The Ball

The Ball User-Artikel

Auf den Spuren der Allmächtigen

CharlieDerRunkle / 18. März 2023 - 17:07 — vor 1 Woche aktualisiert

Teaser

Pico del Miedo, Mexiko. Eine Gruppe von Archäologen führt 1940 Ausgrabungen durch und stößt dabei auf das dunkle und uralte Geheimnis des Berges, der nicht umsonst "Gipfel der Angst" genannt wird…
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Viele Videospiele erzählen eine Geschichte und müssen sich daher verschiedener Spielmechaniken bedienen, um die Handlung voran zu treiben und sie dem Spieler zugänglich zu machen. Bei manchen Spielen steht die zu erzählende Geschichte im Vordergrund, während bei anderen Spielen ganz klar die zugrunde liegenden Spielmechaniken den Kern des Spiels ausmachen. Interessant wird es, wenn beides kombiniert wird – mithilfe der Spielmechaniken müssen Hindernisse überwunden werden, um in der Geschichte voran zu kommen. Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Portal-Reihe (auf die ich später noch zu sprechen komme), aber auch in Half Life 2 gibt es Physik-Rätsel, die wir mithilfe der Gravity Gun lösen müssen. In diese Kategorie von Spielen fällt auch das 2010 erschienene The Ball. Doch spielt es auch in der selben Liga? Und wird es in diesem Artikel auch den einen oder anderen Spoiler geben? Die zweite Frage kann ich sofort beantworten: Ja! Und der ersten widmen wir uns jetzt.
 

Auf den Spuren einer uralten Kultur

Bei Ausgrabungsarbeiten stürzt der namenlose Protagonist in einen Schacht, als der Boden unter ihm nachgibt. Er überlebt unverletzt, sitzt aber in der Falle. Seine Kollegen müssen erst einen neuen Kran einfliegen lassen. Wir nutzen also die Zeit und sehen uns etwas um. Auf dem Boden finden wir ein merkwürdiges Gerät, das einer Waffe ähnelt. Um uns herum befinden sich Ruinen; uralte Maschinen, die offensichtlich immer noch ihren Zweck erfüllen. So können wir durch das Aktivieren von blau leuchtenden Platten Mechanismen auslösen und damit beispielsweise Türen öffnen. Wir dringen also tiefer ein in diese merkwürdige Welt aus einer längst vergessenen Zeit und treffen bald auf den Titel gebenden Ball. Dabei handelt es sich um eine Kugel von etwa zwei Metern Durchmesser, die wir mit dem zuvor gefundenen Gerät steuern können. Mit der linken Maustaste geben wir der Kugel einen leichten Schubser, halten wir die Taste gedrückt, wird das Gerät aufgeladen und wir können dem Ball einen stärkeren Stoß verpassen. Mit der rechten Maustaste wird eine Art Magnetismus erzeugt, durch den wir die Kugel auch über eine größere Distanz zu uns zurückholen können. Diese rudimentäre Steuerung der Kugel ist alles, was wir brauchen, um die Rätsel zu lösen, die vor uns liegen.
Leuchtende Druckplatten können von uns aktiviert werden.

Nach und nach erkennen wir, dass der Ball mehr Einsatzmöglichkeiten hat, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Wir müssen ihn immer wieder auf Druckplatten platzieren, die nur vom Ball selbst aktiviert werden können. Später finden wir Würfel, die einen ähnlichen Zweck erfüllen, aber nur gestoßen werden können. An manchen Stellen kann der Ball elektrisch aufgeladen werden, um mit Elektrizität Maschinen in Gang zu setzen, zudem finden wir hin und wieder Becken voller Öl, das entzündet werden kann. Mit dem Ball können wir also das Öl verteilen und dann in Brand setzen, um beispielsweise eine Fackel zu entzünden, wodurch ein weiterer Bereich freigegeben wird. Meistens sind die Level linear, schreiben uns also vor, wann wir welches Rätsel zu lösen haben, da wir sonst nicht weiterkommen. In manchen Leveln gibt es mehrere Rätsel, die gelöst werden müssen, bevor beispielsweise ein gigantisches Tor geöffnet wird, hinter dem es weiter geht. Später finden wir auch Fahrzeuge, die den Ball als Energiequelle nutzen und uns als Fortbewegungsmittel dienen; dazu gehören Schienensysteme mit mechanischen Loren, aber auch primitive Vehikel, mit denen wir längere Strecken zurücklegen können, die wir sonst laufen müssten. Die meisten Level sind zwar nicht sehr groß, manchmal stoßen wir aber auf große Höhlen, in denen sich Ruinen einer längst untergegangenen Zivilisation befinden. Und da sind solche Fahrzeuge durchaus hilfreich, vor allem, wenn Lavaflüsse durchquert werden müssen.
 

