Unrest-Autor über Schwierigkeiten der Indie-Entwicklung

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Ganesh 5116 EXP - 16 Übertalent,R8,S3,J9
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7. August 2014 - 12:41 — vor 9 Jahren zuletzt aktualisiert
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Was passiert, wenn ein Kickstarter-Projekt über das Zehnfache an Geld bekommt, das als Minimum verlangt wurde? Man könnte meinen, dass die Entwickler sich zumindest sehr entspannt an die Entwicklung machen können. Zumindest von außen betrachtet hätte es dem vor kurzem veröffentlichten Spiel Unrest so ergehen können, vergisst man einmal die vergleichsweise niedrige erzielte Summe von 35.000 US-Dollar. Bereits während der Kampagne hatte der Autor der Texte des Spiels, Adam DeCamp, versprochen, eine Nachbetrachtung zur Entwicklung zu schreiben. Überraschenderweise fällt diese gerade im Hinblick auf das Leben von unabhängigen Spielemachern ernüchternd aus.

Das Spiel des indischen Entwicklers Pyrodactyl Games ist ein weitestgehend kampffreies Rollenspiel in einem vom antiken Indien inspirierten Fantasy-Setting. Als wäre dies noch nicht genug, um das Spiel von der Masse der RPGs zu differenzieren, fordert es den Spieler ständig auf, mit den ethisch problematischen Aspekten der Welt zu interagieren. So ist die erste Situation, in der sich der Spieler wiederfindet, diejenige eines 15jährigen Mädchens, dessen Eltern gerade ihre Ehe mit einem Jungen aus einer höheren Kaste arrangiert haben. Außerhalb von Kickstarter und von einem unabhängigen Entwickler scheint ein solches Spiel kaum denkbar.

Dennoch äußert sich DeCamp alles andere als begeistert, wenn er davon berichtet, was das Projekt für das Leben der Beteiligten bedeutete. So war es trotz der Freiheiten der unabhängigen Entwicklung und des Erfolgs der (bescheidenen) Kampagne nötig, Strukturen mit Deadlines und festen Zuständigkeiten zu entwickeln. Seiner Meinung nach scheitern wahrscheinlich viele Projekte an dieser Institutionalisierung. Auch berichtet er von permanenten Geldproblemen: Das eingenommene Geld ermöglichte keinem der Beteiligten, vollzeit daran zu entwickeln. Zudem blieben durch Gebühren für Kickstarter und Amazon sowie die fälligen Steuern von den erreichten 35.000 US-Dollar nur rund 30.000 übrig.

Nach Meinung von DeCamp brauchen deshalb unabhängige Projekte viel länger als diejenigen, die von einem Publisher finanziert werden. Obwohl er einem weiteren Kickstarter-Projekt nicht abgeneigt wäre, glaubt er, dass man mit einem Publisher im Rücken größere Freiheiten habe – eben weil dann für den Lebensunterhalt einfacher zu sorgen sei. Der Artikel endet mit einem fiktiven Interview, in dem DeCamp feststellt, dass er zwar nicht viel anders gemacht hätte, aber dennoch hofft, dass Unrest sich gut genug verkauft, sodass zukünftige Projekte von Pyrodactyl in Vollzeit entwickelt werden können.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 7. August 2014 - 11:38 #

Oder man kalkuliert einfach von Anfang an vernünftig, damit's während der Entwicklung gar nicht erst zu Geldproblemen kommt.

Sokar 24 Trolljäger - - 48155 - 7. August 2014 - 11:48 #

Spieleentwicklung ist nur ein sehr schlecht kalkulierbares unterfangen, selbst erfahrene Leute haben große Schwierigkeiten bei der Aufwandschätzung. Zudem kann viel schief gehen bzw. nicht so ausgehen wie man es sich gedacht hat. Gerade Gameplay ist quasi nicht zu kalkulieren, da man erst ein gutes Stück implementieren muss bis man testen kann ob es wirklich Spaß macht, davor kann man sich nie sicher sein und ein Spiel das fast fertig ist nur um dann zu merken dass das Konzept keinen Spaß macht dürfte der Super-GAU sein.
Allein schon das Argument "machts halt von Anfang an richtig" spricht hier von purer Ahnungslosigkeit.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 7. August 2014 - 16:34 #

Puffer für exakt solche Eventualitäten gehören eben auch in eine vernünftige Kalkulation.

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21165 - 7. August 2014 - 12:48 #

Projektleitung für Anfänger könnte da schon helfen ;-)

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20286 - 7. August 2014 - 22:51 #

Mit etwas Arbeitserfahrung in der Spieleindustrie kann ich sagen, dass das nicht mal bei professionellen Entwicklungsfirmen so läuft, wie man sich das im Allgemeinen vorstellt. :/

vicbrother (unregistriert) 8. August 2014 - 8:55 #

Wie jetzt? Alle im Anzug, keine Cola, keine Chips, keine Pizza, strenge Hierarchien, keine Freaks,Nerds&Geeks und keine agile Softwareentwicklung?

