Horrorfilme setzten besonders in den letzten Jahren mit Filmen wie Saw immer öfter entweder auf extrem grafische Gewalt oder wie bei Paranormal Activity auf einfache Schreckmomente. Grusel und Suspense wurden oft schmerzlich vermisst, doch gerade diese Attribute zeichnen die Silent Hill-Titel aus. Wie sieht es also mit den Filmen aus?
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Die Silent-Hill-Reihe von Konami begann 1999 mit dem ersten Teil auf der Playstation und wurde schnell zum Synonym für intelligenten und vielschichtigen Horror, der mitunter stark an die Nerven der Spielerschaft ging.
Leider erreichte bereits der zweite Teil der Silent-Hill-Serie mit seiner faszinierenden und interpretationswürdigen Geschichte für viele Fans den Höhepunkt, während die weiteren Nachfolger nicht mehr dessen Genialität erreichten. Aufgrund der bisher nicht immer überzeugenden Videospieladaptionen war die Skepsis über einen
Silent Hill-Film dennoch groß. Der französische Regisseur
Christophe Gans sollte jedoch zunächst das Gegenteil beweisen.
Silent Hill
Regie: Christophe Gans
Drehbuch: Roger Avery
Besetzung: Radha Mitchell, Jodelle Ferland, Sean Bean
Altersfreigabe: R/FSK: 16
Laufzeit: ca. 125 Minuten
Produktionsjahr: 2006
Budget: 50 Millionen $
Einspiel: 97 Millionen $
imdb-Wertung: 6.5/10
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD /
Blu-ray
Kritik: Für die Story übernahmen Gans und sein Drehbuchautor
Roger Avery den Grundplot des ersten Spiels und nahm einige effektive Veränderungen vor. So geht es im Film hauptsächlich um eine Frau namens Rose DaSilva (
Radha Mitchell), die um das Wohl ihrer Tochter Sharon besorgt ist und sich daher auf eigene Faust mit ihr nach Silent Hill begibt, in der Hoffnung, Antworten auf Sharons "Krankheit" zu finden. Im Spiel ging es hingegen um einen Mann namens Harry Mason, der seine Tochter Cheryl sucht. Dank diverser Anpassungen und Ideen wie dem Geschlechterwechsel der Hauptfigur gelingt dem Film der Spagat zwischen einer reinen Nacherzählung und einer eigenen Geschichte ziemlich gut und bietet somit auch Fans der Spiele etwas Frisches. Alleine durch den damit einhergehenden Mutterinstinkt wird dem Zuschauer der Zugang zu der Welt von Silent Hill bereits ein wenig erleichtert.
Und gerade diese Welt hat es absolut in sich. Was die Setdesigner hier erschaffen haben, ist aller Ehren wert und kann nur als fantastisch bezeichnet werden. Die limbusähnliche Stadt, in der sich Rose hauptsächlich bewegt, sieht wundervoll heruntergekommen aus und ist durch den dichten Nebel sowie den Ascheregen schauerlich gespenstisch. Besser hätte man die Atmosphäre der Spielvorlage nicht einfangen können, was auch zeigt, dass sich die kreativen Köpfe hinter der Kamera wirklich mit dem Spiel beschäftigt und dessen Geist verstanden haben.
Und spätestens wenn die extrem eindringlichen Alarmsirenen in der Stadt zu heulen beginnen, möchten sich sicherlich einige Zuschauer direkt unter der (imaginären) Bettdecke verkriechen, da hier die Nacht einer anderen Dimension hereinbricht und der wahre Horror von Silent Hill erst beginnt. Innerhalb weniger Minuten verwandelt sich dabei die Welt in einem bezaubernd verstörenden Albtraum aus blutig rostigen Wänden und noch mehr grässlich entstellten Kreaturen, als es zuvor schon gab. Selbst Kakerlaken wurden dafür auf eine dezent abartige Weise von ihren natürlichen Vorbildern abgewandelt. Der kleine Fauxpas, dass hier auch
Pyramid Head, der eigentlich aus dem zweiten Spiel stammt und dort eine ganz besondere Rolle inne hat, durch die Stadt streift, sollten aber auch Hardcorefans verzeihen können, da seine Anwesenheit der inneren Logik des Films nicht widerspricht und es fast schon eine Verschwendung wäre, seine bedrohliche Präsenz nicht zu nutzen.
