Dieser Puzzle-Plattformer setzt eine ernste Thematik auf eine ganz eigene Art um: die Geschichte zweier Kinder, die unter dem Joch einer faschistischen Macht an ihrer Freundschaft festhalten.
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Die Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal.
In der Vergangenheit gab es schon allerlei Arten von Zensur bei Videospielen. Mal wurden feindliche Soldaten gegen Roboter ausgetauscht, mal bei Wolfenstein die Nazis plötzlich zum "Regime" umdeklariert. Ganz ohne Zensurzwang leiht sich das polnische Studio Juggler Games beide Ansätze für das Szenario von My Memory of Us: Die an Osteuropa im Zweiten Weltkrieg erinnernde Heimat der beiden jugendlichen Hauptcharaktere wird von einem Roboterkönig und seinen naziähnlichen Schergen besetzt. Weshalb die Polen diesen Weg der Allegorie wählen statt gleich Nazis und Juden zu nennen, wird nicht ganz klar – soll ihr Werk so kindgerechter sein oder durch den Gleichnischarakter zum Nachdenken anregen?
Hass auf die Roten
My Memory of Us ist ein 2D-Plattformer mit Rätseleinschlag. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines alten Mannes, bei dem es sich um niemand anderen als den Jungen des Duos handelt. Die Gefährtin, von der er erzählt, ist ein gleich altes Mädchen, das er kurz vor der Invasion der Blechkameraden kennenlernt. Die erste knappe Stunde verbringt ihr mit dem Kennenlernen der Beiden in einer Welt, die offensichtlich kurz vor einem Krieg steht. Der Junge hat verbündete Soldaten bestohlen, ihr lasst ihn mit dem Mädchen zusammen schleichen und erste Puzzles lösen.
Nach dem Überfall geht alles sehr schnell, die Roboter packen das Mädchen, scheinbar willkürlich, denn den Jungen lassen sie in Ruhe. Sie stellen das Mädchen auf ein Fließband einer fahrenden Fabrik und färben dort ihre Kleidung rot. Damit ist sie zur Außenseiterin gestempelt. Einige Zeit später hält ein Lastwagen vor ihrer Haustür, der sie in ein Ghetto bringt. Ihr Freund folgt ihr in das Lager.
"Die Roten" haben an dieser Stelle Durchgangsverbot. Also besorgt der Junge einen Wagen, um das Mädchen vorbei zu schmuggeln.
Zu zweit sind wir stark
In My Memory of Us spielt ihr die meiste Zeit beide Kinder, gelegentlich zieht ihr auch allein durch das Lager, die Heimatstadt der Beiden oder eine Kaserne. Per Knopfdruck wechselt ihr jederzeit zwischen den beiden hin und her. Das ist für die zahlreichen Umgebungsrätsel auch nötig, denn sie verfügen jeweils über eigene Kräfte. So führt das Mädel eine Steinschleuder mit sich, während der Junge einen Spiegel in der Tasche hat, mit dem er Gegner blenden kann. An vielen Stellen gilt es, an Robotersoldaten vorbei zu schleichen.
Wirklich schwer wird My Memory of Us in seinen etwa vier Stunden Spielzeit nie, dafür punktet es mit Abwechslung. So gibt es Verfolgungsjagden, Stealth-Passagen oder Abschnitte, in denen ihr aufgrund der Umgebungsobjekte den Code für ein Türschloss berechnen müsst. Auch wenn dadurch keine Langeweile aufkommt, bleibt das Gesamterlebnis durchwachsen: Eigene spielerische Ideen hat der Titel nicht.
