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Ein neues Story-Adventure von Don't Nod? Da bin ich doch sofort mit dabei! Schließlich waren Titel wie
Life is Strange (im Test, Note: 8.0) oder
Tell me Why (im Test, Note: 8.0) Genreperlen, auch wenn sie keine großen Herausforderungen geboten haben. Aber ich konnte mir sicher sein, dass sie eine interessante Geschichte erzählen, die ruhig beginnt und dann immer mehr Fahrt aufnimmt. Dass da eine kleine Welt mit gut geschriebenen Charakteren für mich bereitsteht, in der ich mich in der Rolle der Hauptfiguren bewegen und alles in Ruhe erkunden kann. Ich durfte emotionale Momente und schicksalsreiche Entscheidungen erwarten – auch wenn diese nicht immer weitreichende Konsequenzen für den Fortgang der Geschichte hatten.
Mit diesen Erwartungen, aber ohne weitere Vorkenntnisse starte ich also das neueste Werk des französischen Studios,
Harmony - The Fall of Reverie, und bin erst einmal sehr angetan von der Optik. Das Intro besticht durch wunderschöne Hintergründe, toll gezeichnete Figuren, emotionale Musik und eine Prämisse, die mein Interesse weckt. Ich spiele Polly, die nach zehn Jahren Abwesenheit wieder in ihre Heimat, die Mittelmeerinsel Atina, zurückkehrt, um das Verschwinden ihrer Mutter zu untersuchen. Atina wird mittlerweile von einem Megakonzern kontrolliert, an dem
George Orwell seinen Spaß hätte.
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Die Zwischensequenzen gefallen mir optisch sehr gut. |
Visual Novel statt Adventure
Ehrlich gesagt, dürfte ich mich über das Folgende nicht beschweren, etwas ähnliches ist mir mit
Varney Lake (zum Spiele-Check) schon einmal passiert. Schon damals hatte ich ein Adventure erwartet und ein Textwegklick-Spiel, von Anhängern des Genres auch Visual Novel genannt, bekommen. Aber das kann ich Harmony nicht ankreiden, auch wenn ich diese Art von Spiel nicht mag. Ich klicke mich also möglichst unvoreingenommen durch die ersten, gut ins Deutsche übertragenen, Texte. Die Atmosphäre, getragen durch die Grafik und Musik sowie die fantastischen englischen Sprecher, bestätigen die Produktionsqualität, die mir das Intro versprochen hat.
Und nach ein paar Minuten keimt in mir ein wenig Hoffnung auf. Das Spiel scheint wohl mehr zu bieten, als ich zunächst befürchtet hatte! Ich finde im Elternhaus meiner Protagonistin nämlich recht schnell ein magisches Amulett, oder besser gesagt: Es findet mich. Es schwebt ins Badezimmer, lässt sich in die gefüllte Badewanne fallen und zieht mich hinterher. Plötzlich befinde ich mich in Reverie, einer anderen Welt, deren Namen ich ja schon aus dem Spieletitel kenne.
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Typischer Visual-Novel-Stil: Die am Gespräch beteiligten Charaktere stehen wie Papp-Aufsteller vor einer Leinwand, unten klickt ihr euch durch Myriaden von Textboxen. |
Entscheidungen, sonst nichts
In Reverie renne ich zunächst in die Arme von "Seligkeit". Sie erklärt mir, dass sie eine personifizierte "Bestrebung" ist, von denen es noch weitere gibt, und deren Avatare ihr im Aufmacherbild ganz oben sehen könnt. Und sie offenbart mir, dass ich in dieser Welt nicht Polly, sondern die Bestrebung "Harmonie" bin. Aha, so langsam können wir uns also die Bedeutung des Spieletitels herleiten.
Als Harmonie kann ich in die Zukunft blicken und damit den Fortgang der Geschichte beeinflussen. Dies passiert in einem Entscheidungsbaum, den mir das Spiel unter dem Namen "Mantik" präsentiert. Hier befindet sich im Grunde genommen die einzige relevante Spielmechanik. Ich entscheide das ganz Spiel über praktisch immer nur, welchem Pfad ich folgen möchte, und lese ansonsten Texte oder lausche den englischen Sprechern. Im besten Fall bekomme ich eine weitere der wirklich tollen Zwischensequenzen präsentiert.
Für manche Entscheidungen muss ich vorher bestimmte Bedingungen erfüllen. Je nachdem, welchem Pfad oder welcher Bestrebung ich vorher gefolgt bin, habe ich "Bestrebungskristalle" gesammelt. Habe ich beispielsweise mehrere Entscheidungen getroffen, die dem Pfad der Macht folgen, gab's dafür Machtkristalle. Diese darf ich dann an den passenden Stellen einsetzen. Viele Knotenpunkte verbaue ich mir durch meine Entscheidungen, aber in eine Sackgasse kann ich nie geraten.
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Im Spiel heißt es "Mantik", ich nenne es Entscheidungsbaum. Man kann auch schon mal gucken, was weiter oben so passieren kann, und entsprechend vorauszuplanen. |
Wo ist denn jetzt das Spiel?
In einem Story-Adventure erwartet ich naturgemäß nicht viel Spielmechanik, aber diese Erwartung wird von Harmony - The Fall of Reverie noch unterboten. Die zentrale Spielmechanik hat bei mir nicht gezündet: Ich wollte gar nicht wissen, wohin mich meine Entscheidungen führen werden. Lieber entscheide ich mich spontan, um mit den emotionalen Konsequenzen zu leben. Auch das direkte Steuern einer Spielfigur, die Erkundung der Welt, gerne auch Rätsel – all das habe ich schmerzlich vermisst.
