Special Agent Ray (links) und Agent Reyes ermitteln im Mordfall, dazu kommen drei weitere spielbare Charaktere.

Alle fünf zusammen

Vergleichbar mit Maniac Mansion schlüpft ihr in Thimbleweed Park in die Rollen gleich mehrerer Figuren. Los geht es nach der Einleitungssequenz mit den beiden FBI-Ermittlern, später erhaltet ihr Zugriff auf Computerfreak Delores Edmund, die unbedingt Spieleentwicklerin bei MmucasFlim Games werden will, auf einen Geist und auf den „Beleidigungs-Clown“ Ransome. Bei letzterem ist der Name Programm. Er flucht unflätig vor sich hin – sanfte Gemüter müssen sich die von Piepslauten überdeckten Schimpfwörter allerdings nicht anhören. Die Einführung der zusätzlichen Spielfiguren erfolgt jeweils in Form einer spielbaren Rückblende. Ransome muss auf dem Rummelplatz seinen Auftritt vorbereiten, bei dem er Orakel Madame Morena im Nachhinein betrachtet wohl besser nicht beleidigt hätte.

Im Spiel wimmelt es vor Referenzen. Dieser Kühlschrank sieht praktisch genauso aus wie der in Maniac Mansion.

Delores wiederum muss sich erfolgreich bei ihrem Wunscharbeitgeber bewerben und ihrem Onkel Chuck schließlich verklickern, dass sie die Leitung seiner Kissenfabrik nach seinem Tod nicht übernehmen möchte. In diesen spielbaren Rückblenden müsst ihr den jeweiligen Charakter spielen. Sobald ihr sie frei durchs Abenteuer führen könnt, soll Thimbleweed Park aber grundsätzlich mit jedem der fünf Protagonisten lösbar sein. Lediglich ein paar bestimmte Aktionen sind aufgrund der besonderen Fähigkeiten der jeweiligen Charaktere nur mit einem von ihnen möglich. Um das Konzept mit den verschiedenen Spielfiguren nicht zu verkomplizieren, teilen sich die Charaktere den Wissenstand mit dem Spieler. Sobald ihr also wechselt, muss eine andere Figur nicht noch einmal Informationen besorgen, die eine andere bereits entdeckt hat. Inventarobjekte müsst ihr allerdings aktiv zwischen den Charakteren wechseln.
 

Casual oder normal?

Ron Gilbert hat sich bei Thimbleweed Park dazu entschieden, zwei Schwierigkeitsstufen einzubauen. Die funktionieren so ähnlich wie die beiden Spielvarianten in Monkey Island 2 - LeChuck’s Revenge, allerdings mit dem Unterschied, dass es im „Casual“-Modus keine exklusiven Rätsel gibt. Stattdessen bietet der normale Modus schlichtweg mehr oder komplexere Puzzles. Wenn Chuck Edmunds Nichte Delores ihre Bewerbung an MmucasFlimGames verfasst, muss sie auf "Casual" lediglich die vom Computersystem gestellten Fragen beantworten. Im normalen Modus hingegen muss sie ein Buch in der Bibliothek zu finden, um an die korrekten Antworten zu kommen.
 

Wie macht man eine Treppe nutzbar, an der ein "Außer Betrieb"-Schild hängt? Natürlich, indem man das Schild entfernt!

Ähnlich sieht es beim Nachfüllen des Tintenvorrats von Delores Drucker aus. Während sie im Casual-Modus bloß ein Tintenfass einsammeln und mit dem Gerät verwenden muss, kommt sie in der normalen Spielvariante nicht umhin, eine Reihe von Schritten durchzuführen, um einen Tintenersatz herzustellen. Ganz so knifflig wie manches Rätsel in den LucasArts-Klassikern fallen die Rätsel nicht aus. Das liegt aber nicht zuletzt daran, dass die Spielfiguren bedeutend häufiger eindeutige Hinweise ausspucken, was als nächstes zu tun ist. Einen allgemeinen Überblick über die aktuellen Ziele gibt es in beiden Spielvarianten als Merkzettel. Wie in vielen Adventures üblich, besitzen die Aufgaben auch in Thimbleweed Park ihre ganz eigene Logik. So mag es reichen, ein „Außer Betrieb“-Schild zu entfernen, um ein Objekt doch zu benutzen. Und wer keine Streichhölzer hat, dem hilft womöglich etwas Scharfes in irgendeiner Form weiter.

Noch wenig gesehen haben wir bislang von den Dialogrätseln, die uns Ron Gilbert versprochen hat – also Aufgaben, bei denen wir uns (wie im Gespräch mit Händler Stan in Monkey Island) in der richtigen Reihenfolge durch einen Dialogbaum klicken müssen. Das Rätseldesign ist aber auch so clever, exzellent mit der Handlung verzahnt, vielfältig und keinesfalls weichgespült, wie es in vielen modernen Point-and-Click-Abenteuern der Fall ist.
 

Komplett auf Deutsch

Wie die meisten Adventure-Freunde wahrscheinlich längst wissen, hat Boris Schneider-Johne die Lokalisation von Thimbleweed Park übernommen – er zeichnete damals für die deutschen Texte von LucasArts-Spielen wie Monkey Island oder ZakMcKracken and the Alien Mindbenders verantwortlich. Obwohl Thimbleweed Park in puncto Sprachausgabe mit der Zeit geht und ein vollständiges englisches Voiceover bietet, gibt es für deutsche Spieler nur optionale Bildschirmtexte. Von der Qualität der Lokalisation konnten wir uns in der vorliegenden Preview-Version, die rund 15 Prozent des Spiels umfassen soll, noch nicht überzeugen.

Gespannt darf man etwa darauf sein, wie Schneider-Johne die „a-renos“ und „a-whos“ in die deutsche Fassung übertragen hat, die der Sheriff beziehungsweise der Gerichtsmediziner ständig an irgendwelche Wörter anhängen. Abseits dessen sind sich diese beiden Charaktere indes verdächtig ähnlich. Wer klassisch nur mit Text und ohne Sprachausgabe spielen will, kann das selbstverständlich tun. Schnellleser werden, anders als in der aktuellen Fassung, hoffentlich einzelne Dialogzeilen auch per Mausbefehl wegklicken dürfen, statt die Tastatur zu bemühen.

Der "normale" Modus bietet zusätzliche Rätsel; die korrekte Kombination für den Safe muss man im  "Casual"-Modus nicht wissen.