Videogames spielen auf der Klaviatur unserer Gefühle gekonnt über mehrere Oktaven. Aber eine besonders intensive Emotion fehlt - auffällig! Warum ist das so und muss sich das ändern?
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To the Moon ist ein kleines Meisterwerk. Dieses simple RPG-Maker-Game mit den noch simpleren Spielmechaniken hat mich tief berührt. Es hat geschafft, was bis dato nur sehr wenigen Computerspielen gelungen ist: Ich musste am Ende mit den Tränen kämpfen, so sehr hat mich das Schicksal der kleinen Pixelfigürchen bewegt. Und das ist nicht peinlich, sondern ganz großes Kino!
System Shock lehrte mich das Fürchten. Bei Dark Souls erfasste mich unbändige Freude oder blanke Wut, je nachdem ob der Bossgegner umfiel - oder ich. Panik ergriff mich in Ultima Online, wenn sich die Hitpoints meines Avatars gefährlich der Null näherten. Neid kam auf, wenn in World of Warcraft ein Mitspieler ein besonders rares Item ergatterte. Ekel empfand ich, wenn ich in Far Cry Tiergedärme ausweiden sollte. Stolz, wenn ich in Starcraft meine Gegner outsmarten konnte. Und Hand aufs Herz, jeder von uns hat sie doch, die eine große Liebe unter den Computerspielen: Jagged Alliance 2 in meinem Fall.
Damit haben wir die gesamte Palette an Gefühlen beisammen, oder? Moment, was ist denn mit Verliebtsein? Hmm. Mir fällt kein einziges Videogame ein, in dem ich jemals so etwas wie Verliebtheit gespürt hätte. Ein kompletter Totalausfall - ausgerechnet bei einem der stärksten und schönsten Gefühle, zu dem wir Menschen fähig sind! Wie kann das sein? Und was ist Verliebtheit überhaupt?
Dusselige Gefühlsduselei
Wikipedia erklärt Verliebtheit als intensive, aber vorrübergehende Zuneigung zu einer anderen Person, basierend auf physischer Attraktivität und charakterlicher Ähnlichkeit, begleitet mit einer Einengung des Bewusstseins. Uff, was für eine komplizierte Art, den Tunnelblick zu umschreiben. Computerspiel-Charaktere sind aber keine echten Menschen. Thema erledigt, Q-lumne zu Ende.
Nope, keinesfalls! Ich bin zwar nur ein Nerd und so ganz kapiert habe ich die Sache mit dem Verliebtsein selbst noch nicht. Aber ich habe eine Arbeitsthese: Noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt! Haltet mich für verrückt, aber ich bin mir (fast) sicher, das hat es auf unserem Planeten niemals gegeben. Weil wir uns immer nur in unsere eigene Vorstellung verlieben. Bei phantasievollen Menschen geht das blitzschnell - auf den ersten (K/B)lick. Einfallslose Menschen dagegen verlieben sich vielleicht nie. Ich schwanke noch, welche Gruppe besser dran ist. Nach und nach lernen wir die Wahrheit kennen und ersetzen unsere Ideen durch harte Fakten. Kann die Realität nicht mit den Vorstellungen mithalten, ist schnell die ganze Verliebtheit weg. Und das ist der Beweis! Ihr wart nie in den anderen Menschen verliebt, nur in eure eigenen Gedanken.
Diese Gedankenliebe passiert auch in der Scheinwelt, auf Tinder oder in Online-Spielen, mit Menschen, die sich im echten Leben noch nie getroffen haben. Fragt mich nicht, wie das mit Gegenständen oder Narzissten funktioniert. Wir verlieben uns doch in alles Mögliche! Frauen in ihre Autos und Männer in sich selbst (wer glaubt, es sei anders herum, der irrt). Dann muss das doch aber auch mit dem Meisterdieb Garrett oder Lara Croft gelingen?! Optische Reize sind manchen Pixel- oder Polygonfigürchen definitiv nicht abzusprechen. Und wenn das Spiel es zulässt, auch charakterliche Ähnlichkeit. Das dort auf dem Bildschirm ist doch unser Alter Ego, wie viel ähnlicher soll es denn noch werden?
Als Erklärung für das Fehlen der Verliebtheit in Computerspielen taugt das alles nicht. Irgendetwas fehlt. Vielleicht stimmt einfach die Chemie nicht. Neurologisch ist Verliebtsein ein alchemistischer Alarmzustand. Stress und Aufregung, Adrenalin und Dopamin überfluten unseren Körper und schicken uns auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir brauchen also über Attraktivität und Ähnlichkeit noch einen ganz entscheidenden Kick: Risiko! Wenn ich jederzeit F8 drücken kann, um einen Spielstand zu laden, entsteht kein Kribbeln. Ich klicke mich durch vorgegebene Dialoge, die farblich als gut oder böse markiert sind - der zu erwartende Effekt steht direkt daneben (+1 Sympatiepunkt). Nein, so kann es mit der Verliebtheit nicht klappen!
Der Babes-Editor in XCOM 2 - War of the Chosen macht Lust
Liebesspiel Remastered
Basteln wir uns mit diesem Wissen ein Spiel zum Verlieben. Idealerweise ein Rollenspiel, denn gemeinsame Erlebnisse schaffen emotionale Bindungen. Natürlich sollte mein Lustobjekt optisch konvenieren. Ein brettharter Body und ein rattenscharfes Outfit sind im Babes-Editor schneller zusammengeklickt als die Political Correctness es erlaubt. Und bei den Charaktereigenschaften meiner Protagonistin sollte sich zwischen „evil chaotic“ und „lawful good“ mehr ändern als nur ihre Stimmfarbe.
Vorgegebene Antwortmöglichkeiten sind ein No-Go! Das Minimum ist ein Dialogfenster mit freier Texteingabe, in alter Infocom-Adventure Manier. Anregende, aufregende, erregende Unterhaltungen liefert eine deep-learning KI, angefüttert mit Millionen intimer Chatverläufe aus Facebook und WhatsApp. Weiß die KI einmal keine passende Antwort, reicht das Spiel meine Frage einfach an einen anderen, menschlichen Spieler irgendwo auf dieser Welt weiter - dessen Antwort präsentiert das clevere Biest mir dann als ihre eigene. Und umgekehrt. Einen Turing-Test wird meine Spielkameradin trotzdem kaum bestehen. Das tun Til Schweiger oder Sophia Thomalla aber auch nicht - und wen stört's?
Die letzte und wichtigste Zutat: Risiko! Es muss möglich, ja sogar wahrscheinlich sein, katastrophale Fehler im Umgang mit meiner zukünftig Geliebten zu machen. Ohne dass die Konsequenzen meines Handelns schon vor jedem Mausklick offengelegt werden. Irreversible Fehler! Ein fortlaufender Speicherstand ist zwingend, PermaDeath und PermaStress, IronWoman Mode. Kein Ausprobieren. Keine Möglichkeit, die Zeit nach Belieben zurück zu drehen, wie es Max Caulfield in Life is Strange tut. Erst durch ihre Endgültigkeit bekommen meine Entscheidungen die notwendige Relevanz.
Im Spiel Don't Make Love diskutiere ich mit meiner Partnerin darüber, warum wir keinen Sex haben sollten. Die Gottesanbeterin hat mich zum Fressen gern! (Klicken für animiertes Bild)
Aha-Erlebnisse - Hunting high and low
In einer repräsentativen Umfrage sagte eine von einer befragten Userin „Sich in Spielen zu verlieben ist Eskapismus pur!“ Also gut, angenommen es hat geklappt. Da ist dieses virtuelle Wunderwesen, bei dem mein Herz schneller klopft, noch bevor ich das Spiel starte. Mit zittrigen Händen quittiere ich jede Eingabe im Chatfenster. Mein Magen krampft sich zusammen, wenn sie harsch reagiert. Aber die Zeit, die im Alltag erinnerungslos in Vergangenheit zerrinnt, sie bleibt stehen in diesem einen, kurzen Moment, wenn sie mich anlächelt. Ich bin verliebt!
Alles ändert sich! Zum ersten Mal verzichte ich freiwillig darauf, jedes Haus auszurauben und armen Mitbürgern die Suppe vom Mittagstisch zu klauen. Oder niedliche Babydrachen für ein blödes Nudelholz zu killen. Ritterlich lehne ich jede Bezahlung ab, nachdem ich ihren Weinkeller von Ratten gesäubert und ihr zwanzig seltene Kräuter gesammelt habe. Nicht etwa, weil ich auf extra Charisma-Punkte spekuliere, sondern nur, um keinen schlechten Eindruck bei ihr zu riskieren. Ist das wirklich der perfekte Eskapismus? Eigentlich möchte ich lauter verrückte Dinge tun, ohne Sorge ob der Konsequenzen.
Eine Zeitlang erforschen wir gemeinsam die Welt. Tagsüber verprügeln wir Schurken, töten Monster und vertreiben Tyrannen. Am allabendlichen Lagerfeuer tanken wir Mana und Lebenspunkte. Wir reden bis in den Morgengrauen, lieben uns mit leidenschaftlichen Worten. Eines Morgens greift uns bei der Jagd überraschend ein Rudel Wildschweine an! Ich werfe mich schützend vor sie, überlebe nur knapp. Statt Dankbarkeit ernte ich erst eisiges Schweigen, später Vorwürfe. Danach werden meine Besuche bei ihr seltener. Alle Questreihen sind lange abgearbeitet und es gibt nicht mehr viel zu tun.
Nach einem halben Jahr Pause starte ich mein Spiel noch einmal. Ob sie sauer ist? Nein, sie begrüßt mich, als wäre ich nie weg gewesen. Sie erzählt von den Dingen, die wir gestern getan haben, denn für sie ist keine Zeit vergangen. Sie ist dieselbe - aber ich bin es nicht mehr. Sie versteht nicht, dass ich längst weitergegangen bin. Dass es Wochen gab, in denen ich nicht an sie gedacht habe. Noch bringe ich es nicht übers Herz, das Spiel zu deinstallieren, weil es sich wie ein kleiner Mord anfühlt. Aber ich weiß, dies wird unsere letzte Begegnung gewesen sein.
Und damit haben wir den tatsächlichen Grund gefunden, warum wir uns in Spielen nicht verlieben ... sollten! Wenn der Abspann über den Monitor flimmert, dann will ich das Gefühl von Zufriedenheit verspüren. Genugtuung. Stolz. In ganz besonderen Momenten auch Traurigkeit oder Wehmut wie bei der eingangs erwähnten Mondfahrt. Was ich aber überhaupt nicht brauche, ist Liebeskummer oder ein schlechtes Gewissen.
Q-Berts Quintessenz
Erst unsere Emotionen machen aus einem Spiel ein Erlebnis!
Für Verliebtheit braucht es Nervenkitzel. No risk, no fun!
Ich, der Autor, heiße zum einen Q-Bert bzw. Micha und zum anderen euch herzlich willkommen mitzureden. In meinen Q-lumnen mäandere ich durch verschiedene Themen der Games- und IT-Welt. Wenn's euch gefällt, dann einmal pro Monat. Bitte vokalisiert und konsonantisiert eigene Gedanken, Meinungen und Kritik in den Kommentaren - und das bitte reichhaltig kontrovers, denn meine eigene Sicht der Dinge kenne ich ja bereits. Und ihr jetzt auch.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 24. Juni 2019 - 11:47 #
Wobei die Zahl der Hörer sehr überschaubarer ist. Wenn ich meine eigenen Testklicks abziehe, dann klickt nicht mal 1% der Leser auf Audio - geschweige denn hört dann auch die 10-12 Minuten bis zum Ende. Da bin ich doch etwas enttäuscht, wie wenige das Angebot nutzen.
