Hereinspaziert, hereinspaziert! Hier seht ihr die merkwürdigsten Computerspiele der Welt. Ob seltsame Genres, kuriose Szenarien oder einfach nur bodenlos schlechte Machwerke: In dieser Show kommt ihr aus dem Staunen nicht heraus!
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Heute, liebstes Leservolk, sprechen wir über
Iji. Ja, keine langatmige Einführung diesmal. Iji ist nicht nur ein von der Buchstabenzusammensetzung her etwas seltsam aussehender Name, sondern auch ein Computerspiel über eine gleichnamige Protagonistin. Wie, kennt ihr nicht? Schon mal auf das Konzept dieser Artikelserie geachtet? Also echt, manche Leute...
Iji wurde von
Daniel Remar im Jahr 2008 erschaffen und ist ein 2D-Jump-and-run der nicht ganz klassischen Art. Als ich zum ersten Mal vom Titel las, konnte ich mir nicht so recht ein Bild davon machen, wie das Spielerlebnis ausfallen könnte. Der
Trailer verdeutlicht das schon etwas mehr. Trotzdem: Dieses Spiel begreift ihr erst, wenn ihr es gespielt habt. Allerdings frage ich mich, wieso ich dann überhaupt noch einen Artikel dazu schreibe... Egal, versuchen wir es!
Böse Außerirdische überfallen die Erde, Teil 15.374
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So ungeschützt solltet ihr besser nicht in ein Feuergefecht gehen. Nutzt besser die Kisten links neben der Action. |
Die Story von Iji müsste selbsternannten, hochnäsigen Indie-Gamern eigentlich die Tränen in die arroganten Augen treiben: Aliens überfallen die Erde und ihr müsst sie aufhalten. Warum solltet ihr nun ausgerechnet einem Spiel Aufmerksamkeit schenken, das die selbe Story hat wie ein 35 Jahre altes
Space Invaders? Doch keine Sorge: Mag die Rahmenhandlung vielleicht auch etwas... dünn sein, ist die Erzählweise dagegen so atemberaubend, dass einige Spieler Iji bereits als „
System Shock 2D“ bezeichneten. Gut, meiner Meinung nach geht das etwas zu weit, trotzdem ist das Spiel für einen Sidescoller mit extrem gutem Storytelling ausgestattet.
Eure Hauptfigur Iji ist gerade auf einem Familienausflug. Euer Vater zeigt euch die Forschungsstation, in der er arbeitet. Plötzlich erscheinen seltsame Lichter am Himmel. Noch plötzlicher tritt eine Explosion ein. Iji überlebt, fällt jedoch in Ohnmacht. In den wenigen Momenten des Bewusstseins bekommt sie mit, dass Ärzte irgendwelche Experimente mit ihr anstellen. Die Männer in weißen Kitteln sind bereits verschwunden, als Iji wieder ganz zu sich kommt. Eine Stimme meldet sich über die Sprechanlage. Sie kommt der jungen Frau bekannt vor. Es ist ihr Bruder Dan. Auch er hat die Explosion offenbar heil überstanden. Er konfrontiert seine Schwester schließlich mit der schrecklichen Wahrheit: Aliens sind in riesigen Scharen auf dem Planeten gelandet. Als glücklich erweisen sich da die Experimente, die die Forscher an Iji durchführten: Nun kann sie die Waffen der Aliens, die über die so genannte Nano-Technologie laufen, nutzen, um sich zu wehren.
Langsam und besonnen
Hier beginnt das Abenteuer. Stets unterstützt von eurem Bruder, sucht ihr einen Ausweg aus dieser vermeintlich ausweglosen Situation. Leicht ist sie in jedem Fall nicht: Die Alienrasse, als Tasen bekannt, ist von Beginn an gut ausgerüstet, während ihr nur mit einer mickrigen Schrotflinte herumsteht. Jetzt heißt es, ruhig und besonnen an die Sache heranzugehen.