Oder meinst du das eher im Sinne von Helmuth v. Moltke "Kein Plan überlebt die erste Feindberührung" (sozusagen: Kein Gamedesign überlebt die erste Publisher-Betrachtung)?

RoT 21 AAA-Gamer - P - 26299 - 7. August 2014 - 12:18 #

abgesehen von der warhaftigen unabhängigkeit, können sie sich doch weitestgehend als indie(n)- entwickler bezeichnen.

hatte die kampagne seinerzeit verfolgt, und war ein wenig enttäuscht, dass sie in ihren updates keines der anderen Projekte angesprochen haben, die für sie shout outs gebracht haben...

aber irgendwie trotzdem nen interessantes team...

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 12:44 #

"[Heiratsarrangement] Außerhalb von Kickstarter und von einem unabhängigen Entwickler scheint ein solches Spiel kaum denkbar."
Klar ist das denkbar. Aber nur, wenn der Protagonist eben dies zu verhindern weiß. Aber das scheint wohl nicht das Level-/Spielziel zu sein...daher wäre das Spiel keines, was ich mir kaufen würde.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 12:50 #

Der Spieler wird mit der Situation konfrontiert, wie er mit ihr umgeht, gibt das Spiel nicht vor. Aber es macht einem die Entscheidung für oder gegen die arrangierte Ehe auch nicht einfach, weshalb man halt nicht automatisch in dieser Rolle des unabhängigen Mädchens, was sich gegen die Tradition auflehnt, ist.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 13:00 #

Wie kann einem die Entscheidung contra arrangierter Ehe nicht leicht gemacht werden, bzw. nicht leicht fallen?

Ja, ich denke nach westlichen Maßstäben, aber das ist dennoch kein Argument für eine solche Verbindung, wenn (angeblich) alle Menschen die gleiche Behandlung zugute kommen soll.

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 7. August 2014 - 13:01 #

Ich habe Bekannte, deren Ehen arrangiert wurden, auch aus Indien. Und es gibt, wenn man die dortige Situation beruecksichtigt, so einige Gruende, die das System nachvollziehbar machen. Auch wenn es aus unserer westlichen Sicht unverstaendlich ist.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 13:03 #

Nachvollziehbar ist vieles. Aber sind deine Bekannten auch glücklich?

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:37 #

"Glücklich" ist ein dehnbarer Begriff. Wenn ich mir die vielen Scheidungen ansehe, scheint Glück eine Täuschung vor der Hochzeit zu sein. Während der Ehe werden die Menschen eh schnell "zufrieden" - aus beiden Richtungen.

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 8. August 2014 - 9:18 #

Erst überhaupt nicht, inzwischen ja. Mich wundert das auch. Aber dort gibts halt ein anderes Werte- und Kultursystem.

Für mich persönlich wäre das nix.

vicbrother (unregistriert) 8. August 2014 - 13:33 #

Ich empfehle das Anangaranga und das Kamasutra (die komplette Fassung) lesen, darin werden die Arten der Liebe beschrieben: Es gibt die Liebe durch Gewöhnung, das kennt man aber auch in unserem Kulturkreis (m.W. entstehen 50% der Beziehungen im Kollegenkreis - dürfte wohl auch viel Gewöhnung mit im Spiel sein).

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 8. August 2014 - 18:33 #

Das ist interessant, danke :)

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 13:48 #

Vielleicht solltest du das Spiel doch spielen? Denn genau das ist daran sehr erfrischend, dass man relativ schnell aus der Komfortzone rauskommt.

In der entsprechenden Situation ist es vor allem die Zukunft aus Aussätzige, die dagegen spricht. Abgesehen davon haben die Eltern der Figur jemanden aus einer höheren Kaste gefunden. Und wie gesagt, der Spieler kann opponieren, ich habe mich bloß nach Abwägung aller Argumente dagegen entschieden und kann dir dementsprechend nicht sagen, wie das Spiel darauf reagiert.

EDIT: Es gibt übrigens eine Demo, die diesen Abschnitt bereits beinhaltet.

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:38 #

Hört sich nach einem sehr interessanten RPG an. Wie würdest du es bewerten?

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 18:49 #

Bewerten in Zahlen? Schwierig. Bewerten im Allgemeinen? Hilft die Aussage, dass ich überlege, ob dazu doch nochmal endlich meinen ersten User-Artikel zu schreiben gedenke?

Wenn du moralische Ambiguität wie bei Papers Please magst und in einer Entscheidungsdichte wie bei Mass Effect ertragen kannst, dann ist das ein ausgezeichnetes Spiel, dass zudem nicht viel kostet. Vielleicht ist es mit 3-4 Stunden etwas kurz, bietet aber Wiederspielwert. Nur die Musik, die ist leider grausam - aber die Texte machen das mehr als wett, wenn man die Musik einmal abgedreht hat.

vicbrother (unregistriert) 8. August 2014 - 8:47 #

Danke!

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 8. August 2014 - 9:18 #

Pro User-Artikel :)

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175654 - 7. August 2014 - 13:54 #

Ist das nicht gerade ein Grund, das Spiel zu spielen?