BruderSamedi
18 Doppel-Voter - P - 12674 - 24. Juni 2019 - 17:29 #
Ich habs dieses und letztes Mal auch gehört (ohne Mitlesen) und fand das für eine Kolumne, bei der man ja eh mehr Zeit mitbringt als für einen Test, sehr passend und auch qualitativ sehr gut; ich würde das gerne fortsetzen.
xan
18 Doppel-Voter - P - 11599 - 23. Juni 2019 - 18:47 #
Ich glaube beim Witcher ist es mit am auffälligsten, die einen bei Triss die anderen bei Yennefer. Wäre mal interessant zu ergründen, wer warum wieso weshalb für welche ist und was es über einen aussagt. Vielleicht kann eine andere Q-lumne das Lager Triss und Lager Yen ergründen? :D
Um mal einen unbekannteren Charakter ins Rennen zu werfen: Isabela von Dragon Age II.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 23. Juni 2019 - 22:58 #
Ich kann leider nur meine eigene Meinung ergründen. Und die sagt eindeutig: Yennefer! Warum wieso weshalb ist da relativ einfach erklärt: Meine Jugendliebe hatte genauso schöne, lange, schwarze Haare :)
xan
18 Doppel-Voter - P - 11599 - 24. Juni 2019 - 0:28 #
Die gibt es ja erst ab DLC :) Mich würde nur wirklich interessieren, was die Wahl über einen selber aussagt. Hätten wir nur eine aktive Psychologin hier bei GG.
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 24. Juni 2019 - 10:17 #
Ich würde behaupten, daß die Wahl gar nicht so viel aussagt. Eigentlich beantwortet es erst die Frage, ob man In oder Out Character handelt. Wobei wir ja an Q - Bert sehen, daß die Wahl auf Yen noch lange nicht heißt, daß der Probant Incharacter spielt. Im zweiten Schritt geht es dann um die persönlichen Vorlieben. Die spannenste Antwort könnte noch sein, warum man in Witcher 1 das Kind bei Triss oder Shani in Obhut gibt.
Ich habe mich für Yennefer entschieden, weil ich vorher die Bücher gelesen habe, und es für mich auf Grund der Vorgeschichte viel mehr Sinn gemacht hat.
tjo mit den Büchern is es, denke ich, sinnvoller Yenn zu nehmen, schließlich sind die ja per Dschinn verbunden. Aber charakterlich find ich das bevormunden von ihr furchtbar^^
Kann ich nicht zustimmen, fand den Film ausnehmend uninteressant, keine nennenswerte Handlung, keine Charakterentwicklung, Pappkameraden-Bösewicht,CGI-Gimmick - aber die Buzze in der das spielte, war schon cool.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 23. Juni 2019 - 23:08 #
ANhören tut es sich immer gleich, egal ob man dabei mitliest oder nicht. :)
Es geht mir aber um den Vorgang des Hörens, nicht um die Audioqualität. "Hört sich am besten" ist also gemeint wie z.B. "liest sich am besten, während man im Bett liegt" oder so.
Ich halte das Postulat "Noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt!" für nicht falsch aber auch nicht zielführend. Unsere komplette Wahrnehmnung sowohl der Ausenwelt als auch unserer Innenwelt ist eine subjektive Interpretation von sensorischen Daten durch ein neuronales Netzwerk. Mit dem gleichen Gedanken im Kopf kann ich auch sagen, dass noch nie jemand wirklich ein durchgekautes Kaugummi unter einem Schultisch "gesehen" hat, oder noch nie jemand "tatsächlich" gefühlt hat, wie es ist sich das Knie aufzuschlagen.
Nicht falsch, aber es läßt am Ende, für mich, einen gewissen "Nutzwert" vermissen.
Das einfallslose Menschen sich weniger verlieben würden, kann ich zumindest aus eigener Erfahrung nicht nachvollziehen.
Ich kann den Sprung von "Gegenstände" hin zu virtuellen "Persönlichkeiten" auch nicht wirklich nachvollziehen. Gegenstände zu emotionalisieren liegt in unseren Genen, die Fähigkeit eine gewertete Bindung zu "toten" Gegenständen aufzubauen hat sich evolutionär einfach als Vorteilhaft erwiesen.
Die Fahigkeit eine Bindung zu nicht realen Personen aufzubauen hingegen, liegt einfach daran, dass unsere Mustererkennung seit knapp 30000 Jahren keinem evolutionären Verändeurngsdruck mehr unterliegt, entsprechend fällt es dieser schwer den "Rahmen der Glotze" als relevanten Parameter anzuerkennen. Nicht umsonst hatte der Verbrecher dieser Zeilen als ersten adolszenten Schwarm eine Sicherheitsoffizieren eines fiktiven Raumschiffes.
Ich vermisse auch die Trennschärfe beim Faktor "Attraktiviät" ist damit nur die visuelle Gemeint ?
Hat viel Spaß gemacht den Text zu lesen, vielen Dank !
Eine Ergänzung:
Ein großes "Buuuuuuhhhhh" gibt es für das indirekte Gottesanbeterinnen - Shaming: entgegen der landläufigen Meinung wird das Männchen nach der Paarung nicht zwangsläufig gefressen.
Wenn man schon "alternative" Beziehungsmodelle aus dem Tierreich aus Tapet bringen mcöhte, dann doch bitte den Tiefseeanglerfisch, bei dem das Männchen nach der Paarung am Weibchen festwächst.
Der Grund warum es keine Spiele mit "verlieben" Mechanik gibt, dürfte vor allem ökonomische Gründe haben:
Die Basisemotionen: Angst, Wut, Freude, Trauer und Scham sind Primäremotionen, die recht leicht provoziert werden können. Wohingegen Liebe bzw. protoformen davon wesentlich komplexere Anstrengungen benötigen um stimuliert zu werden: sie sind extrem individuell und gerade bei der Zielgruppe (zumindest während der Bildungsjahre der Spieleindsutrie) auch extrem volatil (Teenager erleben während ihrer formativen Jahre z.T. komplette "Neuverdrahtungen" gewisser Hirnareale).
=>Es wäre also extrem ressourcenintensiv ein Spiel, das entsprechend komplex auf den Spieler oder die Spielerin eingehen kann, zu entwickeln.
Dank KI wird das sicher aber in zukunft möglich sein.
Last but not least: Fehlt nicht eigentlich auch noch ein Blick über den Tellerrand ? Gerade in Japan sollen sich doch virtuelle Partner bereits auf dem Vormarsch befinden (?/).
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 24. Juni 2019 - 13:13 #
Die Tiefsee hätte ich gern aufgenommen, leider ist mir nur ein Spiel mit der Gottesanbeterin bekannt. ^^
Dass Verliebtheit großer Anstrengung bedarf, um stimuliert zu werden, kann ich ja eben (bei mir zumindest) *nicht* feststellen. Das passiert so en passant ... immer wieder.
Japan wäre spannend, aber da gibt es hier einen Haufen Experten - da kann ich mich nur blamieren :)
Spontan würde ich sagen, du verdrehst da etwas, es geht ja in dem Moment nicht um eine Anstrengung von Spielerseite sondern um die enormen Anstrengungen, um einem Spieler etwas "verliebbares" to präsentieren. Oder verstehe ich da was falsch ?
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 24. Juni 2019 - 12:38 #
Erstmal danke für das ausführliche Statement! Ein Leser, der sich eigene Gedanken gemacht hat - das allein nehme ich als großes Kompliment :)
>>> Nicht falsch, aber es läßt am Ende, für mich, einen gewissen "Nutzwert" vermissen.
Der einzige Nutzwert meiner Arbeitsthese "noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt (sondern nur in seine eigenen Wunschvorstellungen)" ist die Überleitung, um von Wikipedia ("Menschen verlieben sich NUR in andere Menschen") zu meinem Wunsch/Frage zu gelangen, dass dies doch auch mit virtuellen Figuren klappen soll/müsste. Die Frage, ob außerhalb des Bewusstseins überhaupt irgendwas existiert, ist auch spannend, so philosophisch wollte ich aber gar nicht werden.
>>> Die Fahigkeit eine Bindung zu nicht realen Personen....
Wenn es evolutionstechnisch vorgesehen ist, woran liegt es denn aber nun, dass du für eine Tasha Yar schwärmen kannst, aber nicht für eine Lara Croft oder Triss Merrigold?
Ich meine mich erinnern zu können, dass ich als kleiner Junge mal Emma Peel (alias Diana Rigg in The Avengers / Mit Schirm, Charm und Melone) heiraten wollte, nachdem ich in irgendeinem 3. Programm die Wiederholungen der alten Folgen gesehen hab. Mitspracherecht hatte sie natürlich nicht ^^. Und für Evangeline Lilly (Lost) kann ich mich heute noch erwärmen... mit FemShepard (Mass Effect) hab ich dagegen viel mehr Zeit verbracht, sie optisch perfekt auf meine Vorlieben getrimmt und spannende Abenteuer erlebt - aber emotional geht da nix.
>>> "Attraktiviät" ist damit nur die visuelle Gemeint?
In der Q-lumne hauptsächlich physisch gemeint, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass intellektuelle Attraktivität auch sehr mächtig sein kann. Aber bis DAS eine KI hinkriegt, muss noch viel passieren :)
Bin jetzt zu faul mir den Wikipedia-Artikel herauszusuchen/ zu lesen. Aber zuerst stelle ich mir die Frage ob diese denn tatsächlich so ist: Gerade das weibliche Geschlecht scheint in der adoleszenten Phase doch sehr innige Beziehung zu Tieren eingehen zu können, die in Einzelfällen auch sogar sexuell konnotiert sein können. Nicht umsonst gibt es denn (sicherlich chauvinistisch motivierten) Ausspruch, dass bei manchen Mädchen das Pferd den ersten Freund ersetzt.
Aber von derartigen "Ausreissern" mal abgesehen, würde ich spontan behaupten wollen, dass sich diese Diskrepanz zwischen Tasha Yar und Triss Merrigold aus dem zwar recht ausgetretenen, aber immer noch aktuellen Uncanny Valley speist. Unser Gehirn ist eine extrem effiziente Mustererkennungsmaschine über der ein Filter alles gnadenlos nach ökonomischen Kriterien ausmerzt. Mit einem Charakter "spannende Abenteuer" zu erleben ist eine Sache, da sich das hautpsächlich aus dem Basisemotionen speist. Dem "Verlieben" hängt ja aber ganz klar eine ökonomische Komponente an: die Fortpflanzung. Zum Zeitpunkt der Herausbildung dieser Verhaltensweisen, ein extrem ressourcenintesives Unterfangen (Nahrung, Anstregung, Zeit und Vermindeurng der Chance sich anderweitig fortzupflanzen).
Da es diverse Studien gibt, die Belegen, dass das menschliche Gehirn keine Probleme damit hat Charaktere im Fernsehen als Freund zu kategorisieren, und Freundschaft ursprünglich auch hautpsächlich ökonomische Beweggrunde hatte. Liegt der Schluß erstmal nahe, das Tasha Yar dieses Tal ohne Probleme durchschreiten kann während Triss Merrigold noch fleißig stolpert.
> Eben diese unvollendete, optische Nähe und eventuell dazukommende Mängel in der Interaktion sorgen für Probleme in der Mustererkennung und damit für Zweifel, ob die Investition sinnvoll ist.