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Unten seht ihr das „Crack"-System: Manövriert einfach den grünen Punkt zum roten, ohne ein schwarzes Feld zu treffen. Vorsicht: Nicht bei Feindkontakt zu empfehlen! |
Das Gameplay spiegelt Ijis Lage und Konstitution gut wieder. Sie ist nämlich keine superagile Kämpferin a la Samus Aran, sondern ein normales Mädchen, das noch nie eine Waffe in der Hand hatte. Daher ist das Tempo auch eher langsam. Iji kann lediglich gehen, auch Schüsse im Sprung sind nicht drin. Stellt ihr euch einem Gegner, dann erinnert das witzigerweise meist an moderne 3D-Deckungsshooter: Überall stehen nämlich Kisten herum, hinter denen Iji sich ducken kann. Legen die Gegner dann eine Feuerpause ein, steht sie schnell auf und streckt den Feind nieder. Schon alleine dieses Kampfsystem macht Iji ziemlich einzigartig. Wüste Ballereien übersteht Iji zu Beginn nicht lange, stattdessen sind Geduld und gute Reflexe gefragt, um möglichst wenig Schaden zu nehmen.
Natürlich bleibt es im Spielverlauf nicht bei der Schrotflinte. Oder vielleicht doch, je nachdem, wie ihr Iji Erfahrungspunkte zuweist. Richtig gelesen, das Spiel enthält eine milde Prise RPG. Die blauen Kügelchen, die die Gegner nach dem Besiegen liegenlassen, bringen euch Erfahrung. Bei genug davon steigt ihr einen Level auf und dürft Iji Talentpunkte an Terminals zuweisen. Da ihr pro Karte nur fünf Stufen steigen dürft, könnt ihr nicht jedes der sieben Skills bis zum Maximum hochleveln, daher heißt es, sich die Punktverteilung gut zu überlegen. Zwei Fähigkeiten sind für das Tragen der beiden Waffenklassen verantwortlich. Zwei weitere sorgen für stärkere Angriffe oder mehr Lebensenergie. „Attack“ und „Munition“ erhöhen die tragbare Munition sowie die Stärke eures Tritts, womit ihr Türen aufbrechen oder den Aliens volle Kanne in die extraterrestrischen Kronjuwelen treten könnt. Zu guter Letzt steht euch noch „Crack“ zur Auswahl. Nein, das bringt keine Gratis-Drogen, sondern Hackerwissen. Mit denen könnt ihr spezielle Kisten und Türen öffnen, Gegner außer Gefecht setzen oder neue Waffen aus den bereits bekannten kreieren. Ihr seht schon, mit der „Crack“-Fähigkeit lässt sich sehr viel anstellen, weshalb ihr diesen Skill unbedingt nutzen solltet. Die beiden anderen Fähigkeiten Armor und Jump werden im Spielverlauf dagegen automatisch erhöht.
Blut und Morde oder Blümchen und Morgenröte?
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Hier seht ihr den Velocithor im Einsatz. Eine solch mächtige Waffe bekommt ihr nur bei vollem Ausbau der Waffenskills. |
So weit das Gameplay von Iji. Ihr ballert so ziemlich alles ab, was sich bewegt. Im späteren Spielverlauf wird dies von Iji mit Kampfschreien oder einem gelegentlichen „Die!" kommentiert. Wer jetzt weinend in eine Ecke sinkt, mit dem Körper vor und zurück wippt und immer wieder sagt „So viel sinnlose Gewalt! Wieso? WIESO?“, dem sei gesagt, dass Iji gar nicht zur Waffe greifen muss, wenn ihr das partout nicht wollt. Das macht das Spiel natürlich eine Ecke schwerer, auch wenn ihr dank eines früh gefundenen Deflektorschildes nicht vollkommen wehrlos seid. Und doch belohnt euch das Spiel mit einem ganz anderem Storyverlauf, der deutlich weniger düster ist.
Tatsächlich wirken sich eure Taten auch im Spielverlauf aus, wenn auch nicht spielerisch, sondern erzählerisch: Wer wie Rambo durch die Gänge läuft, merkt an Iji langsam eine nicht gerade positive Persönlichkeitsveränderung. Auch in den Dialogen zwischen Iji und Dan oder diversen Bossen wird immer wieder der Sinn des ruhelosen Gemetzels angezweifelt.
Technisch reißt Iji natürlich keine Bäume aus, es handelt sich ja auch nur um ein Freewarespiel. Aber immerhin: Das Design ist durchweg stimmig, die Karten sind ebenfalls von beachtlichen Umfang. Der Soundtrack sorgt bei manchen friedlichen Spieler dafür, dass diese dann auch mal die Sau rauslassen: In höheren Levels wird dieser richtig fetzig und sorgt garantiert für einige Ohrwürmer.