Es wird gruselig

The Ball ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben (was natürlich nichts heißen muss). Die Frage ist also: Gibt es auch Gewalt? Ist es ein Ego-Shooter, wie oftmals fälschlich behauptet wird? Nein, ein Ego-Shooter ist es nicht, wir selbst haben in der Regel keine Möglichkeit, Gegnern Schaden zuzufügen. Der Ball wird in diesen Fällen zu unserer Waffe, wir können Gegner also nur passiv bekämpfen und müssen uns die Umgebung zunutze machen. Zu den häufigsten Gegnern gehören Zombies (oder Mumien, wie auch immer), die gerne in Gruppen angreifen und uns relativ schnell kaltmachen. Mithilfe des Balls können wir sie zermatschen (da passt wirklich kein anderes Wort!), was auch schön blutig dargestellt wird. Die 16 ist also durchaus gerechtfertigt. Später kommen noch Riesenkäfer hinzu, sowie größere Gegner, gegen die der Ball selbst nichts ausrichten kann. Da machen wir uns wieder die Eigenschaften des Balls zunutze: An einer Stelle müssen wir zwei Echsenwesen in Brand setzen, an anderer Stelle bekämpfen wir sie mit elektrischen Ladungen.
 
Später treffen wir auch auf Riesenwürmer, die eine Herausforderung für sich darstellen, da wir nichts gegen sie ausrichten und nur an ihnen vorbeilaufen können. Irgendwo gibt es da immer einen Schalter, der das Vieh grillt, sofern wir denn den Schalter erreichen und nicht vorher gefressen werden. An einer anderen Stelle greift uns ein Zombie-Gorilla an, der mithilfe von explodierenden Bällen bekämpft werden muss. Später finden wir Tretminen, die auch für uns gefährlich sein können, aber auch ein gutes Hilfsmittel gegen zu aufdringliche Gegner sind. Werden wir attackiert, verlieren wir HP, die erst an bestimmten Stellen wieder aufgefüllt werden. Meistens wenn wir das nächste Rätsel gelöst haben und einen neuen Bereich betreten. Sterben können wir also relativ schnell, daher sollte jeder Kontakt mit einem Gegner vermieden werden. Es wird automatisch gespeichert an bestimmten Stellen, sodass es nicht zu ärgerlich ist, wenn wir mal draufgehen.
 
Sind die Zombies platt wie Teller war der Ball wieder schneller. Hoffentlich.
 

Mein Freund, der Ball

Im Laufe des Spiels baut man langsam eine Beziehung zum Ball auf. Anfangs ist er nur ein Werkzeug, das uns dazu dient, Rätsel zu lösen und voran zu kommen. Mit dem Auftauchen der ersten Gegner wandelt sich das aber; der Ball wird zu unserem Beschützer. Besonders schlimm wird es also, wenn wir voneinander getrennt werden. Durch seine Größe passt der Ball nicht überall durch, sodass wir uns manchmal alleine durch einen Spalt quetschen oder einem Loch in der Wand klettern müssen. Und dann sind wir auf uns gestellt und können nur hoffen, dass wir nicht angegriffen werden. Hinter jeder Ecke könnte ein Gegner lauern, also beeilen wir uns, um so schnell wie möglich zurück zu kommen zu unserem besten und einzigen Freund in diesem Spiel. Oftmals bestehen die Rätsel darin, einen Weg zu finden, den Ball beispielsweise auf eine höheren Ebene zu bringen und somit Schalter zu erreichen, die weitere Türen öffnen.
 
Der Spieler und der Ball werden also gewissermaßen zu einem eingespielten Team. Während der Ball groß und stark ist, wenn man so will, aber selbst passiv, sind wir selbst eher schwach, passen dafür aber überall durch und überlegen uns, wie wir die Rätsel lösen und den Ball durch das Level bringen können. Dabei spielt nicht nur ein funktionierender Verstand, sondern natürlich auch Geschicklichkeit eine Rolle. Gerade wenn wir von Gegner-Horden angegriffen werden, müssen wir ihnen ausweichen und gleichzeitig den Ball in Position bringen, um uns zu wehren. Erschwert wird das dadurch, dass manche Gegner dem Ball gezielt ausweichen. Andere Gegner sind nicht zu erreichen und schießen aus der Distanz Feuerbälle auf uns. Verhindern können wir das, indem wir uns hinter dem Ball verstecken. So nähern wir uns nach und nach dem Ende des Weges, während die Gegner größer und mehr werden, außerdem steigt der Schwierigkeitsgrad der Rätsel an.
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Manche Blöcke können mithilfe des Balls bewegt werden.
 
