Cable Car und Union Square in einem Foto: Sanfranziskanischer kann ein Foto eigentlich nicht sein (na gut, die Golden Gate Bridge als Wahrzeichen mal ausgenommen). Und damit hallo zur fünften und letzten Folge meines kleinen Reise- und Messe-Tagebuchs zur Games Developer's Conference 2017 in San Francisco.
Da ich am Sonntag leider etwas angeschlagen war, bin ich nicht groß in oder gar um San Francisco unterwegs gewesen und nicht aus einem etwa 2 mal 2 Kilometer großen Areal rausgekommen. Aber immerhin habe ich den frühen Freitagmorgen zu einem ausgedehnten Spaziergang genutzt, wodurch so etwa die erste Hälfte der folgenden 60 Anekdoten nichts mit der GDC selbst zu tun hat. Außer, dass man im Innenstadtgebiet bei etwa jedem zehnten Passanten ein GDC-Badge sah – kein Wunder bei vermutlich wieder über 25.000 Besuchern.
Und ein letztes Mal für diese GDC gilt: Premium-Enten erhalten fünf Bonusbilder. Dieses Mal geht es dabei um Echt-Leib und VR-Leben!
Dieser hochmoderne Wecker in meinem schönen Zimmer diente mir gleich zu drei Zwecken. Erstens, den Kontrast zu meinem ersten Zimmer zu versinnbildlichen – das war klein, alt, mit durchgelegenem Bett und mit einem Radio samt alten iPhone-4-und-älter-Breitstecker. Mein neues ist groß, mittel-alt und hat einen Radiowecker mit Lightning- sowie Bluetooth-Anschluss. Echt erstaunlich, wie sich Zimmer auch jenseits von Präsidentensuite und Co. innerhalb eines eher kleinen Hotels unterscheiden können.
Zweitens dient mir der Radiowecker als Aufladestation für mein iPhone. Das ist wichtig, denn als reisender Reporter benötigt man in der Regel mehr Steckdosen, als typische Hotelzimmer bieten, wenn man nicht Betten verrückt oder Fernseher abstöpselt.
Drittens, ihr werdet es kaum glauben, verrät mir der Radiowecker die Zeit. Und die lautet in diesem Foto: Höchste Zeit, um unter die Dusche zu springen, den Koffer zu packen und dann den geplanten Spaziergang zu machen, bevor ich auschecke und den letzten Tag auf der GDC angehe.
Aber um noch mal auf die Steckdosen zurückzukommen: Die hier, unter dem kleinen Tischchen in der Ecke, brauche ich über Nacht für den Kamera-Akku und das Ladegerät der Videokamera-Akkus.
Diese beiden, im Fuß der Schreibtischlampe, befeuern/laden mein Hauptarbeitsgerät (ein iPad Air 2 mit Tastaturhülle) sowie einen Universal-Akku (den ich brauche, wenn mir auf der Messe irgendwo der Saft ausgeht). Eigentlich steckt hier aber das Ladekabel für die eben erwähnte Tastatur drin – die hält zwar laut Werbung viele Monate, was aber einfach nicht stimmt, wenn man sie im Akkord und mit Hintergrundbeleuchtung betreibt. Dann sind es eher so drei Tage. Und ich will nicht plötzlich in einem Termin merken, dass tastaturmäßig gerade Tag 4 anbricht...
Und neben der Tür steckt noch der zweite Universal-Akku drin, normalerweise mit seinem Kumpel, dem ersten Universal-Akku. Ihr seht: maximale Steckdosen-Ausnutzung!
Liest noch jemand mit? Denn jetzt geht es endlich nach draußen.
Ich kann schlecht über die Stromkabel-Vermüllung von Tokios Seitenstraßen lästern und dann in San Francisco so tun, als sei hier alles wunderschön. Allerdings ist der Kabelverhau in diesem Foto Ausdruck der starken Rolle des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt. Das sind nämlich überwiegend Oberleitungen für Straßenbahnen und elektrisch betriebene Busse.
