Koudelka

Koudelka User-Artikel

Geisterjagd im verfluchten Kloster

CharlieDerRunkle / 2. Oktober 2021 - 9:22 — vor 10 Wochen aktualisiert

Teaser

Im Jahr 1898 gehen ein misanthropisches Medium, ein undurchsichtiger Draufgänger und ein mürrischer Bischof in einem verfluchten walisischen Kloster einem düsteren Geheimnis auf den Grund.
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Achtung, Spoiler! Mehr sage ich dazu nicht, denn dieses Rollenspiel ist immerhin über 20 Jahre alt… Ich muss anmerken, dass ich Koudelka für diesen Artikel mithilfe eines Emulators gespielt habe, aus dem auch die Bilder stammen. Es sieht aber im Original auf der PlayStation ähnlich aus. Wobei die Grafik sogar zweckmäßig ist, denn sie trägt gut zur Atmosphäre bei. Alles ist sehr dunkel, es herrscht ewige Nacht. Spielt eh keine Rolle, da wir uns in erster Linie durch das alte Gemäuer schlagen, in dessen Schatten so manch düstere Kreatur auf uns lauert… Doch alles schön der Reihe nach.
 

Helden, die keine sind

Koudelka Iasant ist ein Medium, das mit Geistern kommunizieren kann. Als sie der Geist einer jungen Frau namens Elaine um Hilfe bittet, bricht sie sofort auf und dringt in das scheinbar verlassene Kloster ein. Dort trifft sie auf den Herumtreiber Edward Plunkett, der nach einer unschönen Begegnung mit einer bösartigen Kreatur im Sterben liegt. Koudelka kann die Kreatur besiegen und heilt Edward, der seitdem nicht mehr von ihrer Seite weicht (zumindest den größten Teil des Spiels). Kurz darauf stellen sie fest, dass hier trotz der monströsen Abnormitäten, die die Mauern des Klosters unsicher machen, ein älteres Ehepaar lebt, das nach dem Rechten sieht. Die scheinbar freundlichen Eheleute bieten den beiden etwas von ihrer Suppe an und geben ihnen Revolver-Munition.

Als Koudelka und Edward aufbrechen, ist klar, dass mit dem Pärchen etwas nicht stimmt: Die Suppe war vergiftet. Erneut muss Koudelka Edward das Leben retten. Sie beschließen, das fürs Erste auf sich beruhen zu lassen und weiter das dunkle Gemäuer zu erkunden. Ein paar Räume weiter, in einem alten Gewächshaus, finden sie den bewusstlosen James O‘Flaherty, der von einer mutierten Pflanze angegriffen wurde. Nachdem die Pflanze besiegt wurde, ziehen sie zu dritt weiter.
 
Im Laufe des Spiels wird deutlich, dass keiner der drei die Bezeichnung „Held“ verdient. Koudelka ist zynisch und kalt und lässt ungern Menschen in ihre Nähe. Als Kind konnte sie aufgrund ihrer Begabung auf den Tag genau den Tod ihres Vaters vorhersagen, woraufhin die Leute in ihrem Dorf Angst vor ihr bekamen. So wurde sie von ihrer Mutter verstoßen und gewöhnte sich daran, allein zu sein und Menschen im Allgemeinen mit Verachtung zu strafen.
Wir retten den Kleriker James.

Edward hingegen stammte aus reichem Hause, konnte aber die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllen. Eigenlicht hätte er Akademiker werden sollen, interessiert sich aber eher fürs Entdecken. Dummerweise ist seiner Meinung nach bereits alles entdeckt – der amerikanische Kontinent ist besiedelt und sämtliche Dschungel auf der Welt sind kartografiert. So zieht er auf der Suche nach Abenteuern durch die Welt und erfährt von dem alten Kloster, in dessen Mauern viele Schätze zu finden sein sollen. Doch er hat auch seine dunklen Seiten. So erschießt er kaltblütig einen Mann, der uns an einer Stelle des Spiels angreift und von uns besiegt und befragt wird.

