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Smallworld auf dem iPad User-Artikel

Falk 11. August 2011 - 13:44 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Es gab einmal eine Zeit, in der Brettspiele weitere Verbreitung fanden als ihre digitalen Geschwister. Das ist lange her. Heute versuchen Brettspielverlage, mit Videospielumsetzungen ihrer besten Spiele zu punkten. Wenig eignet sich dafür so gut wie das iPad.
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Smallworld erschien 2009 und wurde schnell zum mit mehreren Awards bedachten Überraschungserfolg. Das Spiel des belgischen Autors Philippe Keyaerts basiert auf dem 10 Jahre zuvor erschienen Vinci und ist wie dieses letztlich ein Eroberungsspiel. Allerdings ein eher friedliches und dank der frechen Comicgrafik ein zahmer Vertreter seines Genres. Erschienen ist die Brettspielvorlage beim amerikanisch-französischen Verlag Days of Wonder, der auch für die iPad-Version verantwortlich ist.
 
Seefahrende Riesen
 
In Smallworld treten Fantasyvölker gegeneinander an, indem sie sich Ländereien auf dem schön gestalteten Spielplan streitig machen. Der Twist, den Keyaerts dem üblichen Strategiespielprinzip hinzufügt, ist die geringe Halbwertszeit der Völker – ihr spielt eine Partie praktisch nie mit nur einer Rasse durch, sondern schickt sie zu beliebigem Zeitpunkt in den Untergang. Dann wählt ihr ein neues Volk und beginnt den Eroberungsfeldzug von vorne.
 
Jeder Rasse wird vor der Partie zufällig eine Fähigkeit zugewiesen. So könnt ihr in einem Spiel seefahrende Elfen und Berserkerriesen wählen, im nächsten Spiel Berserkerelfen und seefahrende Riesen. Sowohl die Völker als auch die Fähigkeiten beugen die Regeln ein wenig zu Gunsten des Spielers und geben zusammen die Anzahl an Völkerplättchen an, mit denen ihr die Welt unterjochen dürft. Mit 14 Rassen und 20 Fähigkeiten ergeben sich so stets neue Möglichkeiten.
 
Kombovielfalt
 
Das Kampfsystem, wenn man es so nennen will, ist denkbar einfach: Um eine Region zu erobern müsst ihr zwei Völkerplättchen in dieselbe legen, und zusätzlich ein weiteres für jedes dort befindliche Plättchen einer anderen Rasse. Am Ende jeder von 10 Runden erhaltet ihr für jede kontrollierte Region einen Siegpunkt. Dieses simple Grundgerüst gewinnt seine Würze durch die Völker-Fähigkeiten-Kombos.
 
Riesen etwa benötigen ein Plättchen weniger, um von Gebirgen aus angrenzende Regionen zu unterwerfen. Handelt es sich bei diesen Giganten dann auch noch um speziell ausgebildete Kommandoriesen, kostet das Besetzen sämtlicher Regionen ein Plättchen weniger. Greift ihr dann vornehmlich Regionen neben einem Gebirge an, spart ihr zahlreiche Plättchen und könnt euch so weiter ausbreiten.
 
Andere Sonderregeln gestatten das Kassieren zusätzlicher Siegpunkte etwa für das Halten von Waldfeldern oder für’s Erobern selbst, wieder andere bringen Helden oder Festungen ins Spiel, die in der Defensive helfen. Da man pro Partie locker drei Völker ins Spiel bringen kann, kommt es vor allem auf geschicktes Verketten der Sonderregel-Kombinationen an.
 
Wischen und Auswischen
 
Die iPad-Variante ist hervorragend in Szene gesetzt und nutzt die komfortable Wischsteuerung auf intuitive Weise. Das Flair der analogen Vorlage hat Days of Wonder gut eingefangen. Unterschiede gibt es trotzdem: vor allem der Umstand, dass man sich auf das 2-Personen-Spiel beschränken muss, während das Brettspiel auch zu fünft gezockt werden kann, trübt die Freude etwas. Hier hätte der Verlag wenigstens mit alternativen 2-Spieler-Plänen für Abwechslung sorgen können.
 
Zu Beginn kam Smallworld sogar ohne KI aus, es war also alleine gar nicht spielbar. Das hat sich inzwischen geändert, und die KI macht einen sehr guten Job, den Spieler vor Herausforderungen zu stellen. Natürlich kann man das iPad auch weiterhin zwischen zwei Menschen legen und als digitales Spielbrett verwenden, was hervorragend funktioniert. Weniger gelungen ist das Tutorial – oder was der Entwickler als solches verkauft. Ihr könnt es zu jeder Partie hinzuschalten und bekommt dann einige Erklärungen geliefert, die aber unvollständig und arg konfus sind. Besser ist es, einfach drauflos zu spielen und dann die mitgelieferten Kurzregeln querzulesen.
 
