Spielemessen: Digital ist nicht genug

Spielemessen: Digital ist nicht genug User-Artikel

Als Ersatz okay, als Dauerlösung nicht

Johannes / 2. März 2021 - 10:24 — vor 2 Jahren aktualisiert

Teaser

Wir befinden uns im zweiten Jahr, in dem Großveranstaltungen nicht stattfinden können. Doch digitale Ersatz-Events können auf die Dauer auch keine Lösung sein.
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Die Electronic Entertainment Expo (E3) kann dieses Jahr wie es aussieht bereits zum zweiten Mal nicht in ihrer gewohnten Form im Los Angeles Convention Center stattfinden und muss erstmals rein digital ausgetragen werden (2020 fiel sie komplett aus). Was wir aber nicht vergessen sollten: Schon vor Covid stand die Spielemesse zunehmend unter Reformdruck. Das Messegelände wurde wegen fehlender Modernisierungen als Austragungsort in Frage gestellt, 2019 ist mit Sony einer der wichtigsten Plattformanbieter der Veranstaltung komplett ferngeblieben. Ich habe mich gefragt: Eine rein digitale Spielemesse – kann das nicht auch über Covid hinaus die Zukunft sein?
 

Warum digital nicht schlecht ist

Der Gedanke an sich klingt auf den ersten Moment verführerisch, gerade bei der E3. Das ist die Messe, bei der alle großen Hersteller traditionell ihre neuen Blockbuster-Titel vorstellen, vielleicht sogar zum ersten Mal anspielbar machen. Aber lohnt es sich, dafür extra nach Südkalifornien zu reisen, wenn ich mir die Ankündigungen genauso gut im Stream ansehen kann? Okay, die Spiele kann ich nicht einfach im Stream antesten. Wobei – warum eigentlich nicht?

Was spricht dagegen, Demos neuer Titel nicht nur auf der Messe anspielbar zu machen, sondern sie für einen bestimmten Zeitraum auf Xbox Live oder im PSN einzustellen? Dann könnte ich mir als Spieler gleich selbst ein Bild machen und müsste mich nicht auf Previews und Berichte aus anderen Quellen verlassen. Das gilt für die E3, aber auch insbesondere für die gamescom. Ich persönlich würde es sehr viel bequemer finden, wenn ich mir die Demo des neuen Call of Duty einfach runterladen könnte, statt mich dafür einen ganzen Nachmittag bei schlechter Luft in einer Messehalle anstellen zu müssen.
 

Warum digital nicht genug ist

Andererseits funktioniert das aber auch nicht in allen Fällen. Ich war 2012 zum ersten Mal in Köln auf der gamescom. Das war am Pressetag und auch wenn es das erste Jahr war, an dem am Fachbesuchertag auch normales Publikum hereingelassen wurde (wer auch immer auf diese Idee gekommen ist: Ich hoffe, du trittst mit frisch angezogenen Socken in etwas Nasses!), waren die Wartezeiten an den meisten Ständen noch auszuhalten. Eins meiner persönlichen Highlights* an diesem Tag war, dass ich am Stand von Ubisoft Assassin's Creed 3 anspielen – und dabei zum ersten Mal die Wii U ausprobieren konnte, ein paar Monate vor ihrer Veröffentlichung. Auf der CeBIT im Jahr davor hatte ich zum ersten Mal einen 3DS in der Hand. Das sind Erfahrungen, die man eben nicht so einfach transportieren kann, indem man für Menschen zu Hause eine Demo bereitstellt.

Das muss noch nicht mal auf neue Hardware beschränkt sein: Ich würde unterstellen, dass viele Spieler:innen, die die Messe besuchen, nicht alle erhältlichen Konsolen und einen hoch performanten Spiele-PC zu Hause haben. Diese haben die Möglichkeit, bestimmte Titel, die sie trotzdem interessieren, vor Ort auszuprobieren.

