Spektakuläre Monsterjagd

God Eater 3 Test+

Benjamin Braun 6. Februar 2019 - 16:00 — vor 5 Jahren aktualisiert
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Die God-Eater-Waffen können die Aragami auch verzehren, was auch spezielle Items in euren Fundus spült.
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Sprechertext God Eater 3

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Hallo liebe Spielefreunde, mein Name ist Benjamin Braun und ich begrüße euch herzlich zum GamersGlobal-Test zu God Eater 3. Wie in der Hack-and-Slash-Reihe von Bandai Namco üblich, macht ihr darin Jagd auf allerlei fiese Monster namens Aragami. Zum Einsatz kommen dabei die God Arc genannten Waffen, die neben verschiedenen Nahkampfformen wie Schwertern oder Sensen auch Schusswaffen umfassen. Wie weit die Rollenspielelemente gehen, wie zentral das Grinding ist und vor allem, ob God Eater 3 Spaß macht, möchte ich euch im Folgenden verraten.

Über die Story von God Eater 3 will ich gar nicht allzu viele Worte verlieren. Zu Beginn des Abenteuers werdet ihr und einige andere Inhaftierte von der Besatzung eines sogenannten Ash Crawlers gerettet und fortan als einer der „God Eater“-Krieger im Kampf gegen die Aragami eingesetzt. Die Monster bedrohen das Überleben der Menschheit in einer hochtechnisierten postapokalyptischen Welt, etwas mehr als 50 Jahre in der Zukunft. Eure selbst erstellte Spielfigur, egal ob weiblich oder männlich, trifft dabei auf eine Reihe von kampfbereiten Mitstreitern wie Hugo oder Zeke, mit denen ihr gemeinsam die Kampfeinsätze bestreitet.

Geredet wird in den Englisch und Japanisch vertonten Cutscenes sowie in etlichen optionalen Dialogen in Textform reichlich. Tiefgründiges kommt dabei allerdings nicht herum. Anime-Freunde können an Geschichte und Charakteren natürlich dennoch ihren Spaß haben und werden sich an der oft klischeehaften Gestaltung samt leicht sexistischer Tendenzen kaum stoßen. Auf mich wirkt es wie immer ein wenig befremdlich, dass das auffälligste Merkmal so ziemlich jeder erwachsenen, weibliche Figur die Oberweite darstellt. Aber ich will mich dazu gar nicht weiter auslassen, sondern lieber zur erheblich bedeutenderen Spielmechanik kommen.

Das Spielprinzip ist zunächst mal sehr simpel aufgebaut. Ihr begebt euch mit bis zu drei NPC-Begleitern in eines der überschaubar großen Einsatzgebiete und erledigt dort gemeinsam eine meist überschaubar große Menge an Aragami. In manchen Missionen sind es auch lediglich sehr wenige große Exemplare, die zunächst als Boss, später aber auch als Standardgegner wieder auftauchen. Deren Design ist fast ausnahmslos stark gelungen, wobei die Aragami die Charakteristiken von Tieren mit übernatürlichen Elementen und solchen von Kampfrobotern in sich vereinen.

Die Aragami traktiert ihr vor allem mit Nahkampfangriffen am Boden oder auch mit eingesprungenen Attacken. Ganz durchsichtig ist das Kombosystem nicht, God Eater 3 wird dadurch aber nicht zum reinen Button-Masher. Das liegt auch an der Wandel- und Anpassungsfähigkeit eurer Waffen, die sich im Spiel God Arcs nennen. Die können die Form eines Schwerts, einer Sense und viele weitere haben, wobei sich jede der Formen in ihren Angriffsmustern unterscheidet. Jede Waffe wandelt ihr im Kampf zudem auf Knopfdruck in eine Schusswaffe um.

Für Angriffe in der Schusswaffenform müsst ihr Energie mittels Nahkampfangriffen aufladen. Beachten solltet ihr dabei elementare Schwächen der jeweiligen Aragami etwa gegen Feuer und mithilfe der Zielfunktion die besonders verwundbaren Punkte der Gegner ins Visier nehmen. Eure God-Eater-Waffe rüstet ihr auf Wunsch aber auch mit Heilmunition aus, um verlorene Trefferpunkte eurer Mitstreiter im Kampf wiederherzustellen.
Gegner wie dieser skorpionähnliche Aragami tauchen oft anfangs als Boss, später als normale Gegner wieder auf.