Wenn das Spiel einen in die Situation werfen und dann schon eine "richtige" Antwort andeuten würde, würde das ganze Unterfangen, sich als "Außenstehender" in diese Situation einzufühlen zu keiner Bereicherung führen.

Wenn das Spiel ohne moralische Belehrungsintention daran geht, dann hat es meiner Meinung nach erst wirklich Qualität.
Das Spiel argumentiert im besten Fall nicht nur oder vor allem für oder dagegen, sondern bietet Raum zum reflektieren statt vorgefertigter Meinungen.
Wenn es denn so ist, finde ich das super und unterstützenswert.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:02 #

@Ganesh und Lyhawk:

Es geht überhaupt nicht darum, aus meiner Komfortzone rauszuwollen - das mache ich im Tierschutz oft genug.
Aber warum sollte mich das Spielen dieses Spieles (welches reale Vorbilder/Hintergründe hat) von meiner Meinung abbringen, das Zwangsehen ein absolutes No-Go sind und Menschenrechte verletzen (das hat nichts mit "reflektieren" oder vorgefertigter Meinung zu tun - naja, gut, ein bisschen vielleicht)? In einer zivilisierten Welt dürfte es das nicht geben. Und dann soll ich die Macher auch noch in dieser Weltanschauung unterstützen, in dem ich deren Spiel kaufe?

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:10 #

Na ja, du tust so, als würde das Spiel Zwangsehen propagieren. Das tut es gerade nicht, vielmehr zeigt es glaubwürdige Figuren, die in einem kulturellen System agieren, in Ehen arrangiert werden. Das ist einerseits ein großer Unterschied zu "Zwang" (und hier kämen wir dann auch in eine sehr komplexe Debatte zur Handlungsfreiheit, die wir vielleicht besser außen vor lassen sollten?), andererseits ist das Darstellen von Motiven noch keine Propaganda.

Und wie oben gesagt: Die Demo ist umsonst. Und das Spiel ist ja kein Heiratssimulator oder so was, sondern ein RPG, dessen erste schwierige Entscheidung ist, wie man mit der Situation umgehen möchte.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:21 #

Es mag Zwangsehen vielleicht nicht propagieren, aber es zeigt, das man selbst etwas dagegen tun kann/es einen Ausweg gibt - aber das ist im realen Leben nicht der Fall. Schlimm genug, das die das ins Spiel einbauen, weil es in diesem Kulturkreis nun mal zur Tagesordnung gehört. Und das sollte es nicht.
Selbst wenn ich im Spiel die Möglichkeit habe, das ganze zu verhindern, heißt das noch lange nicht, das ich durch das spielen die reale Welt rette und generell die Zwangsehe in allen Ländern abgeschafft wird.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:27 #

Durch welches Spiel kann man die reale Welt schon verändern, zumindest in dem Sinne, wie du es dir vorstellst?

Abgesehen davon: Die Alternative (die du dir zu wünschen scheinst), ist das Thema nicht zu behandeln. Seit wann ist es zielführend, Probleme zu verschweigen?

Und ich würde wirklich differenzieren: Im Spiel wird eine arrangierte Ehe aus ökonomischen Motiven dargestellt. Klar, westlich stellt man sich vor, dass alle Menschen die Leute heiraten (können), die sie lieben, insofern ist das schon eine Herausforderung, wie man damit umgeht. Von einer Zwangsehe, in dem Sinne, dass die Akteure wirklich keine andere Wahl haben, kann man aber nicht sprechen.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:33 #

Eben - kein Spiel gaukelt mir vor, die Welt ändern zu können. Das meine ich ja. Dieses hier läßt aber einen realen, nicht abänderbaren Hintergrund so erscheinen, als wäre es möglich.

Es geht nicht darum, das ein Problem verschwiegen werden soll. Ganz im Gegenteil - nur wenn, dann auch richtig. Ich habe bei einer Zwangsehe eben nicht die Wahl ob ja oder nein. Und so wird es hier aber dargestellt. Und da hilft es nicht, das es ein 'Fantasy'-Setting vorschiebt.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:40 #

Na ja, nur weil die erste Protagonistin des Spiels lieber durchbrennt oder halt "Schande über ihre Familie bringt" oder wie auch immer das Spiel damit umgehen mag, ist die Welt nicht verändert.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:45 #

Es ist aber auch nicht realistisch. Und aufgrund der Thematik soll es das aber ja sein. Sonst könnten sie es gleich weglassen.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:45 #

Realismus? Irgendwie hast du den Teil, wo es sich um ein fantastisches RPG, dass sich am antiken Indien orientiert, nicht mitbekommen, oder?

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:49 #

Doch, habe ich. Aber die Thematik real-existierender Zwangsehen haben dann in einem Fantasyspiel nichts verloren.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:53 #

Also ich bin ja kein Ethnologe und kann dementsprechend nicht darüber urteilen, wann etwas eine Zwangsehe darstellt und vermag auch nicht wirklich darüber zu sprechen, wann sie realistisch dargestellt wird und wann nicht. Ich bin mir aber dennoch nicht so sicher, ob das einfache Anspielen einer (kostenlosen) Demo uns beide nicht weiter führt als die Frage danach, wie man arrangierte Ehen am besten, wenn überhaupt, darstellt.

