Pikachu fängt sich Prügel ein

Pokémon Tekken DX Test

Hagen Gehritz 23. September 2017 - 12:00 — vor 6 Jahren aktualisiert
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Der gegnerische Trainer hat mittels seines Helferpokémons Eifun einen heilenden Schutzschild für sein Gewaldro beschworen.
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Gemeinsam zum Sieg

Zwei weitere Besonderheiten fügen den Kämpfen eine leicht taktische Ebene hinzu. So ist euer Poké-Haudrauf im Ring nicht auf sich allein gestellt. Vor Beginn eines Duells wählt ihr eines aus 16 vorgegebenen Helfer-Duos zur Unterstützung. Vor den einzelnen Runden entscheidet ihr euch für eines der beiden Pokémon, das euch (nach einem Cooldown) auf Knopfdruck unter die Arme greifen soll. Die Hilfestellung fällt in eine von drei Kategorien: Angreifer wie Flamiau verursachen hauptsächlich Schaden. Ein Evoli verleiht als Verstärker positive Effekte. Saboteure wie Karpador hingegen behindern den Kontrahenten oder belegen ihn mit negativen Effekten.

Doch auch am Feldrand findet ihr Unterstützung. Startet ihr Pokémon Tekken DX das erste Mal, begrüßt euch Coach Nia und begleitet euch durch die Erstellung eures 2D-Avatars. Sie ruft euch zudem in der Hitze des Gefechts Tipps zu. Darunter sind nützliche Informationen, die euch den Blick auf die Helfer- oder Limitleiste am Bildrand sparen können – aber auch Grundlagen oder der extrem wichtige Hinweis, dass es mehr um den Spaß als ums Gewinnen geht. Danke, Mutti Nia! Immerhin könnt ihr ihre Einwürfe spärlicher dosieren oder ihr ganz den Mund verbieten. Sie besitzt aber außerdem nützliche Fähigkeiten: Ebenfalls vor jedem Kampf wählt ihr Nias Motivationstechnik, so dass sie euch zwischen den Runden beispielsweise mit zusätzlicher Limit-Energie versorgt.


Der lange, ereignislose Weg zur Spitze

Die rudimentäre Geschichte „inszeniert“ sich vor allem in knappen Dialogboxen.
Die erste Anlaufstelle für Solisten ist die Ferrum-Liga. Ihr startet auf dem letzten Platz der niedrigsten von fünf Ligen. In Gruppenphasen mit fünf Kämpfen hintereinander (Abbruch wird mit 0 Punkten bestraft) steigt ihr langsam in die Top 10 auf. Gewinnt ihr das anschließende Turnier und bezwingt darauf erfolgreich den Liga-Vorsteher, erfahrt ihr die unglaubliche Ehre, in der nächsthöheren Liga wieder vom letzten Platz anzufangen. Hoffentlich seid ihr nicht schon von der Beschreibung eingeschlafen...

Zusätzlich sollen euch mehrere Missionslisten für jede Liga bei Laune halten. Die garnieren aber mit Aufgaben wie „Führe erfolgreich 15 Greifangriffe durch“ den Grind nur mit noch mehr Grind. Zumal die niedrigste Lig
a noch keinerlei Herausforderung darstellt. Begleitend wird eine kaum nennenswerte Geschichte um ein mysteriöses schwarzes Pokémon vorrangig in knappen Texttafeln vorangetrieben.

Neu dazugekommen sind tägliche Herausforderungen mit speziellen Vorgaben. Eine wirklich fordernde Aufgabe ist uns aber in der Testphase nicht untergekommen. Versus-Kämpfe, Liga, Missionen oder Herausforderung: Mit all dem verdient ihr Geld für neue Avatar-Kleidung, Titel für eure Online-Plakette und Fähigkeitspunkte. Mit letzteren steigen eure Pokémon in Sachen Angriff, Verteidigung, Resonanz oder Helfereffektivität auf. Das motiviert durchaus und lässt sich fairerweise auch abstellen. Mit Amiibo-Figuren könnt ihr zudem besondere Titel und zufällige Belohnungen erhalten. Zusammengenommen bieten die neuen Pokémon und Features der DX-Version aber wenig Anreiz für alle, die mit ihrer Wii-U-Version noch zufrieden sind.

