Kickstarter-Mitgründer: „Stretch-Goals können verwirren“

Bild von ChrisL
ChrisL 199512 EXP - 30 Pro-Gamer,R12,S11,A10,J10
Alter Haudegen: Ist seit mindestens 10 Jahren bei GG.de registriertNews-Redaktion: Hat von der Redaktion weitere Rechte für das News-Redigieren erhaltenGG-Gründungsfan: Hat in 2009 einmalig 25 Euro gespendetExtrem-Schreiber: Hat mindestens 1000 News geschriebenDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2019 teilgenommenDieser User hat an der Weihnachtsfeier 2016 teilgenommenTop-News-Meister: Hat mindestens 500 Top-News geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtGold-Cutter: Hat 100 Videos gepostetDieser User hat uns an Weihnachten 2017 mit einer Spende von 5 Euro unterstützt.Alter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

14. August 2013 - 10:47 — vor 10 Jahren zuletzt aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine Kampagne für ein neues Spieleprojekt auf der Finanzierungsplattform Kickstarter gestartet wird. Egal, ob es sich um eher kleine und unbekannte Entwicklerteams mit ihren ersten Vorhaben oder um (bekanntere) Unternehmen handelt, die eventuell bereits für einen Klassiker verantwortlich sind – die Möglichkeit der Schwarmfinanzierung hat sich in einem kurzen Zeitraum als oft genutzte Methode etabliert, um neue Projekte ohne Publisher anzugehen.

Ein beliebtes Mittel während einer Kickstarter-Aktion sind die sogenannten Stretch Goals: Oft gibt es schon zu Beginn einer Kampagne neben dem eigentlichen Finanzierungsziel eine Liste mit weiteren zu erreichenden Zielen. Dabei kann es sich zum Beispiel um physische Boni (T-Shirts, Poster und so weiter) oder spielbezogene Extras wie den Zugang zu einer Beta, neue Gebiete oder die generelle Ausweitung des Projekts handeln.

Unter dem Titel „Think Before You Stretch“ veröffentlichte Yancey Strickler (Mitbegründer von Kickstarter und Head of Communication) kürzlich einen Artikel im offiziellen Blog der Plattform, in dem er die Stretch Goals thematisiert und unter anderem die Frage stellt, ob diese tatsächlich immer eine gute Idee sind.
„Wenig Raum für Fehler“
Strickler weist im weiteren Verlauf darauf hin, dass die erweiterten Ziele eine Kampagne unter Umständen verworrener machen können: Während eine „Alles oder nichts“-Aktion einfach und klar ist – Backer unterstützen das einzige Ziel eines Projekts – kann es unter Verwendung von Stretch Goals komplizierter werden. Was passiert beispielsweise, wenn jemand ein Vorhaben aufgrund des Ursprungsziels schon früh unterstützt hat, die Initiatoren der Kampagne sich jedoch nur noch auf die zusätzlichen Ziele fokussieren? Oder jemand spendet für einen Stretch-Goal-Bonus, das entsprechende Ziel wird jedoch nicht erreicht? Beides wären für Unterstützer schlechte Erfahrungen, so Strickler weiter.

Darüber hinaus kann der durch Stretch Goals erweiterte Umfang eines Spiels auch die kreative Vision nachteilig beeinflussen und das gesamte Unterfangen in Gefahr bringen. Entwickler könnten überfordert sein und/oder den Zeitplan nicht mehr einhalten. Auch bedeutet das Erreichen der Zusatz-Ziele nicht automatisch, dass mehr Geld zur Verfügung steht: Eine höhere Unterstützungssumme heißt auch, mehr Backer zufrieden stellen sowie Versprechen einlösen zu müssen – und weniger Raum für Fehler.