Was man ebenfalls nicht vergessen darf ist, dass solche Veranstaltungen ein wichtiger Tourismus-Faktor sind. Klar, Köln und Los Angeles sind keine 2.000-Seelen-Dörfer wie Wacken, wo bis auf eine Woche im Jahr nichts los ist. Aber es gibt eben doch eine Menge von Veranstaltungen, die um die Messe herum stattfinden. Oder auch auf dem Gelände: Cosplayer:innen präsentieren ihre neuesten Kreationen, YouTuber:innen treffen sich mit ihren Fans. Für die Hotelbranche bedeutet das insgesamt sicher ein paar zehntausend Übernachtungen, wenn nicht mehr.

Verlassen wir die Perspektive der Spieler:innen und blicken ein Stück weit hinter die Kulissen. Denn natürlich ist es auch für Angestellte der Branche und für Journalist:innen wichtig, vor Ort zu sein. Ich merke das in meinem eigenen Beruf auch: Pausen-Gespräche am Rande von Veranstaltungen, Networking, findet in Zoom-Meetings einfach nicht statt. Und letztlich ist das Zusammentreffen der wichtigsten Industrieunternehmen auch ein politisches Thema. 2017 ist Angela Merkel erstmals auf der gamescom gewesen. Ich möchte unterstellen, dass die Bundeskanzlerin sich vermutlich eher nicht hätte blicken lassen, wäre es stattdessen nur eine handvoll Livestreams gewesen. Ich möchte auch unterstellen, dass sie eher nicht dort aufgetaucht wäre, wäre es nicht kurz vor der Bundestagswahl gewesen, aber das ist ein anderes Thema.
 

Die Zukunft der Spielemessen

Wie also kann die Zukunft der Spielemessen aussehen, in einer Welt nach Corona? Ich glaube nicht, dass es immer das ganz große Spektakel einer klassischen E3-Pressekonferenz sein muss. Nintendo hat in den vergangenen Jahren mit seinen Treehouse-Events gezeigt, dass es eine Nummer kleiner auch wunderbar funktioniert. Vielleicht bringen Publisher ja wirklich ein paar Demos für etablierte Konsolen auch gleich als Download zum selbst Antesten. Ich glaube aber aus den genannten Gründen, dass uns die klassischen Besuchermessen noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben werden.

*Anmerkung des Autors: Das eigentliche Highlight war natürlich, dass ich abends auf dem Weg nach draußen Philipp Spilker getroffen habe. Das war ein besonderer Moment für mich und wie ich annehme, auch für Philipp.
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In der Hoffnung, dass die Türen nächstes Jahr wieder geöffnet werden können.
Johannes 2. März 2021 - 10:24 — vor 2 Jahren aktualisiert
RoT 20 Gold-Gamer - P - 24743 - 2. März 2021 - 10:29 #

Danke für den Artikel :D

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 10:55 #

Schöner Artikel, der einige Aspekte gut anreißt. Eine Spielemesse ist eben nicht nur langen anstehen an einem Messestand zum spielen einer Demo oder als Pressevertreter das Hetzen von Termin zu Termin. Da steckt, wie so oft, noch deutlich mehr dahinter, was sich rein digital nicht umsetzen lassen wird. Der Erfolg der GC, die regelmäßig gute Besucherzahlen hat, zeigt ja auch, dass sich das Konzept noch lange nicht überholt hat. Gerade eine E3 oder GC ist so ein Ankerpunkt gewesen, der einfach auch eine internationale (E3) oder nationale (GC) Strahlkraft hat, die ein reiner digitale Event nicht erzeugen wird. Vielleicht wird der Trend ja zu kleineren Veranstaltungen gehen, wie z.B. die EGX - aber wie du schon schreibst, Besuchermessen wird es noch lange geben.

Simonsen 16 Übertalent - 5410 - 2. März 2021 - 11:00 #

Sehr schöner und nachvollziehbarer Artikel angnehmer Länge!

Auch wenn ich persönlich nicht mal auf so eine Messe gehen würde, wenn man mich bezahlt und keine Warteschlangen da wären ;)

Dachte bei der Überschrift auch kurz an die SPIEL, das ist dagegen eei durchaus interessantere Messe für mich, weil da HAPTIK und Test wirklich alles ist und digital kaum möglich ist.

Maestro84 19 Megatalent - - 18098 - 2. März 2021 - 11:34 #

Ich sehe von zu Hause aus gerne Redakteure durch volle Hallen laufen und schwitzen.