 
Im Hintergrund der Arenen haben weitere Pokémon Gastauftritte (teils nur in 2D).
Da in Pokémon Tekken DX alle Kämpfer, Helfer und Arenen direkt bereit stehen, können sich enthusiastische Kampftrainer ohne Umschweife ins volle Getümmel stürzen. Gegen Sofa-Herausforderer reichen dafür die beiden der Switch beiliegenden Joy-Con-Controller. Ansonsten verbindet ihr euch lokal mit einer anderen Switch oder sucht online nach Partnern zum Balgen. Und egal ob eurer Gegner in Europa oder Japan sitzt: Das Match läuft butterweich! Findet sich in zehn Sekunden kein Gegner für ein Freundschafts- oder Rang-Match, übt ihr zwischenzeitlich mit einem KI-Gegner (allerdings ohne Belohnung für beendete Kämpfe). Ihr könnt euch auch in den neu implementierten Gruppen einschreiben und gegen andere Mitglieder derselben Gruppe antreten. Zur Analyse von Matches könnt ihr zudem Replays all eurer Online-Duelle ansehen.


Schöne Effekte vor grober Kulisse

In Sachen Grafik bietet Pokémon Tekken DX gegenüber der WiiU-Fassung keine nennenswerten Verbesserungen. Gelungen sind nach wie vor die flüssigen Animationen der Poké-Kämpen und die Effektkanonaden, die ihre Schläge und Fernangriffe auslösen – gerade die Limitattacken drehen den Blitzgewitterregler voll auf und sind gleichzeitig nicht so ausufernd, dass sie mit der Zeit lästig werden. Die Kämpfer-Modelle sind ebenfalls ansehnlich geraten, auch wenn Lichtreflexe auf Machomeis angespanntem Bizeps deutlich besser aussehen als die steifen Federkleider und Felle anderer Pokémon.

 

Alternativen Pokémon Tekken

Für die Nintendo Switch gibt es abgesehen von Ultra Street Fighter II - The Final Challengers (Userwertung 7.9) noch nicht viele Alternativen im Bereich der Prügelspiele. Pikachu und einige weitere Pokémon sind ebenfalls in Super Smash Bros. für WiiU (Note 9.0) und 3DS (Note 8.0) vertreten. Mit Tekken 7 (Note 8.0) hat der auch für Pokémon Tekken verantwortliche Entwickler seiner traditionellen 3D-Prügelserie in jüngster Vergangenheit ein sehr spielenswertes neues Kapitel hinzugefügt.
Mit insgesamt 20 abwechslungsreich gestalteten Arenen wartet Pokémon Tekken DX auf. Bei denen fallen jedoch die groben Texturen unangenehm auf. Besonders arg ist es, wenn zu den Siegesposen der Kämpfer im Hintergrund teilweise pixelige 2D-Zuschauer ihre Ekstase durch starres Hoch- und Runterschweben auf der Stelle ausdrücken. Wichtiger ist aber doch das Geschehen im Vordergrund. Das stellt sich im Dock in flüssigen 60 Bildern pro Sekunde dar und geriet auch im Mobilbetrieb nie ins Stocken.

Der Soundtrack
bietet statt bekannter Melodien nur Musikuntermalung, die größtenteils mit dem Schlussgong wieder vergessen ist. Die Pokémon selbst geben vor allem wortlose Ausrufe und andere Geräusche von sich, rufen also nicht ständig ihren eigenen Namen.

Autor: Hagen Gehritz, Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)

 

Meinung: Hagen Gehritz

 Pokémon Tekken DX spielt sich mit seinem Phasensystem erfrischend anders. Durch die dynamischen Phasenwechsel mischt es gelungen 3D-Prügler und klassische Seitenansicht-Schlägereien. Durch die ausführliche Erklärung des Kampfsystems und die einfach auszuführenden Attacken ist es besonders geeignet, um einem Freund einen Joy-Con in die Hand zu drücken und ihn an das Genre heranzuführen, ohne dass es Profis zu oberflächlich wäre. Die beschränkte Zahl an Manövern machte sich mir jedoch mit zunehmender Spielzeit unangenehm bemerkbar.

Mit 21 ausbalancierten Poké-Kämpfern und 32 helfenden Sammelmonstern bietet Pokémon Tekken DX aber genug Auswahl zum längeren Ausprobieren und Experimentieren. Die Switch-Variante läuft sowohl im Dock, als auch mobil absolut flüssig und die bunten Spezialeffekte der Attacken stechen im Kampfgeschehen mehr hervor als die matschigen Hintergrundtexturen der ansonsten schön gestalteten Arenen. Online-Spieler werden mit vielen freischaltbaren Avatar-Gegenständen, Turnieren und Replay-Kino gut versorgt. Solisten kommen dagegen mit den zu leichten täglichen Herausforderungen und der zwar umfangreichen, aber lieblos gestalteten Ferrum-Liga weniger gut weg. Für zufriedene Besitzer von Pokémon Tekken auf der WiiU bietet die erweiterte DX-Fassung unterm Strich zu wenig Neues oder Besseres, um noch einmal den Vollpreis zu rechtfertigen.

