Ein wenig Antichamber, ein bisschen The Stanley Parable und eine Prise Portal: Wie der Ego-Puzzler Superliminal aus diesen drei Grundzutaten trotzdem etwas ganz Eigenes erschafft.
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich einem Termin so entgegengefiebert habe, wie dem Release von Superliminal. Der Ego-Puzzler, der am 12. November 2019 Epic-exklusiv für den PC erschien, ist seit Anfang Juli 2020 auch für Konsolen erhältlich. Nachdem ich die Entwicklung rund sechs Jahre verfolgt habe, konnte ich das Spiel endlich selbst durchspielen. Hat sich die Wartezeit gelohnt?
Das Simulationsmuseum
Superliminal entstand ursprünglich als Studentenprojekt an der Carnegie Mellon University in Pittsburg, Pennsylvania. Anfang 2014 veröffentlichte ein Team unter dem Namen Pillow Castle Games eine erste Tech-Demo, die bereits die wichtigsten Grundelemente des Game-Designs zeigt: Im Museum of Simulation Technology lassen sich Gegenstände je nach Blickwinkel vergrößern oder verkleinern. Die Idee beruht dabei auf dem aus der Fotografie bekannten Konzept der „Erzwungenen Perspektive“ (Forced Perspective), das unter anderem von unzähligen Urlaubsbildern aus Pisa bekannt ist.
Auf der GDC 2014 zeigte das Team schließlich, dass aus dem puren Game-Design-Konzept der optischen Täuschungen durchaus etwas Handfestes werden könnte: Erstmals gab es Anzeichen einer eventuellen Geschichte, die die Puzzle-Knobeleien zusammenhalten sollte. Nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit erschien die einstige Tech-Demo im November 2019 unter dem Namen Superliminal für den PC – wenn auch zunächst exklusiv im Epic Store. Der damalige Trailer verriet sogar noch mehr von der angeblichen Story des Spiels – doch über die solltet ihr vor dem Spielen lieber nicht zu viel wissen.
Ein Traum in einem Traum
Die Story von Superliminal hat mich ein wenig an Inception erinnert, denn es geht um Träume und wie ihr sie verändern könnt. Als Teilnehmer an „Dr. Pierces Traumtherapie“ müsst ihr euch verschiedenen Aufgaben stellen, die bald die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen lassen. Und wie so oft bei seltsamen Experimenten geht irgendwann irgendwas gehörig schief. Das dient als Ausgangspunkt für die – zumindest optisch – meist unmöglichen Erlebnisse der nächsten drei bis vier Stunden, die euch das Spiel beschäftigen wird.
Anfassen unbedingt erlaubt.
Rätselhafte Räume
Ähnlich wie bei anderen Ego-Puzzlern a la Portal besteht das grundsätzliche Spielziel darin, den Levelausgang zu erreichen. Statt Portale zu verschießen, interagiert ihr in Superliminal direkt mit eurer Umgebung. Bestimmte Objekte lassen sich greifen und in Relation zu eurem Sichtwinkel und anderen Gegenständen vergrößern oder verkleinern. Zudem ändert sich auch eure eigene Größe, etwa wenn ihr bestimmte Portale durchschreitet. So baut ihr euch im einfachsten Fall nicht nur Stufen zum Ausgang, sondern findet auch ganz andere Auswege.
Dabei hat mich das Level-Design ein wenig an Antichamber (im User-Video) erinnert, denn auch hier bewegt ihr euch durch teils unmögliche nicht-euklidische Räume. Die eigentlichen Rätsel sind keine wirklichen Kopfnüsse, aber durch die abwechslungsreiche Umgebung und die vielfältige Variation der Spielmechanik wurden sie mir trotzdem nicht langweilig.
Fazit
Superliminal hat mich vor allem deshalb überzeugt, weil ich mit einer wahnsinnigen Erwartungshaltung an das Spiel herangegangen bin: Kann nach mehr als sechs Jahren des Wartens etwas Vernünftiges herauskommen? Ja, kann es. Superliminal ist zwar viel zu kurz, bietet dafür aber buchstäblich eine ganz andere Perspektive des Game-Designs.
Die optischen Illusionen haben mich das ein oder andere Mal in Staunen versetzt, auch die Story zieht im weiteren Verlauf nochmal ordentlich an. Superliminal ist definitiv kein Pflichtkauf, aber ein Tipp für alle, die unkonventionelle Spielideen mögen. Leider bietet der Titel quasi kaum Wiederspielwert, denn bis auf einige Achievements und ein paar Easter Eggs werdet ihr auch in weiteren Durchgängen nicht viel Neues entdecken. Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass Pillow Castle Games das Konzept in Zukunft noch auf weitere Titel überträgt.
Anzeige
Aus dem richtigen Blickwinkel gibt dieses Puppenhaus sein Geheimnis preis.