BruderSamedi 18 Doppel-Voter - P - 12684 - 2. März 2021 - 11:43 #

Hands-On-Expertise ist das eine, steht aus meiner Sicht aber in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den man dafür treiben muss: stundenlange Anfahrt (oder sogar langer und teurer Flug nach LA), vor Ort dann stundenlanges Schlange stehen bei gehörschädigender Geräuschkulisse und am Ende eines ganzen Tages hat man vielleicht 3x15 Minuten was neues angespielt, was man sich genauso hätte im Video anschauen können. Eine Konsolenbestellung und anschließende Rückversendung erlaubt längeres Anspielen mit weniger Aufwand. Oder alternativ ein Besuch des nächsten HiFi-Marktes, die ja auch meistens ein paar Konsolen zum Spielen aufgebaut haben.

Den Mehrwert, einen interessanten Titel, für den mir die Hardware fehlt, für 10-30 Minuten nur auszuprobieren, sehe ich ebenfalls nicht. Vor allem, da mittlerweile alles überall hin gestreamt werden kann.

Halbwegs gut erreichbar und ohne Warteschlangen kann das jedoch mehr Spaß machen: im alten GC-Standort Leipzig war weniger los, nur wenige Spiele hinter Warteboxen und deutlich mehr zum "mal eben anspielen", aber vielleicht hat sich das in Köln auch etwas verbessert, seit ich vor vielen Jahren zuletzt da war? Der Vorteil ist, dass man eher neue Spiele entdeckt, die man noch nicht auf dem Schirm hatte, einfach weil man an einem Stand vorbei geht und Anspielplätze frei sind.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 12:56 #

Wenn es dir als Konsument rein darum geht, neue Spiele anzustesten und du dabei auch nur ganz bestimmte Spiele im Blick hast (insbesondere AAA), dann gebe ich dir recht.

So eine Messe ist aber in der Regel doch mehr als das reine Anspielen. Sie ist Treffpunkt gleichgesinnter und insbesondere die GC bietet rund darum ein breites Programm.

Zudem kommt ja auch noch der Buissnes-Teil dazu. Da hast du als Hersteller und Entwickler einen großen Teil der Presse, Investoren etc. an einem Platz. Und als Pressevertreter einen großen Teil der Hersteller ohne großen Aufwand. Das sind schon auch Effekte, die an sich postiv sein können.

Und nebenbei: Ich hab schon lange keinen Hifi/Elektronikmarkt mehr gesehen, in dem man großartig was ausprobieren konnte (außer vielleicht eine FIFA-Demo).

BruderSamedi 18 Doppel-Voter - P - 12684 - 2. März 2021 - 17:08 #

Ich schreibe ja als Privatkonsument, in diese Richtung verstand ich auch den Artikel. Also was Hersteller und Entwickler außerhalb der Publikumshallen besprechen, ist für mich nicht relevant. Dazu können sie ja auch eine Fachkonferenz ohne Öffentlichkeit veranstalten.

Ein Programm mag vorhanden sein, wie gesagt meine Erfahrung basiert auf einem Tag in Köln vor etlichen Jahren und hat mich nicht zum erneuten Besuch motiviert.

Ich weiß es nicht genau mit den Elektronikmärkten, aber es ging ja um die Konsolen, also die Hardware, die Controller mal anzufassen usw., egal was da dann für ein Spiel läuft.

Punisher 22 Motivator - - 32152 - 2. März 2021 - 12:05 #

Schön geschrieben und auch nachvollziehbar, lässt allerdings meiner Meinung nach den Aspekt ausser acht, dass es einfach nicht mehr zeitgemäß ist, hundertausende Leute unter Verwendung unglaublicher Mengen fossiler Brennstoffe zusammen mit Ausstellern, die häufig Messestände für den einmaligen Gebrauch bauen lassen, die danach in irgendwelchen Hallen verrotten und billige Werbegeschenke verteilen, die zu 90% auf der Müllhalde landen, durch die halbe Welt zu transportieren - mit dem Zweck dass sich der überwiegende Teil am Ende Videos vor Ort ansehen wird.