Aus eigener Erfahrung (frühes Opfer des Internet, erste große, unerwiederte Liebe in einem Buffy - Textchat) versteige ich mich mal in die These: Wenn es ein Textadventure gäbe, dass dir den gleichen Interaktionsgrad (auf Textebene) mit Triss geben würde, wie du ihn jetz im 3D-Spiel hast, gäbe es einen großenb Bravo-Starschnitt von Triss direkt über deinem Bett und du könntest es gar nicht erwarten wieder an ihren zu ASCII-Zeichen gewordenen Lippen zu hängen.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 25. Juni 2019 - 17:17 #
Der Wikipedia-Artikel beschränkt Verliebtheit tatsächlich auf das Zwischenmenschliche. Keine Autos oder Tiere. Und er beschreibt jüngere Experimente, wo Menschen in Angstsituationen (instabile, schwankende Brücke) empfänglicher für Verliebtheit sind als in Ruhe/Sicherheit. Daraus leite ich meine Argumentation ab, dass es "Risiko" im Spiel geben sollte, um Verliebtheit zu begünstigen.
Ob der Fortpflanzungsdrang immer eine Rolle spielt, weiß ich gar nicht. In einem Browsergame, was ich vor 8-10 Jahren gezockt habe, gab es in meiner Gilde eine Frau, in die ich verliebt war - das hatte aber überhaupt keine sexuelle Komponente, es war "nur" ihr Humor und ihre Art, die mich geflasht haben. Zeitgleich hatte ich mit einer zweiten Gildendame explizite Sextingexperimente, aber null Verliebtheit. Im Idealfall sollte natürlich beides zusammenfallen :)
Text ist schon eine mächtige Waffe. Kann man sich eigentlich in Büchern verlieben??
CBR
21 AAA-Gamer - P - 26570 - 24. Juni 2019 - 7:55 #
Dass Verliebtheit per definitionem mit einer Einengung des Bewusstseins einhergeht, impliziert, dass Fehler des anderen übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden können. Natürlich bedeutet dies, dass die Realität verzerrt wird und auch ist sie temporärer Natur. Da dies explizit zur Definition der Verliebtheit gehört, kannst Du es nicht zum Beweis, dass sich noch nie jemand verliebt habe, anführen.
Von daher ist Deine Beweiskette, die zum Schluss führt, dass sich noch nie jemand verliebt habe, falsch.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 24. Juni 2019 - 11:57 #
Ich sag ja gar nicht, dass sich noch nie jemand verliebt hat. Sondern dass diese Verliebtheit wenig bis gar nichts mit dem anderen Menschen zu tun hat, in den wir uns da angeblich verlieben! Weil den anderen Menschen kennen wir ja noch gar nicht. Das ist nur ein bunter Haufen Fragezeichen, in den wir unsere eigenen Wünsche, Hoffnungen und Fantasien projezieren.
Die spannende Frage ist dabei, warum diese Projektion mit echten Menschen gelingt, teils sogar mit Kunstfiguren wie Popstars oder TV-Sternchen, aber nie mit Computerspielcharakteren?
CBR
21 AAA-Gamer - P - 26570 - 24. Juni 2019 - 16:01 #
Ah, okay. Dann hatte ich den Satz missverstanden. Der ist soweit natürlich korrekt. Allerdings funktioniert das auch bei Menschen, die wir kennen, indem wir gewisse Aspekte ausblenden oder überhöhen wie bei einem Aktivfilter.
die Q-lumne is wieder sehr gut. Aber statt des Babes editor bei X-Com 2, nehm ich doch lieber nen paar Mod-packs bei Skyrim. Könnte mir gut vorstellen, dass die Verkaufszahlen bei Tomb Raider eher sinken, wenn es eine Romanze von Lara mit sonst wem gibt. Denke die Immersion geht in diesem Fall dann einfach nicht, zu wenig Empathie.
Eine sehr interessante Thematik. Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Ich habe überlegt, ob ich mich jemals in eine virtuelle Figur verliebt habe. Die Antwort ist tatsächlich nein. Die Frage ist natürlich, wie man "sich verlieben/verliebt sein" definiert (zum Beispiel so, wie der Wikipedia-Artikel es tut). Im Englischen gibt es ja die Redewendung "to have a crush on somebody", was das englische Equivalent dazu darstellt, von der (subjektiven) Wahrnehmung her aber schwächer ist als das deutsche "verliebt sein"; es entspricht wohl eher einem "die Person xy finde ich ganz gut".
Tatsächlich fand ich auch schon weibliche Figuren in Spielen ganz gut, z.B. Lydia aus Skyrim (die man ja auch heiraten kann, was ein tolles Feature von Skyrim ist) oder Ranis Athrys aus Morrowind (ja, es darf gelacht werden). Die Frage, ob man sich wirklich verliebt oder einem das Gehirn bzw. der Verstand das einem vorgaukelt, ist, glaube ich, vergleichbar mit der Heisenberg'schen Unschärferelation (nicht, dass ich davon Ahnung habe). Aber entweder, man betrachtet einen Menschen, so, wie er ist, mit all seinen (Schönheits-)Fehlern, Macken und Eigenschaften, oder man verliebt sich in eben jene Person - beides zugleich ist eigentlich nicht möglich. Die Psychologen sprechen gerne von einer sogenannten Fixen Idee (davon habe ich auch keine Ahnung, aber Name- bzw. Fachbegriffe-Dropping ist einfach super). Wir haben die Fixe Idee im Kopf, dass die Person xy perfekt ist, was wohl eher nicht der Realität entspricht. Das ist nicht immer logisch, nachvollziehbar oder gar wissenschaftlich erklärbar (siehe Realität -> wie oft denkt man: "Was will der denn mit der da
anfangen?" oder "Was sieht sie in ihm?" oder auch "Warum mag er/sie mich überhaupt?").
Ich muss zugeben, dass ich keine logische Erklärung dafür habe, dass man sich in der Regel nicht in Videospiel-Figuren verlieben kann, dafür aber in Figuren aus Film und Fernsehen. Bei mir war es beispielsweise Lydia in Beetlejuice von 1988. Winona Ryder ist auch heute noch recht attraktiv. Find ich zumindest, ist mir egal, was andere darüber denken (und ja, sie war in Beetlejuice erst 17, ooooohhh steinigt mich, Jehova, Jehova!).
ACHTUNG SPOILER! Weiterlesen auf eigen Gefahr!
Die bereits erwähnte emotionale Bindung durch gemeinsame Erlebnisse scheinen im Videospiel nicht so richtig zu funktionieren. Zwar hatte ich in Skyrim gerne Lydia als Begleiterin dabei, aber sie ist zu austauschbar, man kann genausogut eine Novizin der Dunklen Bruderschaft mitnehmen (sofern man die entsprechenden Quests absolviert hat).
Eine andere Geschichte ist die von Mickey aus Far Cry: New Dawn. Ich muss zugeben, dass ich Mickey ganz gut fand und wahrscheinlich als einziger auf diesem Planeten sie am Ende hab leben lassen - ja, ok, sie ist böse, und ja, ok, sie ist nicht sehr damenhaft, und ja, ok, sie hat es eigentlich nicht verdient. Aber am Ende hat sie mir eigentlich nur leidgetan. Interessant wäre es wohl, ihren Wandel vom Saulus zum Paulus beobachten zu können. Vielleicht hätte sie sich irgendwann als netter Mensch entpuppt - oder auch nicht.
Ich würde sagen, da die KI und die Grafik (in Kombination mit VR) sich immer weiterentwickeln, werden sich sicher zukünftige Psychologen mit dem Thema beschäftigen. So, genug geschrieben, der Kommentar ist eh zu lang und das hier liest eh keiner mehr.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 24. Juni 2019 - 22:30 #
Ich hab den Kommi gelesen - bis ganz zum Ende, also weit unten, sozusagen komplett und fertig.
Den Bezug zu Heisenberg krieg ich grad nicht auf die Kette, aber wenn es um die Frage "Mag sie mich?" geht, sind wir ganz nah bei Schrödinger: Ja/Nein/Beides - und das Ergebnis ändert sich von einem Moment zum anderen :)
das mit Heisenberg war nicht ganz ernst gemeint, aber das mit Schrödinger is auch eine gute Idee ^^ wenn wir jetzt noch Einstein unterbringen könnten... von wegen "Verliebtsein ist relativ"... ;)
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 25. Juni 2019 - 0:54 #
Ach, den Albert kriegen wir da sogar ganz leicht in die Gleichung...
Eine Schlussfolgerung der Allgemeinen Relativitätstheorie ist die "gravitative Zeitdilatation". Klingt kompliziert, sagt aber nur, dass die Zeit langsamer läuft, je stärker die Gravitation ist. Und genau das passiert ja auch beim Verliebtsein! Bei besonders starker zwischenmenschlicher Anziehungskraft scheint die Zeit fast still zu stehen :)
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 25. Juni 2019 - 3:12 #
So dann gebe ich auch mal meinen Schwachsinn dazu:
Ich denke Du begibst Dich in ein paar zu starke Vereinfachungen. Nehmen wir den Wikipedia - Artikel zu Verliebtheit. Laut diesem (und auch anderen Quellen) ist Verliebtheit eine häufige Anfangsphase einer Liebe. Es besteht also die Chance, daß Q - Bert, welcher JA2 liebt, ebenfalls verliebt in dieses Spiel war, wie die Frau in ihr Auto oder der Mann in sich selbst. Meine erste Arbeitsthese wäre also, ob Spiele selbst die Verliebtheit zu schnell auflösen in dem sie selbst den Tunnelblick aufbrechen, bevor der Spieler selbst seine Verliebtheit bemerken. Jeder von uns oder besser jene mit der Gnade der frühen Geburt kennt noch diese spannenden Minuten, wenn das Spiel sich installiert und man schon begeistert im Handbuch blättert. Oder schon vorher, wenn man sich freut die Neuerwerbung endlich nach Hause zu bringen? Sicherlich man könnte dies unter profaner Vorfreude abtun, aber handeln Verliebte (und nicht Liebende) ebenso? Liebende freuen sich durchaus darauf sich wiederzusehen, aber denken sie die gesamte Fahrt lang an nichts anders?
Aber sehen wir uns einmal die Arbeitsthese an: "Noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt!" Wir können dieses Satz durchaus bejahen. Der Tunnelblick ist ja durchaus vorhanden. Wir können ihnen aber auch verneinen. Verliebt einen Liebesbrief oder heute vielleicht eher eine "Whats app" - Nachricht zu schreiben ist einfach. Diese auch abzusenden, ist schon schwerer. Heldenmut oder starker Verzweiflung bedarf es allerdings zu der Person zu gehen und ihr diese drei kurzen drei Worte zu sagen: "Ich liebe Dich." Stattdessen warten die meisten Menschen bis sie die Reaktion des Gegenübers sicher als positiv erahnen können.
Wenn wir uns nur in unsere eigene Vorstellung einer Person verlieben würden, wäre es unwahrscheinlich, daß wir ein scheitern in dieser Phase in Betracht ziehen? Sitzt da dann doch noch vielleicht ein Rest an "Objektivität" oder ist es doch nur unsere eigene Unsicherheit? Wir sehen sicherlich in der Verliebtheit ein idealisiert Bild des Objektes der Begierde, aber dennoch hält uns etwas zurück.
Kommen wir zum Nervenkitzel als Notwendigkeit zum Verlieben:
Welches Risiko geht Mensch ein, welches sich in einen Gegenstand verliebt? Eine Ablehnung können wir als unwahrscheinlich abhaken. Die Zerstörung oder Entwendung wäre zwar möglich, aber dies wäre auch bei einem Spiel möglich. Etwa in Form eines Spielstandverlustes.