Ich hätte es jetzt eher mit GoT verglichen, da werden auch Ehen arrangiert, halt zwischen feudalen Adligen und nicht zwischen Bauern und Händlern. Natürlich würde mir das auch gefallen, wenn ich so leben müsste, aber die Bücher verherrlichen das nicht, sondern problematisieren es - insofern finde ich das als Leser in Ordnung.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:02 #

Man sollte sie generell gar nicht in Spielen darstellen (das hat aber nichts mit Augen-verschließen zu tun).

Und das spielen der Demo ändert nicht meine Meinung zu Zwangsehen (auch nicht in einem Fantasyszenarion).

GoT schaue ich nicht. Ist nicht mein Fall.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175654 - 7. August 2014 - 15:21 #

Man sollte das Thema nicht halbherzig darstellen, aber gar nicht?

Für mich bieten solche Szenarien mit ehtisch/moralischen Hintergründen und Entscheidungsmöglichkeiten zwei Vorteile:
a) da ich als Spieler Entscheidungsträger bin bietet das Szenario einen Rhamen um über meine moralischen Standpunkte zu reflektieren (ein gut ausgearbeitetes Szenario vorausgesetzt - also gut recherchiert, durchdacht und möglichst nicht einseitig präsentiert)
Damit meine ich nicht, dass man angeregt wird sein Denken zu ändern, nur mehr über sich und seine Ansichten zu erfahren.

b) Sie machen auf das Thema aufmerksam und ich denke, das ist gerade bei problematischen Themen, die im eigenen Kulturkreisen gar nicht bekannt sind - somit nicht öffentlich wahrgenommen oder problematisiert werden - durchaus positiv zu sehen.

Das ist eine Möglichkeit, in der Spiele gut für die Gesellschaft sein können (habe mich erst neulich damit befasst und finde die Folgen von extra credits zu dem Thema sehr empfehlenswert:
enriching lives - http://bit.ly/1kKQMW8
tangential learning - http://bit.ly/1ojFNCJ)

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:29 #

Es ist einfach die falsche Plattform und das falsche Genre, das Thema darzustellen.

Ich erfahre durch meine Tierschutzarbeit schon eine ganze Menge über mich und meine Ansichten. Und ich weiß auch, das meine Ansicht der Zwangsehe gegenüber nicht falsch ist. Da brauche ich nicht wirklich etwas zu reflektieren.

Es ist ja gut gemeint, das sie auf das Thema aufmerksam machen. Aber sie implizieren (mir), das es hier eine Wahl gibt - und das ist schlichtweg falsch. Wenn sie das Thema schon bringen, dann bitte richtig.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175654 - 7. August 2014 - 15:48 #

Du hast dich schon damit befasst, das kannst du aber nicht auf alle übertragen.
In deiner Tierschutzarbeit erfährst du nicht mehr über deine Ansichten zu >allen< möglichen Entscheidungen, die einem mal mehr oder weniger abstrakt abverlangt werden können. Als Beispiel (ohne das jetzt darum eine Diskussion aufgemacht werden soll) fiele mir Beschneidung ein.

Aber wenn du meinst, das Thema wurde falsch aufbereitet, dann ist das natürlich ein Kritikpunkt. Aber nicht zwingend Grund nicht die Demo zu spielen und deine Einschätzung in eigener Erfahrung zu bestätigen.
Mit der Demo verdient noch niemand Geld, du würdest nichts unterstützen, was du nicht vertreten kannst.

Das du ständig betonst es gäbe keine Wahl ist auch interessant. Ich würde eventuell zwischen Wahlmöglichkeiten und echten Alternativen unterscheiden. Aber ich denke das führt zu weit weg bzw. sprengt den Rahmen der Kommentare hier.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:52 #

Stimmt, das würde den Rahmen sprengen. Ich werde mir die Demo ansehen. Allerdings bleibt meine Meinung, unabhängig davon, gegen eine Zwangsehe bestehen.

Suzume 14 Komm-Experte - 1980 - 7. August 2014 - 16:02 #

Ähm... äh... hää??? Ich hab mir die Mühe gemacht, viele deiner Kommentare in dieser Diskussion zu lesen, und deine Forderungen kann ich schlicht nicht nachvollziehen.
Es gibt immer eine Wahl. Du hast z.B. die Wahl, das Spiel nicht zu spielen. Der Spieler hat die Wahl, das Mädchen zu verzwangsheiraten oder eben nicht.
Eine ethische Beurteilung deiner ingame-Handlung muss doch nicht der Programmcode oder dessen Designer übernehmen. Das tust bitte immer noch du selber!
Wer nicht in der Lage ist, sich das Dilemma einer solchen anstehenden Entscheidung im Umfeld einer ihm fremden Kultur vorzustellen, der kann aus der Dramaturgie des Spiels vielleicht sogar noch etwas über die Welt lernen. Sich dem von vornherein verschließen zu wollen, weil eine westlich geprägte Ethik aus der ingame-Konsequenz vielleicht nicht abzuleiten ist, ist für mich unverständlich und zeugt meiner Meinung nach von Ignoranz.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 16:16 #

Es geht doch gar nicht darum, in dem Spiel eine (oder 'die') Entscheidung zu treffen. Es geht darum, das es im richtigen Leben keine Entscheidungsmöglichkiet gibt. Aber das Spiel gaukelt mir bei aller Toleranz etwas vor, was es nun mal nicht gibt. Das Spiel greift diese Thematik auf - macht es aber seicht und persifliert die Sache, so das man denkt (denken kann) 'Och, so schlimm ist das ganze mit solchen Zwangsehen ja gar nicht, wenn man die Wahl hat' - denn dann wäre es keine Zwangsheirat mehr...