Sgt. Nukem 17 Shapeshifter - P - 6247 - 18. März 2023 - 1:51 #

Hab' es mir damals bei Erscheinen gekauft. Im Teotl Store. Da dieser schon lange nicht mehr existiert, hab' ich heutzutage keinen Zugriff mehr auf das Spiel (ohne es mir neu zu kaufen)...
War aber schon ein toller Indie-Hit - und damals wohl auch ein Vorzeige-Titel dafür, was kleine Studios mit dem UDK aus dem Hut zaubern können. Daumen hoch von mir.

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 27409 - 18. März 2023 - 11:28 #

Klassiker. Hatte ich total vergessen. Danke für den Artikel.

Faerwynn 19 Megatalent - P - 17211 - 18. März 2023 - 11:59 #

Das ging an mir komplett vorbei, klingt aber gut. Ich setze es mal auf die Wishlist.

Zille 21 AAA-Gamer - - 25729 - 18. März 2023 - 17:13 #

Toller Artikel, danke! Das Spiel kannte ich gar nicht.

joker0222 29 Meinungsführer - P - 113805 - 18. März 2023 - 18:45 #

Nie davon gehört, klingt aber sehr interessant. Schade, dass es nicht für Konsole erhältlich ist.

thoohl 20 Gold-Gamer - P - 21245 - 18. März 2023 - 19:11 #

Immer wieder interessant, was nicht alles für Spiele erschienen sind... Danke für den Artikel.

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 156371 - 19. März 2023 - 7:53 #

Würde sich das Spiel nur auf die Rätsel konzentrieren, würde es auf die Wishlist landen, aber so ist das nichts für mich. Danke für den interessanten Artikel!

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 43124 - 19. März 2023 - 8:23 #

Danke für den Artikel! Das Spiel liest sich, als wäre es die Vorlage für The Last Guardian gewesen.

TheLastToKnow 27 Spiele-Experte - - 82664 - 19. März 2023 - 8:55 #

Danke für den Artikel und die schönen Erinnerungen an dieses besondere Spiel, das ich damals schon faszinierend fand. :)

Jürgen 26 Spiele-Kenner - P - 75042 - 19. März 2023 - 9:14 #

Vor deinem Artikel hab ich noch nie davon gehört. Vielen Dank für das Stopfen der Lücke.

Carmageddon 10 Kommunikator - 469 - 19. März 2023 - 16:13 #

Bälle in Spielen haben für mich schon eine eigene Faszination. Sei es Ooops Up(Amiga) oder heute Rocket League. The Ball hatte ich auf der Liste aber fast vergessen. Danke der Erinnerung. :)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 76474 - 22. März 2023 - 11:00 #

Es ist auch eigentlich eher eine Kugel. ;-)

Alain 23 Langzeituser - P - 39287 - 19. März 2023 - 19:13 #

Ist auf Steam gerade im Sale für 2,49€ zu haben...

Sokar 21 AAA-Gamer - - 29275 - 20. März 2023 - 18:37 #

An The Ball erinnere ich mich noch, das war eines der ersten Indie-Spiele mit Unreal Engine (davor war die nur für Triple-A-Studios zugänglich, weil hohe Einstiegskosten). Ich habe es aber aber nie wirklich gespielt, ich meine sogar eine frühe Version, die noch UT3 braucht, gespielt zu haben, aber das war mehr eine Demo. War sehr ungewöhnlich, dafür dass es in der Engine eines Arena-Shooters lief.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 76474 - 22. März 2023 - 11:00 #

Soweit ich mich erinnere, ahbe ich damals die Demo davon gespielt, es aber als eher lahmen Portal-Klon abgetan (wobei ich Portal 1 & 2 liebe). Anscheinend steckte da mehr drin, als ich gesehen habe. Interessanter Artikel, aber nicht Grund genug, das jetzt noch nachzuholen.

TheRaffer 22 Motivator - - 36869 - 23. März 2023 - 15:31 #

Sagte mir gar nichts. Aber offensichtlich auch nicht mein Spiel. ;)
Dennoch, danke für den Artikel :)