BIU: Wettbewerbsnachteile für dt. Spiele-Produktionen

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15. Oktober 2010 - 18:38
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Am heutigen 15. Oktober 2010 findet in Frankfurt am Main die GAMEplaces International statt, die das Thema der Spiele-Finanzierung zum Schwerpunkt hat. Wie der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) – Mitveranstalter der Konferenz – im Vorfeld mitteilte, entstehen dem Produktionsstandort Deutschland erhebliche Wettbewerbsnachteile dadurch, dass heimische Spieleproduktionen in der Regel auf eigene finanzielle Mittel angewiesen sind, während die deutsche Filmindustrie mit Investitionen und Förderungen rechnen kann.

So gäbe es zwar genügend kreatives Potenzial und gute Ideen, dennoch verliere Deutschland auch aus diesem Grund den Anschluss an die großen Wachstumstrends, wie derzeit beispielsweise den sich schnell entwickelnden Markt für Online- und Browserspiele. Mit der GAMEplaces-International-Veranstaltung sollen daher die Games- und Finanzbranche zusammengebracht sowie Marktchancen oder Risiken vermittelt werden.

BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters äußerte sich zu der finanziellen Situation, in der viele deutsche Spiele-Unternehmen stecken, mit den Worten:

Um sich international mit einem Videospiel durchsetzen zu können, sind zum Teil Investitionen im zweistelligen Millionenbereich erforderlich. Vor allem kleinere Entwicklerstudios und Start-ups können solche Budgets häufig nicht aus eigener Kraft stemmen.

Besonders bei kleineren Projekten ist der Erfolg häufig davon abhängig, ob Drittmittel vorhanden sind. Arwed-Ralf Grenzbach, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Conflutainment, sieht hier einen eindeutigen Nachteil für in Deutschland entwickelte Spiele:

Eine Spieleförderung ist in Deutschland praktisch nicht vorhanden. Bis zu 90 Prozent der Medienförderung fließen in den Film – obwohl die Games-Branche die Filmindustrie umsatztechnisch längst überholt hat. Steuererleichterungen, wie sie in Kanada erfolgreich eingesetzt werden, um Game-Entwickler anzusiedeln oder andere Subventionen gibt es nicht in Deutschland. Vor allem kleinen Produktionsstudios oder Start-ups fehlt es häufig an Kapital, um innovative Ideen umzusetzen oder neue Wachstumsmärkte, wie den boomenden Online- und Browser-Games-Markt, von Deutschland aus zu erobern. Nur wenige Finanzinstitute oder Fonds in Deutschland verfügen über spezielle Finanzierungsinstrumente für die Games-Branche, Know-How und vor allem die Risikobereitschaft, um einem in den USA oder Asien etablierten Businessmodell auch in Deutschland Anschub zu geben.

Wie es in der BIU-Pressemitteilung weiter heißt, kann sich Deutschland im Bereich der Online- und Browser-Spiele – im Gegensatz zu den klassischen PC- und Konsolenspielen – zur „Elite der internationalen Games-Branche“ zählen. Gerade auch durch erfolgreiche Unternehmen wie Gameforge oder Bigpoint, die notwendiges Kapital teilweise in den USA besorgt haben und deren Spiele inzwischen in mehr als 40 Sprachen angeboten werden.

Im Jahr 2009 wurden laut einer aktuellen Marktbeobachtung von BIU und der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hierzulande circa 200 Millionen Euro mit Abo-Einnahmen und dem Verkauf virtueller Güter generiert (Einnahmen aus Werbung wurden nicht berücksichtigt). Dennoch spielt Deutschland in der wachsenden europäischen Branche der Online-Spiele oftmals nur eine nebensächliche Rolle, was Finanzierungsexperte Grenzbach wie folgt begründet:

Im Bereich der Free-to-Play-Browser-Games gehören deutsche Unternehmen zu den Key Playern weltweit. Dennoch fehlt es an der Risikobereitschaft bei Investments mit einem Volumen bis zu 10 Millionen Euro, die ein erfolgreich gestartetes Jungunternehmen im Bereich Online- und Social-Games benötigt, um international auf das nächste Level zu gelangen.
Sniizy (unregistriert) 15. Oktober 2010 - 16:20 #

Nun ja, aber Browser- und Online-Spiele sollten nicht das einzige Ziel sein.

Ich schätze mal, es liegt einzig an der deutschen Gesellschaft die nichts für Videospiele übrig hat. Man stelle sich vor dass plötzlich die verhassten bösen Videospiele gefördert werden würden!

Deutsche Produktionen haben durchaus Potenzial und in der Vergangenheit sahen wir das ja z. B. an der ANNO-Serie oder den Spielen von Crytek die ja meines Wissens auch Deutsche sind.

