Gun

Gun User-Artikel

Action im Wilden Westen

CharlieDerRunkle / 5. März 2023 - 1:01 — vor 31 Wochen aktualisiert

Teaser

Die Badlands, 1880. Ein skrupelloser Eisenbahn-Tycoon ist auf der Suche nach der legendären Goldstadt Quivira und geht dafür über Leichen. Doch dann taucht ein Cowboy auf, der nur ein Ziel hat: Rache!
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Die Gier nach dem gelben Metall zieht sich durch die Menschheitsgeschichte wie ein roter Faden. Rot, weil sehr blutig. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (ja ja, andere waren schon vor ihm da, lassen wir jetzt einfach mal so stehen) waren es vor allem die Spanier, die ohne Sinn und Verstand eine Expedition nach der anderen starteten auf der Suche nach sagenumwobenen Schätzen. So erreichen im Jahr 1542 Soldaten der zweiten Expedition Coronados die Badlands; in ihrem Besitz befindet sich das Kreuz von Coronado, das der Schlüssel zur Entdeckung der Stadt Quivira ist, auf die die Sage der "Sieben Städte aus Gold" zurückgeht. In einem letzten Gefecht werden die Spanier von Indianern niedergemacht. Damit gerät der Aufenthaltsort der legendären Goldstadt in Vergessenheit. Unsere Geschichte beginnt 338 Jahre später in Montana.
 

Von Trappern, blutrünstigen Predigern und falschen Vätern

Colton „Cole“ White verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Jagen und Erlegen von Tieren. An seiner Seite ist sein Vater Ned, der ihm das Schießen und Fallenstellen beibringt. Alles beginnt damit, dass sie einen Raddampfer besteigen, um ihre Beute zu Geld zu machen. Außerdem hat Ned ein Rendezvous mit einer bezaubernden Dame, das allerdings gestört wird: Reverend Josiah Reed (Zitat Cole: „Wenn das ein Priester ist, bin ich der König von Siam!“) entpuppt sich als eiskalter Mörder und greift mit seinen Männern das Schiff an. Cole und Ned verteidigen das Schiff, geraten aber in die Defensive. Als die Situation aussichtslos erscheint, gesteht Ned, nicht Coles leiblicher Vater zu sein. Er gibt ihm den Auftrag, sich nach Dodge City durchzuschlagen und eine gewisse Jenny aufzusuchen. Dann stößt er ihn vom Schiff; Cole ist somit der einzige Überlebende des Angriffs und beginnt seinen Rachefeldzug gegen Reed und dessen Auftraggeber.
 
Mit Ned verteidigen wir das Schiff gegen die Angreifer.
 
In Dodge City befreien wir das „Cat House“ (das örtliche Bordell) von ein paar üblen Gestalten (unfreundlichen Desperados, gegen das Weibsvolk dort ist zumindest optisch nichts einzuwenden). Wir treffen auf Jenny (die dort arbeitet), von der wir mehr über Ned erfahren. Doch erst einmal müssen wir dem Sheriff unter die Arme greifen. Pat Denton ist zwar ein ehrenhafter Gesetzeshüter, aber komplett überfordert. Zu allem Überfluss muss er zudem die chinesischen Streckenarbeiter beschützen, die die Eisenbahnbrücke nach Empire City fertigstellen sollen. Dummerweise haben die Apachen etwas dagegen: Die Strecke verläuft durch ihr Land, weshalb sie auf dem Kriegspfad sind. Und dummerweise müssen wir nach Empire City. Also legen wir uns mit wild gewordenen Apachen-Kriegern an.
 

Es gibt viel zu tun

Neben den Hauptmissionen steht es uns offen, Nebenaufträge anzunehmen. Der Klassiker schlechthin sind natürlich die berühmt-berüchtigten Wanted-Poster. Bei den meisten Gesuchten steht es uns frei, ob wir ihn (oder sie, wie in einer Mission) lebendig oder tot abliefern. Manchmal aber darf der Gesuchte nicht getötet werden, in anderen Fällen besteht der Auftrag darin, einfach eine komplette Truppe von Banditen umzulegen. Klassische Western-Arbeit eben. Zudem können wir das machen, was Cowboys in den Filmen und Videospielen entgegen ihrer Berufsbezeichnung relativ selten tun: Kühe hüten. Mal müssen sie auf eine Weide getrieben werden, mal müssen wir ein Wolfsrudel ausradieren, das die Herde bedroht und am Ende müssen die Kühe heil in Dodge City ankommen, um in den Zug verladen zu werden. Außerdem sollten wir die Augen offen halten nach Goldvorkommen. Das Schürfen an einem Claim bringt uns wie die Nebenmissionen Geld ein, das wir in bessere Ausrüstung investieren können.
 
