Wenn eine Sache beim Schaffen von Hideo Kojima hinreichend klar geworden sein sollte, dann dass der japanische Spielemacher ein großer Film-Nerd ist. In seinem jüngsten Werk Death Stranding (im Test, Note 8.5) waren die Verweise auch nicht gerade subtil. In der postapokalyptischen Liefersimulation leiht Schauspieler Norman Reedus dem Protagonisten sein Gesicht und diverse andere Figuren werden ebenfalls von digitalisierten Schauspielern gespielt, wenn nicht gar Regisseure wie Nicolas Winding Refn (Drive) ihr Gastspiel geben. Daher könnte man meinen, es ist nur folgerichtig, die kürzlich angekündigte erweiterte Version von Death Stranding in Anlehnung an die Filmbranche "Director's Cut" zu nennen.
Tatsächlich kritisierte Kojima aber auf Twitter kürzlich den Titel Death Stranding: Director's Cut für die neue Fassung des Spiels, die momentan nur für PS5 angekündigt ist:
Der Director's Cut eines Films ist die neue Schnittfassung einer widerwillig veröffentlichten Version, bei der entweder der Regisseur nicht selbst schneiden durfte oder die Laufzeit reduziert werden musste. Dieses Spiel enthält nichts, was vorher rausgeschnitten wurde, sondern zusätzlich produzierte Inhalte. Delector's Plus? Ich finde es also nicht gut, es "Director's Cut" zu nennen.
Kojima stört sich also daran, dass die Konnotation des Begriffs aus der Filmindustrie einen falschen Eindruck erweckt. Vielleicht wäre er mit der Bezeichnung Extended Cut glücklicher geworden. Kojimas Statement deutet jedenfalls an, dass der Titel eher auf Publisher Sony zurückzuführen ist. Das ist insofern plausibel, als auch das von Sony vertriebene PS-Exklusivspiel Ghost of Tsushima (im Test, Note 9.0) eine Director's Cut genannte Version mit neuen Inhalten erhält, die für PS4 und PS5 erscheint.
Was wohl daran liegt, dass sich Kojima als "Director" begreift, während Sony meint, das wäre eigentlich ihr Spiel :D Klingt aber ein bisschen so, als Ob Kojima gar nicht an den neuen Inhalten beteiligt war?
Da hat er dann wohl nicht das Recht des Final Cut gehabt.
"Director's Cut" wird zu genau so einem sinnlosen Label wie "Game of the Year Edition". Kann ihn da schon verstehen. Aus Marketingsicht klingt es aber halt gut und signalisiert, dass was erweitert wurde. Lässt halt nur die Umstände der Änderungen unter den Tisch fallen.
Ich verstehe seine Begründung, aber hätte selbst mit dem Titel nichts negatives assoziiert.
Genau so seh ich das auch. Kann ihn da schon verstehen, auch wenns vielleicht auf den ersten Blick etwas kleinlich wirkt. Hatte andererseits jetzt aber auch nicht den Gedanken dass mir da was vorenthalten worden wäre. Also genau was du gesagt hast, nur mit noch mehr Wörtern. :)
Naja das erweiterte Spiel insbesondere bei Kojima als Director's Cut zu bezeichnen, wurde ja auch schon in der vorangegangenen News belächelt, wenn ich mich nicht falsch erinnere. Die Klarstellung musste also sicher sein, damit ihm das nicht auch andernorts ständig vorgehalten wird. Death Stranding ist ja kein Phantom Pain und ist, wie man auch hier an seinem übersetzten Tweet lesen kann, schließlich von Kojima Productions so fertig gestellt worden, wie es sein sollte.
Da hat wohl das Marketing die Entscheidung getroffen.
Re-Release: For your Money again auch transparenter gefunden
Ein Charakter durch und durch, der Kojima.
Manchmal wirkt er etwas exzentrisch.
Oh Oh....Sony hat den heiligen Kojima leicht angepisst...Phil Spencer reibt sich schon die Hände! Das wird spannend.
Naja, er stellt ja nur klar, was es mit diesem Begriff auf sich hat und keine falschen Schlüsse bezüglich dieser Spielefassung gezogen werden. Geht schnell heutzutage. Von daher aus seiner Sicht legitim. Sony geht's eh am Poppes vorbei.
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Hm, "Megasparpack" hätte ihm bestimmt auch nicht gefallen. :D
Ein Director's Cut ohne den Director ist für mich irreführende Werbung.