Suzume 14 Komm-Experte - 1980 - 7. August 2014 - 16:26 #

Seit wann gibt es bei Zwangsehen keine Entscheidungen, die man (Mädchen/Mann) treffen könnte?
Weglaufen ist immer eine Option.
Dass diese aus welchen Gründen auch immer viel zu selten genutzt wird, könnte der Entwickler thematisieren. Tut er im hier vorliegenden Fall sogar vielleicht - ich habs nicht gespielt, keine Ahnung.

Nach deiner Logik dürften jedoch unzählige Bücher, Filme, Theaterstücke und auch Videospiele keine "Existenzberechtigung" haben, weil sie "zu seicht" sind und unterhalten wollen. Willst du hier wirklich bei einem Spiel die Grenze ziehen? Ist dies The Line? ;D

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 16:37 #

Klar, du kannst das auch ins lächerliche ziehen ;)

Andere Spiele, Filme, Bücher, etc. mixen aber auch nicht ein derart ernstes reales Thema mit fiktiven Inhalten und verquirlen es zu einem Sud, bei dem man keinerlei Gedanken mehr an die (teilweise schreckliche) Realität verschwendet. Wenn ein Spiel schon einen gewissen Lehr- oder Bildungshinweis aufzeigt, dann sollte es aber keine Wahl lassen, wo es keine Wahl gibt.

Ja, weglaufen ist eine Sache - aber die Frauen werden wieder eingefangen und doch verheiratet. Gut, es mag Frauen geben, die es geschafft haben, aber das dürfte im Promillebereich liegen.

Suzume 14 Komm-Experte - 1980 - 7. August 2014 - 16:56 #

Ins lächerliche ziehen? Ok, an der Stelle ist jetzt Schluss mit meinem Verstädnis.
Ich könnte dir dutzende Bücher aufzählen, die deiner Vorstellung von Fiktion-Realtiäts-Sud entsprechen und in denen harte Themen wie Mord, Drogenkonsum, Vergewaltigung und Schlimmeres genutzt werden, um eine Dramaturgie aufzubauen. Aber du möchtest offenbar unbedingt hier die Grenze ziehen, bei diesem einen Spiel, wo genau das nach deiner Meinung nicht hineinpasst.
Ich passe jedenfalls nicht mehr in diesen Diskussionsfaden und klink mich aus :)
Tschö.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 7. August 2014 - 22:19 #

"Seit wann gibt es bei Zwangsehen keine Entscheidungen, die man (Mädchen/Mann) treffen könnte?
Weglaufen ist immer eine Option."

Äh, nein! Es gibt KEINE andere Option. Vielleicht hier und heute in einem Land wie Deutschland. Wenn das Mädchen dann bereit ist sich unter Polizeischutz stellen zu lassen und den Kontakt zu ihrer Familie komplett abzubrechen. In anderen Ländern und Kulturen hat sie vielleicht die Wahl sich umzubringen, mehr aber auch nicht.
Männer haben da zugegeben vielleicht noch andere Möglichkeiten.

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:53 #

Sehr gut gesagt.

Reflektion über ein Thema, insbesondere Themen mit denen man nicht tagtäglich zu tun hat, ist doch das beste was ein Spiel auslösen kann.

Toxe (unregistriert) 7. August 2014 - 15:01 #

Ich glaube Du steigerst Dich da gerade etwas zu sehr in diese ganze Thematik hinein.

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:52 #

Doch, fast jedes Spiel gauckelt dir vor, die Welt ändern zu können. Das ist vor allem in Strategiespielen und RPGs, wo du der Held bist auf den alle gewartet haben, doch das Spielziel!

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:52 #

"Menschenrechte? Schon allein das Wort ist rassistisch" ~Aztebur in "Star Trek VI: Das unentdeckte Land"

Nunja, so krass wie die Klingonen würde ich es zwar nicht ausdrücken (auch wenn es mit dem Tierschutz in Konflikt gerät), aber nicht überall funktionieren diese oder sind absolut sinnvoll: Meinungsfreiheit in Überlebenssituationen sind gefährlich, Reisefreiheit in Ländern mit Überbevölkerung problematisch, Eigentum in sehr armen Gesellschaften unzweckmässig. Daher möchte ich dazu anregen, den Begriff kritisch zu hinterfragen, ich denke die Menschenrechte sind mehr ein Ideal, als wirklich unumstössliche Rechte.

