Tropico

Tropico User-Artikel

Viva la Revólution!

CharlieDerRunkle / 5. Juni 2022 - 12:09 — vor 18 Wochen aktualisiert

Teaser

Einmal Diktator spielen – politische Gegner verfolgen, nach Belieben Gesetze erlassen und das Volk in eine bessere Zukunft führen – oder ins Verderben. Willkommen in der Bananenrepublik Tropico!
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Irgendwo in der idyllischen Karibik liegt der verschlafene Inselstaat Tropico. Und dort ist der Posten des Staatschefs vakant. Eine gute Gelegenheit, unser Können unter Beweis zu stellen! Gleich am Anfang werden wichtige Entscheidungen getroffen – haben wir eine kommunistische Revolution angezettelt, uns als Sozialisten wählen lassen oder das Amt von Pappi übernommen? Was sind unsere Stärken? Sind wir arbeitsam, gebildet oder ein Finanzgenie? Oder einfach nur sehr unterhaltsam? Wo Licht ist, ist auch Schatten – was sind unsere Macken? Sind wir ein alkoholkranker Schürzenjäger, haben wir unseren Darmausgang nicht im Griff oder sind wir so entsetzlich hässlich, dass uns nahegelegt wird, möglichst selten auf die Straße zu gehen, um unser armes Volk nicht zu erschrecken?
 

Aller Anfang ist schwer

Je nachdem, welche Eigenschaften wir auswählen, fallen die Erwartungen an uns aus. Der Anfang ist immer derselbe: Wir haben bereits einen eigenen Präsidentenpalast, es gibt ein paar Farmen, eine Baufirma, eine Spedition und einen Hafen. Das sind die Grundlagen für unsere Infrastruktur und Wirtschaft. Von Anfang an müssen wir auf unsere Finanzen achten, denn nur wenn wir im Plus sind, können wir Häuser bauen und die Leute bezahlen. Freie Marktwirtschaft gibt es hier nicht, im Prinzip haben wir es mit Planwirtschaft zu tun, die super funktionieren kann, wenn man keine Fehler macht. Und einen nicht das Schicksal in die Pfanne haut.
 
Anfangs müssen wir unsere Wirtschaft erst aufbauen. Landwirtschaft und Bergbau sind für den Beginn ok, später brauchen wir jedoch auch Industrie und Tourismus, die uns Geld in die Staatskasse spülen. Einfache Produkte wie beispielsweise verschiedene Obstsorten (Bananen, Papayas), Fleisch, Tabak, Kaffee oder Gold können direkt exportiert werden. Allerdings ist es sinnvoller, eine Fabrik zu bauen, die diese Produkte verarbeitet: in der Zigarrenfabrik werden die Kotzbalken hergestellt, in der Goldschmiede hochwertiger Schmuck. Durch Exporte verdienen wir Geld, das wir dringend benötigen, denn wir haben auch viele Ausgaben.
Ein fleißiger Arbeiter verlädt Exportwaren auf ein Schiff.
 

Wir modernisieren Tropico

Nach und nach verdienen wir genug Geld, um uns der Infrastruktur Tropicos zu widmen. Auf der Insel fehlt es an allem, was einen halbwegs modernen Staat ausmacht. Also errichten wir ein Außenministerium, durch das wir diplomatische Beziehungen aufnehmen können, zudem eine Einwanderungsbehörde, die Einfluss darauf hat, ob und welche Personen in unser Land einwandern. Außerdem errichten wir öffentliche Gebäude, die sozialen Zwecken dienen. Krankenhäuser, Kirchen und Schulen sorgen für Zufriedenheit unter der Bevölkerung und befriedigen grundlegende Bedürfnisse. Durch Bildungseinrichtungen können Tropicaner zu Fachkräften ausgebildet werden, die höherwertige Arbeiten verrichten. Alternativ können wir Fachkräfte aus dem Ausland anwerben.

Bei Amtsantritt haben die Leute nicht viel zu lachen, sie leben in einfachen Wellblechhütten, die sie sich selbst in der Nähe ihrer Arbeitsstelle bauen, wenn es nicht genug Wohnraum gibt. Also fangen wir an, Wohnhäuser zu errichten. Daraus ergibt sich eine Win-Win-Situation – wir kassieren die Miete und die Leute können in eine vernünftige Wohnung ziehen. Doch auch die Unterhaltung sollte nicht zu kurz kommen! Restaurants, Bars und andere Einrichtungen sorgen für eine bessere Stimmung unter der Bevölkerung und später auch unter den Touristen.
 
