Es kommt immer auf Ort und Perspektive an (gemeint ist schlicht die Blickrichtung) – je nachdem kann einem San Francisco wie ein halber Slum, ein Betonmoloch, technokratisches Wolkenkratzer-Kunstwerk, Drittwelt-Land (zerbröckelnde Straßen...) oder ein urbanes Naherholungsgebiet vorkommen. Das Foto oben stammt aus dem Yerba Buena Garden, mit Blick auf die Mission Church. Irgendwo unter meinen Füßen befindet sich übrigens die North Hall des Moscone Centers.
Und damit Danke für die neuerliche Aufmerksamkeit für meine kleine Behind-the-Scenes-Serie von der Game Developers Conference 2017!
Oops. Ich hatte mich schon gewundert, wieso aus einem vollen Pappbecher Wasser nur ein halber Pappbecher Kaffee wurde. Statt aber nach der Ursache zu suchen, hatte ich einfach noch mal Wasser nachgekippt, bin unter die Dusche und hatte nach der Rückkehr die obige Sauerei. Zum Glück steht die Kaffeemaschine auf einer Art Tablett, sodass die braune Soße nicht auf den Tisch und den Boden gelaufen ist.
Dabei gibt es eigentlich nicht viel falsch zu machen: Plastikmüll erzeugen, Pappbecher mit Wasser reinkippen, Pappbecher unterstellen und die Plastikschale mit dem Kaffeebeutel einschieben (siehe Foto, halb herausgezogen zu Demonstrationszwecken). Naja, ich habe den Zimmermädchen, die hier übrigens richtig freundlich sind, halt 5 Dollar hingelegt statt 2.
Irgendwie war heute auch generell nicht so mein Morgen. Schlafmangel, die ungewohnte Bewegung und eine nicht endende kleine Erkältung zehren selbst am durchtrainiertesten Ausdauer- Kruppstahlkörper. Aber was muss, das muss!
Außerdem ist der morgendliche kleine Fußmarsch zur Messe immer ganz angenehm. Heute laufe ich direkt an der Cable-Car-Bahn (Powell-Station-Line) entlang.
Und dann die 3rd Street runter, rein in die Mission Street, und durch den schon erwähnten Yerba Buena Garden abgekürzt. Allerdings ist es für ein Nickerchen auf dem Rasen noch zu kalt am Morgen.
Dieses nicht auf den ersten Blick zuordenbare Foto (auch nicht durch mich vorhin beim Sichten...) zeigt einen künstlichen Wasserfall oberhalb des Gartens. Aber ich war ja nicht zum Vergnügen hier, sondern für ein Highlight, auf das ich mich schon seit einigen Tagen gefreut habe: das Post Mortem zu Civilization.
Ich war früh im Saal und bat Bruce Shelley und Sid Meier um ein Foto. Allerdings nahm ich versehentlich zuerst ein Video auf, weshalb ich kurz um Geduld bat. Dummerweise ist mir Bruce dabei weggenickt...
Der Vortrag war übrigens ein klein wenig enttäuschend. Sid Meier war zwar ungewohnt lebendig und mitteilsam (und Bruce Shelley gewohnt scheintot), aber so richtig viel Mühe in der Vorbereitung hatten sich die Beiden nicht gemacht. Negatives Highlight: Bruce sagt, Sids ersten Prototypen von Civiliation (in Echtzeit!) habe er noch auf Diskette, nachdem er den Erstling von Railroad Tycoon dummerweise weggeworfen habe. Und ich denke: Wow, jetzt hebt er die Disk hoch oder zeigt ein Video des Protoypen. Oder beides. Aber nichts.
Naja, es waren dennoch einige interessante Dinge zu hören, ich werde die Highlights für euch zusammenschreiben.
... Gerald Köhler, den ihr vor wenigen Jahren noch automatisch als "Mr. Fußballsimulation" synonimisiert hättet. Kurzer Einschub: Der vorletzte Satz war vielleicht nicht gänzlich korrekt gebildet. Jedenfalls macht Gerald mit seinem Studio Bright Future schon länger keine Fußballmanager mehr und auch keinen Fussball Manager, sondern Browserspiele.