Etwas zu viel des Guten ist dann jedoch leider der Nebenplot um Rose´ Ehemann Christopher DaSilva (
Sean Bean), der seine Familie verzweifelt sucht, im Grunde aber nur dazu dient, dem Zuschauer Hintergrundinformationen um Silent Hill näher zu bringen. Letztendlich wäre diese Geschichte verzichtbar und ein Fehlen derselben hätte dazu geführt, dass der Film etwas entschlackt werden würde. Und das ist eigentlich auch schon der größte Kritikpunkt an dieser Adaption. Insgesamt wirkt der Informationsgehalt ein wenig überladen, da der Film wegen eines ausführlichen Flashbacks sogar auf ganzen vier Ebenen erzählt wird und die Komplexität dieser sowieso schon nicht ganz leicht begreifbaren Geschichte unnötig erhöht wird. Narrativ hätte sich das sicherlich geschickter umsetzen lassen können. Die Klimax der Geschichte ist für den ein oder anderen unter Umständen ebenfalls zu ausschweifend, im Kontext aber absolut sinnvoll und konsequent.
Ansonsten ist Silent Hill ein handwerklich bemerkenswert gedrehter Film mit einem richtig guten Erzähltempo, außergewöhnlichen Kameraeinstellungen und -fahrten sowie Musik in bester Silent Hill Manier, für die
Akira Yamaoka verantwortlich zeichnet. Yamaoka, der schon die Musik für die Spiele beisteuerte, komponierte hier einige neue Stücke, verwendete aber auch direkt einige herausragende Songs aus der Vorlage, welche die beklemmende Situation perfekt untermalen.
Last but not least müssen natürlich auch die Darsteller gelobt werden, ohne die der Film mit Sicherheit nicht so gut funktioniert hätte. Radha Mitchell liefert eine durchweg glaubwürdige Performance als verletzliche Person und besonders die kleine
Jovelle Ferland machte als Kinderdarstellerin einen richtig tollen Job für eine wahrlich nicht einfache Rolle. Aber auch die Nebenfiguren sind durchweg gut besetzt, unter anderem mit
Laurie Holden, die seit mittlerweile drei Staffeln in der Zombieserie
The Walking Dead um ihr Überleben kämpft.
Fazit: Silent Hill hat hier und da ein paar kleine Schwächen und Längen, ohne jedoch jemals langweilig zu werden und bietet eine absolut fesselnde Atmosphäre. Nicht nur eine lobenswerte Videospielverfilmung, sondern auch ein guter Horrorfilm, der durch Suspense brilliert und nicht auf müde Schreckeffekte setzt. Thematisch und inhaltlich ist er jedoch keine leichte Kost. Anschauen!
Trivia: Nach dem ursprünglichen Drehbuch hätte der Film eine Laufzeit von über drei Stunden und hätte auch die Geschichte einer bestimmten Krankenschwester behandelt.
Silent Hill: Revelation
Regie: Michael J. Bassett
Drehbuch: Michael J. Bassett
Besetzung: Adelaide Clemens, Kit Harington, Sean Bean
Altersfreigabe: R/FSK: 16
Laufzeit: ca. 94 Minuten
Produktionsjahr: 2011
Budget: 20 Millionen $
Einspiel: 34 Millionen $
imdb-Wertung: 6.1/10
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD /
Blu-ray
Kritik: Silent Hill: Revelation stand schon vor der eigentlichen Produktion unter keinem sonderlich guten Stern. Silent Hill spielte bei einem Budget von rund 50 Millionen $ an den Kinokassen gerade einmal rund 97 Millionen $ ein, was zwar kein Flop ist - von einem wirklichen Erfolg allerdings doch recht weit entfernt. Regisseur Gans war zudem verhindert und Autor Roger Avery saß wegen fahrlässiger Tötung im Gefängnis. So dauerte es über vier Jahre, bis Ersatz gefunden wurde.
