Grafisch macht Patrizier 4 schon jetzt einen netten Eindruck, obwohl viele Details noch gar nicht eingebaut wurden.

Überarbeiteter Seekampf

Wie erwähnt, war die gespielte Fassung noch weit von der Fertigstellung entfernt. Entsprechend haben wir weder das Hilfesystem noch die politischen Aktionen gesehen. Auch die KI soll, anders als im Vorgänger, nun eine wichtigere Rolle spielen. So werden die computergesteuerten Mitspieler spezifische Persönlichkeiten besitzen und eine der acht Regionen zugeteilt bekommen. Dadurch, dass sie zur Weiterentwicklung ihrer Region gezwungen sind, können sie sich mehr verzetteln. Auch die Landesfürsten, die neidisch auf den Erfolg der Hansestädte blicken, sollen nachvollziehbarer handeln. Sie werden stärker in politische Intrigen eingreifen können und damit auch für den Spieler ein Instrument sein, um zum Beispiel andere Städte in der Entwicklung zurückzuwerfen. Die Belagerungen eurer Städte durch die Landesfürsten sollen sich außerdem stark vom Vorgänger unterscheiden. Patrizier 4 wird eine Art Tower-Defense-Minispiel beinhalten, bei dem die angreifenden Soldaten sich an den Türmen vorbei bis zum Stadtkern kämpfen müssen.
 

Der Kauf von Schiffen wurde stark vereinfacht.

Um die Langzeitmotivation zu verbessern sind außerdem Großereignisse wie schwere Ernteeinbrüche oder Kriege geplant. Sie sollen jedoch erst auftreten, sobald ihr das Amt des Eldermann inne habt, um euch so vor neue Herausforderungen zu stellen. Außerdem warten erneut Piratennester auf ihre Vernichtung sowie eigene Städte auf ihre Gründung. Auch den Piraten begegnet ihr natürlich auf hoher See. Allerdings ist die maximale Anzahl an Schiffen im Seekampf auf drei Stück beschränkt. Die aus Port Royale 2 bekannte Schnellvorlauffunktion in Seeschlachten und die Tatsache, dass Piraten und andere Gegner seltener flüchten, sollen dafür sorgen, dass langwierige Verfolgungsjagden bei minimalen Geschwindigkeitsunterschieden entfallen.

Entsprechend actionreicher spielten sich die Seekämpfe bereits in der gezeigten Version. Zudem sollen Schiffe seltener gekapert werden können. Damit wollen die Entwickler einerseits Frusterlebnisse durch frühen Schiffsverlust vermeiden, andererseits verhindern, dass zu leichte Kaperaktionen zu schnell zu einer großen Flotte führen. Anders als früher müsst ihr auch die Matrosen nicht mehr extra anheuern oder Kanonen kaufen – die sind im Schiffspreis inbegriffen. Die Waffentypen (Werk, Kanone, Bombarde) entfallen daher. Zum Ausgleich dürft ihr im Seekampf zwischen mehreren Munitionstypen umschalten (etwa normale und Kettenkugeln).

Risikofaktor 3D

Das größte Fragezeichen nach unseren ersten Stunden mit Patrizier 4 ist die authentische Atmosphäre, die einen großen Teil der Faszination des Vorgängers ausmachte. Bis zur Veröffentlichung haben die Entwickler noch viel Arbeit vor sich, wenn die moderne 3D-Grafik einen echten Fortschritt im Vergleich zum detaillierten 2D des Vorgängers darstellen soll. Immerhin sind die Ansätze bereits sichtbar: Die Städte, im alten 2D des Vorgängers noch stur rechteckig, werden bei Patrizier 4 keinem vorgegebenen Raster mehr folgen. Häuser, Farmen, Stadtmauern werden weitgehend frei platzierbar sein. Nur die Zugangsstraßen errichtet weiterhin das städtische Bauamt. Der Spieler hat so die Wahl, ob er eine authentische mittelalterliche Stadt errichtet, oder einfach chaotisch alles dahin pflanzt, wo es ihm gerade passt.

Solche Städte könnt ihr laut den Entwicklern mit den Bordmitteln des Spiels selbst erstellen.

Wie weit diese Freiheit gehen wird, darüber haben die Entwickler noch nicht entschieden. Zwar existiert ein umfangreicher Stadteditor, den könne man aber in der Form so nicht herausgeben, sagt Daniel Dumont. Allerdings werden möglichst viele Parameter und Einstellungen in .ini-Dateien gespeichert, was es leicht machen soll, Weltkarte, Städte, Produktionen, Waren und Produktionsketten zu modifizieren. Gute Neuigkeiten hingegen von Stefan Marcinek von Kalypso Media: Als Kopierschutz wird das Spiel auf eine einfache CD-Abfrage setzen, möglicherweise mit Seriennummer. Eine Onlineaktivierung oder ähnliches soll es nicht geben.

Lust auf mehr

Trotz der diversen noch fehlenden Features hatten wir bereits unseren Spaß beim Probespielen. Die Simulation der Welt funktioniert gut, dank der modernisierten Steuerung bekamen wir keine Klickeritis. Doch wird Patrizier 4 auch die Klasse seines Vorgängers in Sachen Atmosphäre und Tiefe der simulierten Welt erreichen oder gar übertreffen? Das lässt sich nach momentanem Entwicklungsstand aber noch nicht beantworten – gerade die Generalisierungen, die auf dem Papier nur Kleinigkeiten sind, könnten sich hier schwerwiegend auswirken, wenn es den Entwicklern nicht gelingt, die Welt der Hanse glaubhaft darzustellen. Es lohnt sich jedoch auf jeden Fall Patrizier 4 im Auge zu behalten. Vermutlich im Spätsommer stechen wir in See!

Autor: Daniel Waskow / Redaktion: Christoph Hofmann (GamersGlobal)

Patrizier 4 Angetestet am 28.5.2010 Gut Schulnoten-Skala

Vorläufiges Pro & Contra Detailgetreue Handelssimulation  Lebendige Hansewelt, die zum Entdecken einlädt  Vielfältiges Spielerlebnis: Handel, Politik, Gebäudebau  Bemüht sich um Einsteigerfreundlichkeit...  ... könnte Neueinsteiger trotzdem aufgrund der vielen Menüs überfordern  Derzeit noch sterile Grafik, die Atmosphäre kostet Aktueller Zustand: Alpha-Version Wir wünschen uns: Eine liebevoll ausgestaltete und akkurate Simulation der Hansezeit mit vielen Kleinigkeiten und Details, wie sie bereits Patrizier 2 geboten hatte. Zudem hoffen wir, dass hilfreiche Features wie Tooltips und Berater sinnvoll und umfangreich implementiert werden, um auch Neueinsteigern einen einfachen und schnellen Zugang in diese komplexe Handelssimulation zu gewährleisten.