Psycho-Trip im Ersten Weltkrieg

GC22: Ad Infinitum gespielt, Surreales im Schützengraben erlebt

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Hagen Gehritz 176734 EXP - Redakteur,R9,S10,A9,J10
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30. August 2022 - 10:26 — vor 1 Jahr zuletzt aktualisiert

Teaser

Das international besetzte Team des Berliner Studios Hekate arbeitet an seinem Debut. Ad Infinitum war einst Studiumsprojekt, die Entwicklung begann für den kommerziellen Release jedoch von vorn.
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Auf der Gamescom 2022  kam ich mit Mitgliedern vom Berliner Studio Hekate ins Gespräch und konnte einen Abschnitt aus deren Debut-Titel Ad Infinitum spielen. In dem Ego-Horror-Adventure werdet ihr in die Rolle eines deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg versetzt, der aus den Schützengräben ins heimische Anwesen zurückkehrt und von traumatischen Wahnvorstellungen vom Schlachtfeld heimgesucht wird – oder ist er noch an der Front und fantasiert von Zuhause? Ad Infinitum will euch mit Psycho-Horror gruseln und eine gewisse Unzuverlässigkeit der Wahrnehmung und der Erinnerungen eurer Spielfigur ist Teil der Erfahrung.

In der Messedemo finde ich mich in einem Feldlazarett in den Schützengräben wieder und erkunde zunächst die Umgebung. Mit einer Axt hacke ich einen vernagelten Durchgang frei und gelange so zu Behandlungsräumen. Der weitere Weg ist versperrt, ein mysteriöser Anruf nennt mir drei Namen. Ich muss Akten durchwühlen und die Patientennummern der drei herausfinden, die erste bringt mich auf die Ziffer eines bestimmten Spinds und die anderen beiden sind die Kombination für dessen Schloss. Gewisse Zahlen kommen in der Umgebung verdächtig oft vor, das ist natürlich kein Zufall, sondern wohl ein kryptischer Hinweis auf das, was meine Figur heimsucht. Als ich das Gitter in den dunklen nächsten Bereich nun aufsperre, muss ich einem Stromkabel folgen, um für mehr Licht zu sorgen. Zum Glück  besitze ich eine Dynamo-Taschenlampe. Je kräftiger ich den linken Trigger drücke, desto schneller wird sie hell und leuchtet länger. Doch wenn ich mich an gewissen Gegnern vorbeischleichen will, soll mich laut Entwicklern nicht nur das Licht verraten, sondern auch das Geräusch des Dynamos, wenn ich den Trigger zu kräftig betätige.

In einem Gang entdecke ich eine Drahtschere, die überhaupt nicht ominös von einer Armprothese gehalten wird, die aus einem Loch in der Wand ragt. Zuerst wirkt es, als könnte ich das Werkzeug aus der Hand freibekommen, dann erwacht sie zum Leben, verschwindet bis zum Handgelenk in der Wand und hält das gesuchte Objekt noch fester umklammert. Ich widme mich also erstmal wieder der Stromquelle, die nicht weit ist. Allerdings muss ich zunächst durch einen Gang voller Giftgas. Per Digikreuz wähle ich nun die Gasmaske statt meiner Axt. Es gibt keine direkten mechanischen Systeme, die mich dazu verleiten sollen, sie wieder abzusetzen. Stattdessen ist das Tragen der Maske schlicht unangenehm, weil das Sichfeld eingeengt ist, vor allem aber, weil das mühsame Atmen meiner Figur so laut ist. Wie die Nebeneffekte der Taschenlampe und meine langsamere Bewegung mit ausgerüsteter Axt soll so jeder Ausrüstungsgegenstand für seinen Nutzen mit einem Nachteil verbunden sein. Als ich den Strom aktiviere, erscheint eine groteske Gestalt, die ich aber im schummrigen Licht nicht genau erkennen kann. Zum Glück trennen uns Gitter und ein Gang voller Gas und sie verschwindet wieder. Auf dem Weg zum nun offenen Tor finde ich die Drahtschere nun auf dem Boden liegend.

Im nächsten Bereich begegnet mir oft schwebender Stacheldraht, den ich mit der Schere beseitige. Das folgt jedoch einer Regel: Ich muss stets den einen Draht aus der Gruppe zerteilen, der sich wie ein Fließband bewegt, dann den nächsten, der zu schlängeln beginnt, bis alle beseitigt sind. Der Hintergedanke dabei wird später klar. Ich finde mich durch ein Gewirr aus Gängen zwischen aufgetürmten Bettgestellen zu einem weiteren Stromschalter.
Weitere Tore öffnen sich und die Lampen springen an. Sie beleuchten abermals die Gestalt. Im Licht erkenne ich nun, dass es ein seltsames Amalgam aus Prothesen ist, vielleicht noch mit etwas Mensch irgendwo zwischen dem Übermaß an Holzgliedmaßen. Das Licht setzt kurz aus und als es anspringt, ist das Monster näher als zuvor. Das Spiel wiederholt sich, bis es die Glassscheibe vor mir zerschlägt. Die Lampen bleiben nun erloschen.