Ich bin tatsächlich kein FFF-Aktivist oder so, finde dennoch, dass man die diversen Aspekte der Planetenschädigung durchaus in Frage stellen sollte. Messen - und insbesondere Consumer-Messen - betrachte ich als ein Relikt der Vergangenheit, das wegen mir in der aktuellen Form nicht wiederkommen braucht. Ähnlich sehe ich übrigens die Präsenzkultur in Unternehmen, die allmorgen- und abendlich für verstopfte Straßen sorgt. Natürlich darf man anderer Meinung sein als ich, aber ich denke den Aspekt darf man nicht vergessen.

ganga 20 Gold-Gamer - 22825 - 2. März 2021 - 12:44 #

Da schließe ich mich diesem Kommentar und dem von Bruder Samedi an. Die live Erfahrung bei sowas wie 3ds ist sicher wichtig, aber bei den meisten Streams zu neuen Spielen spielt die live Erfahrung doch kaum eine Rolle. Und die Übernachtungen in den Städten sind ja wirtschaftlich ein netter Nebeneffekt, aber imo kein Argument für die Spielebranche pro Messe.
Hab es trotzdem gerne gelesen!

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 12:58 #

Ich glaube, das sämtliche Messen in einer Stadt mehr als nur ein wirtschaftlicher Nebeneffekt sind, sondern ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor.

ganga 20 Gold-Gamer - 22825 - 2. März 2021 - 13:44 #

Ja das mag sein aber das kann doch kein Argument aus der Spielersicht pro Messen sein. Das ist dann ein Argument für den Veranstalter oder die Stadt.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 14:04 #

Ich habe den Text nicht so verstanden, das er rein die Spielersicht wiederspiegeln soll, sondern schon alle Seiten beleuchtet.

ganga 20 Gold-Gamer - 22825 - 2. März 2021 - 15:04 #

Okay, ich dachte eher dass wäre die Sicht der Spieler oder der Spielebranche. Gesamtwirtschaftlich ist das ein Faktor, ja.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 12:57 #

Der Umweltaspekt ist durchaus ein valider Punkt.

SupArai 25 Platin-Gamer - P - 60054 - 2. März 2021 - 13:46 #

Hinter dem Zusammenkommen von Menschen steckt aber so viel mehr als die reine Rationalität.

Wofür sollen Zuschauer zurück ins Fusballstadion? Stream-Ticket kaufen und daheim auf dem Sofa geht es doch auch!

Was fehlt? Schal umlegen und zum Bahnhofs laufen, egal bei welchem Wetter! Der Weg zum Stadion, im Bus neben dem zahnlosen, nach Bier riechenden Typen zu stehen, der nur "komische" Sachen erzählt! Die frische Bratwurst mit Senf und mit Freunden, Bekannten und Unbekannten "komische" Sachen erzählen. Die eigene Mannschaft anfeuern, laut klatschen, die Gegner angrunzen. Sich dabei im Winter den Arsch abfrieren und im Sommer im unüberdachten Auswärtsblock schwitzen wie ein Schwein. Torjubel mit dutzenden anderen Bekloppten, gemeinsam enttäuscht nach Hause fahren wenn andere öfter jubelten.

Letztlich brauchen wir Menschen, meiner Meinung, diese direkte Auseinandersetzung mit anderen. Friedlich vereint beim gemeinsamen Hobby, in der Warteschlange für fünf Minuten Nextgen-Weltkriegsshooter, aber auch im (Wett)Streit, auf Demos, im Sport oder verschiedenen Tribünen.

Dass Systeme pervertieren (z. B. Olympische Spiele) ist in der Tat ein Problem. Dass jeder am liebsten mit dem eigenen Auto anreist und Nachhaltigkeit nur eine untergeordnete Rollen spielt, auch. Daran könnte man arbeiten, aber das interessiert die meisten Menschen schlicht nicht genug (Wie, morgen!?). Daran zu arbeiten wäre aber aus meiner Sicht der bessere Ansatz, als echten Kontakt immer weiter einzuschränken, weil er als nicht effizient bewertet wird.

