Das Beste zum Schluss - nicht.

Spiel's noch einmal! User-Artikel

CharlieDerRunkle 9. Mai 2020 - 12:11 — vor 3 Jahren aktualisiert
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Wir treffen auf zwei Ghosts.
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Call of Duty - Ghosts

Schon seit etlichen Jahren ist die Call of Duty-Reihe aus der Welt der Videospiele nicht mehr wegzudenken. Angefangen als einer von vielen Shootern in einem Zweiten-Weltkriegs-Szenario, erwuchsen mehrere Äste aus dem Call-of-Duty-Baum, so etwa die Modern Warfare-Geschichte oder die Black Ops-Serie. Und dann hängt da noch so ein kleiner verkümmerter Zweig, irgendwo mittendrin: Call of Duty - Ghosts.
 
Das Ende von Ghosts schreit regelrecht nach einer Fortsetzung, die jedoch nie erschien. Vielleicht wird sich in ferner Zukunft einmal jemand bei Activision erbarmen und diesen Cliffhanger auflösen, aber bis jetzt sieht es nicht danach aus. Von einem Misserfolg kann man wohl nicht unbedingt sprechen, von einem grandiosen Erfolg hingegen auch nicht. Sicher hatte man sich mehr von diesem neuen Ableger versprochen. Doch woran liegt es, dass Call of Duty - Ghosts bis heute zu den unbeliebteren Teilen der Serie gehört?
 
Die Gründe für das Scheitern, wenn man denn von einem Scheitern sprechen kann, sind vielschichtig. Zum einen wäre da dieser Aufreger im Vorfeld, der die Systemanforderungen betraf. Ganze sechs Gigabyte RAM verlangte das Spiel, zu einer Zeit, als noch vier GB der Standard waren. Niemand konnte diese hohen Anforderungen nachvollziehen, wobei es natürlich auch eine Rolle spielte, dass sechs GB RAM einfach nicht notwendig waren. Ein Community Fix entfernte diese Sperre inoffiziell, später reichte Infinity Ward sogar einen offiziellen Patch nach, der es den Spielern ermöglichte, Ghosts auch mit weniger als sechs GB RAM zu spielen.
 
Ein weiterer Grund werden die besonderen Features gewesen sein, die vorher hin und wieder hochgepriesen worden sind. Das bekannteste ist hierbei sicher unser vierbeiniger Kamerad Riley, ein Schäferhund mit Kamera auf dem Rücken, über die wir ihm Befehle geben und gegebenenfalls Gegner belauschen können. Im Gefecht kann Riley einzelne Gegner anfallen und ausschalten, an anderer Stelle jagt er in einen Raum hinein und richtet unter unseren Feinden Chaos an, was wir nutzen können, um sie auszuschalten. Klingt an sich ganz gut, nur hat die Sache einen Haken: Jede dieser beschriebenen Situationen, in denen Riley wirklich hilfreich sein kann, kommt genau ein Mal im gesamten Kampagnenverlauf vor.
Wie ein Geist schalten wir lautlos nach und nach die Gegner aus.


Und natürlich haben wir wieder das Problem mit der Immersion: Die halbe Weltgeschichte musste umgeschrieben werden (ist übertrieben, aber ihr wisst, was ich meine), damit einigermaßen plausibel erklärt werden kann, wie es möglich ist, dass sich die südamerikanischen Staaten zur sogenannten Förderation zusammengeschlossen haben und Krieg gegen die USA führen. Allein schon der Anfang könnte ziemlich interessant sein: Wir beginnen als Astronaut im Weltall an Bord der Station ODIN, die mit Raketen bestückt ist. Astronauten der Förderation nehmen ODIN ein und feuern mehrere Raketen auf US-amerikanische Großstädte ab, bevor es uns gelingt, ODIN zu zerstören und den Heldentod zu sterben. Das kann man erst einmal so hinnehmen, aber wenn man ein klein wenig (politisch gesehen) anti-amerikanisch eingestellt ist, wirft das Ganze doch die Frage auf, weshalb die Amis überhaupt eine Raumstation hatten, die mit Raketen bestückt war. Jetzt könnte man natürlich böse sein und sagen: "Tja, da haben die Amis mal einen Schluck von der eigenen Medizin genommen", aber letztendlich geht es darum, dass dabei Millionen von Zivilisten ums Leben gekommen sind. Und an dieser Stelle funktioniert die Story dann wieder.
 
