Test: Keine MMO-Revolution

APB - All Points Bulletin Test

Heftig wetterte Realtime-Worlds-Chef (und GTA-Erfinder) Dave Jones gegen WoW und Co. Sein eigener MMO-Entwurf würde weggehen von repetitivem Hochleveln, stupiden Kill-Orgien, Quests am Fließband und anderen Untugenden der WoW-Fraktion. Nun muss er sich an seinen Worten messen lassen: Wir haben APB über mehrere Wochen hinweg getestet.
Jörg Langer 8. Juli 2010 - 18:22 — vor 13 Jahren aktualisiert
PC
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Wenige Spiele wurden bei der Entstehung auch im Kreise der Designerkollegen so interessiert verfolgt wie All Points Bulletin. Kein Geringerer als Dave Jones ist als Firmenchef von Realtime Worlds und einer der kreativen Köpfe für das Spiel zuständig -- der Mann hat unter anderem das ursprüngliche Grand Theft Auto entwickelt und war auch für das Phänomen Lemmings verantwortlich. Als er APB auf der GDC 2008 erstmals einem größeren Kreis vorstellte, betonte Jones, wie sehr sich sein MMO von allen bisherigen MMOs unterscheiden werde. Kein hirnloses Grinden wie bei WoW! Kein Töten im Sekundentakt wie bei WoW! Keine Quests nach dem Motto "Questtext ignorieren, in Datenbank schauen, zu Koordinaten laufen, Mission erfüllt" -- wie bei WoW! Stattdessen würde APB seine Missionen dynamisch generieren und es würde nicht der Level, sondern der Skill des Spielers entscheiden. Mehrere Newbie-Spieler könnten einen Veteranen ausgleichen (der auch in Jones' Konzept über die bessere Bewaffnung verfügen würde), alles wäre balanciert, im Fluss, ein Erlebnis.

Vor knapp einer Woche ist APB erschienen, nun ist es Zeit für den großen Reality-Check: Kann das Action-MMO (das maximal 100 Spieler pro Instanz zusammenbringt) die Erwartungen erfüllen? Um die Frage zu klären, haben wir das Spiel schon seit geraumer Zeit in der Beta gespielt und die letzten Tage auch noch mal mit der Release-Version und auf öffentlichen Servern.

Im Social District könnt ihr an solchen Terminals die Eigenschaften eures Avatars oder Fahrzeugs verändern.

Die Qual der Wahl
Kriminelle, Vollstrecker? Die Wahl ist vor allem kosmetisch.

Obwohl es in den allerwenigsten MMOs um eine elaborierte Geschichte geht -- erst The Old Republic könnte das ändern --, wird natürlich dennoch ein Plot gebraucht, der das Ganze irgendwie zusammen hält. All Points Bulletin (nach dem amerikanischen Polizeibegriff für eine Fahndungsdurchsage bei einem Kapitalverbrechen) nimmt sich dieser Pflicht spürbar unwillig an: Ihr erfahrt von der Ermordung von John Darren, dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt San Paro, und wie seine Tochter, Jane Darren, kurz darauf zu seinem Nachfolger ernannt wird. Sie legalisiert den City Security Act, der im Wesentlichen die Polizeiaufgaben privatisiert und "Erschießen" zu einer validen Antwort auf Verbrecher macht. Dann ist das kurze Intro auch schon vorbei. 

Sobald ihr eure persönlichen Daten und den entsprechenden Lizenzschlüssel eingegeben habt, geht es direkt weiter mit der Erstellung eures Charakters. Hierbei werden euch so viele Möglichkeiten geboten -- viel mehr als bei anderen Genrevertretern --, dass ihr wahrscheinlich die erste Spielstunde nur mit Herumprobieren beschäftigt sein werdet: Eine Auswahl der Parameter, die ihr beeinflussen könnt: Hautfarbe, Gewicht, Größe, Körperbehaarung, Narben, Tattoos.

Dabei wählt ihr aber nicht etwa aus fünf Möglichkeiten aus, wie bei den meisten anderen Charaktereditoren, sondern könnt nach Lust und Laune selbst designen, vorgefertigte Tribals übereinander legen und damit neue erschaffen, diese umfärben, verändern, stauchen oder drehen -- fast kommt uns APB in diesem Part vor wie eine Art Photoshop-Spezialversion (Untertitel: "Gangster-Graffitti"). Es macht Spaß, einfach herumzuspielen, und ihr solltet euch die Zeit auch nehmen: Spätere Veränderungen des Aussehens kosten Geld. Ihr könnt bis zu fünf Charaktere gleichzeitig in eurem Account anlegen.

Als nächstes wählt ihr eine Welt (Server) aus und entscheidet euch für eine der beiden Fraktionen, Kriminelle oder Vollstrecker (Enforcer). Solltet ihr einen Hang zur Zerstörung haben, dann ist die kriminelle Fraktion die richtige für euch. Tötet ihr hingegen gerne im Namen des Gesetzes, so tretet den Vollstreckern bei. Die Unterschiede zwischen beiden Fraktionen sind im wesentlichen kosmetischer Natur, es ändern sich lediglich einige Nebenmissionen und euer Feindbild.
 