Sicherlich gibt es Theorien, daß man an Orten der Wallung auch selbst in Wallung gerät, aber die Belege dafür sind eher dünn. Es gibt zwar ein größeres Interesse, aber eine Verliebtheit ergibt daraus nicht zwingend. Immerhin wissen wir dadurch, wo wir flirten sollen.
Was Du mehr mit Risiko meinst, ist ein Erinnerungsvermögen und dies führt uns zum nächsten Punkt.
Charakter
Warum verlieben sich Menschen untereinander im Netz? Bleiben wir mal beim obigen Beispiel der Onlinespiele: Wir können allerlei Reize, welchen wir sonst unterliegen, könnten ausschließen. Was uns bleibt ist die Optik des Avatars und eventuell noch die Stimme per Sprachchat. Die wesentlichen Informationen welche wir aber bekommen, ist das Wesen des Gegenübers. Angefangen bei seinem Sprachstil bis zu sein Verhalten. Das Videospielcharaktere daran einen Mangel haben, hast Du erkannt. Ebenso die Notwendigkeit eines Erinnerungsvermögens, welches man nicht durch Speichern und Laden manipulieren kann. Was Du zumindest nicht ausgearbeitet hast, sind die Möglichkeiten des Vergessens und des Verzeihens, aber inkludieren wir jene mal. Warum die Figur kein Zeitgefühl hat, ist dann eine andere Frage. Es ist ja nicht so als könnten Spiele dies nicht leisten (Metal Gear Solid 3: Snake Eater).
Können wir uns nun aber unsere/n Traumfrau/ - mann zum Verlieben kreieren?
Um es mit den Worten einer unverheirateten Pfarrerstochter zu sagen: Die Liebe macht uns alle zu Narren.
Bei der Planung versuchen alles zu bedenken und damit reduzieren wir den Zufall. Hat jemals jemand geplant euren Schwarm in eure Klasse zu setzen? Das man sich auf der Straße trifft? Natürlich kann man an Schicksalsmächte glauben und es ihnen zuschreiben, aber dann liegen fern der menschlichen Möglichkeiten.
Nur weil ich den graduellen Charakter der Figur bestimmen kann, heißt es noch lange nicht, daß ich mich hinterher auch in ihn verliebe. Schon das Wissen, daß der Charakter dazu da ist, verschlechtert schon die Chancen. Also lassen wir es die Maschine machen und programmieren eine KI, welche dafür sorgen soll? Möglich nachdem wir wissen wie und warum sich Menschen überhaupt verlieben.
Nein auch Doyle ließ Sherlock Holmes untereinander Irene Adler nicht grundlos zu Narren werden.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 25. Juni 2019 - 17:53 #
>>> zu starke Vereinfachungen
Meine Q-lumne ist immernoch nur eine Glosse, keine Doktorarbeit :)
>>> ... ist Verliebtheit eine häufige Anfangsphase einer Liebe.
Ich weiß, das steht überall. :/ Aber dem würde ich vehement widersprechen wollen. Verliebtheit und Liebe sind für mich zwei getrennte, fast schon gegensätzliche Dinge, die zwar oft parallel auftreten, aber trotzdem unabhängig sind - so wie Wut und Hass.
Liebe basiert für mich auf Vertrautheit und Vertrauen. Sie fällt nicht vom Himmel, sie muss wachsen. Sie funktioniert unabhängig von Zeit und Raum, denn sie überdauert die Jahre und alle Distanzen, selbst über den Tod einer geliebten Person hinaus.
Verliebtheit basiert auf Fantasie und Vorstellungskraft. Sie kommt plötzlich, ist einfach da. Fehlt der Kontakt, verschwindet das Verliebtsein.
Dass aus Verliebtheit Liebe wird, ist ein Ideal, wenn der Partner, den man auserwählt hat, sich tatsächlich als der Mensch herausstellt, den man sich erträumt hat. So oft ist das nicht der Fall (bei mir jedenfalls nicht, *heul*). Und natürlich liebt man Menschen, in die man nie verliebt war - seine Eltern, Geschwister z.B.
>>> Nervenkitzel als Notwendigkeit zum Verlieben
Da gibt es Untersuchungen, die nahe legen, dass Menschen in Angst- oder Stresssituationen empfänglicher fürs Verlieben sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Faktoren-Theorie_der_Emotion
Außerdem glaube ich tatsächlich, wenn ich wie bei typischen Dating-Sims einfach per Save&Reload alle Wege ausprobieren kann, da gefühlsmäßig nix wachsen kann. Das "Risiko" etwas Falsches zu tun oder zu sagen, ist imho notwendig.
>>> Nur weil ich den graduellen Charakter der Figur bestimmen kann, heißt es noch lange nicht, daß ich mich hinterher auch in ihn verliebe.
Da gebe ich dir absolut Recht! Ich kann nur günstige Voraussetzungen schaffen, dass es funktionieren könnte - ob es dann tatsächlich klappt, ist nicht sicher. Was aber ziemlich sicher ist, ist dass bisher die Voraussetzungen in Games nicht da sind, sonst würde es ja irgendwelche Leute geben, die sich schon mal verliebt hätten. Aber vielleicht gibt es die und sie trauen sich nicht, es zu sagen :)
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 25. Juni 2019 - 19:34 #
>>> Ich weiß, das steht überall. :/ Aber dem würde ich vehement widersprechen wollen.
Bei der Liebe werden wir uns nicht treffen. So sehr wir uns in ihren Auswirkungen einig sind, unterscheiden wir uns bei ihrem Eintreten. Meiner Überzeugung nach kann Liebe einfach da sein. Liebe basiert zum Beispiel nicht auf Vertrauen, sondern das Vertrauen basiert in diesem Fall auf der Phias. Deswegen schmerzt ein Vertrauensbruch und die Liebe kann in Hass umschlagen.
Auch wenn unzählige Frauenmagazine etwas anderes behaupten, ist Verliebtheit keine Bedingung dafür eine Liebe. Häufig ist Verliebtheit allerdings die erste Phase, aber ob daraus überhaupt Liebe wird, ist eine ganz andere Frage. Die Phias umfasst ja auch neben der Liebe zu Eltern, Geschwistern und Geliebten auch die Freundesliebe.
>>> Da gibt es Untersuchungen, die nahe legen, dass Menschen in Angst- oder Stresssituationen empfänglicher fürs Verlieben sind:
Nope was diese Studien wie das Brückenexperiment belegen, ist eine kontextuelle Steigerung der empfunden Attraktivität des Gegenübers. Darauf auf Verliebenheit zu schließen ist schon ein gewagter Sprung.
Es gibt nebenbei Studien mit den gleichen Effekten, wenn man die Person regelmäßig sieht.
>>> Außerdem glaube ich tatsächlich, wenn ich wie bei typischen Dating-Sims einfach per Save&Reload alle Wege ausprobieren kann, da gefühlsmäßig nix wachsen kann.
Notwendig selbst ist ein nicht manipulierbares Erinnerungsvermögen der Spielfigur. Die Gefahr liegt aber nicht darin, Fehler machen zu können, sondern darin den Fehler nicht wiedergutmachen zu können.
>>> Aber vielleicht gibt es die und sie trauen sich nicht, es zu sagen :)
Hier wünsche ich mir mehr Widerspruch bei der Gegenthese: Als Du JA2 das erste Mal in den Händen hieltst, konntest Du es da nicht erwarten es endlich nach Hause zu bringen und es zu installieren?
Aber auch eine Freundschaft entsteht erst und ist nicht einfach da.
Davon ab: Ich bin kein Psychologe oder Wissenschaftler in diesem Bereich, aber bei gegenseitiger Sympathie schon von einer Form der Liebe zu sprechen halte ich nicht für richtig. Das entwertet die sehr starke Bindung zwischen zwei Menschen, die sich tatsächlich lieben.
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 25. Juni 2019 - 22:51 #
>>> Aber auch eine Freundschaft entsteht erst und ist nicht einfach da.
Auch dem würde ich widersprechen.
>>> Davon ab
Die Frage der Entwertung stellt sich nur im Zusammenhang mit dem Wertesystem. Die Frage wäre dann, wie viel Verbundenheit für eine Freundschaft nötig ist. Bei jemanden mit hunderten von Freunden gebe ich Dir wahrscheinlich recht. Bei jemanden mit sehr wenigen Freunden sehe ich aber wahrscheinlich keine Entwertung.
Mein Freundeskreis ist in der Tat recht überschaubar, aber von mir selber ausgehend würde ich einfach nicht soweit gehen zu sagen, dass ich irgendjemanden von meinen Freunden "lieben" würde, in welcher Form auch immer. Klar, ich mag meine Freunde sehr gerne und verbringe ebenso gerne Zeit mit ihnen, aber Liebe? Hm.
Andererseits sehe ich es auch durchaus so, dass Liebe nicht gleich Liebe ist. Da gibt es durchaus verschiedene Formen. Die Liebe zu seinen eigenen Eltern beispielsweise ist ja auch etwas völlig anderes als die Liebe zur eigenen Partnerin / dem eigenen Partner. Bei ersteren ist es schlichtweg eine extrem tiefe Verbundenheit, die bereits im Babyalter entsteht. Bei letzteren entsteht die Verbundenheit erst im Erwachsenenalter und geht im Regelfall u.a. auch mit sexueller Attraktivität einher. Insofern sind die Grundvoraussetzungen und die Erwartungshaltungen dieser beiden Formen komplett unterschiedlich.
Insofern magst Du da auch nicht ganz unrecht haben, wenn Freundschaft auch eine Form der Liebe ist. Schwierige Sache.
Sag doch sowas nicht! Ich verliebe mich ständig aber meistens hält das nicht lange. Wenn das Hochgefühl weg ist bin ich auch weg. Das was bleibt sind ein paar ganz wenige Freundschaften die viel länger dauern als die meisten Beziehungen.
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 26. Juni 2019 - 14:05 #
Dabei könnte ich so viele schweinische Dinge dazu schreiben.
Das Problem liegt daran, daß ich versuche schlicht keinen Wertesystem mit einfließen zu lassen. Dadurch wird es natürlich gröber und läuft auch manchen Wertesystemen entgegen.
Als Beispiel folgende Aussage: Liebe ist ein inniges, exklusives Gefühl, welches auf Wechselseitigkeit zwischen zwei Menschen besteht.
Dem mögen viele Menschen zustimmen, aber gleichzeitig ist es auch ein ziemlicher Ausschluss: Menschen können keine Objekte oder andere Lebensformen (Tiere, Aliens) lieben; Es kann keine unerwiderte Liebe geben; Es kann nur eine Liebe gleichzeitig geben. Dem würden dann, aber die vorherigen Zustimmer dann widersprechen, denn natürlich eine Elternteil kann sein Kind gleichzeitig zum anderem Elternteil lieben. Reden wir dann von unterschiedlichen Arten der Liebe oder ist es immer möglich mehre Menschen gleichzeitig gleich zu lieben?
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 26. Juni 2019 - 14:18 #
>>> Liebe ist ein inniges, exklusives Gefühl, welches auf Wechselseitigkeit zwischen zwei Menschen besteht.
Nö, Liebe überlebt ja sogar den Menschen. Man hört ja nicht auf, einen Menschen zu lieben, wenn er stirbt - aber die Wechselseitigkeit endet dann (zumindest nach meinem Verständnis).
>>> ist es immer möglich mehre Menschen gleichzeitig gleich zu lieben?