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:37 #

In einem Land, wo es noch existentielle Armut gibt, mag eine arrangierte Ehe das Leben retten. Arrangierte Ehen sind ja auch nicht per Definition von Gewalt geprägt oder unglücklich.

Sp00kyFox (unregistriert) 7. August 2014 - 12:56 #

das ist nur eine von vielen situationen die man da spielt. unrest würde ich auch eher als adventure betrachten denn als RPG.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 13:45 #

Da würde ich widersprechen. In einem Adventure gibt es deutlich weniger relevante Entscheidungen und mehr Puzzle.

Es ist ein RPG, halt eben bloß nicht in dem Sinne, wie viele RPGs funktionieren - eine Rolle spielt man dennoch und primär geht es auch darum, welche Rolle man spielen möchte.

Sp00kyFox (unregistriert) 7. August 2014 - 21:21 #

nur macht sich eben ein RPG nicht dadurch bemerkbar, dass man eine rolle spielt. demnach wären durch so ziemlich alle videogames RPGs. das was spielmechanisch ein RPG ausmacht ist hier weniger vorhanden als bzgl einem adventure. bei the walking dead zB spricht man ja auch nicht von einm RPG, obwohl es deiner ansicht ja demnach dann eines sein müsste.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 21:46 #

Na ja, die Entscheidungen, die man trifft, sind eindeutig einem RPG nachempfunden. Und sämtliche Spielmechanismen (Traits, Inventar, etc.) sind einem RPG entlehnt. Solange man RPG nicht Kämpfe reduziert, ist es ein Rollenspiel.

Sp00kyFox (unregistriert) 7. August 2014 - 21:49 #

umgekehrt wird für mich ein schuh draus. kämpfe sind ein elementarer kerninhalt von RPGs (neben anderen), demnach ist es keins.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 22:13 #

Also selbst meine dürftige Pen&Paper-Erfahrung erinnert mich an Spiele, in denen Kämpfe, wenn überhaupt, eine Nebensache sind. Namen der entsprechenden Systeme müsste ich googlen.

Elementar ist, dass man eine Figur spielt, die man gerade nicht selbst ist. Wenn ein Spiel wie Unrest sogar damit spielt, dass seine Figuren zwar eine Rolle spielen, aber halt eben nicht die eines Helden (nicht mal die eines Antihelden), dann ergibt das außerhalb des RPG-Genres überhaupt gar keinen Sinn.

Sp00kyFox (unregistriert) 7. August 2014 - 23:58 #

da versteht man aber zumindest im videogames bereich definitiv etwas anderes darunter. wie gesagt, eine figur zu spielen die nicht für einen selbst steht, tut man in überaus vielen titeln. das ist keine ausreichende definition für den begriff, dann wären so ziemlich alle adventures und action-spiele eben RPGs.
nicht umsonst wird auf vielen seiten von unrest als adventure gesprochen und eben nicht als RPG. die produktbeschreibung selbst ist ja diesbzgl nicht eindeutig und nennt das spiel ein "adventure RPG".

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 8. August 2014 - 6:47 #

Eine Rolle spielen ist natürlich nicht alles, das habe ich ja auch nicht behauptet. Sondern eher, dass Unrest alles einsetzt, was typisch für RPGs ist: Questlog, Inventar, Charakterwerte und so weiter. Wenn du die ganze Sache umdrehst, wird ein Schuh draus: Wenn Unrest ein Adventure wäre, würden all diese Elemente lose im Raum stehen und ein wesentliches Thema des Spiels (welche Rolle spielen die Figuren für den Lauf der Geschichte?) würde deutlich weniger Sinn ergeben.

Ich geb ja zu, dass das diskussionswürdig ist, aber ich glaube gerade die Herausforderung dessen, was wir als Rollenspiel verstehen, ist ein wichtiger Punkt des Spiels. Adventure haben als zentrales Spielelement meiner Auffassung nach übrigens Puzzle - es gibt kein einziges davon im Spiel, da gibt es sogar mehr Kämpfe.

Sp00kyFox (unregistriert) 8. August 2014 - 11:37 #

und ich meinte immer, adventures haben als das zentrale element die story. ist für mich auch das genre was einem geschichtenerzählenden spiel am nächsten kommt. da sind kombinationsrätsel und puzzle eher der rahmen, während dies bei anderen genres auf die story zutrifft.
aber über genre-begriffe kann man sich eh dumm und dämlich diskutieren. habe damals zB auch nicht begriffen, wieso hier so viele davon sprachen, dass es sich bei the cave um ein adventure handeln würde (gut, der entwickler hat es auch hier so selbst bezeichnet aber trotzdem). war für mich klar ein (puzzle-)platformer.

Toxe (unregistriert) 7. August 2014 - 12:57 #

Vermutlich nicht vergleichbar, aber in Dragon Age beginnt die City Elf Origin Story mit der Feier der arrangierten Hochzeit des Spielercharakters.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 13:01 #

Stimmt, das ist nicht vergleichbar. Eine arrangierte Hochzeit zwischen einem Fantasy-Charakter (den es nicht gibt) und einer real existierenden Bevölkerungsgruppe ist doch ein bisschen was anderes...auch wenn es sich "nur" um die Darstellung innerhalb eines Spieles handelt.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 13:47 #

Na ja, es mag zwar etwas näher an der Realität (und deshalb auch herausfordernder) sein als Dragon Age, es ist aber trotzdem Fantasie.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 13:56 #

Seit wann sind Zwangsehen Fantasie...?

