In Raft setzt euch der Indie-Entwickler Redbeet Interactive mit einer kleinen Palette auf hoher See aus. Mehr erfahrt ihr anfangs nicht. Macht das trotzdem Lust auf Meer?
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Bei Raft handelt es sich um ein Open-World- oder besser Open-Sea-Survival-Spiel. Bevor ihr loslegt, erschafft ihr eine neue Welt und wählt, wo euer Fokus liegen soll: Einfach im Kreativmodus mit unendlichen Ressourcen ohne Hunger und Durst bauen oder doch lieber in friedlicher Eintracht mit der Umwelt unter Survivalbedingungen? Das Komplettpaket aus Überleben, Sammeln und Entdecken erlebt ihr auf Wunsch in Abstufungen in den Schwierigkeitsgraden Leicht, Normal oder Hart.
Ein Tag im Meer
Raft versetzt euch mitten aufs Meer. Nur mit einem Enterhaken ausgerüstet findet ihr euch allein auf einer 4x4-Palette wieder. Mit eurem ersten Arbeitsgerät fischt ihr vorbeitreibende Gegenstände aus dem Ozean und erhaltet so Materialien für den Ausbau eures Floßes. Palmblätter, Holzplanken, Kunststoffe sind die begehrten Güter. Vorbeitreibende Holzfässer stellen schon High-End-Loot dar, denn hier gibt es auch mal Seile, Steine, eine rohe Rübe oder eine rohe Kartoffel einzuheimsen. Habt ihr euch einigermaßen ausgestattet, beginnt ihr euer Floß zu vergrößern, craftet die erste Angel, fangt damit einen Fisch und baut neben einem Grill auch ein Gerät zum Entsalzen des Wassers. Wichtig, denn ohne die Befriedigung eurer elementarsten Bedürfnisse droht die Entkräftung und letztendlich der Tod. Mit zunehmender Spielzeit erweitert ihr kontinuierlich euer Repertoire an nützlichen Gegenständen und Bauoptionen, was das Überleben erleichtert und euch zunehmend die Entdeckung eurer Umgebung ermöglicht.
Allein, allein?
Aller Anfang ist schwer.
Ganz allein seid ihr dann doch nicht. Von Beginn an müsst ihr euch mit einem Hai herumplagen, der regelmäßig euer Floß anknabbert und ein Element herausfrißt, solltet ihr ihn nicht schnell genug vertreiben. Habt ihr eure ersten Gemüsebeete angelegt, erwehrt ihr euch der Möwen, die von den Setzlingen in euren zusammengezimmerten Beeten angezogen werden. Möglichkeiten der Erkundung bieten euch verlassene, herumtreibende Flöße und anfangs kleine Inseln. Während ihr auf den Flößen immer nur eine Kiste mit zum Teil seltenen Materialien wie Scharnieren oder Glas findet, sammelt ihr auf den Inseln außerdem Blüten zum Herstellen von Farben, Samen für eure Beete und Obst für die ausgewogene Ernährung. Außerdem könnt ihr bei den Inseln Tauchgänge unternehmen, um weitere Materialien wie Metalle, Lehm und Sand zu finden. Diese benötigt ihr zwingend für weitere Ausbauten, denn es gibt noch Größeres zu entdecken. Aber ich möchte hier nicht alles verraten.