Der Ire James hat eine persönliche Verbindung zu dem Kloster, was ihm nur teilweise bewusst ist. Als junger Student in Oxford waren er und sein bester Freund, Patrick Heyworth, in dieselbe Frau verliebt. Als er erkennt, dass er ihr (wie er glaubt) nichts zu bieten hat, verzichtet er auf sie und wendet sich der Kirche zu. Durch seine zielstrebige Art macht er schnell Karriere und wird eines Tages Bischof. Da stiehlt sein alter Freund Patrick ein geheimes Manuskript aus dem Vatikan. In besagtem Manuskript, das älter ist als die Kirche selbst und dessen Existenz stets geleugnet wurde, geht es um das ewige Leben beziehungsweise um das Wiederbeleben von Toten. James soll dieses Émigré-Manuskript zurückholen. Für James bricht eine Welt zusammen, als er die Zusammenhänge erkennt – die Frau, dessen Geist Koudelka kontaktierte, ist eben jene Elaine, die er in seiner Jugend seinem besten Freund überließ…
 

Wir gehen auf Geisterjagd

Von Anfang an werden wir immer wieder von Geistern, lebendig gewordenem Mobiliar, Ritterrüstungen und teils unbeschreiblichen Kreaturen aller Art angegriffen. Nach und nach lösen wir die Rätsel des alten Klosters und dringen in seine dunkle Geschichte ein. Berge verwesender Leichen und Kreaturen, die entfernt an die Körper von gefolterten und zerstückelten Menschen erinnern, belegen die Berichte, nach denen vor Jahrhunderten aus dem Kloster ein Gefängnis gemacht wurde, in dem Tausende ihr Leben ließen. Dann erwarb Patrick das Gemäuer und begann mit seinen unheiligen Experimenten mit dem Ziel, Elaine wiederzubeleben.

Mit der Zeit werden die Monster immer stärker, aber auch unsere Gruppe sammelt Erfahrungspunkte und levelt auf. Es gibt verschiedene Attribute, auf die wir unsere Fertigkeitspunkte verteilen können, die wir nach jedem Level-Aufstieg erhalten. Zudem finden wir Nahkampf- sowie Schusswaffen, Heiltränke und magische Gegenstände, die unsere Attribute verbessern. Das Kampfsystem erinnert an ein Final Fantasy; in den zufällig stattfindenden rundenbasierten Kämpfen legen wir für jeden Einzelnen fest, was er machen soll. Jeder unserer (Anti-)Helden kann sich in jeder Runde ein Mal bewegen und eine Aktion ausführen, also einen Gegner angreifen, einen Zauber wirken oder einen Gegenstand benutzen. So können die Kämpfe sehr taktisch ausfallen, insbesondere die hin und wieder auftretenden Bossgegner erfordern das richtige Vorgehen, sonst gibt es drei weitere Leichen im Kloster, was nicht weiter auffällt, aber dennoch ärgerlich ist.
 
An Quellen mit Weihwasser kann unser Spielstand gespeichert werden, zudem gibt es an bestimmten Stellen temporäre Speicherpunkte. Im Allgemeinen sind die sie recht fair verteilt. Zudem werden wir mit dem Hinweis, dass etwas nicht stimmt, vor einem bevorstehenden Boss-Kampf gewarnt. Und vieles ist Learning-by-Doing, nach und nach steigt man aber hinter die Mechaniken des Spiels.
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Wir werden von unfreundlichen Möbeln attackiert.
 
Maverick 34 GG-Veteran - - 1330203 - 2. Oktober 2021 - 9:23 #

Ein sehr schöner User-Artikel zu einem mir bisher unbekannten Titel bzw. Spiele-Reihe, hat Spaß gemacht zu lesen. :)

thoohl 20 Gold-Gamer - - 23474 - 2. Oktober 2021 - 9:41 #

Danke für die Beschreibung.

Schön finde ich:"Klar gibt es Titel, bei denen es sich lohnt, immer wieder von vorne anzufangen und neue Wege zu beschreiten und Dinge auszuprobieren, beispielsweise in jedem Spiel der The Elder Scrolls-Reihe"

War nach Spielzeit im dreistelligen h Bereich froh, auch relativ durch zu sein. Es ist aber auf jeden Fall so, dass mich das Wissen der Alternativen in diesen Spielen immer reizt, was wäre wenn, ich das aber meist nachlese. Also auch Entscheidungsstränge im Spiel.

Schönes Wochenende.

direx 22 Motivator - - 37041 - 2. Oktober 2021 - 11:08 #

Ich erinnere mich wieder, das Ding auf meine PS1 gespielt zu haben. Hat Spaß gemacht damals ...