Darum geht es doch gar nicht und soweit ich weiß macht Kojima Productions die Version und die zusätzlichen Inhalte selbst. Ihm geht es um den Begriff selbst, der suggeriert, dass er als "Director" der ursprünglich veröffentlichten Version nicht zufrieden war und erst jetzt "seine" Version umsetzt - mit Material was es vorher schon gab, aber was nicht in die fertige Version gekommen ist. Und das passt für ihn hier einfach nicht.
Ah, ich dachte, der hat sogar gar nix mit zu tun.
Dann ist es "nur" irreführendr Werbung aus den von dir jetzt auch genannten Gründen.
"Der Director's Cut eines Films ist die neue Schnittfassung einer widerwillig veröffentlichten Version, bei der entweder der Regisseur nicht selbst schneiden durfte oder die Laufzeit reduziert werden musste."
Naja, das wird bei den ersten Director’s Cut-Veröffentlichungen so gewesen sein, das glaubt mittlerweile aber außer Herrn Kojima wohl nur noch ein Dreijähriger. Nicht unähnlich zu Spiele DLCs - wird da sicher seit vielen Jahren oft gleich noch etwas Füllmaterial für eine spätere Langfassung mitgedreht. Wäre ja auch schade ums Geld.
Sofern er es denn überhaupt glaubt und das nicht bloß für eine schöne Anmerkung hielt, die geeignet ist, eine News auf GamersGlobal auszulösen. ;)
Es gibt übrigens auch viele Director's Cuts, die kürzer sind als die "normale" Fassung bzw. gibt es auch sogenannte "Extended Cuts", bei denen Material hinzugefügt wird, aber das nicht unbedingt im Sinne des Regisseurs ist (bekanntestes Beispiel die Herr der Ringe Filme, bei denen die Kinofassungen Director's Cut sind). Dass überhaupt ein Regisseur einen Einfluss auf die finale Schnittfassung hat, wird aber zumindest bei großen Filmen zunehmend seltener, da muss man schon einen großen Namen haben, normalerweise ist das Sache der Produzenten.
Die Herr der Ringe Kinoversion ist afaik nicht der Director's Cut, weil der Regisseur "gezwungen" wurde eine bestimmte Maximallänge einzuhalten.
Sieht man sehr gut, wenn man guckt, was fehlt. Das sind Sachen, die meist eigentlich nicht fehlen dürften.
Ich bin sicher, dass Peter Jackson in einem Interview gesagt hat, dass er die Kinofassungen bevorzugt. Ich finde sie auch besser vom Pacing. Aber sicher wird auch reinspielen, dass ein Film nun mal nicht wesentlich über 3 Stunden gehen sollte, was aber mehr gesunder Menschenverstand als äußerer Zwang ist.
Da gibt es glaube ich widersprüchliche Aussagen.
Er hat z.B. mal gesagt, er ist so froh, 3 Filme zu machen, wegen der Szene mit Smeagol. Und just die fehlt in der theatrical.
Du beziehst dich vermutlich auf so eine Aussage:
"The theatrical versions are the definitive versions. I regard the extended cuts as being a novelty for the fans that really want to see the extra material."
Im selben reddit schreibt einer
https://www.reddit.com/r/TrueFilm/comments/1xpwwd/lord_of_the_rings_theatrical_vs_extended/
"According to the programmer, Jackson said that the extended versions of the first two films and the theatrical version of the third are his preferred cuts."
Die Jackson-Aussage ist wohl von 2019.
Ich finde es halt komisch, dass er gerade seine Lieblingsszene aus der Kinoversion schmeißt. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte.
Viellleicht hätte ich es etwas abstrakter formulieren sollen: Worauf ich hinaus wollte ist, dass mir niemand erzählen kann, die Flut an Directors-Cuts, dies es so gibt heutzutage, entstünde aus vorwiegend künstlerischer Motivation. Das ist einfach ein gutes Geschäft. Will das auch gar nicht weiter kritisieren. Beteiligte verdienen ein paar Euro extra, und der Fan bekommt etwas geboten, das längst Bekanntes nochmal interessant macht. Alles gut.
Nur: Allein vom Willen zur Kunst getriebener Regisseur hier, böse Business-Buben auf Studio-Seite da, wer das glaubt, der - sorry - lebt dann doch irgendwie in der beneidenswert seligen Naivität eines Vorschulkindes.
Von der Wortbedeutung her ist es das: Der Schnitt des Regisseurs. Dass der Begriff vom Marketing auch gerne mal draufgeklatscht wird, ist ja gerade das, was Kojima hier kritisiert. Bei Herr der Ringe heißen die Langfassung ja "Special Extended Edition", aber das dort nicht einfach nur Schnittabfall eingefügt wurde, ist wohl offensichtlich. Da merkt man deutlich, dass das die "richtige" Version ist, die fürs Kino aber einfach zu lang geworden wäre.