Gameplay und Multiplayer
Verbrauchsgüter sammeln, Essen zubereiten, Wasser abkochen, Gegenstände craften und die offene See nach Inseln absuchen. Zwischendurch ein Eiland erkunden, den Hai verscheuchen oder gleich jagen, unter Wasser nach Mineralien tauchen. Die Möwe von der Melone verscheuchen, Kartoffeln ernten, Rübensetzlinge anbauen: Ein ganz normaler Tag im Meer. Sehr wichtig ist, dass ihr immer genug esst und trinkt, da ihr euch erschöpft nur noch schwerfällig bewegt und auch sterben könnt. Der Hai und – im späteren Verlauf – auch andere Gegner greifen euch an, was tödliche Verletzungen zur Folge haben kann. Während der Tod auf Leicht noch zu verschmerzen ist, verliert ihr auf Normal bereits alle Gegenstände, die ihr bei euch tragt. Extrem ärgerlich, da viele Materialien für höherwertige Gegenstände nicht leicht zu beschaffen sind. Spielt ihr auf Hart, ist eine Wiederbelebung sogar nur durch einen anderen Mitspieler möglich. Wirklich schwer ist Raft bis dato aber nicht. Meine bisherigen Tode stufe ich in die Rubriken "Lehrgeld gezahlt!" und "Oh man, wie doof war das denn..." ein. Das Craftingsystem ist derzeit noch übersichtlich, wirkt aber bereits gut durchdacht und die vorhandenen Gegenstände erweisen sich größtenteils als sinnvoll. Außerdem sind die Vorteile besserer Objekte direkt erlebbar.
Eine Story ist bislang nur im Ansatz vorhanden. Es gibt versteckte Hinweise, warum um euch herum fast nur noch Wasser ist und ihr keine Menschenseele trefft. Aber offen gesagt: Wer ein storygetriebenes Abenteuerspiel sucht, sollte Raft noch nicht spielen. Aktuell sollte man Spaß daran haben, auftauchende Inseln anzusteuern, die vorhandenen Gegenstände zu craften und die damit einhergehenden Neuerungen auszuprobieren sowie das Floß nach seinen Vorstellungen auszubauen und kreativ zu gestalten. Und sich einfach an der schön gestalteten Welt erfreuen. Raft könnt ihr übrigens auch im Multiplayer spielen. Ich konnte dies in Ermangelung eines menschlichen Mitspielers bislang nicht testen. Allerdings erleichtert der Multiplayer vermutlich das Bauen, Sammeln und Jagen. Und wer hat nicht schon immer von einer virtuellen Räuberleiter geträumt?
Steuerung und Technik
Sonnenuntergänge müsst ihr alleine genießen.
In Raft bewegt ihr euch in der Egoperspektive oder in der Third-Person-Ansicht. Gehen, rennen, springen, kriechen – mehr benötigt ihr nicht. Das Navigieren durch das Craftingmenu verlangt etwas Eingewöhnungszeit, ist aber gut gelöst. Grafisch ist das Spiel nicht auf höchstem Niveau anzusiedeln. Die Grafik zeichnet sich meiner Meinung nach durch ihre Funktionalität aus: Die Entwickler erschaffen eine ansprechende, hübsche Kulisse für ihr Meerabenteuer. Mir gefällt der Stil von Raft sehr gut, er ist für mich einfach stimmig. Reine Grafikfetischisten werden hier aber nicht glücklich. Derzeit treten zudem hin und wieder Clipping-Fehler auf, der Hai schwebt dann zum Beispiel über euer Floß. Das beeinträchtigt das Spiel nicht, sondern erschafft eher kuriose Momente. Die Soundpalette besteht aus dem Rauschen des Meeres, dem Wehen des Windes, dem Geschrei der Möwen und den barfüßigen Schritten auf dem Holz eures Floßes. Oder das Picken, wenn euch wieder mal die Ernte streitig gemacht wird! Gelegentlich setzt außerdem ein ruhiges Musikstück ein. Ich habe die gesamte Soundkulisse bislang als sehr angenehm wahrgenommen, sie ist wohldosiert und passt für mich perfekt zum Spiel.
Fazit
Ja, die plumpe Haimechanik nervt relativ schnell. Ja, ich würde so gerne auf Schatzsuche gehen, etwas Besonderes auf den Inseln entdecken. Ja, ich möchte mehr Gegenstände herstellen können. Ja, um an Raft im derzeitigen Zustand Spaß zu haben, müsst ihr euch auf ein entschleunigtes, langsames – und stellenweise auch langweiliges – Spielerlebnis einlassen wollen. Mir ist das gelungen, ich habe bislang gut 30 Stunden auf hoher See verbracht und gerne Zeit in den Ausbau meines Floßes investiert. Mir gefallen die Schlichtheit und die Kompaktheit des Titels sowie der innovative spielerische Ansatz ungemein. Da die Entwickler mit dem Spiel noch nicht fertig sind, freue ich mich auf neue Updates und Erweiterungen.