Noodles
26 Spiele-Kenner - P - 75380 - 12. Juli 2020 - 14:15 #
Ich hab das Spiel Anfang des Jahres gespielt und mir hat es auch sehr gut gefallen. Und ich fand die Kürze eigentlich genau richtig, so wurde keine Rätselmechanik überstrapaziert. Gefallen hat mir auch die Botschaft, die die Story des Spiels vermittelt. :)
Admiral Anger
27 Spiele-Experte - P - 83416 - 13. Juli 2020 - 16:05 #
Danke an euch beide. Ich bin persönlich nicht so der große Tester, aber für Superliminal musste ich einfach eine Ausnahme machen. Und ein User-Artikel war da für mich eben der einfachste Weg. ;)
Admiral Anger
27 Spiele-Experte - P - 83416 - 12. Juli 2020 - 15:40 #
Wie im Text erwähnt: Ich würde sagen, so drei bis vier Stunden, wobei das Pendel eher in Richtung "drei" schwingt. Laut "How long to beat" sind PC-Spieler bislang im Schnitt in zwei Stunden durchgekommen.
Achja: Und es gibt ein Speed-Run-Achievement, wonach man das Spiel auch in unter 30 Minuten abschließen kann. ;)
Ich hatte im Vorfeld oft von zwei Stunden gelesen, was mir ein wenig kurz für den Preis vorkam. Aber ich hab dann eher vier Stunden gebraucht - auch weil es zwei Stellen gab, an denen ich länger festhing.
Gut zusammengefast, Herr Admiral. Ich stimme zu, es ist kein Oberhit geworden, aber der Ansatz mit den Perspektivrätseln ist sehr cool. Der Vergleich mit Portal und Stanley Parable kam mir auch gleich in den Sinn, da es auch abschnitte ohne Rätsel gibt, in denen man nur rumläuft und verrückte Sachen passieren. So durchgeknallt wie Atnichamber ist es zum Glück nicht, das war mir nach anfänglicher Faszination zu unverständlich und ich habe früh abgebrochen.
Ich selber bin für Rätselspiele eher schlecht geeignet, ich glaube ich bin zu ungeduldig und "mathematisches" Denken zu wenig geskillt. Meistens lande ich zeitnah auf einer Homepage mit Komplettlösung und wenn ich die Lösung gelesen habe fühle ich mich dumm und mickrig... ;-)
Antichamber und Portal habe ich nicht gespielt, und der Reiz von The Stanley Parable hat sich mir bislang nicht erschlossen. Auf The Talos Principe werfe ich immer mal wieder ein Auge, aber aus Gründen des Selbstschutz breche ich den Kaufvorgang immer ab. ;-)
Admiral Anger
27 Spiele-Experte - P - 83416 - 15. Juli 2020 - 15:57 #
Also im Vergleich zu The Talos Principle ist Superliminal tatsächlich ein Kinderspiel was die Rätsel betrifft. Wie Ganon weiter oben schon schrieb gibt es zwei bis drei Stellen, an denen man etwas länger hängen kann. Allerdings war es bei mir dabei eher so, dass ich einfach nicht so gedacht habe, wie von den Entwicklern erwartet.
Von Talos Principle habe ich bisher nur die Demo gespielt, hat mich nicht ganz so abgeholt. Dank Epic habe ich es jetzt aber trotzdem... auch Q.U.B.E. 2 habe ich da ja mal gratis abgegriffen, das hat mir richtig gut gefallen.
Quantum Conundrum habe ich auch noch gespielt, aber das setzt neben dem Rätseln auch sehr auf Geschicklichkeit und schnelle Reaktionen - fand ich dann nicht ganz so passend. Noch vor mir habe ich The Touring Test.
Ich hatte bis vor kurzem auch total vergessen, dass ich Talos schon habe. :D
QUBE 2 fand ich das beste Portal-like nach Portal 2. Zu lesen in DU vom Mai. Und im Januar mein Beitrag zu Superliminal. :-)
JensJuchzer
21 AAA-Gamer - P - 28257 - 28. März 2021 - 3:18 #
Cooler ARtikel und das Game scheint wirklich was für mich zu sein. Bin grad wegen der aktuellen E-Shop selektion drauf gekommen. Schön hier diesen kurztest zu legen, da er einfach viel mehr Infos bringt als die inzwischen viel zu kurzen Videoschnipsel der Auftragsarbeit.
Schöner kompakter Blick auf einen interessanten Titel. Danke für die Sonntagslektüre. :)
Ich stimme AAnger zu.
Es hat mich super unterhalten, wirkte dann doch zu kurz... Aber der große Wow Effekt wie bei bspw. Portal kommt nicht.
Es ist auch einiges einfacher als Antichamber oder die Absurdität und Anforderungen an die Gehirnwindungen sind nicht ganz so extrem.
Aber ich lege es auch jedem Puzzlerfan ans Herz.