Kraftwerke versorgen unsere Insel mit Strom und ermöglichen dadurch die Nutzung von Einrichtungen, die Saft brauchen. Dazu gehören Radio- und Fernsehsender, aber auch die bereits erwähnten Fabriken. Zudem können bessere Wohnungen errichtet werden, die mehr Miete bringen, aber somit auch nicht für jedermann erschwinglich sind. Auch das Militär spielt eine Rolle, es bewacht den Präsidentenpalast bei einer Revolte und verteidigt Gebäude gegen Rebellenangriffe. Um mehr Wachposten errichten zu können, brauchen wir Generäle, für die wir zuerst eine Kommandantur benötigen.
Hotels bescheren uns ein gutes Einkommen. Ein alter Tempel und ein Fort aus der Kolonialzeit fungieren als Attraktion - neben den vielen anderen Einrichtungen, die den Touristen hoffentlich zusagen.
 

Nur ein glückliches Volk ist ein friedliches Volk

Natürlich sollten wir während unserer Regentschaft auch die Stimmung des Volkes im Auge behalten. Tropico simuliert die Bevölkerung auf einem recht komplexen Level. Jeder Mensch ist (zumindest bis zu einem gewissen Grad) ein Individuum. Das bedeutet, dass jeder eine eigene politische Meinung hat, unterschiedliche Fähigkeiten und Bedürfnisse. Zudem altert jeder Tropicaner und stirbt irgendwann. Im Laufe seines Lebens kann jeder von ihnen einen oder mehre Jobs haben und darin richtig gut werden. Sie können heiraten und auch wieder Kinder bekommen. Somit kann man die Entwicklung der Familien über Generationen hinweg verfolgen, wenn einem danach ist.
 
Soziale Einrichtungen, genug Entertainment und verschiedene Erlasse wie die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe oder die Einführung der Wehrpflicht können auf Zustimmung bei bestimmten Teilen der Bevölkerung stoßen, andere Gruppen jedoch verärgern. Somit müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen so zufrieden wie möglich sind. Haben sie kein Dach über dem Kopf (Wellblechhütten zählen nicht) und sind arbeitslos oder unterbezahlt, steigt die Unzufriedenheit. Und das sorgt dafür, dass mehr und mehr Bürger zu Rebellen werden, die immer wieder beliebige Gebäude angreifen und zerstören, falls die Armee nicht rechtzeitig eintrifft. Kippt die allgemeine Stimmung, kann es passieren, dass breite Teile der Bevölkerung spontan eine Revolte anzetteln. Jeder Einwohner entscheidet dann für sich selbst, ob er sich dem anschließt oder uns treu ergeben ist und mithilft, den Präsidentenpalast zu verteidigen. Bei einem Militärputsch ist es ähnlich. Kann der Aufstand niedergeschlagen werden, geht es für uns weiter, anderenfalls können wir noch einmal von einem Ruderboot aus einen letzten Blick auf die Insel werfen…
 
Um die Bevölkerung zu besänftigen, können Wahlen abgehalten werden. Gewinnen wir die Wahl (ohne Manipulation), neigt die Bevölkerung weniger dazu, uns abzulehnen. Aber sind wir mal ehrlich – Demokratie funktioniert einfach nicht und macht auch keinen Spaß. Als Diktator hat man es auf Tropico einfacher, sofern man es denn schafft, die Bevölkerung zufrieden zu stellen und die Wirtschaft auf die Kette zu bekommen. Kein leichtes Unterfangen, siehe Nordkorea. Und natürlich darf man das nicht so ernst nehmen. Vergleichbar ist es nämlich in keinster Weise. Egal, wie gut wir sind – Tropico ist und bleibt eine Bananenrepublik, oder eben ein Schwellenland, je nachdem.
Bei Wahlen wird uns eine Hochrechnung angezeigt um abschätzen zu können, wie unsere Chancen stehen. Zum Glück gibt es ja auch Wahlbetrug. Hauptsache, die finden die Wahlurnen nicht.
 

Politik spielt eine große Rolle

Anders als in der Realität interessieren sich die virtuellen Bürger von Tropico sehr für Politik. Das führt lustigerweise sogar dazu, dass selbst Kinder bereits politische Meinungen haben. Es gibt mehrere Gruppierungen, denen die Menschen nahestehen oder die sie ablehnen können. Dazu gehören erst einmal die Klassiker – Kapitalismus und Kommunismus. Zudem gibt es Religiöse, Umweltschützer, Militaristen und Intellektuelle. Jede unserer Entscheidungen sorgt dafür, dass wir Pluspunkte bei diesen Gruppen sammeln – oder ihre Verachtung. Das Fehlen einer Kirche auf Tropico ist Anlass für die Religiösen, einen offen zu kritisieren, während die Intellektuellen sich eine Schule wünschen. Die Kapitalisten heulen rum, wenn unsere Wirtschaft in erster Linie auf Bergbau und Landwirtschaft beruht, während es den Kommunisten gar nicht schmeckt, wenn es nicht genug Wohnraum für die Bevölkerung gibt.
 