Kreative Bauherren, Einsteiger und erfahrene Überlebenskünstler können Raft bei Steam derzeit für 19,99 Euro erwerben. Vergesst nicht, dass sich das Spiel noch im Early Access befindet und das Open-Sea-Survival-Abenteuer damit noch nicht ganz ausgereift ist.
Grafik und Setting nehmen mich irgendwie mit. Das werde ich mir mal genauer anschauen. Danke für den schönen Text, Raimund, ich bin etwas schlauer geworden – auch was dich betrifft. ;-]
AlexCartman
20 Gold-Gamer - P - 22005 - 31. August 2019 - 16:17 #
Survival meets Waterworld. Das Setting gefällt mir, das Spiel aber ist nix für mich. Und schöner Artikel! Warum firmiert der nicht unter „Spiele-Check“?
SupArai
25 Platin-Gamer - P - 60017 - 1. September 2019 - 19:53 #
Das Haiverhalten bleibt hoffentlich nicht so. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Art "Fütterungssystem" sinnvoll ist. Wirft man ihm regelmäßig große Fische zum Fraß vor, verschont er das Floß.
Das Anknabbern des Floßes nervt nämlich wirklich, da es letztlich wenig bis keinen spielerischen Wert hat. Hat der Hai eine Ecke rausgefressen, baue ich halt ein neues Fundament. Bislang werden auch nur die äußeren Fundamente Opfer seiner Wut. Da sollte man keine tragenden Teile oder wichtigen Gerätschaften verbauen, sonst sind die weg. Das ist planbar.
Fütterungen wären da echt praktisch und durchaus sinnvoll. Oder später irgendwelche Strukturen aus seltenen Materialien, die der Hai halt nicht kaputt bekommt...
SupArai
25 Platin-Gamer - P - 60017 - 2. September 2019 - 7:06 #
Mmmhhh, hätte ich schon mal schreiben können: Es gibt Metallverstärkungen für die Fundamente (Paletten). Da der Hai nur die äußeren Fundamente anknabbert, wäre das eine Option. Allerdings weiß ich nicht, ob die dadurch unzerstörbar werden. Ich hatte ehrlich gesagt noch nie soviel Eisen um mir das leisten zu können und meistens verjage ich den Hai manuell mit dem Speer.
Bevor man taucht kann man den Hai mit einem selbst gebastelten Haiköder ablenken, allerdings nur für 2 Minuten. Die Fische dafür angelt man selbst. Da verbringt man schon mal einen Tag mit dem Angeln, bis man die richtigen Exemplare zusammen hat.
Ansonsten bleibt nur das Töten des Hais, was vor allem unter Wasser seine Zeit dauert, sich für mich als "einzige" Lösung aber nicht richtig anfühlt. Ich habe ja überhaupt nichts gegen das Tier, ganz im Gegenteil ist es ja quasi der einzige Begleiter.
Triton
19 Megatalent - P - 17151 - 1. September 2019 - 11:36 #
Ist nicht so mein Ding, aber als ich Hai gelesen habe wollte ich gleich mal diesen Indie Titel erwähnen: Maneater. https://www.youtube.com/watch?v=4ewRMuOBZTM
SupArai
25 Platin-Gamer - P - 60017 - 3. September 2019 - 19:26 #
Das Spiel ist ja noch im Early Access, vielleicht darf ich mich an einem Spiele-Check versuchen, wenn es Final veröffentlicht wurde. Auf dem Artikel lässt sich, meiner Meinung, gut aufbauen.
Wobei ich glaube, dass die Veröffentlichung nicht so bald zu erwarten ist. Vor kurzem wurde ein Update auf Steam angekündigt und die Änderungen sind doch eher im kleinen Rahmen.
Ist schon faszinierend.
Grafik und Setting nehmen mich irgendwie mit. Das werde ich mir mal genauer anschauen. Danke für den schönen Text, Raimund, ich bin etwas schlauer geworden – auch was dich betrifft. ;-]
Danke schön! Wobei der Text nicht autobiographisch ist... ;-) Neben dem Spiel hatte ich auch meinen Spaß am Verfassen dieses Textes.