Natürlich gibt es auch gute Momente im Spiel. Unser bereits erwähnter Kamerad Riley wird in einer Mission zum Beispiel verwundet und wir müssen ihn, während wir uns feindlicher Einheiten erwehren, zu einem Helikopter bringen, um ihn zu evakuieren. Also ich bin ja mehr der Katzenmensch, aber selbst mir geht das nahe, wenn man den armen Riley wimmern hört.
 
Auch die Weltraum-Sequenzen sind eigentlich recht spannend. Sich in der Schwerelosigkeit eine Schießerei zu liefern, hat schon was. Der restlichen Story kann man zwar irgendwie folgen, aber man sollte nicht allzu viel erwarten. Es gibt einen Gegenspieler, der ein echter Fiesling ist und dessen Taten halbwegs nachvollziehbar sind. Mehr kann man von einem Call of Duty eigentlich nicht erwarten: Es unterhält für ein paar Stunden, es sei denn, man spielt es im Multiplayer-Modus. Was ich nie tue, weshalb ich dazu nichts sagen kann.
 
Wenn ihr mit dem Spielprinzip eines Call of Duty nichts anfangen könnt, dann wird euch Ghosts auch nicht gefallen. Falls ihr aber dieses Michael Bay-Popkorn-Kino-Feeling mögt (ich habe nie einen Michael-Bay-Film gesehen, aber alle sagen das immer, also sage ich das einfach auch mal), dann ist Ghosts durchaus ein nettes Call of Duty. Nicht das beste, aber trotzdem akzeptabel.
Auch im Weltall finden Gefechte statt.
Bluff Eversmoking (unregistriert) 9. Mai 2020 - 11:52 #

Dabei läuft CoD Ghosts auf einem System namens Playstation 3 auch mit 256MB RAM. Das entspricht einem Büro-PC im Jahre 2001.

Player One 16 Übertalent - 4429 - 9. Mai 2020 - 12:16 #

Von Black&White war ich dermaßen enttäuscht, dass ich eigentlich auch nur auf das Vieh eingedroschen hatte. Mein Sohn hatte dann aber seinen Spaß damit. Ein typischer Molyneux Blender.
Im Übrigen, ein schöner Artikel.

The Real Maulwurfn 17 Shapeshifter - 8092 - 9. Mai 2020 - 12:28 #

Ich fand B&W soooo langweilig.

Jürgen (unregistriert) 9. Mai 2020 - 13:53 #

Das Spiel war der Grund für meine Logitec-Maus, die mir auch heute noch gute Dienste leistet. Aber außer Black & White hat nie wieder ein Spiel die Rüttel-Mechanik unterstützt.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65103 - 9. Mai 2020 - 16:21 #

Die Rüttel-Mechanik kam auch bei Medal of Honor - Allied Assault zum Einsatz; am Omaha Beach hat es dann ordentlich "gerüttelt".

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75314 - 9. Mai 2020 - 15:19 #

Anfangs hatte ich ne Menge Spaß mit Black & White. Dann gab es aber auf der dritten oder vierten Insel die bescheuerte Design-Entscheidung, dass einem die Kreatur weggenommen wird. Und somit wurde mir auch viel Spaß genommen und die Luft war raus. Hab es nie durchgespielt.

VIPERIOUS TV 07 Dual-Talent - 147 - 9. Mai 2020 - 13:11 #

Black & White war ein wunderbares Spiel und endlich mal etwas anderes... wie eigentlich (fast) jedes Molyneux-Spiel. Für mich ist er, neben wenigen Anderen immer noch einer der besten Köpfe im Spielebereich und ich würde mir wünschen, dass er irgendwo einen "Padawan" ausgebildet hat.

Epic Fail X 18 Doppel-Voter - P - 10456 - 9. Mai 2020 - 16:21 #

Hat er ja. Nur hat Demis Hassabis mit Spielen nichts mehr am Hut und führt mittlerweile ein AI-Unternehmen.

