Wenn eine Wache bei einem Angriff Eric beobachtet oder eine Leiche findet, gibt sie Alarm. Aktuell zeigt die KI aber noch so einige Schwächen, die das eigentlich sehr vielversprechende Stealth-Erlebnis unsanft stören.

Alles steht und fällt mit der KIÄhnlich wie in manchen Szenen von Hitman - Absolution (GG-Test: 9.0) ist Dark darum bemüht, besonders bedrohliche Situationen durch Skripts zu erschaffen. So wird Eric in einem Raum zwingend entdeckt und muss nun den alarmierten Wachen aus dem Weg gehen oder sie ausschalten. In der Regel entstehen die gefährlichen Situationen aber durch das Regelwerk der Spielwelt, wie es ja auch sein soll. Und hier kommen wir zum aktuell ersichtlichen großen Schwachpunkt von Dark (neben der Präsentation): So vielversprechend das Oldschool-Gameplay auch ist, noch zeigt die KI einige problematische Schwächen. Die Wachen etwa haben einen Knick in der Optik: Obwohl wir im Blickwinkel eines Beobachters stehen, der sich keine zehn Meter von uns in erhabener Position befindet, reagiert er nicht auf uns, wenn wir einen seinen Kollegen umhauen. Saugen wir den Kollegen hingegen aus, reagiert er sofort. Unschön, wenngleich im Rahmen der Spielmechanik sinnvoll, ist die Tatsache, dass uns die Wachen nicht überall hin folgen. Werden wir zum Beispiel entdeckt, kurz bevor wir den Raum verlassen, folgt uns niemand in den Korridor zum nächsten Raum. Auch sonst ist das Verhalten der KI-Wachen nicht allzu clever, den später recht happigen Schwierigkeitsgrad erreichte Dark in den von uns gespielten Kapiteln vor allem dadurch, dass unsere Fehler schnell mit dem Tod bestraft wurden. Die gespielte Xbox-360-Fassung war jedoch noch nicht fertig ausbalanciert, wir haben also noch Hoffnung in Sachen Balance und KI.

Bemühte Inszenierung

Dark hat seinen ganz eigenen Stil. High-End-Grafik bietet das Action-Adventure nicht, schafft aber ein stimmiges Szenario.

Während uns die Geschichte um Eric vielversprechend erscheint und der Cel-Shading-Look stimmig ist, sind wir von der Inszenierung "nach Hausmannsart" noch nicht so angetan. Das macht sich bei den Animationen, aber auch bei der ziemlich angestaubten Effektqualität bemerkbar. Zwar soll sich auch daran bis zum Release im Juni noch einiges tun, und die PC-Version dürfte ohnehin etwas besser aussehen, aber Triple-A-Technik wird am Ende nicht herauskommen. Um es jetzt einmal ganz vorsichtig auszudrücken.

An wichtigen Details wie Lippensynchronität könnte sich allerdings noch etwas ändern. Noch passt die überhaupt nicht zur englischen Synchronisation (die deutsche Version konnten wir noch nicht spielen). Immerhin sind ein paar erfahrene und im Spielebereich bekannte Sprecher an Bord. So wird Eric in der englischen Fassung vom Sprecher von Geralt aus der The Witcher-Reihe vertont. Dass Kalypso genügend Budget für eine gute deutsche Sprecherriege zur Verfügung stellen wird, bezweifeln wir nicht. Schließlich hat der Wormser Publisher sich diesbezüglich bisher mindestens auf Augenhöhe mit den großen Publishern gezeigt. Verbessern sollten die Entwickler vor allem die Inszenierung von Dark: Noch wirken die Rendervideos spannungsarm, und Kamerafahrten quer durch den Raum und ähnliches kommen nicht ganz so zur Geltung, wie das wahrscheinlich gewünscht ist. Wer nach dem Kredo "Grafik ist nicht alles" spielt, dürfte die Mängel aber wohl kaum als Spielspaß-Hemmnis erleben. Auf uns wirkte Dark nämlich im Look durchaus stimmig.

Biss gut, Hirn eiert nochDark hat uns gut gefallen. Wir mögen das altmodische Schleichprinzip einfach, bei dem es keine alternative Ballervariante gibt, und das alles andere als ein Spaziergang ist. Wir finden sogar, dass die Entwickler das gesetzte Ziel erreichen könnten, Vampire mit diesem Spiel "wieder cool" zu machen. Auch das düstere Setting sagt uns zu, und die Story folgt zumindest schon mal einem spannenden Ansatz. Das laut Kalypso Mass Effect-ähnliche Dialogsystem, bei dem Themen entweder grob angeschnitten oder, für Story-Fans, häufig auch vertieft werden können, gefällt uns ebenfalls. Eine vergleichbare Entscheidungsvielfalt samt Konsequenzen wie in Commander Shepards Abenteuer wird es laut Realmforge jedoch nicht geben.

Einen Bereich müssen sich die Entwickler aber in jedem Fall noch einmal vornehmen: die Feind-KI. Gerade weil man dem Spieler kein Durchballern und ähnliches erlaubt, sondern ihn zum genauen Hinsehen und Planen zwingt, wäre es unverzeihlich, wenn die Wachen nicht so reagieren, wie sie das müssten. Wir hoffen, dass Realmforge hier bis zum für Juni geplanten Release noch einmal nachbessert. Denn trotz schwachbrüstiger Technik hätte Dark damit das Zeug für ein sehr gutes Schleichspiel der alten Schule.

Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)

Dark

Angetestet am 8.3.2013 Gut

Vorläufiges Pro & Contra Anspruchsvolles Schleichen... Stimmiger Cel-Shading-Look... Ansprechende, düstere Atmosphäre Vampirskills in beliebiger Reihenfolge freischalt- und aufwertbar Vielversprechende Story ... das noch unter der dummen KI leidet ... der allerdings nur bedingt über die mäßige Technik hinwegtäuscht Aktueller Zustand: Aktuelle Beta-Version (Xbox 360) Wir wünschen uns: ... dass Realmforge bei der Grafik das Bestmögliche rausholt, was das zweifellos überschaubare Budget zulässt. Noch wichtiger: Die Entwickler müssen sich bis zum Release noch mal die KI vorknöpfen, die nicht immer ein glaubwürdiges Verhalten an den Tag legt. Gelingt das, ist Realmforge ein gutes, anspruchsvolles und atmosphärisch stimmiges Schleichspiel wie in früheren Tagen zuzutrauen.

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Steckbrief Genre: Action Untergenre: Schleich-Action USK: ab 16 freigegeben PEGI: 16 Entwickler: Realmforge Publisher: Kalypso Media Erscheinungsdatum: 04.07.2013 Offizielle Website: Link PC360

Screenshots Videos Dark (Review) Testvideo von Benjamin Braun

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