Ich denke ja. Die wundervollen Menschen, mit denen ich das Glück hatte, einen wichtigen Lebensabschnitt zu verbringen, liebe ich. Punkt. Auch wenn die Beziehung vielleicht 20 Jahre her ist - und selbst dann, wenn ich die Beziehung SELBST beendet habe (nur weil man sich liebt, heißt das ja nicht, dass man auch miteinander klar kommt...). Zu einigen habe ich noch regelmäßigen Kontakt, zu anderen gar keinen mehr - das spielt keine Rolle. Warum ist das so? Weil Liebe auch eine Entscheidung ist! Umkehrschluss: Ich kann entscheiden, einen Menschen nicht mehr zu lieben (z.B. weil er mich betrogen, belogen hat).
Bei Verliebtheit geht das nicht. Verliebtheit passiert auch gegen den eigenen Willen. Kennt ihr das nicht? Ich will nur "spielen", plötzlich merke ich, dass da Gedanken und Gefühle sind, die ich nicht haben wollte... ihhh, geh weg! :) Dann gehe ich vielleicht auf Abstand, aber shit, es nutzt nix - die Falle hat zugeschnappt.
Hat sich jemals irgendjemand in einen anderen Menschen verliebt? Natürlich! Es ist ja nicht so, als wäre das Gefühl des Verliebtseins pure Einbildung, stattdessen kommen die Hormone mächtig in Wallung und zwar ganz konkret in Bezug auf einen Menschen.
Worin sich aber tatsächlich noch nie jemand verliebt hat, ist die Persönlichkeit, der Charakter, eines Menschen. Jedenfalls nicht in seiner Gänze, denn - ganz richtig - den Menschen kennen wir ja noch gar nicht wirklich und stattdessen sorgen die in Wallung gekommenen Hormone dafür, dass wir alles Mögliche an für uns positiven Eigenschaften in die Persönlichkeit stecken und gleichzeitig das Negative ausblenden.
Aber "Mensch" und "Persönlichkeit" sind eben nicht die gleichen Dinge. Das Eine ist einfach nur ein anderes Wesen, das Andere das, was dieses Wesen ausmacht.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 55264 - 25. Juni 2019 - 17:59 #
Ha, erwischt! ^^
Bisher haben die Leser meine Arbeitshesen ja meist widerspruchslos geschluckt (obwohl die alle diskutabel gewesen wären!). Aber wenn ich Klicks und Kudos anschaue, scheint das Thema "Verliebtheit" generell nur wenige zu interessieren... :[
Elfant
25 Platin-Gamer - P - 63203 - 25. Juni 2019 - 19:50 #
Dem würde ich ja widersprechen. Wir hatten nur Angst so offen wie Sven "Quatsch" zu schreiben.
Aber Q - Bert Du weißt doch, wie das bei intellektuellen Betrachtungen ist und dann schließt Du auch noch die ganzen harten Kerle aus mit dem Frauenthema. Mit einer anerkannten Wahrheit wie "Konsolen sind scheiße! Weil, is so!" öffnest Du Dich der Masse.
Ein paar Worte noch zum Podcast: Ich fand die Idee gut und habe ihn mir zu erst angehört. Beim zweiten Versuch mit gleichzeitigen Lesen schielt ich ihn aber vorzeitig wieder ab: Zum Einen empfand ich unterschiedlichen Geschwindigkeiten als störend und zum Anderem war ich mit dem Lesen fertig.
Ich kann zwar nicht verstehen warum Mann sich überhaupt im Computer verlieben will aber du traust dich hier an ein heikles Thema ran, Mikey. Hat dich die Sonntagsfrage nach den liebsten Spielefiguren inspiriert?
Da sind ein paar interessante Ansichten dabei. Gerade weil du zwischen "verliebt sein" und "lieben" unterscheidest, und meinst, dass man sich eher in sein Bild einer Person verliebt als in die Person selbst, denke ich schon, dass man sich in einem Computerspielfigur verlieben kann - aber lieben, wie man einen Menschen liebt, kann man sie wohl nicht. Obwohl, es gibt auch Menschen, die meinen eine Schaufensterpuppe zu lieben, also wer weiß.
Ich war jedenfalls damals ein bisschen in Alyx verliebt, vor allem nach Episode 1. ;-)
thoohl
20 Gold-Gamer - P - 22330 - 27. Juni 2019 - 12:16 #
Verliebt war ich Anno 1995/1996 (ca) im Spiel Shannara in die Begleitern. Am Ende des Spiels wurde die Dame dann noch vom Bösewicht umgebracht. Das war sehr tragisch.
Hm...Soundcloud ist kaputt. Puffert nur ewig und läuft nicht los. :(
Spielt bei mir einwandfrei ab.
@qbert Eine A-ha Referenz und dann nich an einem Sonntag! Sehr schön!
Ich habe es auch eben gerade via Sonudcloud hören können.
Tja, jetzt gehts wieder.
Wobei die Zahl der Hörer sehr überschaubarer ist. Wenn ich meine eigenen Testklicks abziehe, dann klickt nicht mal 1% der Leser auf Audio - geschweige denn hört dann auch die 10-12 Minuten bis zum Ende. Da bin ich doch etwas enttäuscht, wie wenige das Angebot nutzen.
Hab heute mal ausnahmsweise nur den Text gelesen, da ich im Stress bin. Sonst höre ich immer Audio parallel.
Ich habs dieses und letztes Mal auch gehört (ohne Mitlesen) und fand das für eine Kolumne, bei der man ja eh mehr Zeit mitbringt als für einen Test, sehr passend und auch qualitativ sehr gut; ich würde das gerne fortsetzen.
Ex Machina...sehr sehenswerter Film !
Und was das Verlieben in Spielen anbelangt...ich habe mich immer für Triss Merigold entschieden ;)
Ich glaube beim Witcher ist es mit am auffälligsten, die einen bei Triss die anderen bei Yennefer. Wäre mal interessant zu ergründen, wer warum wieso weshalb für welche ist und was es über einen aussagt. Vielleicht kann eine andere Q-lumne das Lager Triss und Lager Yen ergründen? :D
Um mal einen unbekannteren Charakter ins Rennen zu werfen: Isabela von Dragon Age II.
Ich nehm Trip aus Enslaved.
Das habe ich sogar gespielt, aber sie völlig vergessen. So unterschiedlich sind Spielerfahrungen.
Ich kann leider nur meine eigene Meinung ergründen. Und die sagt eindeutig: Yennefer! Warum wieso weshalb ist da relativ einfach erklärt: Meine Jugendliebe hatte genauso schöne, lange, schwarze Haare :)
Also die erste Wahl ist natürlich Shani und wenn sie nicht da ist geht es erst Richtung Triss.... Muss ich noch mehr über meine Vorlieben schreiben?
Rote Haare Fetisch ... aber reicht das zum Verlieben? Oder willst du einfach nur wilden Sex mit den Mädels? ^^
Nein zum Verlieben reicht es nicht, aber in Zusammenhang mit einem schwyzerdütsch Akzent reicht es zum Verlust der höheren Hirnaktivitäten.
Die gibt es ja erst ab DLC :) Mich würde nur wirklich interessieren, was die Wahl über einen selber aussagt. Hätten wir nur eine aktive Psychologin hier bei GG.
Ich würde behaupten, daß die Wahl gar nicht so viel aussagt. Eigentlich beantwortet es erst die Frage, ob man In oder Out Character handelt. Wobei wir ja an Q - Bert sehen, daß die Wahl auf Yen noch lange nicht heißt, daß der Probant Incharacter spielt. Im zweiten Schritt geht es dann um die persönlichen Vorlieben. Die spannenste Antwort könnte noch sein, warum man in Witcher 1 das Kind bei Triss oder Shani in Obhut gibt.
Ich habe mich für Yennefer entschieden, weil ich vorher die Bücher gelesen habe, und es für mich auf Grund der Vorgeschichte viel mehr Sinn gemacht hat.
tjo mit den Büchern is es, denke ich, sinnvoller Yenn zu nehmen, schließlich sind die ja per Dschinn verbunden. Aber charakterlich find ich das bevormunden von ihr furchtbar^^
Kann ich nicht zustimmen, fand den Film ausnehmend uninteressant, keine nennenswerte Handlung, keine Charakterentwicklung, Pappkameraden-Bösewicht,CGI-Gimmick - aber die Buzze in der das spielte, war schon cool.
Haben wir denselben Film gesehen? Ich fand den auch großartig.
Ich auch!
Und ich!
Ich danke für deine Kolumne im allgemeinen und diesen Beitrag im speziellen!
"hört sich am besten, wenn ihr dabei parallel mitlest!" <-- fehlt da nicht ein "an"? :)
ANhören tut es sich immer gleich, egal ob man dabei mitliest oder nicht. :)
Es geht mir aber um den Vorgang des Hörens, nicht um die Audioqualität. "Hört sich am besten" ist also gemeint wie z.B. "liest sich am besten, während man im Bett liegt" oder so.
Ich halte das Postulat "Noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt!" für nicht falsch aber auch nicht zielführend. Unsere komplette Wahrnehmnung sowohl der Ausenwelt als auch unserer Innenwelt ist eine subjektive Interpretation von sensorischen Daten durch ein neuronales Netzwerk. Mit dem gleichen Gedanken im Kopf kann ich auch sagen, dass noch nie jemand wirklich ein durchgekautes Kaugummi unter einem Schultisch "gesehen" hat, oder noch nie jemand "tatsächlich" gefühlt hat, wie es ist sich das Knie aufzuschlagen.
Nicht falsch, aber es läßt am Ende, für mich, einen gewissen "Nutzwert" vermissen.
Das einfallslose Menschen sich weniger verlieben würden, kann ich zumindest aus eigener Erfahrung nicht nachvollziehen.
Ich kann den Sprung von "Gegenstände" hin zu virtuellen "Persönlichkeiten" auch nicht wirklich nachvollziehen. Gegenstände zu emotionalisieren liegt in unseren Genen, die Fähigkeit eine gewertete Bindung zu "toten" Gegenständen aufzubauen hat sich evolutionär einfach als Vorteilhaft erwiesen.
Die Fahigkeit eine Bindung zu nicht realen Personen aufzubauen hingegen, liegt einfach daran, dass unsere Mustererkennung seit knapp 30000 Jahren keinem evolutionären Verändeurngsdruck mehr unterliegt, entsprechend fällt es dieser schwer den "Rahmen der Glotze" als relevanten Parameter anzuerkennen. Nicht umsonst hatte der Verbrecher dieser Zeilen als ersten adolszenten Schwarm eine Sicherheitsoffizieren eines fiktiven Raumschiffes.
Ich vermisse auch die Trennschärfe beim Faktor "Attraktiviät" ist damit nur die visuelle Gemeint ?
Hat viel Spaß gemacht den Text zu lesen, vielen Dank !
Tasha?
japp
Eine Ergänzung:
Ein großes "Buuuuuuhhhhh" gibt es für das indirekte Gottesanbeterinnen - Shaming: entgegen der landläufigen Meinung wird das Männchen nach der Paarung nicht zwangsläufig gefressen.
Wenn man schon "alternative" Beziehungsmodelle aus dem Tierreich aus Tapet bringen mcöhte, dann doch bitte den Tiefseeanglerfisch, bei dem das Männchen nach der Paarung am Weibchen festwächst.