Deepstar 16 Übertalent - 4924 - 9. Mai 2020 - 13:34 #

Puh, wenn ich daran denke, das ich damals für Black & White mein Taschengeld für geopfert hatte... das war schon eine bittere Enttäuschung für mich.

Aber dem Hype konnte man sich damals nicht entziehen... aber seitdem gebe ich auch überhaupt nichts mehr, was Medien mir erzählen wollen.

Black & White war das teuerste Tamagotchi der Geschichte.
Ohne Kreatur hätte Black & White tatsächlich viel besser funktioniert und aus meiner Sicht auch mehr Spaß gemacht.

Im Nachfolger war sie ja etwas subtiler eingebaut und das ganze Spiel war eher ein RTS. Da hat sie natürlich als "Supereinheit" besser funktioniert. Hatte aber ja dann nur noch wenig mit einer Göttersimulation zu tun.

Naja, bezüglich Call of Duty Ghosts... ich fand das ehrlich gesagt echt als schlechtestes Call of Duty in der Kampagne. Hat mich überhaupt nicht abgeholt und die Geschichte fand ich extrem belanglos und ungewohnt schwach inszeniert. Erinnere mich nur noch konkret an die Weltraummission. Das ganze Konzept hatte man aber in Infinite Warfare dann natürlich viel besser umgesetzt.

Bruno Lawrie 22 Motivator - - 33453 - 9. Mai 2020 - 13:33 #

CoD Ghosts ist für mich einer der besseren Titel der Reihe. Technisch war es (auf dem PC) ziemlich durchwachsen, aber es war schön abwechslungsreich, was einige Teil der Serie nicht hinbekommen haben.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 9. Mai 2020 - 14:47 #

Ich liebe ja diese Artikel von dir, CharlieDerRunkle.
Trotzdem mal blöd in die Runde gefragt: ist es Artikeltechnisch kein Problem, dass Shellshock 2 - Blood Trails indiziert ist?

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 10. Mai 2020 - 16:13 #

Danke für den Hinweis, war mir nicht bekannt (zumal es da draußen laut Google immer noch eine Menge Tests zu dem Spiel gibt). Ich habe deswegen schon mit Jörg Kontakt aufgenommen.

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105030 - 9. Mai 2020 - 14:59 #

Danke für diese überaus lesenswerte Serie Charlie. Hoffentlich kommt mehr davon. Und deinem Schlusswort stimme ich voll zu. So handle ich es auch seit vielen Jahren. Im Test schauen, ob das Spiel was für mich ist, und wenn es mich anspricht, wird es unabhängig von Wertungen geholt. Zudem mich oft Kritikpunkte des Testers überhaupt nicht stören.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75314 - 9. Mai 2020 - 15:23 #

Ja, eventuell schau ich neben Tests und Spielermeinungen noch in ein Letsplay, um etwas ungeschnittenes Gameplay zu sehen und dann kann ich in der Regel sehr gut einschätzen, ob ich Spaß haben werde. Wertungen sind für mich mittlerweile auch ziemlich unwichtig. Es kann höchstens mal vorkommen, dass eine besonders hohe Wertung zu einem Spiel, das mich nicht so richtig interessiert hat, dafür sorgt, dass ich mich doch mal damit befasse.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56357 - 9. Mai 2020 - 15:10 #

Wow, war B&W wirklich soooo hässlich? Da sieht ja selbst Populous heute besser aus... und es ist das bessere Spiel!

++++

"Wenn man einen Titel doof findet, dann sollte das auf der eigenen Erfahrung beruhen und nicht auf dem Artikel eines Spielejournalisten, der inkonsequenterweise einem Spiel A bestimmte Mängel durchgehen lässt und dafür einem Spiel B seine Mängel doppelt und dreifach aufs Brot schmiert."