Autor: Dennis Hilla; Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
Anzeige
Meinung: Dennis Hilla
My Memory of Us erinnert nicht zufällig an Valiant Hearts von Ubisoft – auch wenn die Rätsel meist nur darauf basieren, dass ich meine Umgebung genau untersuche und anschließend Eins und Eins zusammenzähle. Aufgelockert wird das Spielprinzip von kleinen und großen Ereignissen wie Verfolgungsjagden oder einem Abschnitt, in dem ich mich an Wachen vorbeimogeln und in dunklen Ecken in Deckung gehen muss, um Widerstandsplakate aufzuhängen. Das tröstet aber nur bedingt über den sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad und die Flaute an eigenen Ideen hinweg. Wirklich gestört hat mich das eher entspannte Prinzip aber nicht, auch wenn ich mir ein paar knifflige Rätsel gewünscht hätte.
Tatsächlich überrascht war ich aber davon, wie gut das Spiel das Gefühl vermittelt, unter einer Besatzungsmacht zu leben. Die bedrückende Stimmung durch die ständig präsenten Untertanen des Roboterkönigs wird auch durch die kindlich gute Laune der Protagonisten kaum aufgehellt. Und die Ästhetik der Soldatenbekleidung ist sicher nicht versehentlich an die NS-Zeit angelehnt.
Ob es nun ein Kunstgriff ist, quasi nebenbei die Schrecken faschistischer Unterdrückung rüberzubringen, oder eher eine Umständlichkeit, muss jeder für sich entscheiden. Ich neige zu ersterer Sicht. Jedenfalls rettet die Thematik und die stilistisch ansprechende Umsetzung My Memory of Us vor der Belanglosigkeit.
My Memory of Us PS4
Einstieg/Bedienung
Simple, passende Steuerung
Alle Grundmechaniken werden erklärt
Teilweise etwas fummelig zu bedienen
Spieltiefe/Balance
Interessante Geschichte mit Realitätsbezug
Abwechslungsreiche Spielelemente
Puzzles machen Einsatz von Fähigkeiten nötig
Stimmungsvoll gestaltete Spielwelt
Spannende Schleichpassagen
Kindgerechte Vermittlung wichtiger Werte
Quasi keine eigenen Ideen
Rätsel durchgehend sehr einfach
Kurze Spielzeit (circa 4 Stunden)
Sehr linear
Grafik/Technik
Schicke Monochrom-Optik mit roten Highlights
Schick gezeichnete Zwischensequenzen
Hübsche Licht- und Schattenspiele
Immer wieder auftretende Ruckler
Manche Animationen wirken albern
Sound/Sprache
Gute englische Sprecher in den Cutscenes...
Zur jeweiligen Situation passende Musikuntermalung
Auch ich habe für den Test zu danken. Immer wieder nett, deiner Stimme zu Lauschen Dennis. ;-)
Das Spiel als solches ist aber nichts für mich, die Grafik ist viel zu dunkel. ;-)
Ich finde es super, dass ihr auch solche Spiele testet! Das Spiel werde ich mir definitiv in näherer Zukunft selber mal ansehen. Der visuelle Stil gefällt mir ausnehmend gut.
Lencer
19 Megatalent - P - 14855 - 11. Oktober 2018 - 10:28 #
Der Minuspunkt "...im Spiel selbst nur blödes Gebrabbel" ist IMHO einfach nur unfair. Wenn Du das unter ein fast beliebiges Nintendo-Spiel schreiben würdest, wo das quasi Usus ist, wäre die Hölle los.
Gegen den sonstigen Test hab ich nix einzuwenden. Das es nicht herausragend wird, hab ich mir schon nach der Gamestar-Preview gedacht.
Danke für den Test. Warum man das etwas albern wirkende Szenario mit Roboterarmee und diskriminierten Roten genommen hat, statt einfach Nazis und Juden, wenn die Ähnlichkeiten doch schon optisch so offensichtlich sind, hatte ich mich auch beim Anschauen des Trailers gefragt. Die Idee, dass es dadurch kinderfreundlicher sein soll, klingt plausibel. Dazu passt auch der moderate Schwierigkeitsgrad.
Das Spiel sieht echt eher nach Sale-Kandidat als nach Pflichtkauf aus.
Viel Spaß beim Lesen, Ansehen und Hören!
Danke für den Test.