Dummerweise sind die Straßen an vielen Stellen im Eimer. Dieses Foto stamt beispielsweise von einem wichtigen Fußgänger-Übergang der Market Street. Die teils faustgroßen Löcher sind ohne weiteres geeignet, Männerfüße zu verstauchen und eilende absatztragene Frauen meterweit durch die Gegend zu schleudern. Also Vorsicht, und immer nach unten schauen beim Straßenqueren!
Das ist wohlgemerkt keine Spezialität von S.F. – es hat schon seinen Grund, dass die meisten amerikanischen Autos so weich gefedert sind: Mit sportlicher Fahrwerksabstimmung, wie sie hier gerne junge 3er-BMW-Fahrer als Extra dazukaufen, würde man sich vermutlich auf US-Straßen (Highways inklusive) schlicht Knochenbrüche zuziehen.
Ich habe heute morgen mehrere Obdachlose fotografiert, die Fotos dann aber aussortiert. Ihr wollt nicht wirklich einen alten Mann sehen, der links einen kaputten Strumpf und rechts gar nichts an den Füßen trägt. Oder einen, der sich genau über einer (selbstverständlich stinkenden) Abluftgulli-Abdeckung, also dort, wo die Dampfwolken rauskommen, hingelegt hat, weil es da wenigstens etwas wärmer ist. Oder die abgerissenen Gestalten, die mitten auf der Straße stehen, weil sie nicht mehr wissen, auf welche Seite sie wollten.
Dieses Foto zeige ich, weil der Mensch darin, inmitten seiner Besitztümer, nur von fern und von hinten zu sehen ist. 6.000 Obdachlose hat San Francisco, und wie mir Roland Austinat sagte, gibt die Stadt einen dreistelligen Millionenbetrag für sie aus im Jahr, überwiegend für Hausmieten.
Lasst uns zu einem erfreulicheren unerfreulichen Thema kommen: der grenzenlosen Stupidität einiger Verkehrsteilnehmer in den USA. Muss ich noch was schreiben zu diesem Foto? Also das Auto stand, aber eben mitten auf dem Zebrastreifen. Es ist nicht so, als gäbe es keine Verkehrsampeln in San Francisco...
Ihr müsst das Foto vermutlich vergrößern, aber vor Ort war es an dieser Stelle unmöglich, das schnell heranfahrende Feuerwehr-Auto hinten zu übersehen (alarmistische Lichter) und erst recht zu überhören. Aus verzärtelter europäischer Sicht ist in Amerika sowieso alles, was in Richtung Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr geht, geradezu martialisch: eckige, bullige Fahrzeuge, Lichtkaskaden und vor allem ohrenbetäubende Sirenen, die man von der Dringlichkeit her in Deutschland nur bei samstagvormittäglichen Katastrophenalarm-Übungen zu hören bekommt.
Und nun ratet mal, was der extralange Bus macht, der rechts an der Ampel soeben Grün bekommen hat. Sicher bleibt er stehen, richtig?
... die Straße komplett zu verstopfen. Es dauert etwa zwei Minuten, bis die Feuerwehr die nächsten 200 Meter zurückgelegt hat. Ich glaube wirklich, dass diese Inkompetenz nicht weniger amerikanischer Verkehrsteilnehmer (vermutlich ist es ein Nicht-Mitdenken) schon ziemlich vielen Leuten das Leben gekostet haben dürfte. Ich schreibe das nicht nur aus diesem Erlebnis heraus, wohlgemerkt.
Aber da wir gerade bei Staus sind: Diese Schlange sah ich kurz nach 9 und Ladenöffnung vor dem örtlichen GameStop. Ihr könnt euch den Grund denken: Switch-Release. Ich hab mit ein paar Leuten in der Schlange gesprochen, ob ich denn wohl auch eine Switch bekäme, wenn ich mich anstellte, aber sie meinten: Nein, hier stehen nur Vorbesteller, es gibt seit längerem keine mehr. Als ich übrigens 90 Minuten später wieder hier vorbei komme, gibt es immer noch eine kleine Schlange. Zumindest in der Market Street in San Francisco gibt es also gute Signale für Nintendo.
