No Straight Roads

No Straight Roads Test+

Gute Musik, aber sonst?

Benjamin Braun / 25. August 2020 - 9:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4SwitchXOne
Musikspiel
Metronomik
Metronomik
25.08.2020
Link
Amazon (€): 7,56 (PlayStation 4), 23,99 (Nintendo Switch), 12,89 (Xbox One)

Teaser

In diesem Musikspiel steht der Rhythmus im Zentrum des Geschehens, Reaktionsspiele wie in Guitar Hero finden sich aber keine. Der Ansatz klingt spannend, im 4K-Test erfahrt ihr, was dahintersteckt.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

Das Entwicklerstudio Metronomik ist angesiedelt im malaysischen Kuala Lumpur und versucht für seinen ersten Titel mit bekannten Namen die Werbetrommel zu rühren. So lautete wohl zumindest der Plan, allerdings dürften die wenigsten unter euch von Wan Hazmer, leitender Game Designer bei Final Fantasy 15 (im Test, Note: 8.5), und Daim Dzianddin, der als leitender Grafiker an Street Fighter 5 (im Test, Note: 8.0) mitwirkte, jemals Kenntnis genommen haben. Das ist aufgrund ihrer Ludografie zwar bedauerlich, aber das Schicksal vieler Spieleschaffer. Von Errungenschaften der Vergangenheit kann man sich zunächst einmal dennoch nichts kaufen, wie das gemeinsame Debütwerk ihres gemeinsamen Studios beweist.

Auf den ersten Blick wirkt No Straight Roads wie ein klassisches Third-Person-Action-Adventure, offenbart aber schnell eine zweite, wichtige Komponente: Rhythmus. In Kombination mit dem knalligen Cartoon-Grafikstil ergibt sich so audiovisuell eine eher außergewöhnliche Komponente, die dem Titel schon einmal ein Alleinstellungsmerkmal spendiert. Da "Style over Substance" aber bekanntlich kein Erfolgsgarant ist, habe ich mir No Straight Roads für diesen 4K-Test genauer angesehen.
Mayday und Zuke können Stage-Objekte umwandeln, wodurch etwa ein Geschützturm oder auch ein Wandler entsteht, der indirekt für Nachschub an Notenmunition sorgt.
 

Rhythmus-Spiel trifft Action-Adventure

In No Straight Roads seid ihr mit dem Rockmusiker-Duo Mayday und Zuke unterwegs, zwischen denen ihr im Solomodus per Knopfdruck frei hin- und herwechseln könnt. Beide steuert ihr aus einer festen 3rd-Person-Perspektive heraus, die nicht immer einen optimalen Überblick ermöglicht. Mayday haut mit ihrer Gitarre zu, während ihr Kumpel Zuke mit seinen Drum-Sticks Vorlieb nimmt. Er teilt damit zwar weniger Schaden aus, haut aber schneller drauf und kann so längere Kombos in kürzerer Zeit ausführen.

Durch Skill-Erweiterungen wie neue Moves oder einen größeren Vorrat an Noten-Projektilen für den Fernkampf erweitert ihr euer Kampf-Repertoire noch weiter. Das klingt also alles soweit nach einem guten Kampfsystem. Allerdings sind weder die Fähigkeiten eurer Charaktere noch die gekauften Verbesserungen wirklich wichtig. Denn eigentlich soll der Rhythmus den Takt vorgeben und Hinweise auf das richtige Timing fürs Ausweichen, Paraden oder den Angriff liefern, dieses Kernelement funktioniert aber wenig bis gar nicht. Es mag auch an der festen Kameraperspektive liegen oder, ja, vielleicht auch an meinem persönlichen Mangel an Rhythmus-Gefühl. Aber ich sage: Die Kernmechanik funktioniert nicht und leidet zudem massiv unter der allenfalls mäßigen Präzision bei der Eingabe.
Vor den meisten Bosskämpfen müsst ihr durch einen längeren Abschnitt durch, in dem normale Gegner wie dieser hüpfende Security-Bot auf euch warten. Der rote Kreis zeigt die vom Bodenhüpfer ausgelöste Schadenswelle, der ihr durch einen Sprung entgeht.
 