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 2. Oktober 2021 - 12:06 #

Koudelka war cool seinerzeit. Aber Elaine fand ich zum kotzen schwer.

Saphirweapon 17 Shapeshifter - 7136 - 2. Oktober 2021 - 22:47 #

Dann hast du dich zuwenig mit dem Kampfsystem beschäfigt. Die Statuswerteverändernden Zaubersprüche waren einfach absolut OP. Auf maximalem Level (3) waren es entweder +9 für die eigenen Leute oder auch -9 für den Gegner. Spätestens damit verkamen alle Kämpfe zum Spaziergang. Aber auch ohne diese Sprüche war es viel zu einfach. Einfach bei Edward alles in Konstitution und keiner kam je an ihm vorbei und an deine magischen Glaskanonen in den hinteren Reihen ran.

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 3. Oktober 2021 - 12:25 #

Kann durchaus sein. Ist zulange her. :)

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421649 - 2. Oktober 2021 - 13:34 #

Wieder mal ein starker Artikel. Danke!

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 2. Oktober 2021 - 16:07 #

Toller Artikel, Charlie!
Ich selbst habe damals nur über Gaming-Magazine von Koudelka gelesen, es aber nie gespielt. Das Einzige, woran ich mich glaube, zu erinnern, ist dass die Kampfumgebungen wohl schachbrettmäßig funktioniert haben.

Saphirweapon 17 Shapeshifter - 7136 - 2. Oktober 2021 - 22:48 #

Das ist korrekt. Die eigene Gruppe beginnt auf der unteren Seite des "Schachbretts" und die Gegner auf der oberen. Oberste Regel beim bewegen ist es, dass du nur dann eine Reihe nach vorne vorrücken kannst, wenn du damit nicht an einem Gegner vorbeiziehst. Steht zum Beispiel einer deiner Leute auf der 3. Reihe von unten, müssen die Gegner ihn erst besiegen ehe sie an dieser Reihe vorbei und im Nahkampf an die unteren Reihen kommen. Andersrum gilt das Konzept natürlich genauso und auch man selber kommt nicht gleich im Nahkampf an alle Gegner ran.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56362 - 2. Oktober 2021 - 16:27 #

Das Spiel ist an mir vorbei gegangen, aber dieser tolle Artikel natürlich nicht! Prima, Charlie!

Saphirweapon 17 Shapeshifter - 7136 - 2. Oktober 2021 - 22:35 #

Schöner Artikel und eines meiner Lieblings-Spiele und eine Perle auf der PS1. Die Athmosphäre die das Spiel verströmt ist einmalig. Dazu die sehr gute Deutsche Synchronisation und die vielen launigen Gesprächsmomente innerhalb der Gruppe.

Leider ist der Umfang eher gering und der Schwierigkeitsgrad quasi nicht vorhanden.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7454 - 4. Oktober 2021 - 8:56 #

Nur so aus Interesse: Es gab eine deutsche Version von Koudelka??

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 4. Oktober 2021 - 9:21 #

Ja, viele der PS 1 RPGs wurden eingedeutscht. Auch Koudelka.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7454 - 4. Oktober 2021 - 12:16 #

Ich hatte keine Ahnung ^^ hab danach gescuht, aber irgendwie nichts gefunden^^

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 4. Oktober 2021 - 16:07 #

Du hast über Emu gespielt? Mit legaler ISO? Oder eher nicht so legal?

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7454 - 4. Oktober 2021 - 17:34 #

ehrliche Antwort oder eine nette? :D oder eine sarkastische?

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 4. Oktober 2021 - 21:01 #

Gerne per PN. Und dann such es dir aus. :D

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40313 - 3. Oktober 2021 - 18:53 #

Danke für den Artikel. Ich hatte noch nie von dem Spiel gehört. Klingt atmosphärisch toll, aber nach Spieldesign aus der Hölle. :(

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83926 - 17. Oktober 2021 - 17:01 #

"sonst gibt es drei weitere Leichen im Kloster, was nicht weiter auffällt, aber dennoch ärgerlich ist."

Hehehe! Von dem Spiel habe ich noch nie gehört. Siet auf den ersten Blick wie Resident Evil aus, spielt sichtbar wohl eher sie ein JRPG? Interessant. Der Artikel war jedenfalls sehr schön zu lesen.