Rundentaktik im 2. Weltkrieg
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Links seht ihr die die Kampfanzeige vor einem Flankenangriff. Ein Angriffsverhältnis von 4:1 ist noch nicht optimal. Greifen wir auch mit dem benachbarten Infanterie-Korps an, erhöht sich das Verhältnis auf 6:1. Ihr müsst bei klarem Frontverlauf gut überlegen, ob ihr lieber mehrere Gegner zumindest schwächt, oder euch auf eine Einheit fokussiert, auch wenn ihr dann nicht alle eure Truppen angreifen lasst. Denn der Verteidiger ist grundsätzlich im Vorteil. |
Präsentation und Technik
Die grafische Präsentation kann lediglich als zweckmäßig bezeichnet werden und erinnert eher an einen Titel aus den 90er-Jahren, was der taktischen Spielerfahrung aber nicht schadet. Ärgerlich hingegen ist das sehr begrenzte Informationsfeedback im Spiel. Häufig fehlen hilfreiche Tooltipps. Hier sind die Titel von Paradox oder auch
World War 1 - Centennial Edition Strategic War in Europe einen Schritt voraus. Auch die Tutorial-Einsätze erklären nur rudimentäre Funktionen. Ein ausführlicher Blick in das Handbuch ist daher unerlässlich. Dieses wurde jedoch nicht für die Neuauflage angepasst, so dass beispielsweise die Ausführungen zum Optionsmenü unzulänglich sind.
In den Einstellungen legt ihr etwa fest, ob die Schiffskämpfe manuell und rundenbasiert oder immer automatisiert ausgetragen werden. Auch stellt ihr dort Verzögerungen ein, um beispielsweise Truppenbewegungen und Angriffszüge nachvollziehen zu können. Eine Abstufung dergestalt, dass die Verzögerung nur bei sichtbaren Einheiten greift, fehlt. Daher können sich, je nach gewählten Einstellungen, die Zugzeiten spürbar verlängern, auch wenn ihr davon keinen Nutzen habt. Und ausgerechnet im Fenstermodus kommt es vereinzelt zu Abstürzen. Außerdem lässt sich dort die Auflösung nicht wie gewünscht anpassen, so dass das Spiel eine niedrigere Auflösung darstellt, in der einige Buttons und Infofenster kaum lesbar sind. Eine Berechnung der Runden im Vollbildmodus erfolgt nur, wenn das Fenster aktiv ist. Die Anzeige der Schlachtergebnisse müsst ihr ebenfalls erst aktivieren.
Die vielen optischen Einstellmöglichkeiten (etwa Sprites, (Nato-)Counter, Hexfelder) gehören zum guten Ton. Jederzeit Zugriff habt ihr auf eine Liste der Hotkeys, über die ihr beispielsweise ohne Umweg die Wetteranzeige aktiviert.
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Wir stehen bereits mit zwei Armeen mechanisierter Infanterie auf Sizilien, kommen aber nicht an der Panzerarmee vorbei. Darum haben wir eine amphibische Landung hinter feindlichen Linien durchgeführt. In der nächsten Runde können wir die nicht mehr versorgten Panzer problemlos ausschalten, verlieren aber auch unser Korps. |
Fazit
Strategic War in Europe wirkt wie ein auf Kernelemente und einen kleineren Schauplatz heruntergebrochenes Hearts of Iron in Rundentaktik. So stellt es vermeintlich einen guten Einstieg in das Genre der Wargames und der Grand Strategy dar. Der Zugänglichkeit schadet jedoch das geringe Informationsfeedback, das für eine gewisse Einarbeitungsphase sorgt. Ohne Handbuchstudium handelt ihr euch zudem gerade bei Invasionen schnell eine blutige Nase ein. Auch die Rundenberechnung ist nicht optimal gelöst, und um die Defizite beim Zugsystem zumindest abzumildern, solltet ihr immer ganze Bündnisse statt einzelner Länder spielen. Trotzdem: Dank der gut funktionierenden Kernelementen, den Taktikkämpfen, dem Versorgungssystem sowie der recht intelligent agierenden KI macht der Titel durchaus Spaß.
