. V erzählt ihm die ganze Geschichte, auch jetzt lässt er die Waffe niemals los. Von Johnnys Misstrauen bis hin zu Reeds ständiger Suche nach Gefahr vermittelt Phantom Liberty hier schon schön ein Gefühl von Paranoia, das schon früh eine Grundzutat bei der Entstehung des Cyberpunk-Genres war. Als Reed das Auto startet, um zur weiter im Treffpunkt versteckten Myers zu fahren, ist meine Zeit in Dogtown leider schon abgelaufen.

Zurück im Versteck hätte V gemeinsam mit Myers und Reed die Lage sondiert und die nächsten Schritte geplant.

 

Neuerungen für ganz Night City

Phantom Liberty soll auch Neuerungen mit sich bringen, die sich auf die ganze Spielwelt auswirken, wie die Entwickler im Anschluss an die Spielsitzung verraten. Der Release der Erweiterung am 26. September 2023 für PC, PS5 und Xbox Series S|X (die Lastgen-Versionen erhalten weder die Erweiterung noch weiter Inhalts-Aktualisierungen) wird also sicherlich mit dem schon angekündigten nächsten großen Update zusammenfallen. Ein neues Feature, das gut im Rahmen der Story von Phantom Liberty zum Einsatz kommen könnte: Ihr sollt euer Gesicht zu dem Zweck verändern können, unerkannt zu bleiben.

 

Der motorisierte Kampf soll einige Überarbeitungen erhalten.

Euch werden eine Reihe neuer Fahrzeuge (teils schwer bewaffnet) zur Verfügung stehen und der Kampf am Steuer wird unter anderem um die Möglichkeit bereichert, auf Motorrädern ein Katana ziehen und damit gezielt die Reifen anderer Wagen zerstören zu können. Auch soll es Netrunnern möglich werden, Schabernack mit anderen Verkehrsteilnehmern anzurichten, der Watch Dogs-Spielern vertraut vorkommen dürfte, wie andere Autos unfreiwillig bremsen zu lassen. Ebenso wird das Fahndungslevel-System überarbeitet. So soll die verbesserte KI des NCPD nun auch Taktiken einsetzen, wie Barrikaden zu errichten oder Polizeiwagen in eure Fahrbahn zu steuern, um euch aufzuhalten. Nicht zuletzt soll nun auf der höchsten Fahndungsstufe die MaxTac-Spezialeinheit nicht einfach spawnen, sondern angemessen inszeniert per Einsatzflieger landen. Aber auch auf Seiten der Banden von Night City soll sich etwas tun: So werde es nun als zufälliges Event in der Spielwelt vorkommen, dass verfeindete Banden sich gegenseitig mit Autos jagen und ihr könnt euch bei diesen Verfolgungsjagden auch einmischen.

Autor: Hagen Gehritz (GamersGlobal)