Jürgen 27 Spiele-Experte - P - 80385 - 2. März 2021 - 14:11 #

Nun ist der Weg zum Stadion (wie Du schreibst im Bus) schon noch mal was anderes als die Messestände bei egal welcher Messe. Aus Deinem "Was fehlt?"-Absatz würde mich ehrlich gesagt nur die Bratwurst reizen :D
Vielleicht bin ich als relativ introvertierter Mensch auch zu sehr auf mein kleines Umfeld konzentriert, aber nach diversen Frankfurter Buchmessen und einer einzigen Gamescom muss ich sagen, dass mir Messen nicht so richtig fehlen würden. Direkte Auseinandersetzungen suche ich mir gerne vor Ort. Auch, wenn ich einige User hier gerne mal in Köln oder Frankfurt treffen würde.

SupArai 25 Platin-Gamer - P - 60054 - 2. März 2021 - 14:39 #

Nun, mir ging es eher darum zu zeigen, dass ein Messe-, Stadionbesuch oder jedes andere Außer-Haus-Happening den Menschen in Bewegung und mit anderen zusammenbringt.

Er macht sich auf. Das funktioniert auch alleine im Auto. Ich bin übrigens kein Autogegner, nur trägt der Verkehr, zum Beispiel vor einem BuLi-Spiel in Dortmund, sicherlich nicht zur allgemeinen Zufriedenheit bei. ;-)

Mein Fußball-Beispiel ist auch wirklich nur mein Beispiel. Mich reizt zum Beispiel ein Besuch der gamescom, obwohl ich direkt um die Ecke wohne, nullkommanull. Aber den Wert des Events für Menschen kann ich nachvollziehen. Ich mache mich lieber früh morgens von Bonn auf in Richtung Rödinghausen, um ein Viertligaspiel zu schauen, dass in der Regel verloren geht.

Ich kann mich mit dem Gedanken, dass im Bereich des menschlichen Zusammenkommen Effizienz wichtiger als Hedonismus sein soll, im theoretischen Darüber-nachdenken nicht anfreunden.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 14:44 #

Ich sehe das so wie du. Viele Dinge leben grundsätzlich von ihrem gewissen Ambiente. Das kann man ja beliebig fast auf alles anwenden. Warum Konzert? Livestream geht auch. Warum Kino? Livestream geht auch. Warum Restaurant? Lieferdienst geht auch. Aber in vielen Fällen macht es halt das Umfeld, die Athmosphäre usw. zu einem besonderen Erlebnis, das man nicht immer auf "einfache" Alternativen runterdampfen kann. Bei all diesen Sachen gibt es natürlich genug Leute, die das so in der Form nicht brauchen, aber auch immer noch genug, für die das wichtig ist.

Jürgen 27 Spiele-Experte - P - 80385 - 2. März 2021 - 14:13 #

Sehr guter Punkt. Ich stand bei meinem einzigen Gamescom-Besuch neidlos neben der Menge, die für ein Billigst-T-Shirt schreiend im Pulk vor einer Bühne rumhampelten. Von der Buchmesse kann ich sagen, dass viele der Stände wenigstens einige Jahre verwendet werden. Das ist naturgemäß bei den Games-Ständen schwieriger, wäre aber auch nicht unmöglich.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 14:47 #

Zum Glück habe ich, durchaus gute und schöne T-Shirts, auch der Gamescom auch ganz ohne schreien und rumhampeln bekommen. Diese Aktionen vor der Bühne an diversen Ständen ist auch etwas, was ich eher mit komischen Gefühlen beobachtet habe. Aber mei, wem´s gefällt :-)

Und auch auf der Gamescom gibt es meiner Erinnerung nach durchaus viele Stände, die mehrere Jahre genutzt und im Folgejahr ggf. nur leicht modifiziert wurden. Denn die sind in der Tat sackteuer.