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:04 #

Das Spiel ist Fantasie, mehr habe ich nicht gesagt.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:06 #

Gut, aber dieser vermeintlichen Fantasie liegt leider sehr großer Realismus zu Grunde, der durch die Darstellung in einem Spiel (meiner Meinung nach) die Zwangsehe generell verherrlicht.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:47 #

Schau dir das Spiel an und sag mir, wo dort irgendetwas verherrlicht wird. Das Spiel stellt den Spieler vor Entscheidungen, mehr nicht.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 14:52 #

Vor Entscheidungen, die es im realen Leben nicht gibt.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:56 #

Herrje. Ich habe dir oben geschrieben, ich weiß nicht, was passiert, wenn man sich weigert. Und du tust so, als gäbe es ein Phänomen 'Zwangsehe' - da muss man ja kein Ethnologe oder Kulturwissenschaftler sein, um zu wissen, dass das nicht stimmen kann. Anders ausgedrückt: Nicht alles, was keine Liebesheirat darstellt ist in gleichem Maße moralisch verwerflich.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:05 #

Ich glaube, du hast wirklich keine Ahnung ;) Ist auch nicht böse gemeint. Man kann sich gegen eine Zwangsehe nicht weigern. Es wird durchgezogen und fertig. Das ist es ja gerade. Es gibt keine Wahl (wie in einem Spiel).

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 15:13 #

Schon klar, sonst würde es nicht Zwangsehe heißen. Deswegen habe ich ja auch oben angeboten, zu differenzieren, aber das war ja für dich nicht relevant.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:19 #

Ich kann nicht etwas differenzieren, was niemals etwas miteinander zu tun hat, aber dennoch munter zusammengewürfelt wird. Das macht das differenzieren nämlich unmöglich.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 15:26 #

Also ich habe in meinem obigen Text deutlich von 'arrangierter' Ehe gesprochen. 'Zwang' kam von dir. Und ich habe bereits ganz weit oben angedeutet, dass 'Zwang' aus ethischer Sicht (und mit der kenne ich mich aus) zumindest einer Definition bedarf, da Fragen moralischer Autonomie ganze Bibliotheken füllen können.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:32 #

Ok, in diesem Punkt gebe ich dir Recht. Für mich persönlich ist eine arrangierte Ehe gleichbedeutend mit Zwang. Denn man zwingt mir etwas arrangiertes auf.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 15:44 #

Das ist noch keine Definition von Zwang. Kostprobe aus anderem Gebiet: Ich muss die meiste Zeit des Lebens arbeiten gehen, auch wenn ich es eigentlich nicht will. Damit daraus aber Zwangsarbeit wird, muss noch deutlich mehr dazukommen, als ökonomischer 'Zwang'.

Ist Zwang, wenn man mit Waffen genötigt wird?
Ist Zwang, wenn die Gesellschaft etwas erwartet?
Ist Zwang, wenn man sonst verhungert?
...

Ich würde demgegenüber auf solche problematischen Erwägungen zur moralischen Autonomie verzichten, das Spiel oder zumindest die Demo spielen und konkret an der Darstellung Kritik üben.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 15:48 #

Deswegen schrieb ich auch, das ich persönlich arrangiert mit Zwang gleichsetze. Wir reden ja schließlich nicht über arrangierte Kissen oder arrangiertes Buffet (welche(s) man mir ja gewissermaßen auch auf'zwingt')

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 15:59 #

Nein, mit Bezug auf das Spiel reden wir von einem Arragement wie die Auswahl des Studienfaches für das eigene Kind, in dem Sinne ist es arrangiert. Ich sage ja, man kann das als Zwang bezeichnen, nur habe ich dann ein Problem, dies mit den wirklich harten Fällen von Zwangsehe in der Realität auf einen Nenner zu bekommen, wo Frauen (das sind ja meist die Leidtragenden) mehr oder weniger verkauft werden und danach aus Sorge vor ihren Eltern eine Auskunftssperre haben, wenn sie dem Mann dann entkommen.

Du scheinst eine Vorstellung von 'der' Zwangsehe (woher auch immer) zu haben. Aber soweit ich weiß, haben wir bis vor ein paar Jahren noch darum gerungen, dass juristisch zu definieren. Um so seltsamer erscheint es mir da, dass du das Thema offensichtlich wichtig findest, aber abstrakt über ein Medium urteilen willst, dass es behandelt.

FPS-Player (unregistriert) 7. August 2014 - 16:09 #

Wie kann ich dir nur begreiflich machen, wie ich das meine...?