Super unterstützt haben mich ChrisL und Admiral Anger, geduldig, klar und ergebnisorientiert. Vielen Dank auch euch noch einmal! :-)
Ein guter Artikel, der Deine Faszination für das Spiel gut rüberbringt.
Survival meets Waterworld. Das Setting gefällt mir, das Spiel aber ist nix für mich. Und schöner Artikel! Warum firmiert der nicht unter „Spiele-Check“?
Nicht mein Spiel aber schön geschrieben! :)
Unbedingt im Koop spielen, das gibt dem Spiel noch einen weiteren Push.
Also ist das wie DIE SIMS ohne Möbel, ohne Nachbarn, ohne Karriere. Ohne mich :))
Ich glaube der Hai würde mich tierisch nerven, aber es klingt wie ein interessanter Aspekt der Survival-Welle :)
Das Haiverhalten bleibt hoffentlich nicht so. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Art "Fütterungssystem" sinnvoll ist. Wirft man ihm regelmäßig große Fische zum Fraß vor, verschont er das Floß.
Das Anknabbern des Floßes nervt nämlich wirklich, da es letztlich wenig bis keinen spielerischen Wert hat. Hat der Hai eine Ecke rausgefressen, baue ich halt ein neues Fundament. Bislang werden auch nur die äußeren Fundamente Opfer seiner Wut. Da sollte man keine tragenden Teile oder wichtigen Gerätschaften verbauen, sonst sind die weg. Das ist planbar.
Fütterungen wären da echt praktisch und durchaus sinnvoll. Oder später irgendwelche Strukturen aus seltenen Materialien, die der Hai halt nicht kaputt bekommt...
Mmmhhh, hätte ich schon mal schreiben können: Es gibt Metallverstärkungen für die Fundamente (Paletten). Da der Hai nur die äußeren Fundamente anknabbert, wäre das eine Option. Allerdings weiß ich nicht, ob die dadurch unzerstörbar werden. Ich hatte ehrlich gesagt noch nie soviel Eisen um mir das leisten zu können und meistens verjage ich den Hai manuell mit dem Speer.
Bevor man taucht kann man den Hai mit einem selbst gebastelten Haiköder ablenken, allerdings nur für 2 Minuten. Die Fische dafür angelt man selbst. Da verbringt man schon mal einen Tag mit dem Angeln, bis man die richtigen Exemplare zusammen hat.
Ansonsten bleibt nur das Töten des Hais, was vor allem unter Wasser seine Zeit dauert, sich für mich als "einzige" Lösung aber nicht richtig anfühlt. Ich habe ja überhaupt nichts gegen das Tier, ganz im Gegenteil ist es ja quasi der einzige Begleiter.
Klasse geschriebener User-Artikel, ich glaube aber auch das die Spielmechanik nichts für mich ist.
Ist nicht so mein Ding, aber als ich Hai gelesen habe wollte ich gleich mal diesen Indie Titel erwähnen: Maneater. https://www.youtube.com/watch?v=4ewRMuOBZTM
Schöner Artikel, hätte man auch als Spiele-Check veröffentlichen können.
Das Spiel ist aber eher nichts für mich.
Das Spiel ist ja noch im Early Access, vielleicht darf ich mich an einem Spiele-Check versuchen, wenn es Final veröffentlicht wurde. Auf dem Artikel lässt sich, meiner Meinung, gut aufbauen.
Wobei ich glaube, dass die Veröffentlichung nicht so bald zu erwarten ist. Vor kurzem wurde ein Update auf Steam angekündigt und die Änderungen sind doch eher im kleinen Rahmen.
Falls Dennis da kein Veto eingelegt hat, sähe ich da keinen Grund da relativ viele Spiele - Checks zu Early Access Titeln sind.
Guter Artikel zum Spiel, macht tatsächlich Lust auf Meer. :) Grundsätzlich find ich deine Arbeit, SupArai, hier auf GG echt spitze.
Danke schön! :-)