Jede Spalte ist ein Monat, beginnend mit Januar (links). 1. Zeile: Licht, 2. Zeile: Erde, 3. Zeile: Schleife, 4. Zeile: Blüten.

 

Hanafuda – auch heute noch

Es ist jetzt also über 130 Jahre her, seit Nintendo mit der Produktion von Hanafuda-Karten begann. In Japan werden sie auch heute noch hergestellt, wenn auch natürlich längst nicht mehr handgezeichnet. Ich habe mir ein Deck direkt aus dem Land der aufgehenden Sonne bestellt und kaum vier Wochen später hielt ich die entsprechende Luftpostsendung in den Händen. Man hat übrigens die Wahl zwischen klassischen Hanafuda-Karten und einem Set mit Mario-Motiven. Ich habe mich für den Einstieg für erstere Variante entschieden.

Ein Hanafuda-Set besteht aus 48 Karten, die zwölf Monaten zugeordnet werden. Demnach gehören zu jedem Monat vier Karten, deren Gestaltung sich an einem gemeinsamen Motiv orientiert. Zum Beispiel ist das im März die Kirschblüte (Sakura) und im Juni die Pfingstrose. Um die Karten einordnen zu können, sind also gewisse Botanik-Grundkenntnisse von Vorteil. Fast jeder Monat besteht aus zwei Blütenkarten (japanisch: Kasu, 1 Punkt) mit dem grundlegenden Motiv, einer Schleifenkarte (Tanzaku, 5 Punkte), auf der zusätzlich eine Banderole abgebildet ist, sowie einer Licht- (Hikari, 20 Punkte) oder Erd-Karte (Tane, 10 Punkte). Im November gibt es je eine Karte aller vier Kategorien und im Dezember drei Blüten und eine Licht-Karte. Der August besteht aus zwei Blüten, einer Erd- und einer Lichtkarte und hat dafür keine Banderole. Oben seht ihr zum besseren Verständnis ein Foto von meinen Karten, nach Monaten sortiert.
 

Koi-Koi und Sakura

Jetzt stehe ich also vor 48 mühsam sortierten Karten und einer entscheidenden Frage: Was bitte mache ich jetzt damit? So wie man mit westlichen Spielkarten verschiedene Spiele von Schwimmen bis hin zu Poker spielen kann, so gibt es auch diverse Dinge, die man mit Hanafuda anstellen kann. Das gängigste Spiel hierbei heißt Koi-Koi und geht mit zwei Spieler:innen so: Zunächst bekommt jeder aus dem gemischten Stapel acht Karten verdeckt zugeteilt, acht weitere werden offen in die Mitte des Tisches gelegt, die übrigen Karten bilden das Deck. Der Spieler, der am Zug ist, legt zunächst eine Karte aus seiner Hand offen vor sich hin. Falls diese zu einer der offen liegenden Karten in der Mitte des Tischs passt (sprich: wenn sie zum selben Monat gehören), darf der Spieler beide behalten und vor sich platzieren. Anschließend wird eine Karte vom Stapel gezogen und ebenfalls offen hingelegt. Falls diese zu einer der bereits offen liegenden Karten passt, darf der Spieler beide behalten, ansonsten bleibt sie offen liegen und der nächste ist am Zug. Am Ende werden die Punkte der jeweiligen Karten addiert (siehe oben).

Die namensgebende Besonderheit liegt darin, dass Spieler zusätzlich sogenannte Yaku bilden können – bestimmte Kartenkombinationen, für die es am Ende Bonuspunkte gibt (zum Beispiel alle fünf Licht-Karten oder alle drei blauen Schleifen). Hat ein Spieler am Ende des Zuges so eine Kombination beisammen, kann er entweder das Spiel beenden, oder „Koi-Koi!“ rufen, wodurch die Runde weitergeht, aber der nächste Spieler, der ein Yaku hat, doppelte Punkte bekommt. Hier hat es sich übrigens bewährt, eine Liste der möglichen Kombinationen griffbereit zu haben, denn mit der Zuordnung der einzelnen Monate und was Licht und was Erde ist, muss man hier als Einsteiger schon eine Menge im Kopf behalten.

Eine etwas einfachere, aus Hawaii stammende Variante von Koi-Koi heißt Sakura. Hier gibt es für jede Licht-Karte 20 Punkte, für jede Erdkarte 5, für jede Schleife 10 und für die Blüten 0 Punkte (Ausnahme: Die dritte Blüte im Dezember ist 10 Punkte wert). Gespielt wird genau wie bei Koi-Koi, nur ohne das „Koi-Koi!“-Rufen. Stattdessen endet die Runde erst dann, wenn das Deck komplett aufgedeckt ist. Am Ende werden die Punkte addiert und für jedes Yaku werden dem Gegner 50 Punkte abgezogen. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl gewinnt. Ich persönlich fand diese Variante etwas spaßiger, da einsteigerfreundlicher.

Vielen Dank für die Blumen!

Es gibt noch etwas komplexere Spielarten mit Hanafuda, die ich noch nicht ausprobiert habe. Insbesondere habe ich nicht für alle Varianten gut verständliche englischsprachige Spielanleitungen gefunden (wenn da jemand Ideen oder Tipps hat: her damit!). Sich für den Einstieg mit den beiden oben erklärten Spielen und insbesondere diesen sonst im Westen komplett unüblichen Karten auseinanderzusetzen, war etwas Neues und hat Spaß gemacht.

Nahaufnahme meiner Hanafuda.