Ich muss noch mir noch bis 10 die Zeit vertreiben, denn erst dann macht das Bekleidungsgeschäft auf, aus dem ich meinen Töchtern etwas mitbringen will. Also Zeit für weiteres Herumspazieren – und für die Klärung meiner Neugier, was unter den beim Drübergehen meist sehr laut donnernden Stahlabdeckungen ist, die es überall auf den Bürgersteigen gibt. Oder besser gesagt in den Bürgersteigen.
Klappt man sie hoch, kommt darunter ein Frachtaufzug zum Vorschein. Auf diese Weise werden Läden und Restaurants mit Waren versorgt, ohne dass man alles durch den Kundenbereich schleppen muss. Okay, ist es jetzt nicht die allergrößte Offenbarung, aber ich hatte halt noch nie so eine Klappe offen gesehen.
Als Münchner bin ich gewohnt, dass ich mich auf Bürgersteigen oder in Parks mehr vor Fahrradfahrern fürchte als vor irgendetwas anderem. Auch Münsteraner dürften das todesverachtende Selbstbewusstsein unserer zweirädrigen Freunde kennen. San Francisco geht ebenfalls in diese Richtung, allerdings sind die Cyclists dort streng auf spezielle Spuren auf der Straße verbannt. Die Dame hier hebt übrigens gleich die Hand mit gestrecktem Finger, um ein Rechtsabbiegen anzuzeigen. Auch wenn die angezeigte Richtung ganz klar "nach oben" ist.
Auf dem Weg zu Abercrombie & Hollister (oder so ähnlich), an der Market Street entlang, meine ich mehrmals, die dreispurige Hauptstraße San Franciscos sei für Autos gesperrt.
Ist sie aber nicht, es fahren nur echt viele städtische Busse und Straßenbahnen umher. Und unter dieser Szene befindet sich das U-Bahn-Netz der Bay Area, BART. Nicht zu vergessen sind bei der ÖNV-Verkhersmittel-Vielfalt natürlich ...
... die Cable Cars. Man übersieht im Umfeld des Moscone Centers oder am Hafen gerne, das San Francisco sehr, sehr hügelig ist, die Dinger werden also nicht nur von Touristen benutzt. Aber nur Touristen steigen bei der Powell Station ein, möchte ich behaupten.
Ich bin am Westfield-Center angekommen, und auch der Falschparker ist wieder da. Dieses Mal sitzen die Delinquenten sogar im Auto (nicht gut zu sehen). Mir sind aber nicht etwa die Fotos ausgegangen – ich lasse auch heute viele weg –, sondern ich will etwas versinnbildlichen damit: In einer Stadt mit 6000 Obdachlosen (bei 800.000 Einwohnern), die gleichzeitig zu den reichsten und teuersten Städten der USA gehört (IT-Großkonzerne, Silicon Valley) kommt es unweigerlich zu einer enormen Diskrepanz zwischen den Habenichtsen und den Shopping-Mall-Konsumenten. Die hiesige Lösung: An jeder Ecke ein Polizeiauto, in jedem Park ein eigener Sichtheritsdienst, ebenso an den Eingängen der Kaufhäuser. Jeder Supermarkt, jeder Fastfood-Laden hat seinen eigenen "Rausschmeißer".
Und jetzt kommt die Pointe: Wie viele Obdachlose, schätzt ihr, hat München, bei einer Einwohnerzahl von 1,3 Millionen? Ebenfalls 6000. Aber ohne Polizei an jeder Ecke, und ohne Sicherheitsdienst vor jeder Ladentür.
Um 9:55 Uhr stehe ich vor dem Westfield Center, mit mir warten einige andere. Erst Punkt 10 wird geöffnet, also kann ich mich noch umschauen. Von diesen zehn Münz-Zeitungskästen sind zwei mit chinesichen Zeitungen gefüllt. Das entspricht neckischerweise dem Anteil der Chinesischstämmigen an der Bevölkerung der Stadt, nämlich 21%. Die "kaukasischen Weißen" stellen zwar die größte ethnische Gruppe dar, machen aber nur etwa 48% der Bevölkerung aus. Danach kommen mit 33% Asiaten diverser Herkunftsländer (die Japaner dürften auf Platz 2 sein), 9% Schwarze und 15% sonstige. Von letzteren sind die Mehrzahl Hispanier, und gefühlt hört man ebenso oft Chinesisch und Spanisch auf der Straße wie Englisch. Was aber auch am Mitteilungsdrang der Chinesen und Spanier liegen könnte.
