Was Neo 1999 im Film Matrix vormachte, war eigentlich schon ein alter Hut: Kugeln ausweichen? Das machten Touhou-Spieler zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren. Und diese weichen nicht nur drei oder vier Kugeln aus, sondern geschätzten 1000 ... jede Minute.
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Touhou ist heutzutage ein Paradebeispiel für Bullet-Hell-Spiele. Das Spielprinzip ist recht simpel: Feuerknopf gedrückt halten und dann sein Bestes geben, um zu überleben, während der Bildschirm immer und immer weiter mit Kugeln gefüllt wird. Doch wie begann sie, diese Serie, die zum Sinnbild für Bullet-Hell-Spiele wurde und offiziell im Guinness Buch der Rekorde als "produktivste fan-made Shooter-Serie" steht? Ganz anders als man denken mag: Sie begann im Jahre 1996 mit einem
Arkanoid-Klon. Und sie hält sich bis heute.
Die Retro-Ära
NEC PC-9801. So hieß das Gerät, auf dem die Touhou-Serie im Jahre 1996 begann. Kein leichter Start für die Serie, weil diese Rechner bereits zum Release des ersten Spiels nicht mehr produziert wurden – doch das ist eine andere Geschichte. Mit
Touhou - Highly Responsive to Prayers feierte die Serie, damals noch von Amusement Makers entwickelt, ihr Debüt. Reimu Hakurei betritt eine andere Welt, um herauszufinden, wer ihren Schrein zerstört. Um das herauszufinden, schlägt und schießt sie auf ein Ying-Yang-Symbol, das sie somit auf diverse Felder zufliegen lässt. Sind die Felder getroffen, erhaltet ihr Punkte. Um ein Level abzuschließen, müssen sämtliche Felder beseitigt werden. Klingt soweit ganz einfach. Nur darf sie das Symbol selbst nicht abbekommen, weil sie sonst ein Leben verliert. Und dann ist da noch der Timer: Ist dieser abgelaufen bekommt ihr den ersten Geschmack für Bullet-Hell: Dann fangen Kugeln an über den Bildschirm zu fliegen, denen ihr zusätzlich ausweichen müsst. Zusätzlich gibt es auch noch Zwischengegner, welche selbst schießen können und deren Lebensbalken reduzieren müsst, indem ihr genanntes Ying-Yang-Symbol auf die Gegner werft.
Damit war es für Touhou als Arkanoid-Klon bereits vorbei. Ein Jahr später, im Jahre 1997, erschien
Touhou 2 - Story of Eastern Wonderland. Hier prügelt ihr kein Objekt mehr durch die Gegend, sondern schießt selbst, sammelt Power-Ups und passt auf nicht von den zahlreichen Kugeln getroffen zu werden. Die Serie hat den Schritt zum Bullet-Hell-Spiel getan. Und so ging es weiter. Für den NEC PC-9801 erschienen nach diesem Titel noch drei weitere. Darunter
Touhou 3 - Phantasmagoria of Dimensional Dream. Wieso das besondere Erwähnung findet? Weil es etwas aus dem Rahmen fällt. Es ist weiterhin ein Bullet-Hell-Spiel, jedoch seid ihr hier im direkten Konkurrenzkampf mit einem anderem Spieler, der auch vom Computer gesteuert werden kann. Phantasmagoria of Dimensional Dream ist ein Versus-Shooter. Ihr schießt Gegner ab und füllt damit den Bildschirm des Kontrahenten mit Kugeln. Wer gut genug ist kann dem Gegenspieler sogar einen Bosskampf spendieren. Das Ganze geht solange bis einer der Spieler all seine Leben verloren hat. Die Änderungen der restlichen Spiele waren marginal. Im Großen und Ganzen wurden nur nach und nach neue Charaktere eingeführt, die sich alle ein klein wenig anders spielen lassen, da sie andere Schüsse verwenden oder diese sich anders verteilen. Im Dezember 1998 erschien mit
Touhou 5 - Mystic Square dann der vorerst letzte Teil. Danach war es drei Jahre lang still um Touhou.
Eine Überraschung in jedem Spiel
Der August des Jahres 2002 rückte an. ZUN hatte sich von Amusement Markers getrennt und präsentiert auf der Comiket das erste Touhou-Spiel für Windows, welches er im Alleingang entwickelt hat.