Meinung: Benjamin Braun

Ich war selbst nie ein richtiger Pokémon-Fan, aber ich kenne die TV-Serie recht gut, da ich sie – so als gemeinsame Aktivität mit dem kleinen Bruder – damals oft mitgeschaut habe. Und so trashig die Serie auch sein mag, habe ich sie nicht unfreiwillig geschaut und weiß bis heute bei den wichtigsten Pokémon nicht zufällig, wie die einzelnen Evolutionsstufen heißen. Bisasam, Bisaknosp, Bisaflor – ihr kennt das ja.

Ein bisschen so wie bei der Serie auch, hat Pokémon Tekken DX trotz der objektiv nicht herausragenden Güteklasse einfach was – und das obwohl sich ab dem ersten Kampf respektive Turnier eigentlich ständig dieselben Kämpfe wiederholen. Aber auch, wenn Abwechslung und Anspruch im Solomodus – online sieht das natürlich ganz anders aus – schon früh auf der Strecke bleiben, die wichtigste Voraussetzung erfüllt Pokémon Tekken DX: Es macht mir Spaß!

Wer auf den Mehrspieler-Modus keine Lust hat, der sollte sich den Kauf allerdings gut überlegen. Denn für reine Solisten kann sehr schnell die Luft raus sein. Und bei einem Preis von stolzen 60 Euro möchtet ihr am Ende wahrscheinlich nicht nach ein paar wenigen Stunden merken, dass kaum noch Motivation vorhanden ist, weiterzuspielen. Für Pokémon-Fans, die Freude an effektreichen Prügeleien haben und die bereit sind, sich auch online mit anderen messen, ist Pokémon Tekken DX jedoch sein Geld wert.
 
Pokémon Tekken DX Switch
Einstieg/Bedienung
  • Ausführliche Trainingsoptionen
  • Leicht auszuführende Attacken
  • Mit einem Joy-Con spielbar
  • Einige wenige Attacken schlecht erklärt
Spieltiefe/Balance
  • 21 Kämpfer zur Auswahl
  • Phasenwechsel erzeugen Dynamik
  • Avatarobjekte erspielen und Kämpfer leveln
  • Ausgewogene Balance
  • Kampfsystem unkompliziert aber vielschichtig
  • 16 Helden-Duos und Motivation erhöhen taktische Möglichkeiten
  • Sehr überschaubares Attacken-Repertoire
  • Repetitiver Solo-Modus
  • Tägliche Herausforderungen fordern nicht
  • Kein Auswechseln im laufenden Kampf bei 3-gegen-3-Duellen
Grafik/Technik
  • Gelungene Animationen der Kämpfer
  • Effektgeladene Spezialattacken
  • Abwechslungsreiche Arenen
  • Sowohl im Dock als auch mobil flüssige Darstellung
  • Ungefähr gleiches Grafikniveau wie auf WiiU
  • Arenahintergründe mit matschigen Texturen
  • Teils sehr rudimentär dargestellte Zuschauer
Sound/Sprache
  • Coach ruft teils nützliche Informationen...
  • ... wiederholt aber zu oft Grundlegendes
  • Keine deutsche Sprachausgabe
  • Belangloser Soundtrack
Multiplayer
  • Online-Turniere
  • Gruppen mit internen Kämpfen
  • Replays erlauben Matchanalyse
  • Gut funktionierender Netcode
  • Warte-Duelle gegen KI bringen weder Erfahrung noch Geld
7.0
Userwertung0.0
Hardware-Info
Keine Besonderheiten
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 87,50 (Nintendo Switch)
Hagen Gehritz 23. September 2017 - 12:00 — vor 6 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440706 - 22. September 2017 - 13:58 #

Viel Spaß beim Lesen!

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 23. September 2017 - 12:43 #

War schon auf der WiiU nicht mein Ding, da passe ich. Danke für den Test. :-)

Doc Bobo 18 Doppel-Voter - 9079 - 30. September 2017 - 14:30 #

Ist fürs Geld auch a bisserl wenig Spiel meiner Meinung nach.