Sven 6. März 2010 - 23:43 — vor 13 Jahren zuletzt aktualisiert
Einzig mit einem magischen Stift bewaffnet, stellt sich ein halbstarker Junge einem Abenteuer, das seiner eigenen lebhaften Phantasie entsprungen ist und zeigt dabei eindrucksvoll, dass Kinderspiele nicht nur Spiele für Kinder sind.
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Unsere direkte Umwelt war früher nichts anderes als ein riesiger Spielplatz. Sie borg viele wundersame Dinge, die es zu entdecken, aber nicht unbedingt zu verstehen galt - alleine die Freude daran, dass etwas auf uns reagierte, war schon Motivation genug, von nichts die Finger zu lassen. Und auch wenn es ein paar Jahre später unumgänglich schien, die ersten logischen Zusammenhänge zu begreifen, so geschah dieses stets durch Neugier angetrieben, manchmal aber auch in der unbewussten Absicht, der Logik zu trotzen, um das Wundersame zu wahren.
Es ist eine zauberhafte Gabe, die uns mit dem Ernst des Lebens zusehends verloren geht: Die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Das unabhängige, schwedische Studio Press Play lud Kinder dazu ein, ihre Abenteuer, die sie sich in ihren Gedanken ausmalen, mit bunten Stiften auf Papier festzuhalten, um sie anschließend gemeinsam mit den Entwicklern zu durchleben. Das wenig überraschende, wohl aber faszinierende Ergebnis: Auch wenn es den Zeichnungen altersbedingt an vielen Details mangelte, sahen die Kinder in ihren Bilder anschließend mehr, als mit dem bloßen Auge zu erkennen war, und fügten ein paar vermeintlich willkürlich gezogene Striche zu einem großen Ganzen zusammen.
Das digitale Ergebnis, das aus diesen Beobachtungen entstand, muss sich einzig Kritik bezüglich der technischen Umsetzung gefallen lassen. Inhaltlich zeichnet Max & the Magic Marker eine warmherzige Parabel, die hinsichtlich ihres künstlerischen Anspruchs den klassichen Werken dieser Literaturform in nichts nachsteht.
Spiel statt Spielzeug
So macht ihr euch also auf, zusammen mit Max die Welt zu retten. Seine Welt zumindest, die durch einen magischen, orangefarbenen Filzstift zum Leben erweckt wurde und somit dummerweise auch ein kurzbeiniges und unförmiges Monster, das trotz seinen drachartigen Zähnen und finsterem Blick eher chaotisch denn wirklich böse wirkt. Dieses ist jedenfalls mit einem Staubsauger bewaffnet und hat seine helle Freude daran, damit sämtliche Tinte aus dem Wunderstift zu ziehen, sobald Max einen Rücksetzpunkt erreicht. Macht aber nichts, hüpfen wir halt erstmal ohne Einsatz des magischen Stifts über ein paar Abgründe - die nächsten Kugeln, die unter anderem auch frische Tinte beherbegen, lassen sich auch so erreichen.
Der Pausen-Modus: Die Welt aus Sicht von Max.
Sobald der Stift wieder malen kann, zeichnen wir Treppen, Dächer und Brücken in die physikalisch korrekt simulierte Spielwelt, um den sonst wehrlosen Rotschopf sicher ans Ende des Spielabschnitts zu bringen.
Crayon Physics oder auch Line Rider, in denen ein gleichartiger Stift zur Verfügung steht und uneingeschränkt genutzt werden kann, bieten eher ein Spielzeug als ein wirklich durchdachtes Spiel. In Max & the Magic Marker wirkt die Entscheidung, dem Spieler pro Abschnitt nur so viel Tinte zur Verfügung zu stellen, um ihn zwar auch experimentieren zu lassen, aber dennoch einen roten Faden an die Hand zu geben, wahrlich Wunder: Das Ende eines jeden Level kann vergleichsweise mühelos erreicht werden, das Einsammeln der ganzen schwarzen Kugeln, die sich an den unmöglichsten, aber nicht unauffindbaren Stellen verstecken, artet jedoch vor allen Dingen ab der zweiten Spielhälfte in schweißtreibende Akrobatik aus.