Seit März 2019 auf der Steam-Wishlist. :)
Ich hab das Spiel Anfang des Jahres gespielt und mir hat es auch sehr gut gefallen. Und ich fand die Kürze eigentlich genau richtig, so wurde keine Rätselmechanik überstrapaziert. Gefallen hat mir auch die Botschaft, die die Story des Spiels vermittelt. :)
Was die Story betrifft:
Eigentlich ist es mMn tatsächlich mehr "The Beginner's Guide" als "The Stanley Parable", aber der Gedanke kam mir zu spät. ;)
Schöner „Check“, interessantes Spiel. Danke Admiral :]
Genau? Wieso war das kein Check?
Aber dennoch vielen Dank!
Danke an euch beide. Ich bin persönlich nicht so der große Tester, aber für Superliminal musste ich einfach eine Ausnahme machen. Und ein User-Artikel war da für mich eben der einfachste Weg. ;)
Wie lange ist denn „kurz“?
Wie im Text erwähnt: Ich würde sagen, so drei bis vier Stunden, wobei das Pendel eher in Richtung "drei" schwingt. Laut "How long to beat" sind PC-Spieler bislang im Schnitt in zwei Stunden durchgekommen.
Achja: Und es gibt ein Speed-Run-Achievement, wonach man das Spiel auch in unter 30 Minuten abschließen kann. ;)
Ah, da hab ich den Text ein wenig gesprungen weil ich dachte du redest über die Ereignisse im Spiel und ich wollte mich nicht Spoilern lassen.
Ich hatte im Vorfeld oft von zwei Stunden gelesen, was mir ein wenig kurz für den Preis vorkam. Aber ich hab dann eher vier Stunden gebraucht - auch weil es zwei Stellen gab, an denen ich länger festhing.
Bei mir waren es ungefähr 2 1/2, bin aber auch ziemlich gut durchgekommen.
Klingt gut, gleich mal gewishlisted. :)
Gut zusammengefast, Herr Admiral. Ich stimme zu, es ist kein Oberhit geworden, aber der Ansatz mit den Perspektivrätseln ist sehr cool. Der Vergleich mit Portal und Stanley Parable kam mir auch gleich in den Sinn, da es auch abschnitte ohne Rätsel gibt, in denen man nur rumläuft und verrückte Sachen passieren. So durchgeknallt wie Atnichamber ist es zum Glück nicht, das war mir nach anfänglicher Faszination zu unverständlich und ich habe früh abgebrochen.
Runder Artikel, Admiral, danke dafür. :-)
Ich selber bin für Rätselspiele eher schlecht geeignet, ich glaube ich bin zu ungeduldig und "mathematisches" Denken zu wenig geskillt. Meistens lande ich zeitnah auf einer Homepage mit Komplettlösung und wenn ich die Lösung gelesen habe fühle ich mich dumm und mickrig... ;-)
Antichamber und Portal habe ich nicht gespielt, und der Reiz von The Stanley Parable hat sich mir bislang nicht erschlossen. Auf The Talos Principe werfe ich immer mal wieder ein Auge, aber aus Gründen des Selbstschutz breche ich den Kaufvorgang immer ab. ;-)
Also im Vergleich zu The Talos Principle ist Superliminal tatsächlich ein Kinderspiel was die Rätsel betrifft. Wie Ganon weiter oben schon schrieb gibt es zwei bis drei Stellen, an denen man etwas länger hängen kann. Allerdings war es bei mir dabei eher so, dass ich einfach nicht so gedacht habe, wie von den Entwicklern erwartet.
Von Talos Principle habe ich bisher nur die Demo gespielt, hat mich nicht ganz so abgeholt. Dank Epic habe ich es jetzt aber trotzdem... auch Q.U.B.E. 2 habe ich da ja mal gratis abgegriffen, das hat mir richtig gut gefallen.
Quantum Conundrum habe ich auch noch gespielt, aber das setzt neben dem Rätseln auch sehr auf Geschicklichkeit und schnelle Reaktionen - fand ich dann nicht ganz so passend. Noch vor mir habe ich The Touring Test.
Ach, wenn es Talos Principe bei Epic gab, habe ich das ja auch schon.
Qube 2 fand ich total langweilig, da bin ich garnicht bis zum Scheitern bei leichten Rätseln gekommen... ;-)
Ich hatte bis vor kurzem auch total vergessen, dass ich Talos schon habe. :D
QUBE 2 fand ich das beste Portal-like nach Portal 2. Zu lesen in DU vom Mai. Und im Januar mein Beitrag zu Superliminal. :-)
Danke für den Userartikel. So etwas kannst Du gerne wiederholen.
Cooler ARtikel und das Game scheint wirklich was für mich zu sein. Bin grad wegen der aktuellen E-Shop selektion drauf gekommen. Schön hier diesen kurztest zu legen, da er einfach viel mehr Infos bringt als die inzwischen viel zu kurzen Videoschnipsel der Auftragsarbeit.