Touhou 6 - The Embodiment of Scarlet Devil bietet aufgehübschte Grafiken, verbesserten Sound und konnte als erster Titel eine nicht unbeachtliche Anzahl an Fans im Westen erlangen. Der Grundstein für ein Phänomen wurde gelegt. Mit
Touhou 7 - Perfect Cherry Blossom kam schließlich ein sehr nützliches Feature: Wenn ihr eure Schüsse per Tastendruck fokussiert, seht ihr ab diesem Teil eure Hitbox. Ein kleiner Punkt, den ihr durch die unzähligen Kugeln manövrieren müsst. Wird dieser nicht getroffen, überlebt ihr. Und es war auch der Start mit etwas, was sich bis heute in den Touhou-Spielen hält: Jeder Teil hat eine eigene Gameplaybesonderheit. In Perfect Cherry Blossom sind das z.B. die so genannten "Cherry Points". Wenn ihr diese aufsammelt, erhaltet ihr Frühlingsenergie, habt ihr genug, so wird eine so genannte "Supernatural Border" aktiviert, durch welche ihr auch dann noch überlebt, wenn ihr von einer Kugel getroffen werdet. Dadurch wird diese Fähigkeit jedoch auch deaktiviert. Und ihr verliert den Punktbonus, welchen ihr erhaltet, wenn ihr während der gesamten Zeit trotzdem nicht getroffen werdet. In
Touhou 8 - Imperishable Night wählt ihr wiederum nicht nur einen Charakter aus, sondern ein Team und könnt dann mit dem Fokusmodus zwischen beiden Charakteren wechseln. Wer primär nur einen der beiden Charaktere nutzt erhält Boni. Bei
Touhou 9 - Phantasmagoria of Flower View handelt es sich erneut, wie schon bei Teil 3, wieder um einen Versus-Shooter. In
Touhou 10 - Mountain of Faith dreht sich alles um den Glauben aus dem Titel. Diesen sammelt ihr mit Abschüssen und dem Einsammeln von Items und verliert ihn, wenn ihr das längere Zeit nicht tut, oder sterbt.
Touhou 11 - Subterranean Animism bietet vor dem Spielstart auswählbare Spezialfertigkeiten. In
Touhou 12 - Undefined Fantastic Object gibt es verschieden farbige UFOs zu sammeln, welche einem wiederum verschiedene Spezialboni geben. Der neueste Teil,
Touhou 13 - Ten Desires, erschienen im August 2011, bietet ein so genanntes Trance-System, dank dem ihr kurzzeitig besonders gut austeilen könnt.
Doch wartet! Da ist mehr!
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Touhou 9.5 - Bitte lächeln! |
Die Liste ist damit noch lange nicht zu Ende, denn das waren gerade mal die Haupttitel. Es gibt auch noch zwei Fotografierspiele,
Touhou 9.5 - Shoot the Bullet, sowie
Touhou 12.5 - Double Spoiler. In diesen Spielen schießt ihr auch – aber nur Fotos. Ziel ist es den Bossgegner zu fotografieren. Je nach Boss benötigt ihr eine bestimmte Anzahl an Bildern. Hübsche Schussmuster auf dem Foto geben Bonuspunkte. Den eigenen Charakter mit aufs Bild zu bringen ebenfalls. Das Ganze klingt leichter als getan, denn unter Beschuss steht ihr natürlich trotzdem. Hier heißt es: Überleben. Und das wird besonders knifflig, weil der Fotoapparat nach jedem Foto erst wieder aufgezogen werden muss. Dann gibt es noch die Prügelspiele
Touhou 7.5 - Immaterial and Missing Power,
Touhou 10.5 - Scarlet Weather Rhapsody und
Touhou 12.3 - Unthinkable Natural Law. Hier wird keinen Kugeln mehr ausgewichen, sondern geprügelt bis einer am Boden bleibt. Und schließlich ist da noch
Touhou 12.8 - Great Fairy Wars. Das ist der Hauptreihe wieder sehr ähnlich, mit der Besonderheit, dass ihr hier die Schüsse der Gegner einfrieren könnt. Bei der gesteigerten Anzahl dieser ist das auch bitter nötig. Und damit sind nur die Titel umrissen, welche auch ein Touhou im Namen haben und von ZUN kommen. Es sind auch noch unzählige Ableger erschienen. Dadrunter unter anderem
Mario- und
Castlevania-Klone – wer alle Spiele spielen will, der wäre eine ganze Weile beschäftigt.
Wer spielt so etwas?!
Wer sich Videos der Spiele, gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ansieht, der wird sich fragen: Wieso spielt jemand so etwas? Wie macht das noch Spaß? Eine Frage, die sich eigentlich relativ einfach beantworten lässt: Obwohl das Frustniveau sehr hoch ist und einem jeder Tod im Spiel schmerzt, so ist die Freude nach dem erfolgreichen Beenden umso größer. Die feindlichen Kugeln nur um Millimeter zu streifen, um Bonuspunkte zu erhalten, einem gigantischen Feld aus Schüssen erfolgreich auszuweichen. Das ist ein
Erfolgserlebnis, wie es nur sehr wenige Spiele bieten. Die ab Teil 6 eingebaute Replayfunktion tut dabei ihr Übriges: Wenn ihr euch nochmal ganz entspannt ansehen könnte, wie ihr grazil den Kugeln ausgewichen seid, kommt man sich einfach erhaben vor – selbst wenn die Profis in diesem Spiel nur müde darüber lächeln können. Das ist ein Gefühl, das einfach nur Gold wert ist. Gerade in der heutigen Zeit, in der Videospiele sich oftmals eher darauf konzentrieren brilliant inszeniert zu sein, oder nur eine Geschichte erzählen wollen. Bei der Geschichte solltet ihr in Touhou sowieso nicht allzuviel erwarten. Die Hintergrundgeschichte ist oftmals eher einen Lacher wert, als dass man sie ernst nehmen könnte. So zieht man mal los, weil der Frühling gestohlen wird, ein andermal wurde der Mond durch eine Attrappe ausgetauscht. Die Gespräche im Spiel selbst befassen sich dann auch eher weniger mit der Story, sondern basieren darauf, dass sich die Charaktere prügeln, weil irgendjemand etwas falsches gesagt hat oder einer der Charaktere sich einfach beleidigt fühlt.