Als ich ihn frage, ob er für immer mit den Fußballmanagern abgeschlossen hat, meint Gerald: Nein, einen mache ich noch, irgendwann. Aber der muss dann bis zur Rente reichen. Nicht wenigen Spielern wäre es vermutlich Recht, wenn diese Zukunft keine allzu ferne bliebe.
Der nächste Vortrag war ebenfalls zu Civilization, mit einer 6 hintendran allerdings. Gehalten hat ihn Ed Beach, der Lead Designer der Serie seit dem ersten Civilization 5-Addon, Gods & Kings (im Test: Note 8.5). Der Vortrag begann arg selbstreferenziell, wurde dann aber besser und drehte sich darum, welche je fünf Probleme an Civ 5 durch die beiden Addons gelöst wurden, und welche fünf verbliebenen oder grundsätzlichen Probleme von "Civ 5 Complete" dann in Civilization 6 (im Test: Note 7.0) angegangen wurden.
Was ich mich nur frage: Wird dereinst Lead Designer Numero 6 (oder gerne auch Ed) auf der GDC einen Vortrag zu Civilization 7 halten, mit dem Thema "Wie wir die beknackte KI aus Civ 6 komplett weggeworfen haben"?
Heute gab's was Vegetarisches, und zwar irgendeinen riesigen Pilz mit Zwiebeln und anderem Gemüse. War richtig lecker. Die Dr. Pepper, auch wenn sie hier in den Hintergrund gerückt ist, war aber ebenfalls wichtig für das Gesamterlebnis.
Ich muss jedes Jahr schmunzeln, wenn ich an diesem Gebäude vorbeikomme (schräg gegenüber der West Hall gelegen), darum verewige ich es jetzt einfach mal: Ein schon lange nicht mehr schlüsselneues Flachdach-Haus bewirbt den Computerladen darin mit Lettern, die auch über einem Saloon oder einer Näherei der Jahrhundertwende (und ich rede vom vorletzten Jahrhundert) prangen könnten. Irgendwie passt das nicht zu Hightech-Themen oder dem im Schaufenster ausgelobten "Build your Gaming-PC".
Für einen Sammeltermin mit Stoic (Banner Saga) und Mild Beast (Sundown, BAFTA-prämiertes Indie-Spiel, siehe Angespielt-News) musste ich ein paar Meter laufen. Als ich ungefähr auf der Höhe der richtigen Adresse in der Tehana-Street war, wurde ich von gegenüber angebrüllt, von irgenedeinem Schwarzen, der in einem Hauseingang saß. Nette Gegend, dachte ich mir, und ging weiter, aber nein, meine Adresse lag schon hinter mir. Es war das Neben-Reihenhaus, und der Penner oder was auch immer zischelte mich böse an. Ich fragte mich wirklich kurz, ob ich hier richtig war, zumal auch die Tür zu war. Sie ging aber auf, und drinnen waren dann Spielstationen aufgebaut und Entwickler davor platziert. Naja, die Indie-Studios müssen halt sparen...
Im Foto ist der nächste Eingang der richtige, im übernächsten sitzt der Penner, ihr könnt seine Füße sehen, wenn ihr genau hinblickt.
Bei der Gelegenheit mal als Einschub: Man sieht schon echt viele offenbar verrückte und noch mehr völlig fertige Typen in Downtown San Francisco, die gerne auch mal herumbrüllen oder mit sich selbst sprechen. Nicht nur Schwarze übrigens, auch wenn die klar die größte Gruppe der Kaputten und Obdachlosen stellen. Gestern torkelte mir ein anderer abgerissener Geselle in die Einflugschneise und brabbelte dann irgendwas von wegen "You're pissing me off". Und vorhin auf dem Nachauseweg, beim Abendessen-Erwerb in einem Fastfood-Laden, stand ein weiterer Sozialverlierer vor mir in der Schlange, der sich freute, sich mal so was Tolles wie einen Burger leisten zu können. Man kann entweder heulen oder nicht groß drüber nachdenken. Das soziale Netz ist äuerst dünn gewebt in den USA, und ich denke, dass es um Union Square und SoMa herum, mit Hochhäusern, Einkaufstempeln und vielen gut gekleideten Leuten, besonders übel ist, mittellos auf der Straße zu hausen.