Ähnlich wichtig sind die Außenbeziehungen unseres Landes. Wir können eine neutrale Politik verfolgen, uns aber auch auf die eine oder andere Seite schlagen. Stellen wir uns mit einer der beiden Großmächte USA und UdSSR gut, erhalten wir Entwicklungshilfe, beispielsweise in Form von technischem Know-How oder Fachkräften. Übertreiben sollten wir es jedoch nicht, denn wenn wir uns als Freunde des Kremls outen, kann es passieren, dass die Amis mal eben ein Kanonenboot schicken und unserer Legislaturperiode ein vorzeitiges Ende bereiten… Abhilfe schafft ein Vertrag, der es der jeweils uns freundlich gesonnenen Großmacht erlaubt, auf unserer Insel eine Militärbasis zu errichten. Dass wir diese Großmacht dann aber nicht verärgern sollten, liegt wohl auf der Hand.
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Wirklich jeder Bewohner Tropicos hat Eigenschaften und eigene Gedanken. Somit auch Säuglinge und Farmtiere. Und ja, es ist möglich, dass eine Ziege intelligenter ist als ein Arbeiter, der sie behütet...
 
Lencer 19 Megatalent - P - 14574 - 5. Juni 2022 - 12:51 #

Damals lange gespielt, muss ich sagen, das sieht auch heute noch gut aus.

TheLastToKnow 30 Pro-Gamer - - 125259 - 5. Juni 2022 - 13:09 #

Schöner Artikel zu einem tollen Spiel. Das mochte ich früher sehr gerne. Die Nachfolger habe ich aber nicht mehr gespielt.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61475 - 5. Juni 2022 - 14:23 #

Tropico fand ich damals echt klasse. Mit dem (verklärten?) Blick in die Vergangenheit war das der interessantere Aufbautitel im Vergleich zu den ansonsten biederen, mich schon damals langweilenden, Anno-Spielen dieser Welt.

Den Erstling habe ich damals auch viel gespielt. Einen der Nachfolger aber, glaube ich, nicht mehr. Tropico 6 schlummert noch irgendwo als Key, vielleicht schaue ich mir das mal an. Der Artikel hat Lust auf Karibik gemacht. Danke dafür! :-)

ds1979 20 Gold-Gamer - P - 21391 - 5. Juni 2022 - 15:23 #

Danke für den Artikel, bin erst mit Tropico 3 in die Serie eingestiegen und seitdem fest dabei.

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 5. Juni 2022 - 17:38 #

Ich finde es noch immer total verrückt, dass man auch als Lou Bega spielen konnte... O_o

ds1979 20 Gold-Gamer - P - 21391 - 5. Juni 2022 - 17:44 #

Danke jetzt habe ich Mambo Number 5 wieder im Kopf! Kotz!

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 5. Juni 2022 - 17:53 #

Ich wollte nicht der einzige sein, der leidet. :P

10vorne 14 Komm-Experte - P - 2165 - 5. Juni 2022 - 21:12 #

Hat jemand schon Tropico im Mehrspieler-Modus gespielt und kann es empfehlen?

MicBass 21 AAA-Gamer - P - 28976 - 6. Juni 2022 - 8:15 #

Danke für den tollen Artikel! Jetzt krieg ich wieder Lust auf eine Runde Tropico..

Maestro84 19 Megatalent - - 18467 - 6. Juni 2022 - 9:03 #

Ich hätte ja gerne eine Neuauflage des zweiten Teiles mit Piraten. Den mochte ich am Meisten.

Vampiro Freier Redakteur - - 121641 - 6. Juni 2022 - 10:45 #

Super Artikel, der die Vibes sehr gut rüberbringt. Ein gqnz tolles Spiel, auch heute noch sehr gut spielbar.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40315 - 9. Juni 2022 - 15:53 #

Danke für den Artikel. Vielleicht gönne ich mir das Spiel mal. Gibt es ja mit Teil 2 recht bezahlbar. :)

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266649 - 25. September 2022 - 17:46 #

Ein sehr schöner Artikel mit einem tollen Blick auf die Essenz des Spiels, begleitet mit der richtigen politischen Einstellung. Top!