Während der zusätzliche Betrag beim Überschreiten des Hauptziels einerseits für Verbesserungen am geplanten Spiel genutzt wird oder auch einen Profit für die Entwickler entstehen kann, können Stretch Goals andererseits langfristige Risiken für einen kurzfristigen Gewinn bedeuten. Abschließend äußert sich Strickler dazu, was bei einer Kickstarter-Kampagne getan werden sollte, wenn für diese noch ausreichend Zeit vorhanden ist:

Das Gleiche, das jeder [Projektverantwortliche] tun sollte: Eine unvergessliche Erfahrung für die Backer ermöglichen. Verwendet Updates, um den kreativen Entstehungsprozess mit den Unterstützern zu teilen. Stellt eine Verbindung [zu den Usern] her, die über die bloße finanzielle Unterstützung hinausgeht. Geld wird ausgegeben, aber eine starke Community wird ewig bestehen.

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25745 - 14. August 2013 - 10:27 #

Gerade die Stretchgoals bringen für Kickstarter viel Geld, denn die Gebühren werden höher. Über eine negative Auswirkung für KS brauchen wir nicht reden, denn es hat einfach keine Auswirkungen. Denn die Entwickler sind verantwortlich, nicht die Plattform.

TarCtiC 13 Koop-Gamer - 1708 - 14. August 2013 - 10:38 #

Indirekt hat es schon Auswirkungen auf KS selbst. Wenn gehäuft KS-Projekte negativ auffallen, weil sie z.B. aufgrund überambitionierter Strechgoals das geplante Ziel nicht erreichen (z.B. Broken Age), oder sogar ganz scheitern weil sich aufgrund der Strechgoals Probleme für das ganze Projekt ergeben, schlägt sich das auf die Zufriedenheit der Backer nieder und damit auf ihre generelle Spendenbereitschaft. Das führt dann letztlich zu sinkenden Einnahmen bei KS.

Mike H. 15 Kenner - 3076 - 14. August 2013 - 12:28 #

Broken Age hatte keinerlei Stretch Goals ausgegeben!

TarCtiC 13 Koop-Gamer - 1708 - 14. August 2013 - 13:54 #

Ah ok. Dann sorry. Dann haben sie einfach nur deutlich mehr durch KS eingenommen und daraufhin den geplanten Spielumfang dementsprechend erweitert. Dann wurde das Ausheben von Stretch Goals erst danach populär.

Was ich einfach damit sagen wollte: Letztlich geht es einfach darum, dass ein deutliches Ausweiten des Umfangs eines geplanten Spiels in der Durchführung zu Probleme und am Ende sogar zum Zusammenbruch des ganzen Projektes werden kann.

Andererseits kann man den Entwicklern keinen Vorwurf machen. Die Backer schreien geradezu nach Stretch Goals!

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 14. August 2013 - 13:57 #

Bei Broken Age hat sich Tim Schaefer verkalkuliert, aber das hat nix mit Stretch Goals zu tun denn die hat Broken Age gar nicht. Er hat nur gesagt mit mehr Budget macht er mehr Zeug, aber es wurde nirgends festgehalten wieviel mehr Zeug er meint.

TarCtiC 13 Koop-Gamer - 1708 - 14. August 2013 - 14:06 #

Hab ich mich ja schon für entschuldigt. ;) Aber streng genommen ist das ja noch viel schlimmer. Da er keinem was Konkretes vorab versprochen hat, hätte er ja auch im Entwicklungsprozess Dinge wieder reduzieren können. Und das ohne sich vor jemandem rechtfertigen zu müssen.

vicbrother (unregistriert) 14. August 2013 - 20:02 #

M.E. sollten Designdokumente offen gelegt werden. Derzeit ist da viel Blendung im Spiel.

Stromsky 16 Übertalent - 4950 - 15. August 2013 - 13:44 #

Das kann man so unterschreiben.. momentan muss man wirklich hoffen, dass sich die "negativen" Fälle nicht häufen und uns Kickstarter auch zukünftig so gut bestehen bleibt :) Ist nämlich klasse! (Solange da keine Diebe und so auftauchen..)