Die größten Unterschiede zeigen sich noch bei Solomissionen, wo ihr beispielsweise als Vollstrecker eine Reihe von Orten abklappern und Spuren aufnehmen müsst. Spielmechanisch beschränken sich diese Solomissionen aber darauf, am richtigen Punkt "F" (Benutzen) zu drücken. Für Solisten ist APB ganz offensichtlich nicht gedacht...

Eine offene Welt?
Als Vollstrecker führen wir öfters Razzien durch, inklusive fachmännischem Einschlagen der Wohnungstür.

Erwartet von San Paro nicht die Ausmaße Azeroths; die Stadt ist zwar nicht klein, aber auch kein endloser Moloch wie das reale Los Angeles. Die Spielwelt ist, klammern wir mal den Tutorial District aus, in drei Teile gegliedert: Im Social District geht es einzig und allein darum, euren Charakter und dessen Eigentum (etwas sein Fahrzeug) zu entwickeln und grafisch aufzumotzen. Ihr geht also an Terminals, die jeweils für andere Eigenschaften eures Charakters zuständig sind (etwa Kleidung). Dabei kann ein Vollstrecker nicht im Laden eines Kriminellen einkaufen und umgekehrt ebenfalls nicht. Die Vielfalt der Veränderungen haben wir ja bereits erwähnt und diese trifft nicht nur auf euren Avatar zu, sondern auch auf dessen Kleidung und fahrbaren Untersatz. Diese könnt ihr nach Belieben mit den dafür vorgesehenen Editoren gestalten. Im Social District könnt ihr ebenfalls Waffen und Munition modifzieren, was natürlich Geld kostet. Die APB-Dollar erhaltet ihr für erfüllte Missionen im Financial- beziehungsweise im Waterfront District, den beiden anderen Stadtteilen

Eine weitere Verdienstmöglichkeit ist es, eure selbst erstellten Gegenstände auf einem Marktplatz anzubieten. Dabei könnt ihr auswählen, ob ihr in APB- oder RTW-Dollar bezahlt werden möchtet. Die RTW-Dollar stellen, neben den APB-Dollar, die zweite Währung im Spiel dar und werden dazu verwendet, um sich Onlinespielzeit für den Waterfront District zu kaufen. Dieses System hat sich Realtime Worlds anstelle eines Abos ausgedacht. Das frisch gekaufte Spiel bringt 50 Stunden Spielzeit mit sich, die ihr im (strikt gewaltfreien) Social- und Financial Sector verbringen könnt. Außerdem habt ihr ein Startkapital von 100 RTW-Dollar. Weitere Spielzeit müsst ihr euch als 20-Stunden-Happen oder als 30-Tage-Paket kaufen. In den Social District dürft ihr zwar immer, doch Missionen und Kämpfe gibt's nur in den beiden anderen.

Während ihr den Social District kostenlos betreten dürft, müsst ihr für Financial und Waterfront District bezahlen.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110378 - 8. Juli 2010 - 19:03 #

Sehr guter Test, danke dafür. Bestätigt mir, daß ich weiterhin beim GTA 4-MP sehr gut aufgehoben bin :).

ping 11 Forenversteher - 638 - 8. Juli 2010 - 19:08 #

Die Meinungen gehen bei dem Spiel sehr auseinander. Ich persönlich halte es für einen sehr spaßigen, wenn auch noch verbesserungswürdigen Titel. Man sollte keine Singleplayer- oder MMORPG-Erfahrung erwarten, aber die Kämpfe sowie das Individualisieren des Charakters bereiten zumindest mir große Freude. Für mich sind die Kämpfe schlicht klassische Shooter-Modi, die sich in ständig wechselnden Mikrokosmen einer großen Stadt abspielen. In Verbindung mit den Autos und dem Matchmaking kommt (in einer Gruppe!) ein wunderbarer Flow auf.
Nicht mehr und nicht weniger. :)

Freeks 16 Übertalent - 5525 - 8. Juli 2010 - 19:32 #

Würde es nicht 40€ + Spielzeit kosten, hätt ich sicher schon reingeschaut. Ich lieeeeebe umfangreiche Individualisierung in MMOs (Age of Conan war da schon verdammt lustig :) ). Aber der Test bestätigt mir nur das, was ich in den letzten Tagen an anderen Stellen gelesen habe. Zu träge für einen Shooter, zu "klein" für ein MMO...

Anonymous (unregistriert) 8. Juli 2010 - 19:58 #

jeder, der ein mmo oder shooter spielen möchte, sollte die finger von diesem titel lassen. es ist nichts von beidem. gott weiß was es überhaupt ist.

diese art von spiel begeistert echt nur minderheiten und die müssen auch noch bereit sein, dafür zu zahlen. meine vermutung ist ja, das es ziemlich rasch f2p wird.