Bluff Eversmoking (unregistriert) 2. März 2021 - 12:48 #

Habe mich noch nie für Messen interessiert. Bin nicht in der Branche beruflich tätig, und als Käufer interessiert mich allenfalls der fertige Kram nach der Veröffentlichung, und nicht das Gute-Laune-Brimborium im Vorfeld.

rammmses 22 Motivator - - 32253 - 2. März 2021 - 13:33 #

Keine überzeugenden Argumente, denn wer finanziert denn die Messen? Die Publisher/Entwickler, die ihre Spiele zeigen wollen, das ist für die nicht billig und gerade die großen haben genug Anziehungskraft, um alleine ein Event auf die Beine stellen zu können. Ein Rockstar war noch nie auf einer Messe, Sony und Mircosoft veranstalten Parallel-Events für wichtige Ankündigungen usw. Noch dazu lassen sich gerade Spiele viel effektiver und einfacher über youtube, Twitch und zeigen und zum Anspielen kann man auch eine Demo veröffentlichen. Von dem ganzen Drumherum mit Tourismus, Cosplay usw. hat der Hersteller doch nichts, er will Spiele bekannt machen und bewerben und dafür braucht man keine physische Messe. Man könnte lediglich sagen, dass es für die ganz kleinen etwas sein könnte, aber die gehen auf den bisherigen Messen auch eher unter und fahren besser damit, ihren Trailer etwa beim Sony State of Play zu zeigen. Videospielmessen haben ausgedient.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 2. März 2021 - 15:13 #

Schade, aber nötig. In Zeiten von Pandemien müssen Luxusprobleme nach hinten angestellt werden.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 2. März 2021 - 15:30 #

Da hast du grundsätzlich recht.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 437392 - 2. März 2021 - 16:11 #

Lese ich später noch, aber dem Titel kann ich schon mal zustimmen. Gerade aus Sicht "normaler Spielenthusiasten" ist die Gamescom aber natürlich ein wesentlich größerer Verlust als die E3, auf der alle außer der Presse (nun, und sogenannte Influencer mit entsprechender Reichweite) absurde Preise zahlen müssen, um reinzukommen.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 55352 - 2. März 2021 - 17:10 #

Für Konsumenten halte ich Spielemessen tatsächlich dauerhaft für verzichtbar. Mir reicht jedenfalls ein kleiner YT-Trailer, ich muss nicht stundenlang anstehen, um einen halbfertigen Titel für ein paar Minuten "selbst zu erleben".

Mich nerven Previews eh, vor allem, wenn sie seitenlang ausufern. Große Messen haben zudem den SEHR unangenehmen Nebeneffekt, dass da unglaublich viele Spiele auf einen Schlag gepreviewed werden. Die E3-Wochen oder Gamescom-Wochen hier auf GamersGlobal find ich schrecklich! Alles wird mit Infoschnippseln geflutet, die eigentlich keinerlei Nachhaltigkeit haben. Viel angenehmer finde ich es, wenn eine Firma/Publisher ihr Lineup (zeitlich!) abseits solcher großen Messen zeigt, wo dann 5 statt 500 Titel um Beachtung bitten.

Für Fachbesucher, Businesskontakte, Vorträge etc. mag das "große Zusammenkommen" sinnvoller sein. Aber auch das lässt nach, finde ich. Ich war in den 90ern jedes Jahr auf der CeBit, oft mehrere Tage lang, aber mein letzter Besuch ist locker 15 Jahre her. Die Entwicklungszyklen sind einfach auch zu kurz geworden, als dass eine jährliche Messe da noch für echte Knaller sorgen kann. Und aus dem Alter bin ich raus, dass ich wegen der VIP-Lounges und After-Show-Partys dorthin fahre :]

Trotzdem eine schöne, knackige Kolumne von Johannes! Aufn Punkt.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - - 254917 - 2. März 2021 - 19:28 #

Ja, das hoff ich auch. Danke für den Artikel.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 35163 - 2. März 2021 - 23:50 #