Gun verfügt über ein rudimentäres Rollenspiel-System; so können wir durch das Erfüllen von Missionen nicht nur Geld, sondern auch Erfahrungen in mehreren Kategorien machen. Dazu gehören unsere Schießkünste, Nahkampfschaden und die maximale Anzahl an Hitpoints. Diese können nach guter alter Western-Manier durch einen Schluck aus der Whiskey-Flasche aufgefüllt werden – sofern uns das Feuerwasser noch nicht ausgegangen ist. Überall finden wir Munitionskisten, die uns mit Patronen, Dynamit, Pfeilen oder Molotow-Cocktails (oder wie auch immer man die damals genannt haben möge) versorgen. Und an einigen Stellen natürlich die besagten Whiskey-Flaschen, die gewissermaßen als Medipacks dienen. Es ist also durchaus ratsam, die Augen offen zu halten nach Munition, aber auch genug Zeit in Nebenmissionen zu investieren, um nicht nur harte Dollars zu verdienen, sondern auch unsere Fähigkeiten zu steigern, bevor wir uns mit den Gegnern anlegen, die jenseits der Brücke nach Empire City warten.
Nach und nach steigern wir unsere Fähigkeiten.
 

Willkommen in Empire City!

In Empire City angekommen, arbeiten wir für den Bürgermeister Hoodoo Brown, der sich schnell als Bösewicht herausstellt. Wir werden hintergangen, Jenny findet durch Reverend Reeds Hand den Tod, Cole landet im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. In der Zelle lernt er den Safeknacker Soapy Jennigs kennen, zudem Port, der zur Widerstandsbewegung von Clay Allison gehört. Natürlich brechen wir aus dem Gefängnis aus. Von Clay erfahren wir mehr über die Hintergründe der Ereignisse: Der Südstaaten-Offizier Magruder versucht 1864, Quivira zu finden, um mit dem erbeuteten Gold den Verlauf des Krieges zu Gunsten des Südens zu beeinflussen. Seine Mission schlägt fehl, doch lässt ihn der Gedanke an das Gold von Quivira nicht mehr los.
 
Nach dem Krieg wird er einflussreicher Eisenbahn-Tycoon und sucht weiter nach dem Schatz. Dass er dabei viele Unschuldige tötet, die Apachen gegen sich aufbringt und sie versklavt, ist ihm nur recht. Unterstützung erhält er von Sergeant Hollister, der mit seinen abtrünnigen Soldaten ein Fort kontrolliert – und damit auch den Missouri River, auf dessen Grund das Dampfschiff liegt. In dessen Wrack steht ein Safe, in dessen Innern wiederum befindet sich ein Teil des Kreuzes von Coronado. Kein Wunder also, dass alle Interesse an dem Wrack und letztendlich an der Lage der legendären Goldstadt haben, die wirklich zu existieren scheint.
 

Gewalt ist eine Lösung

Selbstverständlich knipsen wir nach und nach Hoodoo Brown, den falschen Reverend (ok, vielleicht ist er auch echt) und Hollister samt seiner Privatarmee aus. In der unzensierten Version passiert das in der Regel mit viel Blut; nach Kopfschüssen werden sie nie wieder Kopfschmerzen haben, weil nichts mehr da ist, was weh tun könnte (ihnen platzt der Kopf, ich weiß nicht, wie man das stilvoll umschreiben soll) und Explosionen lassen sie schön blutig durch die Luft fliegen. Und natürlich können wir Gegner mit Molotow-Cocktails ins Brand setzen. Ein Feature, das ich bisher in keinem anderen Spiel gesehen habe: Nach dem Erwerb eines entsprechenden Messers können wir Gegner, die wir zuvor abgeknallt haben, aber trotzdem noch leben (noch!), kurzerhand skalpieren. Mit einer entsprechenden Animation, einem schreienden Gegner und etwas Blut, das spritzt. Und danach haben der Gegner eine Glatze und wir einen Skalp mehr. Wozu auch immer das gut sein soll. Ernsthaft, es gibt dafür keine Verwendungsmöglichkeit, ist komplett sinnlos. Abgesehen davon, dass es sehr befriedigend sein kann, einen Gegner, der einem vorher auf die Nerven gegangen ist, einfach zu skalpieren und somit seinen Tod noch etwas grauenhafter zu gestalten, weil er uns vorher mit einer Gatling Gun beschossen hat oder permanent hinter Felsen in Deckung gegangen ist, bis wir ihn endlich erwischt haben.
 