Michael J. Bassett führte schließlich Regie und schrieb auch das Skript. Obwohl der Film bereits Anfang 2011 fertig gestellt wurde, verschob das Studio die Veröffentlichung in den USA um mehr als ein ganzes Jahr auf Halloween 2012. Ein Schelm, wer dabei böses denkt.
Was nach ersten Informationen immerhin ganz interessant klang, entpuppte sich letztendlich als einziges Debakel. Aber der Reihe nach. Silent Hill: Revelation basiert auf dem dritten Teil der Spiele und knüpft daher ebenfalls an den ersten Teil der Serie an - auf eine eigenständige Geschichte wie Silent Hill 2 wurde also verzichtet. Inhaltlich hält sich diese Verfilmung dabei inklusive Verwendung vieler Spielcharaktere sogar noch strenger an die Vorlage als der Vorgänger - wenn auch mit den obligatorischen Anpassungen. Während Silent Hill 3 ganze 18 Jahre nach Teil 1 spielt, sind es bei Revelation nur sieben Jahre. Im Mittelpunkt steht dabei diesmal die mittlerweile erwachsene Sharon aus dem ersten Teil, die mit ihrem Vater unter den Decknamen Heather und Harry Mason auf der Flucht ist und immer wieder durch Träume und Visionen nach Silent Hill gelockt werden soll. Aus ihrer Identität wird dabei kein Geheimnis gemacht und die Verbindung zwischen den beiden Filmen wird direkt zu Beginn erklärt - und das mehr als holprig. Es lässt sich hierbei schwer damit argumentieren, dass die Geschehnisse unlogisch sind, da die Regeln, nach denen die Welt der mysteriösen Stadt funktioniert, nicht klar definiert wurden - dennoch wirkt die gesamte Story arg konstruiert, ganz nach dem Motto:
Was nicht passt, wird passend gemacht.
Auf ihrem erzählerisch ziemlich gehetzten und dennoch unendlich langen Höllentrip nach und in Silent Hill begegnen Sharon dabei immer wieder diversen Figuren, die schneller wieder verschwinden, als sie gekommen sind und auf plakative Art und Weise nur dazu dienen sollen, die Handlung voranzutreiben und ohne jegliches Gefühl für einen Spannungsaufbau ein paar Informationen mit Enthüllungen von sich geben.
Dies geht sogar so weit, dass Sharon mit ihrem Begleiter Vincent einige Aufzeichnungen findet, die Pyramid Heads Funktion innerhalb der Filmwelt erklären, wodurch die Figur vollkommen entmystifiziert wird und seinen Reiz verliert. Oberflächlich wäre das vielleicht noch verschmerzbar - seine Darstellung ist diesmal aber furchtbar schwach und sein bizarres Erscheinungsbild wirkt bei weitem nicht mehr so kraftvoll. Davon abgesehen ist auch die restliche Handlung ziemlicher Unsinn. Als Spiel mag das durch den anderen Erzählfluss und bessere Dialoge funktioniert haben, die handwerkliche Ausführung im Film ist jedoch lachhaft schlecht. Dass sich so ziemlich alle Charaktere sehr dümmlich verhalten und auch die Antagonisten um die Sektenanführerin Claudia Wolf (
Carrie-Anne Moss) weder sonderlich gut eingeführt, noch als Gegner wirklich aufgebaut werden, schlägt dem Fass endgültig den Boden aus. Und während das Finale im ersten Teil ziemlich ausschweifend war, ist es im zweiten Teil schneller vorbei, als man Akira Yamaoka buchstabieren kann.
Bassetts Regie ist dabei auch im Gesamten sehr unausgegoren. So verschwendet er vor allem zu Beginn des Films viel zu viel Zeit mit für die Handlung vollkommen irrelevanten Szenen und weiss auch ansonsten einfach nicht, wie er die furchteinflößende Atmosphäre des Vorgängers nachahmen könnte. Herausstechende Kamerafahrten gibt es kaum - dafür setzt er immer und immer wieder auf penetrante und billige Jumpscares sowie unfreiwillig komische Momente, in denen für den 3D-Effekt irgendwelche Körperteile gen Zuschauer geworfen werden.