Wäre was nettes für Zwischendurch, kommt mal in den Hinterkopf.
Auch ich habe für den Test zu danken. Immer wieder nett, deiner Stimme zu Lauschen Dennis. ;-)
Das Spiel als solches ist aber nichts für mich, die Grafik ist viel zu dunkel. ;-)
Ach, du schmeichelst mir!
Schade... vielleicht trotzdem mal reingucken und spielen...
Da hatte ich mir mehr erhofft, aber irgendwann schaue ich es mir wahrscheinlich doch mal an.
Schöner Stil, aber nicht mein Genre. :-)
Moment, es gibt Sachen die du nicht spielst? :D
Kommentarkudos :D
Gibt es halt noch nicht für die Switch ;) .
RDR2 ist wohl auch nicht seins, also ja.
Ich mag diese Idee, ähnlich wie seinerzeit Valiant Hearts.
Das Unterstütze ich gerne.
Danke für diesen Test und den gut gesprochenen Video-Test!
Schöner Stil, aber nicht mein Thema.
Hm, für 10 Euro womöglich in Ordnung. Gut jedenfalls, dass es sich die Spielelandschaft vermehrt dieser Thematik annimmt.
Ich finde es auch gut, dass mehr dieser Art auftaucht. Jedoch werde ich es nie besitzen, da es mich spielerisch überhaupt nicht interessiert.
Kommt auf jeden Fall mal auf die Wunschliste.
Danke für den Test.
Hört sich interessant an, werde ich sicher mal kaufen. Ist so ein typisches Salespiel.
Genau mein Gedanke.
Ich bin nun leider kein Puzzle-Mensch. :(
Aber dennoch danke für den Test.
Bin ich auch nicht, aber das Spiel klingt sehr locker im Bereich Puzzle.
Nicht überragend, aber gefällt mir irgendwie :)
Dem kann ich mich anschliessen. ;)
Ich finde es super, dass ihr auch solche Spiele testet! Das Spiel werde ich mir definitiv in näherer Zukunft selber mal ansehen. Der visuelle Stil gefällt mir ausnehmend gut.
Valiant Hearts hat mir damals gut gefallen. Ich werde das Spiel mal im Auge behalten.
Vergibt man da wegen der Thematik als Tester eigentlich "moralische" Bonuspunkte in der eigenen Wertung oder ist da keinerlei Schere im Kopf?
Danke für den Test. Scheint ein nettes Spiele-Häppchen zu sein. Vielleicht mal als Schnapper zu Weihnachten.
Der Minuspunkt "...im Spiel selbst nur blödes Gebrabbel" ist IMHO einfach nur unfair. Wenn Du das unter ein fast beliebiges Nintendo-Spiel schreiben würdest, wo das quasi Usus ist, wäre die Hölle los.
Gegen den sonstigen Test hab ich nix einzuwenden. Das es nicht herausragend wird, hab ich mir schon nach der Gamestar-Preview gedacht.
Der "gute englische Sprecher" in den Zwischensequenzen ist übrigens kein Geringerer als Sir Patrick Stewart. :-)
Ist vielleicht nicht der große Wurf, mich spricht das Spiel aber an und ich werde es sicher irgendwann spielen. :)
Danke für den Test. Warum man das etwas albern wirkende Szenario mit Roboterarmee und diskriminierten Roten genommen hat, statt einfach Nazis und Juden, wenn die Ähnlichkeiten doch schon optisch so offensichtlich sind, hatte ich mich auch beim Anschauen des Trailers gefragt. Die Idee, dass es dadurch kinderfreundlicher sein soll, klingt plausibel. Dazu passt auch der moderate Schwierigkeitsgrad.
Das Spiel sieht echt eher nach Sale-Kandidat als nach Pflichtkauf aus.
Wunderschöner Grafikstil und passend zur Thematik
Hätte wohl besser werden können, aber gekauft wird das Spiel sicher mal. Kommt auf die Wunschliste.