Besonders zelebriert wird das Töten von Gegnern mit der „Quickdraw“-Funktion – in Zeitlupe können wir Gegner mit der Pistole erledigen, während sich die Quickdraw-Anzeige langsam leert . Aufladen können wir die Anzeige mit dem Töten weiterer Gegner. Auch in den Zwischensequenzen wird fröhlich gemordet und auch Körperteile werden gelegentlich abgetrennt. Ist ein Ohr ein Körperteil? Egal. Gun ist (zumindest in der unzensierten Version) definitiv nichts für Leute, die (übertriebene) Gewalt in Videospielen nicht mögen.
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Der örtliche Händler hat alles, was das Herz begehrt, inklusive eines Messers, mit dem man sterbenden Gegnern eine lustige Frisur verpassen kann.
 
invincible warrior 15 Kenner - 3276 - 5. März 2023 - 2:00 #

Das bessere Red Dead Redemption 0, Revolver kam ja nicht für den PC und das Spiel war doch viel näher am GTA Konzept als Revolver. Ich hatte meinen Spaß und war enttäuscht, dass es nie ein Gun 2 gab. Ich vermute aber auch, dass der zu generische Titel dem Spiel langfristig den Erfolg verwehrte.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7631 - 5. März 2023 - 2:18 #

Da gebe ich dir absolut recht, vor allem das mit dem generischen Titel ist ein sehr guter Punkt, mit dem Problem schlage ich mich gerade rum wegen dem Artikel, an dem ich aktuell schreibe, da geht es ebenfalls um ein Spiel mit einem sehr generischen Titel, ist manchmal nicht so einfach da das richtige zu finden... wobei ich bei "Gun" den Eindruck hatte, dass die da einfach den Arbeitstitel beibehalten haben ^^

ds1979 21 AAA-Gamer - P - 25573 - 5. März 2023 - 11:13 #

Nee es war nicht der Titel. Der Erfolg war auch ok so 250.000 Titel. Die Macher haben später Guitar Hero gemacht und gehen dessen Milliarden war ein Gun 2 halt zu wenig für Activision;)

invincible warrior 15 Kenner - 3276 - 5. März 2023 - 16:10 #

Damit meinte ich nicht direkt den Erfolg des Spiels, sondern dessen Fortführung. Ein Red Dead Revolver/Redemption vergisst man nicht so schnell, ein Gun wird dagegen zu "ach da war doch dieses tolle Westernspiel, keine Ahnung wie der Titel war". Keiner fragt nach ner Fortsetzung zu so nem Titel.
Neversoft war vor Guitar Hero ja das Tony Hawks Studio mit ähnlichen Verkaufszahlen. Guitar Hero aber kann ich mir nicht vorstellen, dass das viele Entwickler bindet, technisch war die Entwicklung ja jetzt nicht so groß und der Inhalt lässt sich sicherlich auch schnell füllen.
Gun war wohl eher ein Wunschprojekt, damit die Entwickler mal etwas Abwechslung haben. Hatte damals auch um die 1.5 Millionen Einheiten verkauft. Das fiel eher der allgemeinen Activision Umstrukturierung zum Opfer, die ab dem Merger mit Vivendi passierte und darin resultierte, dass wirklich alles bei Activision konsolidiert auf deren Best Seller wurde.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20402 - 5. März 2023 - 10:35 #

"Der eine schwere Rüstung trägt, durch die keine Kugel dringen." Dieser Satz kein Verb (und einen Singular wo vermutlich ein Plural hin soll).