Der Grund warum es keine Spiele mit "verlieben" Mechanik gibt, dürfte vor allem ökonomische Gründe haben:
Die Basisemotionen: Angst, Wut, Freude, Trauer und Scham sind Primäremotionen, die recht leicht provoziert werden können. Wohingegen Liebe bzw. protoformen davon wesentlich komplexere Anstrengungen benötigen um stimuliert zu werden: sie sind extrem individuell und gerade bei der Zielgruppe (zumindest während der Bildungsjahre der Spieleindsutrie) auch extrem volatil (Teenager erleben während ihrer formativen Jahre z.T. komplette "Neuverdrahtungen" gewisser Hirnareale).
=>Es wäre also extrem ressourcenintensiv ein Spiel, das entsprechend komplex auf den Spieler oder die Spielerin eingehen kann, zu entwickeln.
Dank KI wird das sicher aber in zukunft möglich sein.
Last but not least: Fehlt nicht eigentlich auch noch ein Blick über den Tellerrand ? Gerade in Japan sollen sich doch virtuelle Partner bereits auf dem Vormarsch befinden (?/).
Die Tiefsee hätte ich gern aufgenommen, leider ist mir nur ein Spiel mit der Gottesanbeterin bekannt. ^^
Dass Verliebtheit großer Anstrengung bedarf, um stimuliert zu werden, kann ich ja eben (bei mir zumindest) *nicht* feststellen. Das passiert so en passant ... immer wieder.
Japan wäre spannend, aber da gibt es hier einen Haufen Experten - da kann ich mich nur blamieren :)
Spontan würde ich sagen, du verdrehst da etwas, es geht ja in dem Moment nicht um eine Anstrengung von Spielerseite sondern um die enormen Anstrengungen, um einem Spieler etwas "verliebbares" to präsentieren. Oder verstehe ich da was falsch ?
Ne, da war ich neben der Spur. ^^
Erstmal danke für das ausführliche Statement! Ein Leser, der sich eigene Gedanken gemacht hat - das allein nehme ich als großes Kompliment :)
>>> Nicht falsch, aber es läßt am Ende, für mich, einen gewissen "Nutzwert" vermissen.
Der einzige Nutzwert meiner Arbeitsthese "noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt (sondern nur in seine eigenen Wunschvorstellungen)" ist die Überleitung, um von Wikipedia ("Menschen verlieben sich NUR in andere Menschen") zu meinem Wunsch/Frage zu gelangen, dass dies doch auch mit virtuellen Figuren klappen soll/müsste. Die Frage, ob außerhalb des Bewusstseins überhaupt irgendwas existiert, ist auch spannend, so philosophisch wollte ich aber gar nicht werden.
>>> Die Fahigkeit eine Bindung zu nicht realen Personen....
Wenn es evolutionstechnisch vorgesehen ist, woran liegt es denn aber nun, dass du für eine Tasha Yar schwärmen kannst, aber nicht für eine Lara Croft oder Triss Merrigold?
Ich meine mich erinnern zu können, dass ich als kleiner Junge mal Emma Peel (alias Diana Rigg in The Avengers / Mit Schirm, Charm und Melone) heiraten wollte, nachdem ich in irgendeinem 3. Programm die Wiederholungen der alten Folgen gesehen hab. Mitspracherecht hatte sie natürlich nicht ^^. Und für Evangeline Lilly (Lost) kann ich mich heute noch erwärmen... mit FemShepard (Mass Effect) hab ich dagegen viel mehr Zeit verbracht, sie optisch perfekt auf meine Vorlieben getrimmt und spannende Abenteuer erlebt - aber emotional geht da nix.
>>> "Attraktiviät" ist damit nur die visuelle Gemeint?
In der Q-lumne hauptsächlich physisch gemeint, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass intellektuelle Attraktivität auch sehr mächtig sein kann. Aber bis DAS eine KI hinkriegt, muss noch viel passieren :)
Bin jetzt zu faul mir den Wikipedia-Artikel herauszusuchen/ zu lesen. Aber zuerst stelle ich mir die Frage ob diese denn tatsächlich so ist: Gerade das weibliche Geschlecht scheint in der adoleszenten Phase doch sehr innige Beziehung zu Tieren eingehen zu können, die in Einzelfällen auch sogar sexuell konnotiert sein können. Nicht umsonst gibt es denn (sicherlich chauvinistisch motivierten) Ausspruch, dass bei manchen Mädchen das Pferd den ersten Freund ersetzt.
Aber von derartigen "Ausreissern" mal abgesehen, würde ich spontan behaupten wollen, dass sich diese Diskrepanz zwischen Tasha Yar und Triss Merrigold aus dem zwar recht ausgetretenen, aber immer noch aktuellen Uncanny Valley speist. Unser Gehirn ist eine extrem effiziente Mustererkennungsmaschine über der ein Filter alles gnadenlos nach ökonomischen Kriterien ausmerzt. Mit einem Charakter "spannende Abenteuer" zu erleben ist eine Sache, da sich das hautpsächlich aus dem Basisemotionen speist. Dem "Verlieben" hängt ja aber ganz klar eine ökonomische Komponente an: die Fortpflanzung. Zum Zeitpunkt der Herausbildung dieser Verhaltensweisen, ein extrem ressourcenintesives Unterfangen (Nahrung, Anstregung, Zeit und Vermindeurng der Chance sich anderweitig fortzupflanzen).
Da es diverse Studien gibt, die Belegen, dass das menschliche Gehirn keine Probleme damit hat Charaktere im Fernsehen als Freund zu kategorisieren, und Freundschaft ursprünglich auch hautpsächlich ökonomische Beweggrunde hatte. Liegt der Schluß erstmal nahe, das Tasha Yar dieses Tal ohne Probleme durchschreiten kann während Triss Merrigold noch fleißig stolpert.
> Eben diese unvollendete, optische Nähe und eventuell dazukommende Mängel in der Interaktion sorgen für Probleme in der Mustererkennung und damit für Zweifel, ob die Investition sinnvoll ist.
Aus eigener Erfahrung (frühes Opfer des Internet, erste große, unerwiederte Liebe in einem Buffy - Textchat) versteige ich mich mal in die These: Wenn es ein Textadventure gäbe, dass dir den gleichen Interaktionsgrad (auf Textebene) mit Triss geben würde, wie du ihn jetz im 3D-Spiel hast, gäbe es einen großenb Bravo-Starschnitt von Triss direkt über deinem Bett und du könntest es gar nicht erwarten wieder an ihren zu ASCII-Zeichen gewordenen Lippen zu hängen.
Der Wikipedia-Artikel beschränkt Verliebtheit tatsächlich auf das Zwischenmenschliche. Keine Autos oder Tiere. Und er beschreibt jüngere Experimente, wo Menschen in Angstsituationen (instabile, schwankende Brücke) empfänglicher für Verliebtheit sind als in Ruhe/Sicherheit. Daraus leite ich meine Argumentation ab, dass es "Risiko" im Spiel geben sollte, um Verliebtheit zu begünstigen.
Ob der Fortpflanzungsdrang immer eine Rolle spielt, weiß ich gar nicht. In einem Browsergame, was ich vor 8-10 Jahren gezockt habe, gab es in meiner Gilde eine Frau, in die ich verliebt war - das hatte aber überhaupt keine sexuelle Komponente, es war "nur" ihr Humor und ihre Art, die mich geflasht haben. Zeitgleich hatte ich mit einer zweiten Gildendame explizite Sextingexperimente, aber null Verliebtheit. Im Idealfall sollte natürlich beides zusammenfallen :)
Text ist schon eine mächtige Waffe. Kann man sich eigentlich in Büchern verlieben??
Du hast die beiden Grazien noch im Facebook also scheint es ja nicht so harmlos gewesen zu sein! Ta!
In Facebook gucke ich vielleicht 2x pro Jahr. Maximum.
Dass Verliebtheit per definitionem mit einer Einengung des Bewusstseins einhergeht, impliziert, dass Fehler des anderen übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden können. Natürlich bedeutet dies, dass die Realität verzerrt wird und auch ist sie temporärer Natur. Da dies explizit zur Definition der Verliebtheit gehört, kannst Du es nicht zum Beweis, dass sich noch nie jemand verliebt habe, anführen.
Von daher ist Deine Beweiskette, die zum Schluss führt, dass sich noch nie jemand verliebt habe, falsch.
Ich sag ja gar nicht, dass sich noch nie jemand verliebt hat. Sondern dass diese Verliebtheit wenig bis gar nichts mit dem anderen Menschen zu tun hat, in den wir uns da angeblich verlieben! Weil den anderen Menschen kennen wir ja noch gar nicht. Das ist nur ein bunter Haufen Fragezeichen, in den wir unsere eigenen Wünsche, Hoffnungen und Fantasien projezieren.
Die spannende Frage ist dabei, warum diese Projektion mit echten Menschen gelingt, teils sogar mit Kunstfiguren wie Popstars oder TV-Sternchen, aber nie mit Computerspielcharakteren?
Ah, okay. Dann hatte ich den Satz missverstanden. Der ist soweit natürlich korrekt. Allerdings funktioniert das auch bei Menschen, die wir kennen, indem wir gewisse Aspekte ausblenden oder überhöhen wie bei einem Aktivfilter.
die Q-lumne is wieder sehr gut. Aber statt des Babes editor bei X-Com 2, nehm ich doch lieber nen paar Mod-packs bei Skyrim. Könnte mir gut vorstellen, dass die Verkaufszahlen bei Tomb Raider eher sinken, wenn es eine Romanze von Lara mit sonst wem gibt. Denke die Immersion geht in diesem Fall dann einfach nicht, zu wenig Empathie.
Eine sehr interessante Thematik. Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Ich habe überlegt, ob ich mich jemals in eine virtuelle Figur verliebt habe. Die Antwort ist tatsächlich nein. Die Frage ist natürlich, wie man "sich verlieben/verliebt sein" definiert (zum Beispiel so, wie der Wikipedia-Artikel es tut). Im Englischen gibt es ja die Redewendung "to have a crush on somebody", was das englische Equivalent dazu darstellt, von der (subjektiven) Wahrnehmung her aber schwächer ist als das deutsche "verliebt sein"; es entspricht wohl eher einem "die Person xy finde ich ganz gut".
Tatsächlich fand ich auch schon weibliche Figuren in Spielen ganz gut, z.B. Lydia aus Skyrim (die man ja auch heiraten kann, was ein tolles Feature von Skyrim ist) oder Ranis Athrys aus Morrowind (ja, es darf gelacht werden). Die Frage, ob man sich wirklich verliebt oder einem das Gehirn bzw. der Verstand das einem vorgaukelt, ist, glaube ich, vergleichbar mit der Heisenberg'schen Unschärferelation (nicht, dass ich davon Ahnung habe). Aber entweder, man betrachtet einen Menschen, so, wie er ist, mit all seinen (Schönheits-)Fehlern, Macken und Eigenschaften, oder man verliebt sich in eben jene Person - beides zugleich ist eigentlich nicht möglich. Die Psychologen sprechen gerne von einer sogenannten Fixen Idee (davon habe ich auch keine Ahnung, aber Name- bzw. Fachbegriffe-Dropping ist einfach super). Wir haben die Fixe Idee im Kopf, dass die Person xy perfekt ist, was wohl eher nicht der Realität entspricht. Das ist nicht immer logisch, nachvollziehbar oder gar wissenschaftlich erklärbar (siehe Realität -> wie oft denkt man: "Was will der denn mit der da
anfangen?" oder "Was sieht sie in ihm?" oder auch "Warum mag er/sie mich überhaupt?").