Später bastelt ihr euch neben Waffen und Co., wofür ihr die entsprechenden Ressourcen respektive oft zudem die jeweiligen Blaupausen benötigt, auch eigene Munitionsarten zusammen, erhöht die Waffenstufe oder baut eines von unzähligen Hilfsitems in eure Prügel ein, deren Stärke ihr wiederum durch deren Nutzung erhöht. Gerade Letzteres führt teils zu stumpfem Grinding. Denn in God Eater 3 darf man nicht bloß jede Mission, ob mit oder ohne Storybezug, beliebig oft erneut angehen, für gezielte Fortschritte führt kein Weg daran vorbei. Sind die Missionen in den ersten Spielstunden noch ziemlich leicht, wobei selbst ein zwischenzeitliches KO im Kampf Seltenheitswert hat, stellen euch Storymissionen im späteren Verlauf ohne ein gewisses Maß an Grinding dann plötzlich vor eine aus meiner Sicht unangemessen anspruchsvolle Aufgabe.

Verschiedene Waffen, Munitionstypen, Upgrade-Items und so weiter sind aber nur die Spitze des Eisbergs. So führt ihr zudem verschiedene Verbrauchsgüter mit euch, mit denen ihr euch heilt, stärkt oder auch eine Elementarfalle auf dem Kampffeld erzeugt.  Was es so alles gibt und wie was am besten funktioniert, erklärt God Eater 3 dabei allerdings oft nur in Ansätzen. Besonders bei Kampfverbindungen mit euren Verbündeten, wobei verschiedene Status der Kämpfer miteinander verknüpft werden oder Aufbau und Auswirkungen der Burst-Leiste, die spezielle Angriffe ermöglicht, werden vom Spiel weniger transparent dargestellt, als es sein könnte.

Genau das würde allerdings auf Dauer einen wichtigen Beitrag zu einer angemessen ansteigenden Schwierigkeitskurve leisten, da Verbesserungen eures Helden hier eben nur sehr begrenzt direkt erfolgen. Neben dem wichtigen Verständnis des Spielsystems hängt in God Eater 3 praktisch alles an eurer Ausrüstung und die wiederum eng mit dem Loot zusammen. Klassische Stufenaufstiege, die euch stärker machen, gibt es hier eben nicht.

Trotz der Balance-Schwächen und der in letzter Konsequenz etwas zu unpräzisen Steuerung machen die Kämpfe dennoch auf Dauer Spaß. Das liegt nicht zuletzt auch an der effekreichen Präsentation, den satten Soundeffekten und der popigen Musikuntermalung. Besonders viel Spaß macht God Eater 3, wie so viele andere Spiele auch, im Koop-Modus. Während ihr im regulären Mehrspieler-Modus lediglich mit einem Viererteam unterwegs seid, gibt es auch Mehrspieler-Inhalte in der Kampagne selbst. Die sogenannten Angriffsmissionen bestreitet ihr mit ganzen sieben Begleitern, der ansonsten gänzlich vernachlässigbare Timer setzt euch dort wirklich unter Zeitdruck.

Überregionale Spiele sind möglich, allerdings dauerte es bei meinen Partien mit überwiegend japanischen Spielern, die bereits seit Mitte Dezember God Eater 3 spielen können, zu lang, bis ein Team zusammengestellt wurde. Das sieht mit Mitspielern aus der eigenen Region dann hoffentlich etwas besser aus. Lags konnte ich aber auch mit Spielern aus Fernost keine feststellen. Auch zu Verbindungsabbrüchen in laufenden Partien kam es nie.

Obwohl sich die Einsatzgebiete stärker voneinander unterscheiden als die im Vorgänger  wiederholen sie sich in God Eater 3 oft – länger als fünf bis acht Minuten dauert ein solcher Einsatz zudem selten. Allgemein wirkt die Grafik des PS4-Titels, die PC-Version konnte ich noch nicht spielen, jedoch grob. Gerade, wenn ich sie mit dem auch spielerisch ähnlichen Monster Hunter - World vergleiche, sieht God Eater 3 doch ziemlich alt aus. Der Begriff hässlich würde mir aufgrund dessen, was sich während eines Kampfs auf dem Bildschirm abspielt, dennoch nicht über die Lippen kommen. Allzu hohe Ansprüche an die visuelle Qualität darf man hier aber keine stellen.