Als Lichtblick kann man noch das Schauspiel von Sharon-Darstellerin
Adelaide Clemens loben, die sich im Gegensatz zu ihren Kollegen sichtlich Mühe gibt, aus dem miserablen Drehbuch noch etwas herauszuholen. Das Monsterdesign ist diesmal ebenfalls recht gelungen und bringt erneut schön widerliche Kreaturen zum Vorschein. Dass diverse Sets wie der Vergnügungspark und Sharons Outfit aus dem Spiel übernommen wurden und es am Schluss des Films noch Anspielungen auf
Silent Hill: Origins und
Silent Hill: Downpour gibt, täuscht über dieses grausam schlechte Machtwerk trotzdem nicht hinweg.
Fazit: Silent Hill: Revelation macht so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Die Handlung ist amateurhaft erzählt und greift auf billigste Tricks zurück, um dem Zuschauer durch Schreckmomente doch noch so etwas wie eigene Gefühlsregungen vorzutäuschen. Gerade weil der Vorgänger noch so gut war, ist die Enttäuschung über diese Fortsetzung umso größer. Schund hoch zwei.
Trivia: Radha Mitchell, Hauptfigur des ersten Films, hat in der Fortsetzung nur eine einzige kurze Szene.
Schade das CHristophe Gans beim zweiten Teil keine Regie geführt hat und Roger Avary nicht das Drehbch geschrieben hat.
Zu dem Zeitpunkt war Avery leider im Knast...
Teil 1 ist wirklich klasse
Teil 1 war wirklich gut, schade das Teil 2 so schlecht sein soll....
Traurig aber wahr, hab selten so oft in einem Film mit den Augen gerollt und vor unglauben die Hände vors Gesicht geschlagen wie in Silent Hill: Revelation.
Jumpscares ohne Ende (z.B. mit einem verdammten Toaster!) basierend auf einem Titel der doch eher für psychologischen Horror bekannt war.
Zumal der Finalkampf Monster gegen Monster auch dermaßen sinnlos war.
Danke für eine gute Fortsetzung dieser Artikel-Reihe ;]
Danke für die Rückmeldung ;]
Aber ja, ich frag mich auch, wie die dieses Drehbuch durchwinken konnten :/
Wieder mal sehr schöner Artikel. Silent Hill 2 kenne ich noch nicht, Teil 1 fand ich aber ziemlich gut, wenn er auch einige Längen hatte und dadurch teilweise ein wenig langweilig war. Aber Christophe Gans ist schon ein toller Regisseur mit Sinn für Setting, ich mochte schon den (zu Unrecht meiner Ansicht nach) teilweise gescholtenen Pakt der Wölfe extrem gerne (trotz des hässlichsten CGI Monsters der Filmgeschichte) den ich übrigens noch eine ganze Ecke besser fand.
Danke :>
Paket der Wölfe mochte ich auch ganz gerne, fand ihn aber etwas zu lang. Da fand ich sogar Silent Hill trotz der Länge noch etwas kompakter.
Hab die Spiele nicht gespielt aber den ersten Film fand ich ganz ok.
Allein für die Haut-Abzieh-Szene gibt's einen Ekel-Punkt extra
Cool, dank aktueller Filmkritik hat der Artikel ja richtigen Mehrwert. Ich hatte eigentlich vor, mir Revelatrion im Kino anzusehen. Scahde, dass er offenbar Schrott geworden ist.
Noch eine witzige Info zum ersten Teil: Die überflüssig wirkende Nebenhandlung mit Sean Bean kam (angeblich) dadurch zustande, dass ein erster Drehbuchentwurf, der Konami vorgelegt wurde, mit dem Kommentar zurückkam: "There are no men." Tatsächlich kommen in der Haupthandlung fast nur Frauen vor, in der B-Story dafür nur Männer. ;-)