Es wäre durchaus interessant zu was wir fähig wären, wenn es Förderungen geben würde.

patchnotes 14 Komm-Experte - 1847 - 15. Oktober 2010 - 16:59 #

Neben der fehlenden Akzeptanz in der Bevölkerung liegt es aber auch daran, dass die Filmindustrie sich nicht kampflos Fördergelder abknöpfen lässt und durch langjährige personelle Verwebungen einen deutlichen Vorteil hat.

Die Fördersummen, die momentan für Spiele herausgegeben werden, sind einfach nur ein schlechter Witz und ehrlich gesagt den Aufwand nicht wert, den man dafür betreiben muss. Es sei denn, man sitzt praktischerweise in dem Gremium, dass der eigenen Firma die Fördergelder bewilligen kann ...

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 15. Oktober 2010 - 17:39 #

Wobei ich die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung eher durch die Berichterstattung über Spiele in den Mainstream-Medien verursacht sehe. Wer weiß -- vielleicht ist sie ja noch nicht einmal so gering: Die große Präsenz der üblichen Verdächtigen in den Medien, die ich hier nicht durch Nennung ihrer Namen adeln möchte, suggerieren das womöglich nur.
Gelegentlich ist in Kommentarthreads zu diesem Thema zu lesen, dass wir wohl halt darauf warten muessten, bis ausreichend junge und damit mit Spielen vertrautere Leute die wichtigen Posten füllen -- nur leider kann die deutsche Spieleindustrie es sich nicht wirklich leisten, darauf lange zu warten.

Vaedian (unregistriert) 15. Oktober 2010 - 23:52 #

Klar sind die Medien schuld, aber die hetzen in den USA genauso. Man erinnere sich an das "Schwarzenegger"-Gesetz, deren Wahlkämpfe oder die Dramaszenen um Todessstrafen.

Es ist einfach so, dass uns die USA immer 10-20 Jahre voraus sind. Als wir noch unseren Internetanschluss pro Minute zahlen mussten, gabs bei denen schon ein Jahrzehnt lang Flatrates.

Bei den Medien ist das genauso. Die Deutschen begreifen erst jetzt so langsam, dass die Medien keineswegs objektiv und sachlich berichten, sondern sich höchstens dementsprechend verkleiden (Frontal21, Spiegel TV, Focus TV, N24, N-TV etc.). Das wird auch noch eine Weile dauern, bis es endlich der letzte begriffen hat. Jedem Ami ist seit vielen Jahren völlig bewusst, dass die amerikanischen Medien rein kapitalistische Institutionen ohne den Anspruch der Wahrheit sind.

In diesem Punkt dürfen wir der BILD-Zeitung und dem Axel-Springer-Verlag danken, die wirklich alles dafür getan haben, die deutsche Presse unglaubwürdig zu machen.

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 16. Oktober 2010 - 0:37 #

"Jedem Ami..." - Nicht wirklich jedem. Schon klar, worauf du hinauswillst, aber in den USA neigen manche auch bezüglich bestimmter Nachrichtensendungen zu einem Fanboyismus, der ist nicht mehr feierlich... ;)

Vaedian (unregistriert) 16. Oktober 2010 - 9:51 #

Das ist wieder ein anderes Problem und nennt sich "Patriotismus", der im Grunde genommen nichts anderes als eine Ersatzreligion ist. Man wird auf eine gesichtslose Institution eingeschworen, deren Puppenspieler sich jederzeit ändern können.

ChrisL 30 Pro-Gamer - P - 199512 - 15. Oktober 2010 - 17:55 #

> Wobei ich die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung
> eher durch die Berichterstattung über Spiele
> in den Mainstream-Medien verursacht sehe.

Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob man hier nur die Mainstream-Medien (bzw. deren oft qualitativ fragwürdigen Berichte) heranziehen oder für die fehlende Akzeptanz verantwortlich machen kann. Vielleicht hat die breite Bevölkerung auch ganz schlicht nicht sooo sehr das Interesse an der Spielebranche/dem Spielen, was letzten Endes möglicherweise auch in fehlenden Fördergeldern resultiert.

Keine Frage: Es ist schade, dass Filme oft als künstlerische Werke angesehen und (finanziell) gefördert werden, während den Spiele-Produktionen genau das häufig verwehrt bleibt. Diesbezüglich muss noch sehr viel getan werden - auch und gerade was das Denken der Nicht-Spieler betrifft.

Edit: Argh, vergessen, auf "Antworten" zu klicken. ;)

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 15. Oktober 2010 - 18:45 #

Ein mangelndes Interesse ist immerhin noch ein paar Schritte von der regelrechten Feindschaft Spielen gegenüber entfernt, die von manchen, denen viel zu viel Aufmerksamkeit zuteil wird, vorangetrieben wird...

randomdude (unregistriert) 16. Oktober 2010 - 2:54 #

Ja, genau das brauchen wir. Noch mehr besch... Browserspiele finanziert mit Steuergeldern.

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