Das hier ist Arnie Jorgensen, einer der Gründer von Stoic und ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Als ich das Gespräch damit begann, dass "GamersGlobal nicht unbedingt die höchste Note weltweit für Banner Saga 2 (im Test, Note: 7.0) vergeben" hätte, nickte er wissend und meinte: "Du redest bestimmt vom Kampfsystem". Ich habe dann aber doch noch einige andere Kritikpunkte gehabt, und bekam sehr offene Antworten.
Mit am Tisch saßen übrigens auch John (Watson, der Co-Gründer, rechts) und Sam. Das Interview oder besser Gespräch werde ich dieser Tage in einen kleinen Bericht zu Banner Saga 3 umwandeln.
Eigentlich sehr passend für eine Spielemesse: Direkt neben der South Hall steht dieses Karussell. Vorgestern war es sogar mal in Bewegung, Es ist Teil eines Museums.
Ihr haltet das Ding beim schnellen Drübergucken vermutlich für eine Stehlampe, aber hier seht ihr mit das Wichtigste, was eine Messe mit vermutlich wieder um die 27.000 Fachbesuchern zu bieten hat: Internet-Zugang noch im letzten Winkel und tiefsten Gang. Möglich machen das solche Repeater.
Das Foto ist völlig belanglos, aber ich schildere euch kurz, wieso ich es bringe: In einer Art Alkove zwischen dem Erdgeschoss und dem Untergeschoss der South Hall war die Treppe mit Schaulustigen belegt, die teils sogar filmten, und eine laute Lautsprecherstimme ließ lauter Laute verlauten. Aber um was ging es hier? Ich sehe nichts. Der Greenscreen im Hintergrund? Keine Action. Die am PC Spielenden vielleicht? Vermutlich, aber ich habe eine Minute zugeschaut, und echt nicht verstanden, was hier abgeht.
Auch schwer zu beschreiben, aber wirklich wahr: Seit Tagen laufe ich über die Messe, und jeder andere Messebesucher hat ein orangefarbenes Badge. Plötzlich blicke ich, in einer Schlange stehend, an mir herunter, und erkenne: Meine Badge ist blau. Ich bin ein Außenseiter.
(blaue Badges haben natürlich auch andere, nämlich Vortragende und Journalisten. Aber sie sind schon deutlich in der Unterzahl).
Ein wenig alt ist er geworden, finde ich, aber Warren Spectors Vortrag zu Deus Ex war richtig klasse. Einige neue Detailinfos zur Entwicklung, vor allem aber ein runder, lustiger, teils süffisanter Vortrag. Zusammenschrieb folgt.
Wenn Kaffeepausen vorbereitet werden (die sind für die Besucher kostenlos), deckt man die im Aufbau befindlichen Tische immer mit Tischdecken ab, damit keine hungrigen oder durstigen Journalisten zu früh mit dem Vertilgen beginnen. Hier fand ich schön, wie sich der GDC-Mitarbeiter (erkennbar am violetten T-Shirt) rechts wachsam vor den Tischen platziert hat. Wachsam, lila T-Shirt, Prätorianer. Ihr erlebt freies Assoziieren im müden Reporter-Hirn.
Auf dem Nachhause-Weg wundere ich mich über diesen Falschparker weiter vorn: Im Land der Polizistenschwemme, wo jeder Laden mindestens einen Wachmann an der Tür stehen hat, stört das niemanden? Eigentlich müsste man da die Cops rufen!
Und das war es auch schon wieder für heute, werte Noch-nicht-Premiumenten. Für das letzte Foto bin ich noch mal in die Höhe geflattert, aber nun muss Enterich Jörg zurück ins Nest und schlafen.
Noch etwas länger aufbleiben dürfen die Premium-Küken, ihnen offenbare ich noch das große Geheimnis, was es heute zum Abendessen gab. Kleiner Tipp: kein Sushi.
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