Und damit möchte ich zu meinem persönlichen Fazit kommen. Je generischer die Missionen ablaufen, umso weniger Spaß machen mir die Spiele im Regelfall auch. In God Eater 3 ist das anders. Die Kämpfe machen auch beim x-ten Einsatz noch Spaß, selbst man noch nicht jeden einzelnen Aspekt des Kampf- oder Upgrade-Systems komplett durchschaut hat und beherrscht. Aber es ist eben nicht nur das, denn so gleichförmig die Einsätze eben auch im Grunde ablaufen mögen, offenbart das Spielsystem im Rahmen dessen eine Komplexität, die es eben bei weitem nicht mehr so einförmig erscheinen lässt wie es anfangs den Anschein haben mag.

Gerade auch, weil die Einsätze nicht so zeitaufwändig sind wie in der in einigen Punkten ähnlichen Monster-Hunter-Reihe ist die Verlockung in God Eater 3 sehr groß, „nur noch eine weitere Mission“ zu spielen – und am Ende waren es dann doch wieder drei, vier oder fünf. Würde das Spiel seine Funktionen besser erklären, die Kämpfe sich einen Hauch präziser spielen, dann würde ich wohl auch zu einer höheren Wertung tendieren. So ist es am Ende dann doch vor allem ein Titel, den ich Hack-and-Slash-Freunden guten Herzens empfehlen kann, der aber auch gewiss kein Muss ist.

Die klischeehaften Charaktere und die allgemein eher dünne Geschichte ist dabei aus meiner Sicht übrigens kein Hinderungsgrund. Ich verliere nichts Wesentliches, wenn ich Cutscenes überspringe oder verpflichtende Dialoge einfach nur durchklicke. Wer jedoch an dieser Art von Charakteren Freunde hat, darf sie durchaus als kleinen Bonus verstehen. Unterm Strich ist God Eater 3 ein überaus solides Actionspiel mit erstaunlich komplexem RPG-Unterbau, das insbesondere Koop- und Multiplayer-Willigen etwas zu bieten hat, ohne aber die Güteklasse eines Monster Hunter zu erlangen.
Eure "God Arc" genannten Waffen sind wandelbar. In der Schusswaffenform verursachte ihr massiven Schaden, wenn das gewählte Projektilelement zu den Resistenzen des Gegners passt und ihr gezielt die Schwachstellen ins Visier nehmt.
Benjamin Braun 6. Februar 2019 - 16:00 — vor 5 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 6. Februar 2019 - 13:33 #

Viel Spaß beim Anschauen, Lesen oder Anhören!

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42902 - 6. Februar 2019 - 16:04 #

Langfristig sicher interessant. Noch hab ich aber genug mit MHW abzuarbeiten. Dann schau ich mir mal das Video an.

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25649 - 6. Februar 2019 - 17:32 #

Nicht im Epicstore? Ich rufe zum Boykott auf! ;)

Michl 16 Übertalent - 4299 - 6. Februar 2019 - 17:56 #

Also im Video siehts eher nicht nach einem "erstaunlich komplexen Kampfsystem" aus :).
Aber für ein paar Runden im Koop, immer mal wieder, bestimmt ganz cool.

vgamer85 (unregistriert) 6. Februar 2019 - 18:41 #

Klingt nach Grind. Und da MHW mir schon sowas von nicht gefallen hat, kann ich hier auch passen :-) Vielen Dank für den Test

Mersar 17 Shapeshifter - P - 7148 - 6. Februar 2019 - 20:10 #

Hmm, "hässlich" würde mir schon über die Lippen kommen, wenn ich das Video betrachte *hust*. :)

HARLEKIN XBL 09 Triple-Talent - 255 - 6. Februar 2019 - 20:47 #

Hässliche Grafik, überladene Steuerung. No, thanks.
Das wäre echt mal was, wo Standards gesetzt sein sollten. Warum kommt es zu einer überladenen Steuerung? Muss doch den Entwicklern auffallen. Ich werde das nie verstehen. Die Steuerung eines Spiels muss einfach zu nutzen, zu lernen und zu merken sein.

Cupcake Knight 18 Doppel-Voter - 11031 - 6. Februar 2019 - 23:42 #

Daran ist auch Rockstar bei RDR2 gescheitert.