Als erster Kunde stürme ich in den örtlichen Abercrombie & Switch (oder so ähnlich) und kaufe Klamotten für meine Töchter ein. Als ich eine Verkäuferin frage, ob es das schicke Button-up-Hemd auch in XS gibt, meint sie: "XS ist eher selten in der Männerabteilung." Oops, da hätte ich ja fast einen massiven Bock geschossen. Fortan bin ich das Gespött des Ladens, aber wie gesagt, es sind ja auch noch nicht viele Kunden da...
Hier die Kassiererin beim Zusammenpacken. Komischerweise haben die Sachen nur etwa 2/3 von dem gekostet, was ich kalkuliert hatte. Müssen irgendwelche "Kauf zwei zum Preis des teureren"-Geschichten gewesen sein.
Ich kehre noch mal ins nahe gelegene Hotel zurück, um auszuchecken, den Koffer abzugeben und meinen tonnenschweren Rucksack zu schultern. Ich lasse diese Wasserflasche zurück (rechts) und frage mich kurz, wieso sie so viel größer ist als die andere, aber nur ein Achtel davon kostet. Vermutlich handelt es sich beim 4 Dollar teuren Flascheninhalt links um Weihwasser. Oder linksdrehend-aktiviertes IQ-Aqua. Oder einfach Nepp?
... bevor Joel Bysol, Creative Director bei Funcom, zu einem Privatvortrag über Conan Exiles anhebt (ich sitze als Einziger im Termin). Er ist sehr offen und geht auch auf alle meine Fragen ausführlich ein – Funcom sei 2016 kurz vor der Pleite gestanden, Exiles habe ihnen nun den Allerwertesten gerettet, und so weiter. Ich werde dazu noch eine ausführliche News schreiben, denn so einige von den Aufregerthemen, die auch bei GamersGlobal in News-Form aufkamen (Gegner quälen, Genitalien abschneiden), stellen sich dann vielleicht doch ein wenig anders dar. Und: Funcom hat sehr viel vor für die Early-Access-Phase, die noch genau 11 Monate gehen soll.
Die GDC ist eine extrem unübersichtliche Messe, noch unübersichtlicher als die E3. Sie verbindet Vorträge, Workshops, Messehallen, Career Booths, Business Center, Hotelsuite-Termine und einiges andere zu einem chaotischen Kuddelmuddel. Allein an diesem Stand – der spielbare Fassungen der Independent-Games-Festival-Nominierten ausstellt, könnte ich problemlos eine Stunde verbringen. Oder drei.
Und mich beschleicht wieder die alte Torschlusspanik, die mich an jedem letzten Messetag beschleicht, seit 22 Jahren: Vor Messestart hat man all die seit Wochen oder teils auch erst wenigen Tagen ausgemachten Termine vor sich, und sicher bleibt auch noch Zeit, sich anderes Interessantes anzusehen! Doch mit jeder Stunde, die vertickt, wird aus dem bunten, großen Baum der Möglichkeiten ein immer kleineres Gewächs, immer mehr Optionen verschließen sich, der Weg wird immer linearer. In den letzten paar Stunden würde man gern dies noch tun und das, hat die neue LG-VR-Brille nicht selbst ausprobieren können und jenes interessant aussehende Spiel dann doch nicht angespielt. Die letzten Termine warten, der Tree of Possibilities wird zum astlosen Stamm, und dann ist die Messe vorbei (noch nicht in dieser Galerie, wohlgemerkt).