Schöner Artikel, dessen Fazit ich so zustimmen kann. Die gamescom ist eben viel mehr als nur lange Schlangen bei AAA-Spielen. Die Indie Arena Booth, bei ich der schon mehrmals als Ehrenamtlicher beim Auf- und Abbau des Standes sowie während der Messe selber mitgeholfen habe, ist da auf alle Fälle zu nennen. Wo sonst kommt man direkt mit den Entwicklern ins Gespräch? Und auch der Retro-Stand mit seinen zahlreichen Arcade- und Flipperautomaten ist jedes Jahr ein Highlight. Genau wie die Parties nach der Messe. Ich erinner mich noch sehr gerne an die Adventuretreff-Party, auf der Ron Gilbert und Charles Cecil anwesend waren (und auch Benjamin oder war das ein anderes Jahr?). Die Treffen mit anderen The-Pod-Hörern, die Gamestar-Parties, die GamersGlobal-Abendessen und das Dinner mit den Assassin's-Creed-Odyssey-Entwicklern sind mir auch in wohliger Erinnerung geblieben. Das können rein digitale Veranstaltungen einfach nicht ersetzen.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 466450 - 3. März 2021 - 11:06 #

Ja, Retro und Indie Bereich waren immer klasse. Allerdings in der Form irgendwie nicht wieder vorstellbar (i.d.R. super dicht gedrängt alles, deutlich schlimmer als im Messe-Schnitt, der ja schon nicht ohne ist).

Green Yoshi 22 Motivator - P - 35163 - 3. März 2021 - 11:39 #

Dieses Jahr sicher nicht, aber bis August 2022 sind wir hoffentlich alle geimpft.

Ich empfand es an den normalen Besuchertagen überall voll, negativ wahrgenommen habe ich es aber nur in den Merchandising-Hallen.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 3. März 2021 - 12:27 #

Die Merchandising-Hallen suche ich an den Besuchertagen auch nicht freiwillig auf. Da ist das Gedränge teils schon echt Hardcore gewesen.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 3. März 2021 - 13:05 #

Vorausgesetzt, dass Virus mutiert nicht mehr und die Impfung reicht für die nächsten Jahre. Also eher nicht

Green Yoshi 22 Motivator - P - 35163 - 3. März 2021 - 13:29 #

Die meisten Impfstoffe sollen auch vor den Mutationen schützen. Wobei es glaube ich noch kaum belastbare Daten zur kalifornischen Mutation gibt. Meine Aussage bezieht sich nur auf die britische und südafrikanische Mutation.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 3. März 2021 - 13:56 #

Das werden nicht die einzigen bleiben. Und Bill Gates meinte auch schon, dass wir uns auf Pandemien so einstellen müssen wie es mit Erdbeben und dergleichen ist. Wirklich verschwinden wird das wohl nicht mehr

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 3. März 2021 - 14:03 #

Wäre schön, wenn er damit so falsch liegen würde, wie mit seiner Einschätzung zum Internet damals :-)

Harry67 20 Gold-Gamer - - 23669 - 3. März 2021 - 16:35 #

Das war aber nur eine sehr kurze Phase.
Sonst wäre es nichts mit Browserkrieg ab 1995 geworden ;)

Selo 13 Koop-Gamer - 1682 - 3. März 2021 - 21:50 #

Mutationen sind in der Regel der Anfang vom Ende einer Pandemie. Tatsächlich fallen die Infektionsraten in den Ländern mit hohen Mutationsinzidenzen ebenso stark wie anderswo - in Südafrika beispielsweise um 33 Prozent binnen einer Woche. Die angekündigte Katastrophe in Indien ist ebenfalls ausgeblieben, dort herrscht schon fast wieder Normalität.

Bill Gates hat natürlich Recht damit, dass es in Zukunft jederzeit wieder zu Pandemien kommen kann, so wie es auch jederzeit zu anderen Naturkatastrophen kommen kann.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 23669 - 3. März 2021 - 22:19 #

Wir wissen nichts über die Faktenlage in Indien. Sterblichkeit, Krankheitsfälle, Infektionen ... Da fallen ganze Bevölkerungsschichten durchs System. Ich weiß ja nicht, ob du schon mal dort warst, aber wenn ja, sollte auch dir klar sein, dass, wenn überhaupt, frühstens in den nächsten Jahren mit halbwegs erschlossenen Zahlen zu rechnen ist.

Selo 13 Koop-Gamer - 1682 - 3. März 2021 - 22:36 #

Die Deutschen mit ihren Faxgeräten könnten sich ihre Überheblichkeit mal langsam kneifen...