Da sagst du was. Grundsätzlich finde ich es OK, der Meinung des Spieljournalisten seines Vertrauens (hi Rüdiger ;]) zu folgen, zumindest insofern, dass dieser in der Lage sein sollte, eine saubere Vorsortierung vorzunehmen. Die Spreu vom Weizen zu trennen. Ob ein Spiel nun 7,5 oder 8,0 ist, ist müßig zu diskutieren. Aber bei einem Tester, der auf der selben Welle schwingt wie ich, sollte eine 3,0 bei mir dann keine 9,0 werden.

Die Inkonsequenz, wo dieselbe Sache bei Spiel A gnädig übersehen und bei Spiel B dann mit Abzügen bestraft wird (was mich bei Jörg früher mehrfach gestört hat - heftige Streits inklusive), war für mich der Grund, warum ich nur noch subjektive Tests lesen will. Ist der Nimbus der Unfehlbarkeit entfernt, kann ich wunderbar damit leben, wenn dieselbe Sache mal so, mal so empfunden wird.

++++

"Man sollte nie der Schwarmintelligenz folgen und sich stattdessen informieren und eine eigene Meinung bilden. Das gilt auch für Videospiele."

Der perfekte Schlusssatz :D

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40298 - 9. Mai 2020 - 16:14 #

Schöner Artikel :)
B&W habe ich zum Glück nur am Rande mitbekommen. Aber die Screenshots animieren jetzt nicht dazu es mal drauf ankommen zu lassen. ;)

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 9. Mai 2020 - 16:17 #

Sehr schöne Serie. B&W könnte ich tatsächlich mal wieder ansehen, das hab ich damals sehr schnell nicht mehr weitergespielt. Und Gothic 3 steht seit Jahren auf meiner Liste.

Lacerator 16 Übertalent - 5303 - 9. Mai 2020 - 16:23 #

Ich habe den Hype um Black & White schon während der Voberichterstattung nicht verstanden. Aber naja, Molyneux-Spiele und ihr Wille zur Andersartigkeit halt... Dungeon Keeper 2 war letztlich das einzige seiner Spiele das ich je gespielt habe. Und selbst das hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das mit dem Hype nicht verstehen kommt bei mir aber öfter vor. No Man's Sky zuletzt. Wenn ich nur "prozedural generiert" lese weiß ich schon dass das sterbenslangweilig wird.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83905 - 9. Mai 2020 - 19:15 #

Wieder ein toller Artikel, Charlie. Ich freue mich auf weitere.

Dass ich damals 100 DM für B&W ausgegeben habe, wurmt mich bis heute. Die Angesprochene Mission 3, wo man die Kreatur weggenommen bekommt, war bei mir der Ausstiegspunkt. Wobei es gar nicht nur daran lag, es hatte mir auch davor nicht so richtig Spaß gemacht. Das war wirklich ein sehr enttäuschender Hype-Titel.

Ich habe übrigens nie ein CoD gespielt, aber einige Bay-Filme gesehen. Ich glaube aber auch, dass der Vergleich passt. ;-)

jqy01 16 Übertalent - P - 4294 - 10. Mai 2020 - 10:02 #

Bei Molyneux-Spielen hat sich bei mir gerade nicht B&W in (guter) Erinnerung gehalten, sondern "The Movies". Das Spiel fand ich echt prima. Stars anheuern, Filme abdrehen, auf den Publikumsgeschmack achten, das hat mir sehr viel Freude gemacht. Mal davon abgesehen, dass man noch selbst eigene kleine Filme drehen konnte.

Leider ist dieses Spiel nicht mehr (zu vernünftigen Preisen) zu bekommen.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62092 - 10. Mai 2020 - 12:38 #

Vielen Dank für den User-Artikel, war mir wieder eine Freude ihn zu lesen.

CBR 21 AAA-Gamer - P - 26590 - 11. Mai 2020 - 15:10 #

Bei Black & White bin ich mit der Steuerung überhaupt nicht klar gekommen. Das lief bei mir dermaßen schief, dass ich vom Rest des Spieles nicht viel mitbekommen habe.

Gothic 3 wollte bei mir zu Release partout nicht laufen, da mein Rechner zu schwach war. Glücklicherweise konnte ich es später nachholen. Technisch fand ich es da großartig. Leider war die Story eher mau und spielerisch war auch eher Luft nach oben.