Oder, als Nachsatz zur inhärenten Flüchtigkeit einer Messe: Am Freitag war "Dev Day" im Landebereich der beiden Rolltreppen der North Hall, unter anderem Full Throttle Remastered (wirkte beim zweiminütigen Hinschauen extrem veraltet auf mich) wurde gezeigt. Dieses Foto stammt so von 13:00 Uhr. Um 15:00 Uhr, offizielles Ende der Messe, nicht aber der Vorträge in den umliegenden Hallen, stand hier bereits nichts mehr, nicht mal ein Stuhl.
Hyperverse ist eine amerikanisch-russische Firma, die VR nicht fürs Wohnzimmer, sondern für Vergnügungsparks und feste Installationen ersinnt. Das Prinzip: Im Rocksack befinden sich gleich zwei PCs; einer stellt das Spiel, das man erlebt, dar (was eine Kabelverbindung unnötig macht), der andere ist für die Positionserkennung im Raum zuständig. Oben im Rucksack ist eine kleine Aussparung, durch die eine Kamera nach oben schaut. Sie sitzt auf einem Gimbal, zeigt also immer direkt im 180-Grad-Winkel nach oben. Und was sieht sie dort?
Diese Decke voll mit "Barcodes". Laut Hyperverse lassen sich damit beliebig große Räume ausstatten, also auch ganze Turnhallen (sofern sie eine niedere, ebene Decke haben...), und man wird immer exakt getrackt. Was nicht ganz so exakt funktioniert hat, war übrigens das Tracking meiner Hände, die mit sehr einfachen Gesten auf Gegner schießen oder sie wegschubsen konnten.
Das ist Hyoeun Kim von der südkoreanischen Firma SKonec. Auch sie machen VR im großen Maßtab; in Südkorea ist wohl eine Attraktion bereits besuchbar, im April wollen sie auch in einer Sega-Arcade in Tokio starten. Sie bieten die "Walking Attraction" Mortal Blitz an, die ich ausprobieren konnte.
Wiederum trage ich einen Rucksack auf dem Rücken, der aber unter Umständen keinen Rechner enthält, sondern nur Empfangs- und Darstellungstechnik (Nachfrage läuft, habe noch keine Antwort). In meiner Hand halte ich eine Gewehrattrappe. Auf einem etwa 6 mal 5 Meter großen Areal (diese Ausstellungsfläche kostet, ohne den restlichen Stand, auf der GDC schätzungsweise 15.000 Dollar für die drei Tage) werde ich nun gekonnt hin und hergeschickt: Immer wieder komme ich zu einem Aufzug, den ich von links betrete, aber nach hinten verlasse (nur als Beispiel). Dadurch wird die Illusion eines sehr viel größeren Raums erzeugt, laut Schrittmesser bin ich in der 10-Minuten-Demo doch etwa 100 Schritte gegangen. Nicht viel, klar, aber deutlich mehr, als eigentlich in 6 Meter passen. Das Spiel war grafisch ziemlich gut, bei der Gewehrausrichtung hakelte es teils ein wenig. An den Händen trug ich Tracking-Handschuhe, um ab und zu Schalter zu betätigen.
Keine gestellte Szene: Im Eifer des Feuergefechts (ich sehe ja nichts unter der VR-Brille, und habe die rote "Out of Gaming Area"-Warnmeldung irgendwie nicht wahrgenommen) bin ich im Begriff, in den restlichen Stand hinein zu stürmen, ein Mitarbeiter springt auf und hebt abwehrend die Hände.
Was hat der denn da um den Kopf? Eine aufblasbare Schlange! Also muss ich richtig sein, denn ich habe einen Termin bei Sumo für Snake Park. Das ist ein Spiel, haltet jetzt die Luft an, mit...
... Schlange! Es ist nicht in zwei Sätzen zu beschreiben, aber der von mir auf Switch gespielte (es erscheint auch für die anderen Systeme) Plattformer kommt ohne Hüpfen und Gegner aus und ist dennoch spannend, weil man die Schlange ziemlich schlangenartig schlängelt, äh, steuert. Ein Angespielt folgt dieser Tage.
Bei Vicon durfte man als Messebesucher im VR-Raum gegen eine live dorthin hineingestreamte Gegnerin antreten, die unfairerweise ihrerseits keine VR-Brille auf der Nase hatte. Die Holzkatanas waren übrigens recht massiv...