DarkMark 15 Kenner - 3016 - 14. August 2013 - 10:38 #

Strategisch vielleicht schon. Gescheiterte Projekte, die trotz Ursprungsfinanzierung nicht zum avisierten (gestretchten) Ergebnis kommen, bedeuten schlechte PR für die Kickstarter-Plattform.

Name (unregistriert) 14. August 2013 - 10:49 #

Kickstarter sieht sich nicht nur als Vermittler, sondern hat auch eine Philosophie (Bsp. kurzfristiges Verbot der Weitergabe von genmanipulierten Lebensformen an Backer). Man kann das ganze auch als wohlgemeinten Rat oder Warnschuss interpretieren, es mit dem stretch-goal-Marketing nicht zu übertreiben, weil Kickstarter sonst zukünftig Restriktionen einführen könnte.

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25745 - 14. August 2013 - 10:58 #

Restriktionen in den Strechgoals finde ich nicht so gut. Weil es dann erst recht uninteressant wird. Es gibt auch Alternativen, die bisher nicht das Glück hatten, so bekannt zu werden.

1000dinge 17 Shapeshifter - P - 8818 - 14. August 2013 - 10:54 #

"...Oft steht gibt es schon zu Beginn..."

Gorny1 16 Übertalent - 4991 - 14. August 2013 - 12:09 #

Also ich hab jetzt schon bei 10 oder so Kickstarts gebacked und dabei ist mir aufgefallen, dass mit Stretch-goals mehr Geld rein kommt. Die Leute scheinen mir bereit zu sein ihre Pledges zu erhöhen, wenn sie dafür explizit auf ein Ziel hinarbeiten (mich eingeschloßen, wenn ich Erhöht habe, dann meist weil ich irgendwas cooles noch mit im Spiel haben wollte, oder weil das Pledgelevel über meinem was cooles dazu bekommen hat).
Trotzdem bin ich froh, dass z.B. Massive Chalice keine Stretchgoals hatte, dadurch hat man jetzt bei den Livestreams von denen nie das Gefühl, dass sie sich zu viel vornehmen werden. Es werden einfach mit dem Extrageld mehr Features eingebaut, welche das sein werden kommt drauf an wie sich das Project entwickelt und wie teuer die einzelnen Features sind. Wie die Entwickler das ermitteln haben sie im letzten Livestream schön demonstriert (riesige Exceltabellen in denen alle Features eingeteilt werden und gewichtet werden, dann werden verschiedene Konstellationen berechnet und verglichen etc. etc.).
Das gefällt mir schon sehr gut.

Ein Mittelweg wäre am besten. Also Stretchgoals, die neben einem Zugfeature hauptsächlich einfach mehr Spiel versprechen. So können die Entwickler ihr Ding durchziehen und müssen nur etwas mittel großes zwingend einbauen, wie eine weitere Klasse oder ein spezielles Level. Gleichzeitig zieht die KS-Kampagne besser an. Richtig große Dinge zu versprechen scheint ja schon bewiesener Maßen nicht so gut zu sein, siehe Shadowrun Retursn Berlin DLC, das wurde erst nachher zum DLC. Da haben die Entwickler wohl gemerkt, dass das Geld nicht reichen wird es direkt mit zu entwickeln und eine Finanzspritze durch den Release des Hauptspiels nötig sein wird.

Andersherum gibt es aber auch Beispiele. Zum Beispiel FTL. Das hat massiv mehr Geld eingenommen bei KS als es gebraucht hätte und der Überschuss ist augenscheinlich einfach als Gewinn verbucht worden. Da hätte man ruhig Stretchgoals festmachen können, nachdem es die minimum Finanzierung erreicht hatte.