Die Sequenz sollte mir beibringen, dass sich die Kreatur nur bewegt, wenn es dunkel ist. Das erinnert an Monster wie die Weeping Angel aus Dr. Who oder das Creepypasta-Geschöpf SCP-173, die sich bewegen, sobald man den Blick abwendet. Diese Prämisse sorgt auch hier trotz Messelärm im Hintergrund für Unbehagen. Ich betätige den Dynamo, was das Zeug hält und lasse das Ding nur aus den Augen, wenn ich beim Rückwärtsgehen auf ein Hindernis stoße. Allerdings sehe ich so nicht die rote Notbeleuchtung, die den Weg zurück durch das Bettengewirr erleichtert. Ich drehe mich also notgedrungen um und spurte los. In einer Ecke verrenne ich mich und werde vom Monster gepackt, mit einem Quick-Time-Event kann ich mich jedoch befreien. Der Ausgang – ein Bett, unter dem ich durchkriechen muss – ist in Sichtweite. Unschlüssig leuchte  ich die Kreatur an. "Es ist nicht so schnell", ermutigen mich die Entwickler und es geht zum Finale der Flucht. Der Ausgang ist wieder von Stacheldraht versperrt und nun muss ich ihn gegen die Zeit in der richtigen Reihenfolge durchschneiden. Das Hindernis ist weg, noch einmal muss ich mich aus dem Griff des Feindes befreien und dann bin ich erstmal sicher.

In Sachen Stimmung machte Ad Infinitum so bereits einen sehr kompetenten Eindruck. Den Ansatz des Psycho-Horrors im Ersten Weltkrieg finde ich sehr spannend. Auf meine Nachfrage hin bestätigen die Entwickler, für die Darstellung des Krieges in Kontakt mit Historikern und Museen zu stehen. Da geht es auch um Themen wie die Behandlung von Traumata und Verletzungen von Soldaten unter der vorrangigen Maßgabe, sie bald wieder einsatztauglich zu machen, was die Prothesenkreatur wohl symbolisch auf die Spitze treibt.

Spielerisch will der Titel mit den Ausrüstungsgegenständen und dem Schleichsystem weiter gehen als minimalistische Horror-Walkingsims wie Layers of Fear, aber nicht klassischen Survival-Horror bieten. Es wird auch Abschnitte mit Waffen geben, aber die werden nur begrenzt gegen die Psycho-Wesen helfen und es geht nicht darum, Munition oder Heilmittel zusammenzuhalten. Da muss sich zeigen, ob die Entwickler für interessante Mechaniken und Interaktionen sorgen, die über Stacheldraht-Minispiele hinaus gehen. Auch bin ich nicht der größte Freund von Quick-Time-Events, um sich nochmal von Verfolgern loszureißen, da so oft die Gefahr, erwischt zu werden, sehr viel von ihrem Schrecken verliert.

Ad Infinitum wird euch neben den Schützengräben und dem Familiensitz des Protagonisten auch ins Niemandsland und einen gänzlich surrealen Ort führen. Gerade bei den Gräben und dem Anwesen sollen dabei auch Abschnitte miteinander verbunden sein. So könnt ihr zum Beispiel durch Gittertüren schon früh Gebiete sehen, die ihr erst später erreicht. Wenn sich so die Villa nach und nach erschließt (die auf gezeigten Screenshots Resident Evil-Vibes verströmte), könnte das für eine motivierende Erkundung nach Stil des Hub-Anwesens in Eternal Darkness sorgen. Euer Protagonist soll auf seinem Psycho-Trip übrigens auch mit den Traumata der Mitglieder seiner deutsch-französischen Familie in Berührung kommen und euer Umgang damit soll sich auf das Ende der Geschichte auswirken.

Bei mir Horror-Afficionado hat Ad Infinitum defintiv Interesse geweckt und ich bin gespannt, wie gut Hekate die Ambitionen für das erste Spiel des Studios bis zum Release 2023 umsetzen kann.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 176734 - 30. August 2022 - 10:26 #

Viel Spaß!

Micha 19 Megatalent - - 14618 - 30. August 2022 - 11:01 #

Don't blink! ;)

Danke für die ersten Eindrücke - das werde ich mal (ohne zu blinzeln!) weiter beobachten.

Maverick 34 GG-Veteran - - 1334861 - 30. August 2022 - 13:00 #

Könnte aufgrund des Szenarios ganz interessant werden. ;)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83996 - 30. August 2022 - 18:49 #

Das klingt richtig spannend, hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm.

Mastermind 08 Versteher - 186 - 30. August 2022 - 22:52 #

Ui, das hatte ich auch bisher gar nicht auf dem Schirm. Klingt interessant, mal sehen.

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 31. August 2022 - 6:21 #

Klingt interessant, ein Horror Szenario im echten Horror Szenario 1. Weltkrieg.

Mitarbeit
Survival-Horror
ab 18
Hekate
Nacon
14.09.2023 (PC, Playstation 5, Xbox Series X)
Link
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PCPS5Xbox X