Ich muss zugeben, dass ich keine logische Erklärung dafür habe, dass man sich in der Regel nicht in Videospiel-Figuren verlieben kann, dafür aber in Figuren aus Film und Fernsehen. Bei mir war es beispielsweise Lydia in Beetlejuice von 1988. Winona Ryder ist auch heute noch recht attraktiv. Find ich zumindest, ist mir egal, was andere darüber denken (und ja, sie war in Beetlejuice erst 17, ooooohhh steinigt mich, Jehova, Jehova!).
ACHTUNG SPOILER! Weiterlesen auf eigen Gefahr!
Die bereits erwähnte emotionale Bindung durch gemeinsame Erlebnisse scheinen im Videospiel nicht so richtig zu funktionieren. Zwar hatte ich in Skyrim gerne Lydia als Begleiterin dabei, aber sie ist zu austauschbar, man kann genausogut eine Novizin der Dunklen Bruderschaft mitnehmen (sofern man die entsprechenden Quests absolviert hat).
Eine andere Geschichte ist die von Mickey aus Far Cry: New Dawn. Ich muss zugeben, dass ich Mickey ganz gut fand und wahrscheinlich als einziger auf diesem Planeten sie am Ende hab leben lassen - ja, ok, sie ist böse, und ja, ok, sie ist nicht sehr damenhaft, und ja, ok, sie hat es eigentlich nicht verdient. Aber am Ende hat sie mir eigentlich nur leidgetan. Interessant wäre es wohl, ihren Wandel vom Saulus zum Paulus beobachten zu können. Vielleicht hätte sie sich irgendwann als netter Mensch entpuppt - oder auch nicht.
Ich würde sagen, da die KI und die Grafik (in Kombination mit VR) sich immer weiterentwickeln, werden sich sicher zukünftige Psychologen mit dem Thema beschäftigen. So, genug geschrieben, der Kommentar ist eh zu lang und das hier liest eh keiner mehr.
Ich hab den Kommi gelesen - bis ganz zum Ende, also weit unten, sozusagen komplett und fertig.
Den Bezug zu Heisenberg krieg ich grad nicht auf die Kette, aber wenn es um die Frage "Mag sie mich?" geht, sind wir ganz nah bei Schrödinger: Ja/Nein/Beides - und das Ergebnis ändert sich von einem Moment zum anderen :)
das mit Heisenberg war nicht ganz ernst gemeint, aber das mit Schrödinger is auch eine gute Idee ^^ wenn wir jetzt noch Einstein unterbringen könnten... von wegen "Verliebtsein ist relativ"... ;)
Ach, den Albert kriegen wir da sogar ganz leicht in die Gleichung...
Eine Schlussfolgerung der Allgemeinen Relativitätstheorie ist die "gravitative Zeitdilatation". Klingt kompliziert, sagt aber nur, dass die Zeit langsamer läuft, je stärker die Gravitation ist. Und genau das passiert ja auch beim Verliebtsein! Bei besonders starker zwischenmenschlicher Anziehungskraft scheint die Zeit fast still zu stehen :)
Also bei mir war das immer so, wenn ich Zeit mit einer Person verbracht hab, in die ich verliebt war, dass die Zeit besonders schnell verging.
Stimmt. Nur einzelne Momente ticken in Zeitlupe, insgesamt rast die Zeit aber.
Irgendwie hat mich der Artikel an die neue "Black Mirror"-Folge erinnert... (Spoilers ahead!)
https://en.wikipedia.org/wiki/Striking_Vipers
So dann gebe ich auch mal meinen Schwachsinn dazu:
Ich denke Du begibst Dich in ein paar zu starke Vereinfachungen. Nehmen wir den Wikipedia - Artikel zu Verliebtheit. Laut diesem (und auch anderen Quellen) ist Verliebtheit eine häufige Anfangsphase einer Liebe. Es besteht also die Chance, daß Q - Bert, welcher JA2 liebt, ebenfalls verliebt in dieses Spiel war, wie die Frau in ihr Auto oder der Mann in sich selbst. Meine erste Arbeitsthese wäre also, ob Spiele selbst die Verliebtheit zu schnell auflösen in dem sie selbst den Tunnelblick aufbrechen, bevor der Spieler selbst seine Verliebtheit bemerken. Jeder von uns oder besser jene mit der Gnade der frühen Geburt kennt noch diese spannenden Minuten, wenn das Spiel sich installiert und man schon begeistert im Handbuch blättert. Oder schon vorher, wenn man sich freut die Neuerwerbung endlich nach Hause zu bringen? Sicherlich man könnte dies unter profaner Vorfreude abtun, aber handeln Verliebte (und nicht Liebende) ebenso? Liebende freuen sich durchaus darauf sich wiederzusehen, aber denken sie die gesamte Fahrt lang an nichts anders?
Aber sehen wir uns einmal die Arbeitsthese an: "Noch nie hat sich ein Mensch in einen anderen Menschen verliebt!" Wir können dieses Satz durchaus bejahen. Der Tunnelblick ist ja durchaus vorhanden. Wir können ihnen aber auch verneinen. Verliebt einen Liebesbrief oder heute vielleicht eher eine "Whats app" - Nachricht zu schreiben ist einfach. Diese auch abzusenden, ist schon schwerer. Heldenmut oder starker Verzweiflung bedarf es allerdings zu der Person zu gehen und ihr diese drei kurzen drei Worte zu sagen: "Ich liebe Dich." Stattdessen warten die meisten Menschen bis sie die Reaktion des Gegenübers sicher als positiv erahnen können.
Wenn wir uns nur in unsere eigene Vorstellung einer Person verlieben würden, wäre es unwahrscheinlich, daß wir ein scheitern in dieser Phase in Betracht ziehen? Sitzt da dann doch noch vielleicht ein Rest an "Objektivität" oder ist es doch nur unsere eigene Unsicherheit? Wir sehen sicherlich in der Verliebtheit ein idealisiert Bild des Objektes der Begierde, aber dennoch hält uns etwas zurück.
Kommen wir zum Nervenkitzel als Notwendigkeit zum Verlieben:
Welches Risiko geht Mensch ein, welches sich in einen Gegenstand verliebt? Eine Ablehnung können wir als unwahrscheinlich abhaken. Die Zerstörung oder Entwendung wäre zwar möglich, aber dies wäre auch bei einem Spiel möglich. Etwa in Form eines Spielstandverlustes.
Sicherlich gibt es Theorien, daß man an Orten der Wallung auch selbst in Wallung gerät, aber die Belege dafür sind eher dünn. Es gibt zwar ein größeres Interesse, aber eine Verliebtheit ergibt daraus nicht zwingend. Immerhin wissen wir dadurch, wo wir flirten sollen.
Was Du mehr mit Risiko meinst, ist ein Erinnerungsvermögen und dies führt uns zum nächsten Punkt.
Charakter
Warum verlieben sich Menschen untereinander im Netz? Bleiben wir mal beim obigen Beispiel der Onlinespiele: Wir können allerlei Reize, welchen wir sonst unterliegen, könnten ausschließen. Was uns bleibt ist die Optik des Avatars und eventuell noch die Stimme per Sprachchat. Die wesentlichen Informationen welche wir aber bekommen, ist das Wesen des Gegenübers. Angefangen bei seinem Sprachstil bis zu sein Verhalten. Das Videospielcharaktere daran einen Mangel haben, hast Du erkannt. Ebenso die Notwendigkeit eines Erinnerungsvermögens, welches man nicht durch Speichern und Laden manipulieren kann. Was Du zumindest nicht ausgearbeitet hast, sind die Möglichkeiten des Vergessens und des Verzeihens, aber inkludieren wir jene mal. Warum die Figur kein Zeitgefühl hat, ist dann eine andere Frage. Es ist ja nicht so als könnten Spiele dies nicht leisten (Metal Gear Solid 3: Snake Eater).
Können wir uns nun aber unsere/n Traumfrau/ - mann zum Verlieben kreieren?
Um es mit den Worten einer unverheirateten Pfarrerstochter zu sagen: Die Liebe macht uns alle zu Narren.
Bei der Planung versuchen alles zu bedenken und damit reduzieren wir den Zufall. Hat jemals jemand geplant euren Schwarm in eure Klasse zu setzen? Das man sich auf der Straße trifft? Natürlich kann man an Schicksalsmächte glauben und es ihnen zuschreiben, aber dann liegen fern der menschlichen Möglichkeiten.
Nur weil ich den graduellen Charakter der Figur bestimmen kann, heißt es noch lange nicht, daß ich mich hinterher auch in ihn verliebe. Schon das Wissen, daß der Charakter dazu da ist, verschlechtert schon die Chancen. Also lassen wir es die Maschine machen und programmieren eine KI, welche dafür sorgen soll? Möglich nachdem wir wissen wie und warum sich Menschen überhaupt verlieben.
Nein auch Doyle ließ Sherlock Holmes untereinander Irene Adler nicht grundlos zu Narren werden.
>>> zu starke Vereinfachungen
Meine Q-lumne ist immernoch nur eine Glosse, keine Doktorarbeit :)
>>> ... ist Verliebtheit eine häufige Anfangsphase einer Liebe.
Ich weiß, das steht überall. :/ Aber dem würde ich vehement widersprechen wollen. Verliebtheit und Liebe sind für mich zwei getrennte, fast schon gegensätzliche Dinge, die zwar oft parallel auftreten, aber trotzdem unabhängig sind - so wie Wut und Hass.
Liebe basiert für mich auf Vertrautheit und Vertrauen. Sie fällt nicht vom Himmel, sie muss wachsen. Sie funktioniert unabhängig von Zeit und Raum, denn sie überdauert die Jahre und alle Distanzen, selbst über den Tod einer geliebten Person hinaus.
Verliebtheit basiert auf Fantasie und Vorstellungskraft. Sie kommt plötzlich, ist einfach da. Fehlt der Kontakt, verschwindet das Verliebtsein.
Dass aus Verliebtheit Liebe wird, ist ein Ideal, wenn der Partner, den man auserwählt hat, sich tatsächlich als der Mensch herausstellt, den man sich erträumt hat. So oft ist das nicht der Fall (bei mir jedenfalls nicht, *heul*). Und natürlich liebt man Menschen, in die man nie verliebt war - seine Eltern, Geschwister z.B.
>>> Nervenkitzel als Notwendigkeit zum Verlieben
Da gibt es Untersuchungen, die nahe legen, dass Menschen in Angst- oder Stresssituationen empfänglicher fürs Verlieben sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Faktoren-Theorie_der_Emotion
Außerdem glaube ich tatsächlich, wenn ich wie bei typischen Dating-Sims einfach per Save&Reload alle Wege ausprobieren kann, da gefühlsmäßig nix wachsen kann. Das "Risiko" etwas Falsches zu tun oder zu sagen, ist imho notwendig.
>>> Nur weil ich den graduellen Charakter der Figur bestimmen kann, heißt es noch lange nicht, daß ich mich hinterher auch in ihn verliebe.
Da gebe ich dir absolut Recht! Ich kann nur günstige Voraussetzungen schaffen, dass es funktionieren könnte - ob es dann tatsächlich klappt, ist nicht sicher. Was aber ziemlich sicher ist, ist dass bisher die Voraussetzungen in Games nicht da sind, sonst würde es ja irgendwelche Leute geben, die sich schon mal verliebt hätten. Aber vielleicht gibt es die und sie trauen sich nicht, es zu sagen :)
>>> Ich weiß, das steht überall. :/ Aber dem würde ich vehement widersprechen wollen.