Humorvolle Darbietung

No Straight Roads hat abseits der spielmechanischen Schwächen aber auch ein paar Stärken zu bieten. Die größte, nach dem tollen, umfangreichen Soundtrack, besteht aus den Dialogen. Mayday und Zuke, die in den Dialogsequenzen meistens als 2D-Zeichnungen über den aktuellen Hintergrund gelegt werden, sprechen zwar selten über Bedeutendes. Witzig sind die Gespräche zwischen den beiden oder mit den Bossen oder Bewohnern in der Stadt aber so gut wie immer. Der Humor muss einem schon liegen, ich aber musste immer wieder schmunzeln, etwa wenn Mayday verzweifelt versucht, gemeinsam mit Zuke eine "Metalhand" zu formen, letzterer aber nicht gleich kapiert, welchen Finger er nun heben muss.

Mayday ist in ihrer Art leicht hysterisch veranlagt, während ich, auch bezogen auf den Gesichtsausdruck der Zeichnungen, bei Zuke und dessen trockenen, besonnenen Gemüt oft an den Kollegen Hagen Gehritz denken musste. Dass der Humor gut funktioniert, liegt nicht zuletzt an den exzellenten englischen Sprechern, die (beinahe) alle Dialoge im Spiel vertonen. Während es neben der englischen Sprachfassung auch eine spanische, französische und japanische Version gibt, müssen deutsche Spieler hingegen mit Untertiteln Vorlieb nehmen. Die Textübersetzung ist mit kleineren Ausnahmen gut gelungen.
Neben der Musik sind die Helden und deren exzellent vertonten Dialoge ein Highlight. Ich muss jedenfalls immer wieder schmunzeln.
 

Gemeinsam besser?

No Straight Roads kann auf sämtlichen Plattformen, also PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch, sowohl allein als auch im Koop gespielt werden. Letzteres funktioniert dabei ausschließlich lokal, also nicht übers Internet. Nur auf der Switch kann sich noch ein dritter Spieler ins Geschehen einklinken, allerdings nicht als aktiver Rock-Kämpfer, sondern als passiver Unterstützer.

Mangels eines Mitspielers konnte ich den Koop-Modus nicht ausprobieren, bezweifle allerdings, dass das Gemeinschaftserlebnis die Schwächen der Spielmechanik überdecken kann. Klar ist, dass einzelne Szenen etwas einfacher werden können. In einem Minispiel gegen Zukes Rapper-Bruder DK West etwa steuert man die Position von Mayday und Zuke auf einer Art Hindernisparcours jeweils mit dem rechten beziehungsweise linken Stick. Sollte man dort im Koop-Modus jeweils nur einen davon steuern, dürfte die Gefahr des Scheiterns in dieser Sequenz noch deutlich geringer sein.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)


 
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Meinung: Benjamin Braun

No Straight Roads bietet tolle Musik, witzige Dialoge und macht für meinen persönlichen Geschmack auch visuell einiges her. Die Grundidee ist zudem ziemlich gut, nur doof, dass das System in der Praxis bestenfalls mittelmäßig funktioniert. Da man praktisch nicht scheitern kann und Durchsterben immer eine Option ist, drücken die Schwächen Spielspaß und Motivation nicht in unterirdische Gefilde. Von einem gelungenen Action-Adventure aber kann ich auch nicht sprechen.

Potenzial hätte das Spiel wohl gehabt, aber nachdem mit der Zeit und den neuen Skills und Upgrades der Spaß nicht wirklich anstieg, war ich einfach nur froh, als nach etwa fünf oder sechs Stunden die Credits über den Bildschirm rollten. Ungeachtet des Midprice-Sektors ist No Straight Roads insgesamt einfach zu schwach, um eine allgemeine Kaufempfehlung aussprechen zu können.
 