Visuell gibt es aber wenigstens ein paar Sahnehäubchen, und das sind die Bosskämpfe. Die überfluten den Bildschirm teilweise richtig mit vielen irren Lichteffekten und Explosionen, bei Epileptikern ist also Vorsicht geboten. Auch spielerisch sind die Gefechte nicht zu verachten: Sind die ersten Kämpfe noch reine Schießduelle, müsst ihr bei späteren Obermotzen immer eine Schwachstelle suchen. Mit reiner Waffengewalt kommt ihr dann nicht mehr weit.
Fazit: Kleine 2D-Perle
Iji ist ein richtig launiger 2D-Plattformer, der mit viel Spieltiefe und einem enormen Wiederspielwert ausgestattet ist. Mag die Rahmenhandlung auch ziemlich klischeehaft sein, so ist die eigentliche Erzählung dann aber sehr einfühlsam und mit Fingerspitzengefühl gestaltet. Für Fans von Spielen wie etwa
Probotector ist der Titel wohl eine Enttäuschung, denn flotte Action wird nicht geboten. Doch wer eine Prise Rollenspiel in seinem Jump-and-Run mag und obendrein auf knackige Bosskämpfe steht, für den ist Iji in jedem Fall einen Blick wert.
Damit schließt die Show für heute. Kommt auch das nächste Mal wieder vorbei, wenn ihr die kuriosesten und merkwürdigsten Titel der Spielwelt erblicken wollt. Ich bin euer Gastgeber Daeif und ich sage euch: "Diese Gewalt! DIESE SINNLOSE GEWALT!"
Hört sich witzig an. Zwischen den Tagen schaue ich es mir vielleicht mal an.
Hoffe, die Freakshow macht nicht zu lange Pause!
Vorerst letzte Folge? Schade :( Aber ich hoffe einfach mal dass es irgendwann weitergeht :)
Zum Spiel - der Name sagte mir gar nichts, aber als ich den ersten Screenshot vergrößert hatte macht es *klick*! Das Spiel hab ich vor (zumindest gefühlt) Jahren mal runtergeladen und angefangen zu spielen, bin dann aber irgendwie wieder von abgekommen. Hatte es ab und zu noch im Hinterkopf, aber mit der momentan doch recht beschränkten Freizeit setzt man sich dann doch eher an "größere" (und hübschere) Titel, statt so ein Indiegame zu spielen. Aber wenn ich jetzt lese, dass da noch ordentlich Story kommt, reizt es mich ja doch wieder... mal gucken, wenn sich doch mal wieder ein größeres Zeitfenster auftut werd ich wohl mein altes Savegame rauskramen. Oder nochmal von vorne starten, allzu weit war ich eh noch nicht, und dann gleich vernünftig spielen und auf alles achten :)
Also, Danke auch für diese Folge! Auf Wiedersehen...!? :)
Yap, du solltest dich definitiv noch mal dransetzen. Außerdem ist es nicht allzu lang, wenn man die reine Zeit vom Start bis zu den Credits betrachtet (allerdings ist der Wiederspielwert, wie im Artikel bereits beschrieben, sehr hoch).
Die Freakshow wird maximal für ein Jahr in Pause gehen. Je nachdem, ob ich meine anderen Artikelideen umsetzen kann, könnte sie auch schon früher zurück kommen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass ich nicht vom nem Sandhai gefressen werde oder so was ;)
Heißt das jetzt, dass man dir Misserfolg wünschen muss bei deinen anderen Artikelplänen, damit sie schnell zurück kommt? :P
Na na na, doch nicht zu Weihnachten. Ab dem 27.12. kannst du dann die Voodoopuppe für Projektmisserfolge rausholen ;)
Aber nein, nicht doch zu Weihnachten! Danach ist noch so viel Zeit :)
Dann auf ein baldiges Wiedersehen!
Bin ich blind, oder hast du den Downloadlink vergessen? Der Trailer sieht ja schon ziemlich cool aus und in den YT-Kommentaren nennen das einige als ihr Lieblings-Spiel. Gut, wahrscheinlich gilt das bei so ziemlich jedem Spiel für irgendjemanden, aber es macht mich schon hellhörig. Zumal du die Bosskämpfe lobst, ich mag gute Bosskämpfe.