Bei der Liebe werden wir uns nicht treffen. So sehr wir uns in ihren Auswirkungen einig sind, unterscheiden wir uns bei ihrem Eintreten. Meiner Überzeugung nach kann Liebe einfach da sein. Liebe basiert zum Beispiel nicht auf Vertrauen, sondern das Vertrauen basiert in diesem Fall auf der Phias. Deswegen schmerzt ein Vertrauensbruch und die Liebe kann in Hass umschlagen.
Auch wenn unzählige Frauenmagazine etwas anderes behaupten, ist Verliebtheit keine Bedingung dafür eine Liebe. Häufig ist Verliebtheit allerdings die erste Phase, aber ob daraus überhaupt Liebe wird, ist eine ganz andere Frage. Die Phias umfasst ja auch neben der Liebe zu Eltern, Geschwistern und Geliebten auch die Freundesliebe.
>>> Da gibt es Untersuchungen, die nahe legen, dass Menschen in Angst- oder Stresssituationen empfänglicher fürs Verlieben sind:
Nope was diese Studien wie das Brückenexperiment belegen, ist eine kontextuelle Steigerung der empfunden Attraktivität des Gegenübers. Darauf auf Verliebenheit zu schließen ist schon ein gewagter Sprung.
Es gibt nebenbei Studien mit den gleichen Effekten, wenn man die Person regelmäßig sieht.
>>> Außerdem glaube ich tatsächlich, wenn ich wie bei typischen Dating-Sims einfach per Save&Reload alle Wege ausprobieren kann, da gefühlsmäßig nix wachsen kann.
Notwendig selbst ist ein nicht manipulierbares Erinnerungsvermögen der Spielfigur. Die Gefahr liegt aber nicht darin, Fehler machen zu können, sondern darin den Fehler nicht wiedergutmachen zu können.
>>> Aber vielleicht gibt es die und sie trauen sich nicht, es zu sagen :)
Hier wünsche ich mir mehr Widerspruch bei der Gegenthese: Als Du JA2 das erste Mal in den Händen hieltst, konntest Du es da nicht erwarten es endlich nach Hause zu bringen und es zu installieren?
„Auch wenn unzählige Frauenmagazine etwas anderes behaupten, ist Verliebtheit keine Bedingung dafür eine Liebe.“
Sehr richtig. In meine jetzige Frau war ich nie verliebt. Trotzdem liebe ich sie sehr. Entstanden ist das nur aus jahrelanger Freundschaft.
Glaube ich Dir, aber Freundschaft ist bereits eine Form der Liebe.
Aber auch eine Freundschaft entsteht erst und ist nicht einfach da.
Davon ab: Ich bin kein Psychologe oder Wissenschaftler in diesem Bereich, aber bei gegenseitiger Sympathie schon von einer Form der Liebe zu sprechen halte ich nicht für richtig. Das entwertet die sehr starke Bindung zwischen zwei Menschen, die sich tatsächlich lieben.
>>> Aber auch eine Freundschaft entsteht erst und ist nicht einfach da.
Auch dem würde ich widersprechen.
>>> Davon ab
Die Frage der Entwertung stellt sich nur im Zusammenhang mit dem Wertesystem. Die Frage wäre dann, wie viel Verbundenheit für eine Freundschaft nötig ist. Bei jemanden mit hunderten von Freunden gebe ich Dir wahrscheinlich recht. Bei jemanden mit sehr wenigen Freunden sehe ich aber wahrscheinlich keine Entwertung.
Mein Freundeskreis ist in der Tat recht überschaubar, aber von mir selber ausgehend würde ich einfach nicht soweit gehen zu sagen, dass ich irgendjemanden von meinen Freunden "lieben" würde, in welcher Form auch immer. Klar, ich mag meine Freunde sehr gerne und verbringe ebenso gerne Zeit mit ihnen, aber Liebe? Hm.
Andererseits sehe ich es auch durchaus so, dass Liebe nicht gleich Liebe ist. Da gibt es durchaus verschiedene Formen. Die Liebe zu seinen eigenen Eltern beispielsweise ist ja auch etwas völlig anderes als die Liebe zur eigenen Partnerin / dem eigenen Partner. Bei ersteren ist es schlichtweg eine extrem tiefe Verbundenheit, die bereits im Babyalter entsteht. Bei letzteren entsteht die Verbundenheit erst im Erwachsenenalter und geht im Regelfall u.a. auch mit sexueller Attraktivität einher. Insofern sind die Grundvoraussetzungen und die Erwartungshaltungen dieser beiden Formen komplett unterschiedlich.
Insofern magst Du da auch nicht ganz unrecht haben, wenn Freundschaft auch eine Form der Liebe ist. Schwierige Sache.
Wenn es mit der Liebe so einfach wäre, dann würden ja auch Nerds wie Q - Bert oder gar ich etwas davon verstehen.
Na, wem sagst Du das. Als wenn ich Ahnung davon hätte. Bin nur froh, dass das mit der Liebe irgendwie bei mir funktioniert.
Meine Therapeutin sagt, ich bin ein Autist. Nerdsein ist für mich nur Tarnung!
Sag doch sowas nicht! Ich verliebe mich ständig aber meistens hält das nicht lange. Wenn das Hochgefühl weg ist bin ich auch weg. Das was bleibt sind ein paar ganz wenige Freundschaften die viel länger dauern als die meisten Beziehungen.
Dabei könnte ich so viele schweinische Dinge dazu schreiben.
Das Problem liegt daran, daß ich versuche schlicht keinen Wertesystem mit einfließen zu lassen. Dadurch wird es natürlich gröber und läuft auch manchen Wertesystemen entgegen.
Als Beispiel folgende Aussage: Liebe ist ein inniges, exklusives Gefühl, welches auf Wechselseitigkeit zwischen zwei Menschen besteht.
Dem mögen viele Menschen zustimmen, aber gleichzeitig ist es auch ein ziemlicher Ausschluss: Menschen können keine Objekte oder andere Lebensformen (Tiere, Aliens) lieben; Es kann keine unerwiderte Liebe geben; Es kann nur eine Liebe gleichzeitig geben. Dem würden dann, aber die vorherigen Zustimmer dann widersprechen, denn natürlich eine Elternteil kann sein Kind gleichzeitig zum anderem Elternteil lieben. Reden wir dann von unterschiedlichen Arten der Liebe oder ist es immer möglich mehre Menschen gleichzeitig gleich zu lieben?
>>> Liebe ist ein inniges, exklusives Gefühl, welches auf Wechselseitigkeit zwischen zwei Menschen besteht.
Nö, Liebe überlebt ja sogar den Menschen. Man hört ja nicht auf, einen Menschen zu lieben, wenn er stirbt - aber die Wechselseitigkeit endet dann (zumindest nach meinem Verständnis).
>>> ist es immer möglich mehre Menschen gleichzeitig gleich zu lieben?
Ich denke ja. Die wundervollen Menschen, mit denen ich das Glück hatte, einen wichtigen Lebensabschnitt zu verbringen, liebe ich. Punkt. Auch wenn die Beziehung vielleicht 20 Jahre her ist - und selbst dann, wenn ich die Beziehung SELBST beendet habe (nur weil man sich liebt, heißt das ja nicht, dass man auch miteinander klar kommt...). Zu einigen habe ich noch regelmäßigen Kontakt, zu anderen gar keinen mehr - das spielt keine Rolle. Warum ist das so? Weil Liebe auch eine Entscheidung ist! Umkehrschluss: Ich kann entscheiden, einen Menschen nicht mehr zu lieben (z.B. weil er mich betrogen, belogen hat).
Bei Verliebtheit geht das nicht. Verliebtheit passiert auch gegen den eigenen Willen. Kennt ihr das nicht? Ich will nur "spielen", plötzlich merke ich, dass da Gedanken und Gefühle sind, die ich nicht haben wollte... ihhh, geh weg! :) Dann gehe ich vielleicht auf Abstand, aber shit, es nutzt nix - die Falle hat zugeschnappt.
>>> Kennt ihr das nicht?
Was soll ich sagen: Ich bin ein sehr phantasieloser Mensch, welcher dem Spiel nicht abgeneigt ist.
Hat sich jemals irgendjemand in einen anderen Menschen verliebt? Natürlich! Es ist ja nicht so, als wäre das Gefühl des Verliebtseins pure Einbildung, stattdessen kommen die Hormone mächtig in Wallung und zwar ganz konkret in Bezug auf einen Menschen.
Worin sich aber tatsächlich noch nie jemand verliebt hat, ist die Persönlichkeit, der Charakter, eines Menschen. Jedenfalls nicht in seiner Gänze, denn - ganz richtig - den Menschen kennen wir ja noch gar nicht wirklich und stattdessen sorgen die in Wallung gekommenen Hormone dafür, dass wir alles Mögliche an für uns positiven Eigenschaften in die Persönlichkeit stecken und gleichzeitig das Negative ausblenden.
Aber "Mensch" und "Persönlichkeit" sind eben nicht die gleichen Dinge. Das Eine ist einfach nur ein anderes Wesen, das Andere das, was dieses Wesen ausmacht.
Ha, erwischt! ^^
Bisher haben die Leser meine Arbeitshesen ja meist widerspruchslos geschluckt (obwohl die alle diskutabel gewesen wären!). Aber wenn ich Klicks und Kudos anschaue, scheint das Thema "Verliebtheit" generell nur wenige zu interessieren... :[
Q-lumne 6: Konsolen sind scheiße! Weil, is so! ^^
Schade eigentlich. Gut geschrieben ist Deine Q-lumne jedenfalls :)
Dem würde ich ja widersprechen. Wir hatten nur Angst so offen wie Sven "Quatsch" zu schreiben.
Aber Q - Bert Du weißt doch, wie das bei intellektuellen Betrachtungen ist und dann schließt Du auch noch die ganzen harten Kerle aus mit dem Frauenthema. Mit einer anerkannten Wahrheit wie "Konsolen sind scheiße! Weil, is so!" öffnest Du Dich der Masse.
Ein paar Worte noch zum Podcast: Ich fand die Idee gut und habe ihn mir zu erst angehört. Beim zweiten Versuch mit gleichzeitigen Lesen schielt ich ihn aber vorzeitig wieder ab: Zum Einen empfand ich unterschiedlichen Geschwindigkeiten als störend und zum Anderem war ich mit dem Lesen fertig.
Ich kann zwar nicht verstehen warum Mann sich überhaupt im Computer verlieben will aber du traust dich hier an ein heikles Thema ran, Mikey. Hat dich die Sonntagsfrage nach den liebsten Spielefiguren inspiriert?
Nein, den Text habe ich vor mehreren Monaten schon geschrieben. :)
Prädikat: Lesenswert! :D
Da sind ein paar interessante Ansichten dabei. Gerade weil du zwischen "verliebt sein" und "lieben" unterscheidest, und meinst, dass man sich eher in sein Bild einer Person verliebt als in die Person selbst, denke ich schon, dass man sich in einem Computerspielfigur verlieben kann - aber lieben, wie man einen Menschen liebt, kann man sie wohl nicht. Obwohl, es gibt auch Menschen, die meinen eine Schaufensterpuppe zu lieben, also wer weiß.
Ich war jedenfalls damals ein bisschen in Alyx verliebt, vor allem nach Episode 1. ;-)
Ein bisschen reicht für den Präzedenzfall :)
Verliebt war ich Anno 1995/1996 (ca) im Spiel Shannara in die Begleitern. Am Ende des Spiels wurde die Dame dann noch vom Bösewicht umgebracht. Das war sehr tragisch.
War das diese Dame hier?
https://www.gamersglobal.de/sites/gamersglobal.de/files/galerie/2650/shannara_092.png
Jup.
Hach.
Jaja rot ist einfach die einzig wahre Haarfarbe.