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Ein guter Plan heute ist besser als ein perfekter Plan morgen. |
General George S. Patton |
Die Stärken der einzelnen Länder sind der Realität angepasst. Entsprechend schwierig oder leicht sind die Szenarios. Viel Spielraum für ahistorische Verläufe des 2. Weltkriegs gibt es daher nicht, wobei Abweichungen durchaus möglich sind. Über eine Anpassung der Produktionsstärken einzelner Länder könnt ihr den Schwierigkeitsgrad aber effektiv individualisieren. Auf der Habenseite stehen zudem die schönen Einheitenfotos, der Soundtrack und die Events. Wenn ihr wollt, könnt ihr sogar ein E-Mail-Spiel mit Freunden starten. Vor allem, wenn ihr Gelegenheits-Wargamer seid oder auf der Suche nach einem Spiel, das euch kürzere Partien erlaubt, ist Strategic War in Europe daher einen Blick wert. Wegen der unnötigen Zugangshürden solltet ihr als Einsteiger nur zugreifen, wenn ihr gewillt seid, diese zu überwinden.
Strategic War in Europe ist für 14,99 Euro bei Steam erhältlich.
Alternativen
Auf der strategischen Ebene ist die im Wirtschafts- und Diplomatie-Bereich umfangreichere
Hearts of Iron-Serie (allerdings in pausierbarer Echtzeit;
GG-Test zum dritten Teil: 6.0) oder
Strategic Command - WW2 Global Conflict (
GG-Test 7.5) einen Blick wert. Auf taktischer/operationaler Ebene bietet sich hingegen neben der bereits genannten Panzer-General-Reihe (und dem Remake
Panzer Corps) etwa
Unity of Command mit seinen Erweiterungen an. Für iOS gibt es außerdem die
Crisis in Command-Reihe (
GG-Test zu Battle of the Bulge: 7.0).
Wasteland Interactive: Haben die auch mal gute Spiele ausserhalb des WK2-Szenarios gemacht? Worlds of Magic machen die zwar auch, aber das wird wohl kein gutes Spiel werden...
War bislang alles WK2 (außer Worlds of Magic) soweit ich weiß. Es sicher kein so großes Team, sie verwenden auch Sachen wieder. z.B. sind in der Neuauflage von Strategic War in Europe Grafiken im Einsatz, die zwischenzeitlich für Time of Fury gemacht wurden. Trotz der Ähnlichkeiten (Szenario, Grafiken) sollen sich aber z.B. Time of Fury deutlich anders spielen. Das kann ich aber nicht bestätigen, da ich es selbst noch nicht spielte.
Habe den User-Test komplett durchgelesen. Schöner Usertest, Vampiro. Liest sich richtig gut und flüssig. :)
P.S.
Korrekturhinweis: einem teuren künstliche Häfen
Hi Maverick, das freut mich sehr :) Danke auch für den Korrekturhinweis :) Irgendwas flutscht leider immer durch ;)
Schöner User Test, gut gemacht Vampiro!
Danke für den Test!
Gratulation zum ersten User-Test!
Sehr gut geschriebener Artikel. Ich als nicht so WK2-Strategie erfahrener Spieler, hätte mir höchstens noch ein wenig mehr Info zu Hearts of Iron gewünscht, da das hier doch auffällig oft als Vergleich hinzugezogen wird.
Vielen Dank, das ist ein guter Punkt. Ich werde mal schauen, bei künftigen Vergleichen einen Tick mehr Infos einzubauen. Den Link zum Test vom 3. Teil von HoI gibts ja auch erst am Ende, so dass es beim Lesen nichts hilft (der 3. Teil ist eh nicht so gelungen; imho der beste Teil ist der 2. nebst Addons).
sehr schoener test. danke dafuer! :)
Werde ich mir morgen gerne durchlesen! :)
Schöner Test, danke.
Ich glaube aber, dass ich mir für die 15€ lieber Allied Corps für Panzer Corps kaufen werde.
Im Deal gab es das auch schon für 2,99€: http://isthereanydeal.com/#/page:game/price?plain=strategicwarineurope
Das wäre auch mein Tip gewesen :) Ich habe mir das Spiel auch in einem Bundle auf so einer italienischen Website geholt. Bzw. ich holte mir das Bundle wegen Strategic War in Europe.
Zuletzt gab es einen 2,99 Euro Sale vor circa 2 Wochen glaube ich.
Vielen Dank für diesen Test, ich kannte das Spiel gar nicht.
ich kenn mich in dem genre zwar nicht so aus, aber will mal erwähnen, dass gerade erst ein neuer titel zum ersten weltkrieg erschienen ist namens "To End All Wars". hier ist der steam-link:
http://store.steampowered.com/app/312360/
Vielen Dank, das sieht sehr interessant aus!