No Straight Roads PS4
Einstieg/Bedienung
  • Gut integriertes Tutorial
  • Simples Steuerungsprinzip
  • Leichte Präzisionsmängel
Spieltiefe/Balance
  • Spektakuläre Bosskämpfe
  • Unterhaltsame Story
  • Sympathisches Heldenduo
  • Alternative Modi- und Musik für Bosse
  • Rhythmus-Anbindung schwach
  • Recht kurz (5 bis 6 Stunden)
Grafik/Technik
  • Gute Effekte
  • Überwiegend hübsche Animationen
  • Allgemein stilvoller Look
  • Gelegentliche Ruckler (nur in der Stadt)
  • Lange Ladezeiten
Sound/Sprache
  • Großartiger Soundtrack
  • Exzellente Sprecher
  • Gute deutsche Übersetzung
  • Keine deutsche Sprachausgabe
Multiplayer

Nicht getestet
 
6.0
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
nein
Hardware-Info
Keine Besonderheiten
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
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Benjamin Braun 25. August 2020 - 9:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Desotho 18 Doppel-Voter - 9437 - 25. August 2020 - 9:24 #

Ich hatte befürchtet, dass es auf am Ende sowas rausläuft. Und es sah so interessant aus =(

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 25. August 2020 - 10:43 #

Hmm, zum einen hoffe ich mal auf Patches, zum anderen werde ich noch mal schauen, ob sich diese Beurteilung des Rhythmus-System auch durch andere Reviews zieht (einfach um auszuschließen, dass es am mangelnden Rhythmusgefühl liegt - sorry Benjamin). ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440500 - 25. August 2020 - 11:52 #

Alles gut, ich schließe es ja auch selbst nicht aus und schreibe es im Text (oder sage es), dass es eher an mir liegt, dass bei mir insgesamt nicht klappt. Beim simplen Rhythmus-Reaktionspielchen, keine Ahmung, die Musiklevels aus Rayman oder so, ist es halt eindeutiger.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9437 - 25. August 2020 - 12:16 #

Interessanterweise scheinen die Wertungen sowohl bis auf 90 hoch, als auch auf 40 runter zu gehen bisher O.o

Guardian:
"If No Straight Roads were an album, it’d trouble the charts with ease. Unfortunately, it’s a video game, and as a video game it sucks. No Straight Roads can’t decide whether it’s a third-person fighter or a rhythm-action game, with the result that it fails at both"

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266649 - 25. August 2020 - 13:26 #

thx 4 test. Hab von dem Spiel wirklich noch gar nichts gehört. Wies scheint, hab ich wohl auch nichts verpasst. :)

Bantadur 17 Shapeshifter - 7049 - 25. August 2020 - 15:58 #

Ging mir genauso. Aber DANKE an Benni/GamersGlobal, dass ihr auch solche Titel testet. Damit der Blick über den Tellerrand nicht unter den Tisch fällt :-D

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440500 - 25. August 2020 - 23:48 #

Sehr spannend klang das Spiel zumindest. Aber bitte Benny mit "y", wenn's geht.

Bantadur 17 Shapeshifter - 7049 - 28. August 2020 - 19:42 #

Alles klar, werde mir merken ;-)

The Real Maulwurfn 17 Shapeshifter - 8092 - 25. August 2020 - 17:02 #

Kurvig.

Goremageddon 16 Übertalent - 4035 - 26. August 2020 - 12:45 #

Für mich persönlich ein Titel dem ich vlt mal eine Chance gebe falls ich irgendwann erblinde und taub werde. Aber Geschmäcker sind ja unterschiedlich.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 26. August 2020 - 14:11 #

Es gibt nichts, was dieses Spiel sympathisch auf mich wirken lässt. Schade.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75374 - 26. August 2020 - 18:24 #

Begeistert mich jetzt nicht. Als ein schönes Spiel, das gelungen Gameplay und Musik verbindet, kann ich Beatbuddy: Tale of the Guardians empfehlen.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40315 - 27. August 2020 - 19:38 #

Weder grafisch, noch optisch, noch visuell mein Fall und dann noch das Gameplay...
Nee ;)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83926 - 30. August 2020 - 22:21 #

Schade, sieht eigentlich recht sympathisch aus. Vom Kommentar her hätte ich sogar noch eine Note niedriger erwartet, aber selbst so scheint es mir nicht mal ein Sale-Kandidat zu sein.