Ich glaube das Spiel habe ich damals bei einem Freund angespielt und es kam mir irgendwie holprig und unfertig vor, dann hatte ich es aus den Augen verloren. Muss aber nicht an Gun gelegen haben, zu dieser Zeit ging mir das öfters mit 3D-Spielen, das war wohl für mich die Zeit des Uncanny Valleys, wo die Grafik gut genug wurde, dass mein Hirn sie langsam als "echt" betrachten wollte. Und die UIs bzw. die Bedienung hatten zu der Zeit noch nicht die Standards gefunden, die wir heute gewöhnt sind.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7631 - 5. März 2023 - 18:07 #

Da ist ein n unter den Tisch gefallen, danke für den Hinweis.

Shake_s_beer 19 Megatalent - - 19141 - 5. März 2023 - 11:02 #

Vielen Dank für den schön geschriebenen Artikel, der mir Gun wieder in Erinnerung gerufen hat.

"Gun gehört zu den Spielen, die im Laufe der Zeit in der Versenkung verschwunden sind."

Dem Satz würde ich zustimmen, denn obwohl ich das Spiel damals am PC gespielt hatte, hatte ich es mittlerweile vollständig vergessen. Das spricht nicht unbedingt für das Spiel, ich erinnere mich aber, dass ich es damals eigentlich ziemlich gut fand und gerne gespielt habe. Gun dürfte sogar bis zum Erscheinen von Red Dead Redemption mein liebstes Western-Spiel gewesen sein.

Nienlic 20 Gold-Gamer - P - 22193 - 5. März 2023 - 22:17 #

Ich habe Gun damals auf der Xbox gespielt und fand es großartig! Das war für mich der erste Westernfilm zum Mitspielen! Schön, dass Du das Spiel mal wieder hervorgeholt und so gut beschrieben hast!

Nischenliebhaber 18 Doppel-Voter - 10923 - 5. März 2023 - 22:19 #

Oh, das kenn ich noch von der PSP! War damals in meiner Erinnerung ganz nett gewesen. Und thematisch so unverbraucht.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 7631 - 5. März 2023 - 23:49 #

Die PSP-Version habe ich mal angespielt... die Frage, die ich mir immer gestellt habe war, ob es große Unterschiede gab... ? Ich war, ehrlich gesagt, ein wenig zu faul, um die PSP-Version ebenfalls zu spielen, abgesehen davon, dass ich Maus + Tastatur bevorzuge...

Mata Harry 13 Koop-Gamer - 1662 - 5. März 2023 - 22:50 #

Das Spiel hat mir damals sehr gefallen und ist eines der wenigen, die ich wirklich bis zum Ende durchgespielt habe.

Jürgen (unregistriert) 6. März 2023 - 11:57 #

Hab ich damals leider nicht gespielt. Obwohl ich Western-Liebhaber bin und mit Outlaws anno dunnemal auch angefüttert wurde. Davor auf dem Schneider Kane. Hach ja.
Danach kam bei mir erst wieder Read Dead Redemption auf die Platte und ich hab immer mal wieder überlegt, ob ich Read Dead Revolver noch nachholen sollte. Stattdessen ginge natürlich auch Gun. Hm.

ds1979 21 AAA-Gamer - P - 25573 - 6. März 2023 - 14:43 #

Mein Rat wäre weder noch sondern stattdessen, falls du es noch nicht kennst Call of Juarez Gunslinger. Schöne Musik, typische Western Story und ein gelungener Shooter.

Jürgen (unregistriert) 6. März 2023 - 15:14 #

Jetzt, wo Du es erwähnst... Gunslinger war dieser Shooter, in dem die Erzählerstimme sich immer wieder verbessert und damit die Situation ändert, oder? Das müsste in meinem Steam-Stapel liegen. Gute Idee, danke!

Michael D. 20 Gold-Gamer - - 22881 - 6. März 2023 - 19:35 #

Das habe ich damals auf der XBox gespielt, den Endkampf aber nicht geschafft. Dann habe ich es mir auf der XBox 360 (gebraucht) nochmal gekauft, wieder mit viel Freude gespielt und sogar inkl Endkampf beendet.
Danke für den Artikel, der viele Erinnerungen geweckt hat.

Audhumbla 20 Gold-Gamer - - 23290 - 7. März 2023 - 11:57 #

Also nach meinem Gefühl waren Outlaws und Dead man's hand bekanntere Spiele.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40581 - 23. März 2023 - 15:16 #

Das Spiel sagte mir gar nichts. Vielen Dank für den Artikel. :)