Das einzige Problem für westliche Spieler ist es an die Spiele heranzukommen, da Touhou keine Freeware ist. Amazon Japan liefert keine Videospiele nach Europa. Und Websites, die in unsere Lande liefern und das Spiel auch noch im Angebot haben, sind rar gesät. Eine Möglichkeit, die ich nach etwas Suchen fand, ist
paletweb.com. Jedoch müsst ihr in diesem Fall schon mit 30€ rechnen. Wenn man bedenkt, dass die Spiele normalerweise um die 10€ kosten, so ist das schon ein beachtlicher Preis.
Auch interessant wie die auf die Titel ihrer Spiele kommen. Klingen schon etwas lyrisch und friedlich (wenn auch teilweise etwas generisch). Im Westen würden die sicher reisserischer heissen. Aber wenn man den Frühling retten muss... :P
Ist doch natürlich für Japan. :D Es gibt einen Anime der heißt übersetzt "Wir kennen den Namen der Blume die wir an diesem Tag sahen immer noch nicht." oder so in etwa. :D
Ein Fehler.
Ten Desires erschien im August diesen jahres, im Februar erschien lediglich die Demo!
Woops. Da muss was schief gelaufen sein. Du hast zur Hälfte Recht. Die Demo erschien im April, die Vollversion im August. Wieso schrieb ich Februar? Mysteriös. Habs editiert.
Einer der Mario-Klone über den ich mal gestoplert bin ist "Super Marisa Land" ich weiss nur leider net ob das jetzt ein Fangame zum Fangame ist oder was offizielles >_>
Generell wäre es nett wenn jmd die Namen der Mario- und Castlevania-Klone noch hier reinschreiben könnte. So der Komplettheit halber.
Über die Spiele wird mein nächster Artikel handeln.
jo netter artikel, der einen n gelungenen einblick in die serie bringt. imo aber auch eher was für die hardcore-shmup'er unter uns. erstens ist es eben bullet hell, wo viele spieler einfach nicht die nötige frusttolleranz haben. und weiterhin ist bei diesen sogenannten doujin-games das art design doch halt sehr eigen... wer bei shmups sowas wie rtype oder gradius erwartet, wird hier enttäuscht sein.
Höchst interessanter und lesenswerter Artikel. Macht Lust auf mehr, auch wenn ich heute Nachmittag schon wieder von Gradius ReBirth total gefrustet wurde :)
In Sachen Bullet-Hell dürfte es teilweise am einfachsten zu sein auf Ende September zu warten, dann erscheint die Gundemonium Collection auf Steam. Ich selbst hoffe ja drauf, dass die sich gut verkauft und Touhou dann auch irgendwann bei Steam zu finden ist. :D
Hach mein geliebtes Touhou Project...^^
Die spiele sind super schwer. Selbst auf einfachem schwierigkeitsgrad, auf dem man nichtmal die bonus stage kriegen kann, schaffe ich es nichtmal durch die reguläre letzte stage. xD
Aber nicht nur das spiel an sich macht den reiz aus, sondern auch die fanbase, fanmusik, fancomics, filmchen und die orginale musik einiger endbosse die einen für tage als ohrwurm hängen bleibt.
Ich bleibe erstmal ein bischen bei Sega's Hatsune Miku Project Diva. das ist selbst auf hard und manchmal sogar auf extrem wesentlich einfacher als das hier. xD
Bei Touhou 6 hätte ich fast mal das Ende auf Normal gesehen. :D Seit ich das mit dem Hitbox anzeigen lassen bei Fokus erfahren habe ist das Spiel ein Stück einfacher geworden. :D Aber man muss sich wirklich erstmal einspielen.
Interessanter Artikel, wieder etwas dazugelernt, kannte die Spiele / Serie bislang überhaupt nicht
Geht mir genauso.
Uhuhuhu :D
Touhou mein über alles geliebtes Juwel <3
Danke für den Artikel, bin schon sehr lange treuer Touhou Fan.
Es ist immer wieder etwas neues und es macht immer wieder Spaß.
Einfach etwas wunderschönes, der Stil, die Musik, die Charaktere..
wenn man sich mal intensiv in der Fanszene umschaut sieht man wieviel Liebe manche Leute darein stecken, Lieder neu auflegen von den Touhou Themes mit Vocals, kleine Späße, alles Insider in der Szene, das macht es so einzigartig.