Die Geschichte ist wirklich gut und hat mich zumindest ein wenig vom "fehlenden Spiel" abgelenkt. Und gerne lobe ich noch einmal die Präsentation, die mir durchweg gut gefallen hat. Aber nur im Entscheidungsbaum herumklicken und ansonsten Gespräche über mich ergehen lassen? Das ist mir zu wenig, selbst für ein Story-Adventure. Immerhin ist der Umfang mit seinen fünf Akten mit jeweils etlichen Kapiteln recht ansehnlich, und manche Spieler mögen vielleicht auch einen weiteren Anlauf nehmen und andere Entscheidungen ausprobieren.
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Hatte ich erwähnt, dass die Zwischensequenzen wirklich atemberaubend schön sind?! |
Fazit
Unter dem Strich war Harmony - The Fall of Reverie als typische Visual Novel nichts für mich – aber ich kann mir gut vorstellen, dass es seine Zielgruppe findet. Von Don't Nod hätte ich mir aber dann doch mehr Spielmechanik gewünscht! Da lege ich meine Hoffnung dann wohl doch lieber in Deck Nine, die bereits wundervolle Spiele im Life-is-Strange-Universum erschaffen haben und kurz vor der Veröffentlichung von
The Expanse - A Telltale Series stehen. Bei Don't Nod werde ich jedenfalls in Zukunft vorsichtiger sein.
- Visual Novel für PC, Playstation 5, Switch, Xbox One
- Einzelspieler
- Für Leseratten
- Preis: 24,99 Euro
- In einem Satz: Wunderschön präsentierte Geschichte, aber praktisch ohne Spielmechanik.
Viel Spaß mit dem Check!
Visual Novel... das ist einfach nicht meins. Und die "Visuals" sprechen mich hier auch überhaupt nicht an. Life is Strange war großartig, aber danach haben mich die Entwickler verloren.
Ja, leider geht meine Tendenz auch in diese Richtung, was Don't Nod betrifft.
Tell me why und Twin Mirror haben mir schon noch getaugt. Nicht so arg die Life is Strange muss ich zugeben, aber ganz tolle emotionale Spielerlebnisse sehe ich da schon auch.
Ok, Danke für den Check. Das Spiel liegt auch schon auf meiner Platte. Hoffentlich trifft es mich mehr als dich.
Ich drücke die Daumen, dass du etwas damit anfangen kannst. Würde mich interessieren, was du davon hältst.
Hatte in die Demo eingespielt und hat für much schon von den Texten und Charakteren her nicht funktioniert.
Huh. Visual Novels können ja auch echt toll sein. Ich muss mal in die Demo reinspielen - oder es kommt vielleicht bald in einem dieser notorischen Abo-Dienste.
Danke für den Check. Hübsch schaut es aus, aber ansonsten ist das wohl nix für mich.
Gab es die Demo nur bei dieser Steam-Demo-Woche? // Klingt ganz interessant aber ist auf jeden Fall kein Must-Have-Titel. Ich setze es mal auf die Wishlist. Danke für den Check!
Nicht für 25€, sorry. Gerne, wenn es als Taschenbuch erschienen ist (also Budget-Preis).
Also LiS hat mich total begeistert. Aber danach haben die Werke von dotnot haben mich total kalt gelassen. Daran war aber meist das Writing schuld, das mit einfach viel zu anspruchslos daher kam. Diesen Titel schaue ich mir mal genauer an... Mal gucken, ob es noch eine Demo gibt.
Ich denke mir wird das gefallen. In die Demo hab ich auch reingeschaut. Momentan habe ich einfach keine Zeit dafür, aber es steht auf meiner Liste.
Vielen Dank für den Check :) Ich hatte das Spiel zunächst eigentlich auf meiner Liste, dann aber wieder gestrichen. Es spricht mich nicht wirklich an, leider.
Life ist Strange war großartig, Tell me Why und Twin Mirror zumindest noch gut.
Aber hier werde ich wohl passen, zumindest bis auf einen Sale warten.
Ne, Visuel Novels und ich werden keine Freunde - insbesondere wegen diesem Punkt: "Für Leseratten". Ich lese gerne: Ein Buch oder eine Zeitschrift. Aber in Spielen nervt mich das nur.
Danke für die Vorwarnung. :)
Vielen Dank für den Check. Klingt für eine Visuell Novell ganz interessant. Man muss natürlich dafür gemacht sein, sowas zu "spielen".
Remember Remember Me? Bin ich der einzige, der gerne einen zweiten Teil hätte?
Ich hab das mal angespielt und nach dem ersten Kapitel abgebrochen. Hat mir irgendwie gar keinen Spaß gemacht.
Ging glaube ich vielen so. Ist auch in allen Belangen ein durchschnittliches Spiel. Ich mochte es trotzdem.
Ich habe Remember Me nie gespielt. Vielleicht sollte ich da mal reinschauen?
Nee, haste nix verpasst! Ist einfach ein ordentliches Spiel mit ordentlichem Kampfsystem und interessanter, aber viel zu spärlich inszenierter Spielwelt.
Ich mochte das auch. Sie machen ja auch noch was actionlastigeres als Harmony. Banishers sieht bisher sehr interessant aus.
Glaub nicht, dass sie noch mal zu Remember Me zurückgehen.
Weiß nicht, ob ich unbedingt einen zweiten Teil bräuchte, aber mir hat das Spiel gut gefallen. Großartiges Artdesign und auch die Kämpfe mit den selbst erstellten Kombos haben Laune gemacht. :) Nur aus diesen Erinnerungssequenzen hätten sie mehr machen können.