Sothi 13 Koop-Gamer - 1649 - 6. Februar 2019 - 21:33 #

Da muss man aber schon sehr mutig sein, um als Entwickler ein Spiel mit Texturen und der Polygonanzahl von vor 10 Jahren auf den Markt zu werfen.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9373 - 10. Februar 2019 - 13:45 #

Würde ich so nicht sagen. Ich spiele gerade Zero no kiseki und die Spiele von Falcom sind graphisch eigentlich immer 2 Konsolengenerationen hintendran.

Und trotzdem steckt das Spiel für mich einen Witcher 3 in die Tasche.

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 6. Februar 2019 - 22:30 #

Ich bin gleich mehrfach begeistert. Erstens, dass so ein nischiger Titel getestet wurde. Und zweitens, weil es sich um die möglicherweise erste korrekte Pluralbildung des Wortes „Status“ im deutschen Spielejournalismus handeln könnte. Vielen Dank, Benjamin.
Das Spiel selbst ist ein Klassiker der Sorte „interessiert mich schon, aber ich hab noch soviel andere.“ Für einen Sofortkauf scheint mir da auch nicht genug Inhalt drin zu sein.

Bruno Lawrie 22 Motivator - - 33345 - 6. Februar 2019 - 22:51 #

Statuuus... u-Deklination... da kommen ungute Erinnerungen an den Lateinunterricht hoch...

Furchtbare, scheußliche Sprache! :-)

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 6. Februar 2019 - 23:26 #

Latein-LK hier. Ich fand‘s cool. Geschichte und Sprache in einem.

Epic Fail X 18 Doppel-Voter - P - 10440 - 6. Februar 2019 - 23:55 #

Ah... ein Gleichgesinnter! Ja, LK-Latein war super.

paschalis 31 Gamer-Veteran - P - 441667 - 7. Februar 2019 - 8:07 #

Ich war zwar kein LKler und eher mittelmäßig begabt, aber Latein hat schon was besonderes und auch schönes.

Goremageddon 16 Übertalent - 4034 - 6. Februar 2019 - 23:42 #

Phew, da läuft es mir kalt den Rücken herunter. Nein danke.

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86744 - 7. Februar 2019 - 7:41 #

Ich hatte auf Strategic Command gehofft, da ich dem Link von Jörgs Spielemonat gefolgt bin, dieses Spiel hier kann mich nicht überzeugen. Vielleicht liegt es auch an den irrigen Erwartungen.

Doktorjoe 19 Megatalent - P - 16911 - 7. Februar 2019 - 16:02 #

Den zweiten Teil habe ich mal auf der PSP angespielt. Wurde mir schnell zu viel Arbeit!

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 7. Februar 2019 - 22:13 #

Nun, Spiele japanischer Hersteller arten oft in Arbeit aus, womit ich deine Haltung kein bisschen relativieren will. Aber da ich auch God Eater 2 (wenn auch "nur" in der PS3-Umsetzung) gespielt habe. Da Grinding ist deutlich weniger geworden. Nun, allgemein, wenn man alles maximieren will, dann ist man hier im Zweifel noch ein bisschen länger beschäftigt. Aber das muss man halt nicht machen, und wenn ich mich an die wirklich in jeder Facette identischen Einsatzorte erinnere, dann legt God Eater 3 auch in diesem Bereich deutlich zu. Das Grinding-Feinde hier nicht vollends glücklich werden würden, daran lasse ich, denke ich, wenig Zweifel. Ob ich "angemessen kritisch" gegenüber dem Spiel bin, mag jeder für sich entscheiden. Aber ich finde, ich bring gut rüber, was das Spiel kann und was nicht. Und bezüglich der Grafik, die ich wirklich nicht so grausam finde, kann sich anhand des Videos ja auch jeder seine eigene Meinung bilden. Aber bitte (falls möglich) an der Download-Version. YouTube ist da manchmal echt gemein bei der Kompression.

ganga 20 Gold-Gamer - 22827 - 7. Februar 2019 - 23:06 #

Das ist so ne Kategorie Spiel die mich völlig kalt lässt. Das Gameplay und Art Design... Schrecklich.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40200 - 8. Februar 2019 - 18:02 #

Damit hast du alles gesagt :)

Hyperbolic 21 AAA-Gamer - P - 25216 - 8. Februar 2019 - 13:21 #

Huch, schon wieder ein neues Monster Hunter raus gekommen?