Reicht dir die tagesschau als Quelle?
https://www.tagesschau.de/ausland/corona-indien-139.html

Harry67 20 Gold-Gamer - - 23669 - 3. März 2021 - 23:04 #

Auch in dieser durchaus seriösen Meldung ist vieles nicht erfasst und bleibt offen. Wenn dir nur Überheblichkeit als Deutung einfällt hat das nur was mit dir zu tun. Der Kontinent hat schon die britische Krone schlicht assimiliert und ist bestimmt nicht auf deine oder meine moralische Bewertung angewiesen.

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 3. März 2021 - 12:26 #

Ich hab den Retro- und Indiebereich eigentlich immer eher zur "Entspannung" aufgesucht und auf keinen Fall als deutlich schlimmer, als den Messe-Schnitt empfunden. Aber natürlich ist dort mehr los, als im Fachbesucherbereich ;-)

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 74055 - 3. März 2021 - 14:46 #

In der Indie-Booth konnte schon sehr dichtes Gedränge herrschen, aber im Retro-Bereich war es immer ruhig im Vergleich zum Rest der Messe, wenn ich da war. :)

euph 30 Pro-Gamer - P - 128060 - 3. März 2021 - 14:50 #

Gedränge war da schon, aber auf eine ganze andere und IMO "positivere" Art als in den anderen Haupthallen.

Jürgen 27 Spiele-Experte - P - 80385 - 3. März 2021 - 12:40 #

Ich war nur ein einziges Mal in Köln beim Retrokompott-Stand dabei und bin von dort aus einmal so mutig gewesen, in die anderen Hallen zu gehen. Danach wusste ich den Retrobereich erst richtig zu würdigen als Hort der Ruhe :)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 81250 - 5. März 2021 - 10:35 #

Schön knackiger Meinungsartikel. Ich finde, man muss unterscheiden zwischen reinen Fahbesuchermessen wie der E3 und Consumer-Veranstaltungen wie der GC - und dann auch ncoh zwischen dem Nutzen für Journalisten und dem für Kunden.
Auf eine E3 als Präsenzveranstaltung köntne ich als Kunde im Grunde verzichten. Ob die Pks der Hersteller vor Live-Publikum stattfinden oder als Aufzeichnung ist mir recht egal, wenn ich es eh im Stream gucke. Auch Anspiel-Events für die Presse gehen, wie das vergangene Jahr gezeigt hat, auch per Stream oder temporär gültigem Key. Jemand wie Jörg sieht das anders, für ihn ist das Networking wichtig, das Treffen mit Entwickler:innen oder internationalen Kolleg:innen. Das ist schwer zu ersetzen, auch mit Video-Interviews. Verständlich, gleichzeitig stimme ich aber auch Punishers Kommentar zu, dass die mengen an Flugzeugtreibstoff, die in die Luft geblasen werden, damit aus aller Welt Leute für drei Tage nach LA düsen, unverhältnismäßig ist.
Eine GamesCom ist aus den im Artikel beschriebenen Gründen was anderes. Die Möglichkeit, für "normale" Spieler:innen, Vorabversionen anzuspielen und dabei vielleicht sogar vom Entwickler beraten zu werden, ist schon etwas Besonderes (auch wenn es sich teilweise mit Demo-Festivals, wie Steam sie in letzter Zeit veranstaltet hat, nachbilden lassen), auch das Drumherum mit Cosplay, Retrohalle und Fantreffs ist unersetzlich. Auch heir gibt's internationale Besucher, aber ich denke, es ist nicht so ausufernd wie bei der E3, es sind wohl vor allem leurte aus Europa und weniger aus amerika oder Asien, sprich die Wege sind nciht ganz so weit. Auch wenn ich die GC mit ihren Menschenmassen nciht mehr besuche, finde ich sie auch für den Standort Deutschland doch wichtig. Für die Journaille scheint sie mir aber eher ein Anhängsel zur E3 zu sein, wo es selten wirklich neues zu sehen gibt - höchstens halt von lokalen Entwicklern.
Aber rein persönlich gesehen würde ich die E3 in der bisherigen Form tatsächlich weniger vermissen, das geht auch mit digitalen Events - und die müssen dann wirklich nicht alle gleichzeitig stattfinden.