Anonymous (unregistriert) 8. Juli 2010 - 23:30 #

Haha. Wieviele Jahre haben sie daran entwickelt? 5? Ist ja mal ein Rohrkrepierer geworden.

maddccat 19 Megatalent - 14119 - 9. Juli 2010 - 1:35 #

Zwei meiner Bekannten haben sich, ohne vorher Tests zu lesen, das Spiel unabhängig von einander gekauft und wollen mir nun erzählen, dass es gaaaanz toll ist. =)

VisionGamer 10 Kommunikator - 518 - 9. Juli 2010 - 7:32 #

Ich denke, Ihr wisst schon, dass ein Spiel vom persönlichen Empfinden abhängt. Seine Fans wird das Spiel schon bekommmen, und man sollte sich ein wenig zurückhalten mit Meinungen, wenn man es nicht selbst gespielt hat.

matthias 13 Koop-Gamer - 1406 - 9. Juli 2010 - 9:40 #

Natürlich ist Spielspaß subjektiv. Es ändert aber nichts an den Kritikpunkten. Im Moment steht das Spiel mit 59 Punkten völlig im Abseits auf Metacritic und das auch nur, weil ein Review ein einziger Werbeblock war und den Schnitt nach oben gezogen hat.

Haben die alle das Spiel nicht gespielt und irren sich total?

Davon ab, wer es sich immernoch zulegen möchte kann mir eine Mail schreiben. Ich habe es nichtmal geschafft den Spielkey zu verwenden, nach einem Tag Preorder war Schluß. Den Client gibs auf der offiziellen Seite zum Download und den Key von mir. Als Gegenleistung erwarte ich ein Geschenk auf Steam im Wert von ca. 25 €.

MTR 12 Trollwächter - 1033 - 9. Juli 2010 - 10:35 #

Mich würde interessieren, ob die Entwickler selbst das Spiel mögen (also wirklich oder nur geheuchelt). Merken die nicht, dass sie da was ziemlich eintöniges produziert haben? Wahrscheinlich haben sie sich mehr vorgenommen und wurden vom Publisher ausgebremst, weil das kann man doch nicht als Ziel haben, das was ich vom Test her gelesen habe ;-).

matthias 13 Koop-Gamer - 1406 - 9. Juli 2010 - 13:15 #

APB ist ein Taktikshooter vergleichbar mit Splinter Cell, der viel Spaß macht. Wer was an der Steuerung oder dem Balance auszusetzen hat, hat das System nicht verstanden.

Frei übersetzt aus einem Interview mit Dave Jones, creative director von Realtime Worlds zu lesen auf Eurogamer.net, welches NACH release geführt wurde.

http://www.eurogamer.net/articles/realtime-worlds-dave-jones-interview?page=1

maddccat 19 Megatalent - 14119 - 9. Juli 2010 - 15:17 #

Wieso muss ich jetzt an Lebensmittel denken, auf deren Verpackung "Lecker" steht?

Anonymous (unregistriert) 10. Juli 2010 - 17:01 #

Spielt CrimeCraft das macht wesentlich mehr Fun. Fahren zwar keine Autos
aber dafür lässt sich der Char sehr gut Steuern und der Sound ist auch ok, was hier bei beidem nicht der Fall ist.

Johannes Stein 14 Komm-Experte - 2225 - 11. Juli 2010 - 19:27 #

Irgendwie war es klar, dass APB nicht so gut wird, wie es angepriesen wurde. Letztes Jahr auf der gamescom gab es kleine Vorführung vom Spiel und auch wenn der Entwickler, der das Ganze vorgeführt hat, sehr begeistert von dem Spiel war, ist die Begeisterung nicht auf das Publikum übergesprungen.
Sicherlich hat das Spiel ein paar interessante Ansätze, aber es besteht auf jeden Fall Verbesserungsbedarf.

Anonymous (unregistriert) 14. Juli 2010 - 9:42 #

Weiss jemand ob es für das Game bald Pre Paid Karten geben soll. Hab mir die Zahlungsarten mal angesehen und Kreditkarte oder Online Banking kommt für mich nicht in Frage. ELV gibt es ja nicht soweit ich das gesehen habe...

Havoc 23 Langzeituser - - 40604 - 14. Juli 2010 - 10:32 #

Zurzeit sind keine Prepaid-Karten vorgesehen. Um dir Spielzeit zu kaufen, hast du momentan nur die Möglichkeit per Kreditkarte, Online Banking oder PayPal zu bezahlen. Eine andere Möglichkeit sich Spielzeit zu kaufen ist, wie im Test beschrieben, selbst erstellte Gegenstände auf dem Marktplatz zu verkaufen.

Anonymous (unregistriert) 21. August 2010 - 17:27 #

wie funktioniert das Bezahlen für Spielzeit und Ausrüstung ?

Sn1p3R_Tim 06 Bewerter - 74 - 17. November 2010 - 19:34 #

sehr guter test, aber leider ist das spiel down und war absolut überteuert