Erstmal Danke für den interessanten Test - mit realistischen WW-Shootern kann ich mich nicht anfreunden, die erinnern mich zu sehr an Kriegsdokumentationen, aber auf einer abstrakten taktischen Ebene könnte das Szenario vielleicht doch interessant sein.
Als Pluspunkt werden die schönen Einheitenfotos erwähnt, gibt es Beispiele dafür?
Und was die Grafik angeht: Ist Full-HD möglich?
Sehr gerne :)
Die Einheitenfotos sind in den Einheitenkarten, das kannst du in den beiden großen Screenshots auf Seite 1 sehen (jeweils unten Links; durch Anklicken des Bildes wird es noch größer).
Ich habe erstmal nur in 1280Ü1024 gespielt (Hauptmonitor), für die Screens (und weil es zu klein zum Spielen war) dann auf dem Sekundärmonitor mit 1680*1050, in der Auflösung sind die Screens entstanden. Bei Spielstart in Steam kommt ein Launcher, in dem du die Mods managen und auch die Auflösung wählen kannst. 1080p ist möglich, das Höchste ist 1920*1200.
Ah, DIE Bilder. Hmm, klingt noch immer interessant.
Kurz, knackig und alles Wesentliche ist drin - ausgezeichnet!
Darauf stehen wir alten Säcke. ;)
Vampiros Test hat mir auch sehr gut gefallen.
Genau, wir haben nicht mehr so viel Zeit, bis der Sensenmann an die Tür klopft ;-)
Ich sage an dieser Stelle erstmal kollektiv vielen Dank für das zahlreiche Feedback! Dass es so positiv ist, freut mich natürlich besonders :) Und legt die Latte hoch, ich hoffe, ich springe beim nächsten Mal auch drüber :)
Danke für den informativen Artikel. Allerdings werde ich mit dem Spiel nicht so warm. Es scheint ja eine Art Panzer General auf strategischer Ebene zu sein. Da weiß ich nicht ob eine Hex-Darstellung unbedingt so geeignet ist. Das finde ich dann bei der HOI-Reihe besser gelöst. Es gibt Territorien die sich leichter erobern, da sie an 4 oder sogar 5 andere Territorien angrenzen und dementsprechend schwerer verteidigen lassen als andere. Das ist ja auch einen Punkt, den man dann bei seinen Angriffsplanungen mit einbeziehen muss, denn wenn ich Pech hab dehne ich die Front einfach nur in gefährlicher Weise. Das ist ja bei den Hexfeldern nicht der Fall. Da ändert sich die Front ja immer statisch.
Ich finde das mit den Hexes eigentlich nicht schlecht gelöst. Weil sonst wäre es ja in gewisser Weise eine Kopie von HoI, allerdings mit einem viel kleineren Team.
Deine Sorge der statischen Frontverschiebung ist berechtigt, ich empfand das in der Praxis aber nicht so. Aus mehreren Gründen. z.B. wird man es nur schwer schaffen, eine große Front (z.B. Ostfront) gleichmäßig aufzurollen. Man muss versuchen Durchbrüche zu erzielen, im Idealfall supply lines cutten, und sich in die Position bringen, wirklich von mehren Hexes (also mehr als der Gegner) angreifen zu können. Bei einem halbherzigen Durchbruch ist man plötzlich selbst umzingelt und Ratzfatz ist der Durchbruch vorbei. Verluste wiegen ziemlich schwer.
Ein weiterer Grund ist, dass es, je nach Front, auch Chokepoints gibt. Da ist man dann entweder im Vorteil oder eben Nachteil, z.B. in Italien.
Schließlich muss auch noch das Gelände berücksichtigt werden, was ja Einfluss auf die Bewegungspunkte und damit die Vorrückmöglichkeiten hat.
Einen statischen Frontverlauf, der sich also gleichmäßig verschob, habe ich weder in der Offensive, noch der Defensive erlebt.
Fazit: Es gibt Territorien, die leichter zu erobern sind, und solche, die schwerer zu erobern sind. Das wird durch die benachbarten Felder, Flüsse, Einheitenpositionierung bedingt. Außerdem haben Felder unterschiedliche Verteidigungsboni (+ggf. EIngegraben-Bonus).
Sehr schöner Artikel, vielen Dank!
Hab mir das Spiel erst vor Kurzem überlegt zu kaufen, ist mir aber glaub ich doch ein wenig zu komplex.
Wenn jemand noch näher an Panzer General dran sein möchte, finde ich PannzerCorps eine gute Alternative.