Ja, ich meine schon die harte Realität in der Frauen verkauft werden und verheiratet werden gegen ihren Wunsch. Aber es gibt doch auch nichts anderes! Eine Zwangsehe ist genau DAS. Es gibt daraus kein Entkommen. Wenn mir aber ein Spiel bei dieser harten Thematik erlaubt, eben doch eine Wahl zu haben und den Weg der nicht-arrangierten Ehe zu wählen - was im wahren Leben nicht möglich ist - dann führt sich das Bewusstwerden für uns, die wenig bis gar nichts von dieser Art der Kultur wissen, doch selbst ad absurdum. Es wird uns also etwas gänzlich falsches vermittelt. Auf anderen Medien (TV, DVD, etc.) würden wir das 'richtig' gezeigt bekommen.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 19:03 #

Na ja, du tust so, als wäre das ein immer gleich ablaufender Vorgang. Ich arbeite nicht für Terre de Femme, bin mir aber sicher, dass auch die zwischen Fällen unterscheiden, in denen das Leben der Frau bedroht ist, sie also körperlichem Zwang ausgesetzt ist und Ehen, die eher ein Geschäft darstellen, zwar eins hauptsächlich zum Nachteil der Frau, aber halt keins, das ihr Leben bedroht. Das ist das eine, diese Differenzierung ist wichtig. Letzteres gibt es vermutlich bis heute noch auch in unserer zivilisierten Gesellschaft - oder glaubst du, es ist Zufall, dass es Adlige bis heute meist schaffen, zufällig sich in einen standesgemäßen Partner zu verlieben?

Und da glaub ich, fällst du auf deine mangelnde Differenzierung rein - Arrangements lassen sich abblasen. Gegebenenfalls mit Nachteilen (Thronverzicht ist so ein Nachteil für Adlige), aber sie lassen sich beenden. Wenn der Zwang körperlich ist, bringt mir die Opposition nicht viel.

Eben deswegen halte ich das Spiel für gut. Es zeigt, woher solche Zwänge kommen und wieso sie doch bestehen bleiben - nämlich, weil viele sich von solchen Institutionen Vorteile versprechen können. Im Fall des Spiels kann sich die handelnde Figur sogar sozialen Aufstieg davon versprechen, auch wenn der Mann sicherlich alles andere als ein Traummann sein wird.

Toxe (unregistriert) 7. August 2014 - 14:06 #

Ich dachte Unrest hätte auch ein Fantasy Setting? Dann sind es doch auch dort Fantasy-Charaktere.

vicbrother (unregistriert) 7. August 2014 - 17:57 #

Die Elfen sind dann aber doch nur eine Metapher für ein real existierendes Problem.

Juehuesam (unregistriert) 7. August 2014 - 13:33 #

Was für ein großartiger Einblick in die Indie-Seele.
Nach diesem Artikel hier dachte ich erst, dass DeCamp sehr undankbar und blauäugig rüberkommt, aber in seinem Originaltext klingt das alles doch sehr viel sortierter. Zum Beispiel die Sache mit den abgezogenen Gebühren und Steuern.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 14:28 #

So, und ich habe das Spiel jetzt durch. Hat mir sehr gut gefallen. Nur die Musik ist schrecklich.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175654 - 7. August 2014 - 16:59 #

Dann muss man sich also schon mal nicht wegen dem Soundtrack auf die Special Edition stürzen.
Danke für den Beitrag. Zum einen interessanter Enblick in Herausforderungen als Indie-Entwickler zum anderen hatte ich das Spiel schon wieder total vergessen und hab es jetzt auf meine wishlist bei gog gepackt.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 19:07 #

Soundtrack: Um Himmels willen! :D Es gibt das Spiel übrigens für knapp über 10€ im IndieGala-Store, wenn man VPN verwendet und per Paypal bezahlt. Aber nur als Steam-Code, falls das stört.

Ich bin noch am Überlegen, ob es nicht einen User-Artikel wert wäre, aber ich müsste es wohl nochmal spielen...

Eigentlich war das Spiel spannender als der Entwickler. Obwohl gerade der Autor faszinierend gute Arbeit geleistet hat.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 7. August 2014 - 20:52 #

Und das Spiel hat mich doch tatsächlich nochmal überrascht. Bei meinem zweiten Anlauf bekomme ich einen anderen Prolog...

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 8. August 2014 - 9:23 #

Das ist ja schon ein Ding :-D

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 8. August 2014 - 10:52 #

Vielleicht muss ich das ja noch revidieren - beim ersten Druchlauf hatte ich ja mit der Demo angefangen.

Vampiro Freier Redakteur - - 121921 - 8. August 2014 - 18:34 #

Das könnte sein, die Story mit dem Mädchen ist in der Vollversion die zweite, ka ob die mit dem Botschafter auch in der Demo ist. Die habe ich jetzt jedenfalls fertig, und ich glaube, da ist eindeutig Wiederspielwert gegeben.

Interessante Themen werden aufgegriffen, bereits da.

Die Musik finde ich übrigens, mhm, interessant :-D Also so verkehrt ist die IMHO nicht und passt auch zum Setting. Außerhalb des Spiels würde ich sie wohl eher selten hören.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62106 - 7. August 2014 - 20:32 #

Fehler: erzielteSumme
ermgöglichte

Mitarbeit
Pyrodactyl Games
Kiss
23.06.2014
Link
5.5
LinuxMacOSPC