Solche Sprünge hättet ihr dem ollen Langer nicht zugetraut, oder? Aber die VR-Szene (die man hinten am Monitor sehen kann) wirkt doch sehr realistisch. Noch mehr aber das Wissen, dass da wirklich jemand einen Meter entfernt steht und nach einem haut – übrigens sehr langsam und vorsichtig, die Fotos wirken dramatischer, als das Ganze war.
Wobei: In diesem Moment erwische ich meine Kontrahentin wirklich am Fuß. War mir sehr peinlich! Wie hat die Schwertamazone reagiert? Setzte sie zum Gegenangriff an, trat sie vielleicht sogar nach mir? Das werden nur Premium-Enten erfahren, bei den fünf Bonusbildern später...
Der Creative Director von Omni Systems heißt Rudolf Kremers, ist Niederländer, arbeitet in England und begrüßt mich auf Deutsch – das er anders als seine Pressedame ("Bist du tickelig?" – sie meinte "kitzelig", und wusste keine rechte Antwort auf meine Frage, in welchen Situationen sie ihr Deutschwissen normalerweise anwendet) gut beherrscht. Von ihm stammt das ungewöhnliche Indie-RTS Eufloria, und jetzt macht er Eufloria RPG und einige andere Geschichten.
Ihr spielt in Eufloria RPG ein Saatschiff, das von seinem Mutterbaum ausgeschickt wird, um das Universum zu retten. Dazu durchstreift ihr eine große Konstruktion, das durchs All schwebt, vergrößert den Einfluss eurer Fraktion und gewinnt an Erfahrung und Schiffsausbauten (Artefakte). Das Spiel ist es auf jeden Fall wert, näher vorgestellt zu werden; es ist im Prinzip ein Dungeoncrawler in einer, nun ja, Pflanzenwelt, aber einer sehr aggressiven Pflanzenwelt, mit festen Regeln und Zusammenhängen.
Und noch während mir Rudolf ein weiteres Spiel vorstellt (auch das werde ich vielleicht in Newsform gießen), ertönt die "Messe ist aus"-Durchsage, Punkt 15:00 Uhr. Auf dem UK-Sammelstand, auf dem der Termin stattfindet, bricht schlagartig Heiterkeit aus ("Dann bis nachher an der Bar am Flughafen!"), die letzten Süßstückchen werden vertilgt, und ich muss Rudolf zurücklassen.
... inklusive Herausfahren benzinbetriebener Großraum-Kfz aus der Messehalle.
Ich lief von der sich leerenden South Hall durch die immer noch aktive North Hall bis zur West Hall, wo noch bis 17:00 Uhr Vorträge stattfanden. Dabei begegnete ich einem Kollegen...
... der sich wohl morgens in die Gamestop-Schlange gestellt hatte. Jedenfalls war er in Legend of Zelda - Breath of the Wild vertieft.
Während ich auf meinen letzten Termin warte, starte ich mit der Foto-Vorauswahl für diese Galerie+. Dazu kopiere ich erst mal alle Fotos und Filme von Smartphone, Kamera und Videokamera aufs iPad, mache von den Filmen (wenn ich etwas davon haben will) geeignete Screenshots, und treffe bereits dabei eine Vorauswahl: Offensichtlich untaugliche Fotos oder Filme werden nicht übertragen. Es verbleiben i.d.R. über Hundert, teils auch hunderte Fotos. Nun gehe ich diese in einem Grafikprogramm durch und wähle die voraussichtlich tauglichen aus. Dabei passe ich sie gleich an (Format, Größe, Farben, und neuerdings auch in der Orientierung). Jedes dieser ausgewählten Fotos wird sofort in ein zweites Programm übertragen (weil ich sie sonst kaum noch wiederfinde bei Tausenden von Fotos, die von iOS höchst wunderlich sortiert werden). In diesem zweiten Programm gehe ich danach durch die Vorauswahl und beginne, eine "Story" zu konstruieren, und letzten Endes die gewünschten Fotos durch Umbenennung in eine Reihenfolge zu bringen, die Sinn ergibt.