Mit 5,49 Euro ist Smallworld für seinen Umfang nicht allzu günstig, aber allemal sein Geld wert. Dazu gibt es für je 1,59 Euro zwei Erweiterungen als In-App-Kauf. Diese bieten neue Rassen und Fähigkeiten. Wer auf’s Brettspiel-Feeling wert legt, aber nicht in hinreichender Regelmäßigkeit über genug reale Mitspieler verfügt, der kann hier beruhigt investieren. Da die Partien mit gemütlichen 20 Minuten schnell gespielt sind, fängt man gerne ein zweites oder drittes Mal an. Dann vielleicht mit wohlhabenden Rattenmenschen oder fliegenden Zwergen.
Falk 11. August 2011 - 13:44 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Sleeper1982 14 Komm-Experte - 2640 - 11. August 2011 - 13:49 #

für spielbrettumsetzungen ist ein tablet wirklich gut geeignet auch wenn ich finde das sie dafür vielleicht noch ein wenig größer sein könnten. Da wäre dann wohl doch eher 22 Zoll und größer angebracht, aber das wäre wohl wieder zu unhandlich :)

maddccat 19 Megatalent - 14112 - 11. August 2011 - 14:07 #

Vielleicht nicht als richtiges Tablet sondern als digitales Spielbrett in nicht allzu ferner Zukunft denkbar. Neue Spiele könnte man dann einfach über das Internet beziehen und auf sein Spielbrett laden.
Wer weiß, woran die Brettspielehersteller bereits rumbasteln... :)

jediii 18 Doppel-Voter - 9749 - 11. August 2011 - 14:47 #

stimmt! microsoft hat sowas ja auch mal (oder sogar noch immer?) erprobt. fände sowas super :)..

http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-27914.html

Sleeper1982 14 Komm-Experte - 2640 - 11. August 2011 - 16:29 #

ja sowas wäre schon geil. Also einen Käufer hätten sie schon ;)

Ein richtiges BRettspiel macht zwar auch spaß aber ich finde so könnte man dann auch ganz neue Ansetzte bei Brettspielen finden.

Oder ne Runde R.U.S.E. uaf so nem Teil. In der Werbung zu dem Spiel wurde sowas ja schon angedeutet.
Aber das daurt wohl leider noch ein wenig, auch wenn die Technik wohl schon da ist

Falk 14 Komm-Experte - 1922 - 11. August 2011 - 14:20 #

Für 1- bis 2-Spieler-Partien gibt das iPad schon ein gutes Spielbrett ab, gerade auch während Bus- und Bahnfahrten o.ä. Für größere Runden ist es aber in der Tat viel zu winzig.

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 11. August 2011 - 14:57 #

Schön, dass jemand was zu Brettspielumsetzung auf dem iPad schreibt. Selten (wie es in der Ankündingsnews steht) sind die aber nicht. Boardgamegeek hat ein Blog (http://boardgamegeek.com/blog/164), das sehr oft (zweimal die Woche mindestens) Neuerscheinungen erwähnt und oftmals auch testet.

Ich hab zwar Smallworld noch nicht (wohl Ticket to Ride) und man muss hervorheben, dass Days of Wonder selber entwickelt und nicht jemanden mit der Umsetzung beauftragt, was der Qualität der Spiele wirklich, wirklich dient!

Falk 14 Komm-Experte - 1922 - 12. August 2011 - 9:13 #

Das Blog lese ich auch, ist gut gemacht (wie eigentlich alles bei BGG). So viele Umsetzungen sind das aber nicht, finde ich. Da ginge deutlich mehr.

Die Qualität der DoW-Titel ist in der Tat sehr hoch, verglichen mit Umsetzungen von Dritten. Der "Production Value" ist einfach ein anderer.

Poledra 18 Doppel-Voter - 12380 - 11. August 2011 - 17:58 #

Schöner Artikel, bitte mehr davon.

TwentY3 16 Übertalent - P - 5501 - 12. August 2011 - 8:09 #

Ich hab jetzt auch schon einige Brettspiele auf dem iPad. Diese Woche kam Puerto Rico hinzu. Macht zwar grafisch kaum was her, das Spiel ist aber super. War nicht umsonst jahrelang Nummer eins bei Boardgamegeek.

Falk 14 Komm-Experte - 1922 - 12. August 2011 - 9:15 #

PR habe ich mir auch gleich gekauft. Ich plane auch, dazu den nächsten User-Test in Angriff zu nehmen.

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