Ich weiß zwar nicht, die wievielte Computerumsetzung von Games Workshops Brettspiel Space Hulk - Tactics ist (ich schätze, die 66.), aber es ist immer wieder interessant für mich, ob die Brettspielregeln weitgehend sklavisch umgesetzt oder eher frei interpretiert werden. Im Fall des Focus-Titels gilt tendenziell ersteres, allerdings gibt es mit Spielkarten eine wesentliche Neuerung. Und: Wir dürfen, solo in der Kampagne oder auch im Online-Duell, die Genestealers spielen.
Neben Skirmish-Kämpfen gibt es zwei Kampagnen auf beiden Seiten, die eine gemeinsame Story erzählen. Je zehn Missionen warten als Space Marine und Genestealer auf euch. Als Diener des Imperators könnt ihr euch für die Ultramarines, Blood Angels, Space Wolves oder Dark Angels entscheiden – sie differieren vor allem in den Karten.
Diese stellen Spezialaktionen dar. Beispielsweise könnt ihr kurzzeitig eure Aktionspunkte steigern, einen Nahkampfangriff erfolgreicher durchführen oder den Librarian für drei Runden lang mit jedem Kill mehr EXP verdienen lassen.
Die eigentlichen Züge finden konventionell rundenweise auf einer von oben gezeigten, aber auch in Egosicht umschaltbaren, kachelbasierten 3D-Karte statt. Man gibt Aktionspunkte aus als Space Marine, um sich zu drehen, zu bewegen, zu schießen. Die Missionen scheinen sich um das Übliche zu drehen: Bestimmte Punkte erreichen, Räume abfackeln, eine Konsole bedienen. Mit der Zeit schaltet ihr weitere Space-Marine-Typen frei, etwa Apothecary, Librarian oder Sergeant. Außerdem erhaltet ihr nach und nach bessere Waffen und Module (die ihrem Träger zum Beispiel einen zusätzlichen Aktionspunkt geben) und vor allem neue Karten. Es gibt wohl auch Entscheidungen zu fällen, die leichte Auswirkungen haben, vermutlich auf die weiteren Space Marines, die ihr findet. Apropos: Ihr steuert immer nur eine Squad mit fünf Terminatoren.
Die Space Marines sind nicht die einzige spielbare Klasse. |
Was mich aber besonders interessierte beim Anspielen auf dem Focus-Stand, war die Genestealer-Seite. Wie soll das funktionieren, haben die etwa auch nur fünf Figuren und eine Squad? Ja und nein: Im Squadmenü seht ihr tatsächlich fünf Figuren wie Broodlord oder Hybriden – aber das täuscht. Der mittlere davon ist nämlich immer ein Standard-Genestealer, also ein reiner Nahkämpfer, schnell und tödlich. Die weiteren Klassen müsst ihr in der Genestealer-Kampagne erst freischalten, und dürft sie auch dann nicht einfach einsetzen.
Vielmehr steuert ihr, wie seit den frühen 1990ern auf dem Brett, erst mal „Blips“, also Radarkontakte. Ihr wisst zwar, ob sie einen, zwei oder drei Genestealer enthalten, nicht aber der Space-Marine-Spieler. Erst wenn ihr in das Sichtfeld eines Terminators ziehen wollt, müsst ihr den Blip aufdecken und die tatsächlichen Genestealer platzieren. Es gibt übrigens auch Decoy-Blips, die gar keine Figuren enthalten.
Die Karten setzt der Genestealer-Spieler nun einerseits ein, um ihre Spezialaktionen auszulösen, beispielsweise „Threatening Shadows“. Er kann aber auch eine Karte in neue Blips umwandeln. Und er kann, besitzt er die richtige Karte, einen normalen Genestealer durch eine der maximal vier Spezialtypen ersetzen – so kommen diese ins Spiel. Das alte Prinzip der zahlenmäßig überlegenen Nahkämpfer auf der einen und der wenigen, aber hochgerüsteten Fernkämpfer auf der anderen bleibt also auch in Space Hulk Tactics erhalten.
Game Designer Basile Bastian zeigte mir dann noch die Individualisierungsmöglichkeiten der Terminatoren, ich zählte 13 Stellen wie Helm oder rechte Schulterplatte, die man verändern kann. Spannender fand ich den Missionseditor, mit dem man ziemlich einfach eigene Maps kreieren kann, alternativ zum Standardlook übrigens auch in Grafiksets für Eldar- und Ork-Raumschiffe. Es lassen sich sogar Konsolen platzieren, die man mit bestimmten Türen oder automatischen Geschützen verknüpft, sodass diese im Spiel dann diese auslösen.
Schön fand ich die Egoperspektive, die man optional in einen taktischen Modus schalten kann. Dann werden die Figuren durch Drahtgittermodelle ersetzt, und man kann durch Wände sehen (allerdings nur der Orientierung wegen, dadurch werden keine Blips aufgedeckt). Auch die Siegbedingungen lassen sich komplex und vielseitig gestalten.
Space Hulk - Tactics scheint ein Fest für Fans des Brettspielsystems zu werden (es wird übrigens intern gewürfelt, nicht auf 100% umgerechnet). Mir hat es sehr gefallen, nur die Beschränkung auf eine Squad finde ich schade.
Das klingt wirklich interessant. Nach den unzähligen Patches bin ich zwar auch mit Space Hulk von Bitcomposer ganz zufrieden aber so ne richtig tolle Umsetzung war das halt noch immer nicht.
Dafür ist jetzt Bit Composer pleite. ;) Soweit ich mich erinnere. ^^
Netter Angespielt-Artikel. ;)
Klingt nett, aber bislang ist immer noch kein Spiel dieser Art an das Uralt Incubation (bluebyte) rangekommen. Mal sehen. ;)
Eigentlich witzig, da sich incubation ja mehr als großzügig an space hulk orientiert hat. Hab aber auch ausschließlich positive Erinnerungen daran - trotz der hohen Schwierigkeit :-)
Bei Librarian musste ich an eine kampfstarke 300 Pfund Orang-Utan-Einheit denken. Absolute Konditionierung dank Scheibenwelt.
Auf den ersten Blick erinnert mich das schon sehr an Ascension. Ob es aber durch die Kartenmechanik genug Neues bieten wird?
Naja, es ist Space Hulk. Grafisch legt es was drauf, und du kannst die Genestealer spielen, hast sogar eine Kampagne.
Als absoluter Warhammer Noob bin ich jedes Mal über die Schreibweise von Genestealer überrascht - in meinem Kopf klingt das immer nach Jeansdealer. Und so geschrieben sehe ich das Wort dann auch vor mir.