Dann werden diese wiederum exportiert und halbautomatisch in eine Galerie+ eingelesen. Und dann beginnt das Texten (so eine 60-Bilder-Galerie hat die Textmenge eines normalen Tests), das doch--noch-Fotos-austauschen. In der aktuellen Galerie+ stecken etwa 7 bis 8 Stunden Arbeit, dabei ist das Fotografieren selbst nicht mitgerechnet.
Zunächst neben mir auf der Rolltreppe und kurz darauf draußen auf der Kreuzung gibt es ein größeres Aufkommen von freudigen Menschen in lila T-Shirts: Das sind einige Dutzend der vielen Hundert freiwilligen Helder der GDC, die als Anlaufstelle für Raumsuchende, als Einlasskontrolleure, als Begleiter der Redner zu ihren Vorträgen und so weiter fungieren. Meines Wissens fließt kein Geld, aber sie dürfen sich in ihren Arbeitspausen in beliebige Sitzungen setzen (was einem Gegenwert von etlichen Hundert Dollar entspricht).
Der letzte Termin: Roland Austinat trifft sich mit mir zum traditionellen GDC-Fazitvideo, das ihr vermutlich morgen zu sehen und zu hören bekommt (es sind so 20 Minuten geworden). Darum schreibe ich jetzt auch nichts weiter dazu.
Mit Roland zusammen laufe ich zu meinem Hotel zurück (muss ja noch meinen Koffer abholen und dann schnurstracks zum Flughafen). Dabei begegnen wir dieser interessanten Handtaschen-Kreation.
Hier ist Vorsicht angebracht: Amerikanische Frauen, die einer der ihren einen Junggesellinnen-Abschied (gibt's das Wort) angedeihen lassen, also eine Girls' Night für die bald Verheiratete, neigen zu einer aufdringlichen, vermutlich auch vorgeglühten Lustigkeit. Nichts für die Nerven müder Reporter auf dem Rückweg von fünf Messetagen...
Roland rät mir ab, mit BART zu fahren, und zu einem Uber-Taxi. Das kommt dann zwar ewig nicht und hat als Fahrtziel seltsamerweise "Domestic Garage" statt "SFO International Airport", aber der Fahrer lässt sich überzeugen, dass ich nicht zu einer Parkgarage will, und fährt mich in erstaunlichen 30 Minuten zum Flughafen.
Mein Fahrer heißt Juan und betreibt das Uber-Chauffieren als einen von zwei Jobs. Der andere ist in einem angeblich berühmten Restaurant. Er ist Mexikaner, lebt aber seit 40 Jahren in San Francisco. Arbeiten will er, bis er stirbt: "Ich habe nicht viel Geld in Reserve, und S.F. ist sehr teuer. Ich will hier aber nicht weg, weil meine erwachsenen Kinder hier leben." Er arbeitet aber nicht mehr Vollzeit, sondern gönnt sich einige Stunden Pause pro Tag.
Und jetzt schätzt mal, wie alt Juan ist? Am 18. April wird er siebzig Jahre alt.
Das letzte Foto für Nicht-Enten zeigt meinen Economy-Arbeitsplatz im Flugzeug, nach Verzehr des Frühstücks, aber noch vor Abräumen dessen Reste. Ereignisloser Flug, ich konnte mehrere Stunden schlafen, alles gut. Wenn ich gegen 19:00 Uhr zuhause bin, werde ich die Texte schreiben, damit die Galerie+ noch am Samstag online geht.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und eure Kommentare der letzten Tage, mir hat's wieder viel Spaß gemacht. Es kommen noch diverse News von der GDC, weil man nicht Termine wahrnehmen, Fotogalerien erstellen und Spiele beschreiben gleichzeitig machen kann, oder zumindest nicht zu allen Spielen. Man liest sich also noch, wenn ihr wollt.
Und die PREMIUM-ENTEN erleben jetzt noch Action-Szenen, wie sie sie noch nie erlebt haben. Zumindest nicht mit Beteiligung eines Mittvierzigers aus Schwaben....
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