Glücklicherweise lässt sich das Spiel pausieren, um kurz durchzuatmen und den magischen Stift in aller Ruhe zu benutzen: Schüttelt man ihn besonders stark, sammelt sich alle bereits verwendete Tinte wieder im Schacht und kann für eine neue Zeichnung genutzt werden. Das mag langweiliger klingen, als es tatsächlich ist: Rutscht man versehentlich von einer Plattform, kann eine waghalsige Rettungsaktion in Form von einer provisorisch gezeichneten Brücke durchaus schlimmeres verhindern - allerdings nur, sofern ein reaktionsschnelles Pausieren des Spielgeschehens vorausging.
Sieht wackelig aus, ist es auch: Zeichnen, aufspringen und am besten schön festhalten - es geht aufwärts!
Sehr schöner User-Test!
Ich hatte mir die PC-Demo mal angeschaut und war gleichzeitig wie verzaubert und genervt. Verzaubert vom Charme und der grundlegenden Spielmechanik, genervt vom manchmal eher unpräzisem Stift, der oft einfach nicht meine Ideen so umsetzen wollte, wie ich es mir gewünscht hätte.
Dennoch hat der positive Eindruck bei weitem überwogen.
Die "technisch lieblose Umsetzung" ist dem Umstand geschuldet, daß Unity, die verwendete Middleware, für Wii und für PC&MAC - für den das Spiel übrigens auch verfügbar ist - keine 1:1 Nummer ist, sondern etwas Nacharbeit erfordert und es in der aktuellen Version von Unity in den Untiefen auch ein paar Dinge zu verbessern gibt.
Auf der Herstellerseite existiert auch eine Onlinedemo des Spiels.
Deine Texte sind wirklich immer geschliffen formuliert, cujamara, und manche Abschnitte muten regelrecht philosophisch an. :-)
Das Spiel interessiert mich durchaus und ich werde es wahrscheinlich mal auf die Wii laden. Ich finde es ja recht kurios, dass das auf PC so deutlich teurer ist, ohne mehr zu bieten.
Sprachlich und inhaltlich wirklich guter Test eines interessanten Titels, vom dem man sonst wohl kaum gehört hätte - klasse!
Sehr schöner User-Test!
Ich hatte mir die PC-Demo mal angeschaut und war gleichzeitig wie verzaubert und genervt. Verzaubert vom Charme und der grundlegenden Spielmechanik, genervt vom manchmal eher unpräzisem Stift, der oft einfach nicht meine Ideen so umsetzen wollte, wie ich es mir gewünscht hätte.
Dennoch hat der positive Eindruck bei weitem überwogen.
Die "technisch lieblose Umsetzung" ist dem Umstand geschuldet, daß Unity, die verwendete Middleware, für Wii und für PC&MAC - für den das Spiel übrigens auch verfügbar ist - keine 1:1 Nummer ist, sondern etwas Nacharbeit erfordert und es in der aktuellen Version von Unity in den Untiefen auch ein paar Dinge zu verbessern gibt.
Auf der Herstellerseite existiert auch eine Onlinedemo des Spiels.
http://maxandthemagicmarker.com/demo/
Sehr schöner User-Test!
Ich hoffe ich kann auch irgendwann so schreiben.
Deine Texte sind wirklich immer geschliffen formuliert, cujamara, und manche Abschnitte muten regelrecht philosophisch an. :-)
Das Spiel interessiert mich durchaus und ich werde es wahrscheinlich mal auf die Wii laden. Ich finde es ja recht kurios, dass das auf PC so deutlich teurer ist, ohne mehr zu bieten.
Sehr schöner Test. Vielen Dank! :)
Zu viel des Lobes und der Ehre - vielen Dank euch allen! :-)
/edit
Auch die Rawiioli-Jungs haben Max in die Mangel genommen. Das Video gibt es hier zu sehen:
http://www.gamersglobal.de/video/rawiioli-video-max-the-magic-marker
Schön geschrieben und formuliert unf folglich angenehm zu lesen.
Klingt gut das Spiel obwohl es nicht so mein Fall ist :D.