IhrName (unregistriert) 14. August 2013 - 12:23 #

Ich finde es ehrlicher wenn man kein Stretch Goal ankündigt und übschüssigen Gewinn macht, als wenn man welche macht und die Goals in keiner Relation zum spielerischen Mehrwert stehen. Wenn bei FTL jemand über die Grenze unterstützt hat ist das meiner ansicht nach einfach das Problem des Unterstützers. Der hat ja gesehen das das Projekt schon läuft, wollt aber noch was dazu geben (aus welchen Gründen auch immer). Wenn bei Star Citizen ein neues Raumschiffmodell oder ein neues Sternensystem dazu kommen soll und jedesmal no 'ne Million oben drauf soll, dann bin ich doch skeptisch ob eine solche Summe für ein zugegeben detaliertes 3D Modell oder ein paar Copy-Paste planeten gerechtfertigt sind.

TarCtiC 13 Koop-Gamer - 1708 - 14. August 2013 - 14:00 #

Kommt glaube ich auch immer darauf an was genau als Stretch Goal angekündigt wird. Wenn es z.B. "nur" ein neues Sternsystem ist, dann hat das ja letzten Endes keine großen Auswirkungen auf das gesamte Projekt. Wenn das Stretch Goal jedoch ein völlig neues oder erweitertes Spielsystem werden soll (z.B. zerstörbare Umgebungen in Satelite Reign) oder die Masse an zusätzlichen, wenn auch für sich genommen harmlosen, Zusatzcontent zu groß wird, dann sollte man glaube ich skeptisch werden.

Gorny1 16 Übertalent - 4991 - 15. August 2013 - 8:19 #

Goals hin oder her, in jedem Fall sollte das komplette KS Geld in die Entwicklung fließen und nicht als Gewinn verbucht werden... das wäre mMn nicht der Sinn der Sache. Die Entwickler zahlen sich ja von dem Geld schon ihr Gehalt aus, warum dann noch extra Gewinn machen, wenn man einfach länger arbeiten könnte und so sogar ein Spiel rausbringen könnte, dass Abseits vom Kickstart Erfolg habe kann.
Daher finde ich, dass bei Kickstarts immer dabei stehen sollte, dass das ganze Geld in die Entwicklung geht, oder eben Goals angekündigt werden, die immer auch sowas wie "mehr Content" enthalten.

Stonecutter 22 Motivator - P - 31862 - 14. August 2013 - 15:53 #

Manche übertreibens auch wirklich. "Gib uns X Geld, und wir machen ein Spiel, gib uns X+100.000, und es macht sogar Spaß", motiviert mich nicht sonderlich, die Geldbörse rauszuholen.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 22. August 2013 - 14:41 #

Aus meiner Sicht kein einfaches Thema.

Das ursprüngliche Problem, so wie ich es sehe, war das es Kickstarts gab die immens erfolgreich waren und die Entwickler in Erklärungsnot kamen. Die ursprüngliche Frage war sicherlich von Fans, ok ihr wolltet Summe X haben, jetzt habt ihr Summe X * 10, was macht ihr mit dem Geld? "Auf die Bank tragen" wollten die Fans bestimmt nicht hören, also hat man sich Zusatzinhalte ausgedacht die einen Gegenwert für das zusätzliche Geld liefern sollen, und in vielen Fällen ist es auch so das mehr Geld natürlich Entwicklern ermöglicht nicht nur ihr Core-Team zu finanzieren, sondern evtl. wirklich noch einen zusätzlichen Grafiker, Texter, Sounddesigner etc. einstellen kann, oder neue Teile ins Spiel einzubauen die die Entwicklungszeit tatsächlich um 2-3 Monate erweitern.

Problematisch wurde es für mich nur ab dem Zeitpunkt wo wirklich fast essenzielle Teile des Spiels erst als Stretchgoal dazu kommen, das also die eigentliche Summe ist die man für das Projekt braucht und natürlich das größte Problem, wenn die Stretchgoals schon von Anfang an auf der Seite stehen und man das Gefühl hat was unfertiges zu bekommen wenn nur die Basis-Summe erreicht wird.

Mitarbeit