User-Meinung

FIFA - Eine Liebe User-Artikel

Eldest 17. Oktober 2011 - 14:08 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Kurz nach Erscheinen von FIFA 12 ist es Zeit für einen Rückblick: Ich habe hunderte Stunden in FIFA 11 verbracht, wie jedes Jahr in einem Fußballspiel. Ich habe tausende Tore geschossen, so gut wie jede Situation erlebt und dennoch ist es mir nicht langweilig geworden. Ein gutes Zeichen.
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Vor nun über einem Jahr ist der 2011er Ableger EAs traditionsreicher Fußballsimulationserie FIFA erschienen. Gerade einmal genug Zeit für einen Veteranen, genug Spiele gespielt, Saisons absolviert, Tore geschossen, gegnerischen Spielern die Waden gebrochen, Titel gewonnen und Onlinegefechte ausgetragen zu haben.

Es geht um Tore, nicht ums Siegen

Die FIFA-Serie plagte schon immer ein Problem: Sie ist zu einfach, zumindest für erfahrenere Spieler. Das mag wie Selbstbeweihräucherung klingen, ist aber die bittere Wahrheit. Irgendwann, nach nicht all zu langer Zeit, hat man sich zum obersten Schwierigkeitsgrad hochgeangelt, zur ultimativen, "legendären" Herausforderung. Doch auch auf dieser Stufe läuft es wie auf den anderen: Eine gewisse Zeit einspielen, bis man nur noch gewinnt. So sehen dann auch die Saisonabschlusstabellen aus: Nur Siege, keine Niederlagen, keine Unentschieden. Über 150 Tore geschossen, unter 20 kassiert. Ich bin pedantisch, akzeptiere keine Niederlagen. Die Torjägerliste führen vier Spieler aus meinen Reihen an, der Führende mit mehr als 50 Toren. Irgendwann ist das Siegen Nebensache, denn siegen tue ich eh. Nein, es sind die Tore, die Deklassierungen, die Blamagen der (virtuellen) Gegner, die mich motivieren. Den Erzfeind Manchester United (ich spiele Liverpool) mit 8:0 vom Platz zu fegen, ist wunderbar, auch wenn's nicht real ist. Mit dem schnellen Außenstürmer die überforderten Innenverteidiger ein ums andere Mal zu umkurven, ist höchste Befriedigung für einen Fußball(spiel)fanatiker. So sitze ich die Faust ballend vorm Monitor, hoffend dass mich die Nachbarn nicht sehen.

Diese Motivation muss man sich suchen, um über Monate Spaß mit FIFA 11 zu haben. Es gehört ein bisschen Verrücktheit dazu. Doch das Spiel bietet einem alles, was das Fußballerherz begehrt: Vielfältige Animationen, immer neue Spielsituationen, die Freiheit, sein Spielsystem völlig umzustellen und gänzlich anders zu siegen. Doch gibt es eine Erkenntnis: Die hemmungslose Offensive ist das beste Mittel zum Erfolg. So spiele ich mit einer Viererabwehrkette, davor ein Sechser, dann ein offensiver Mittelfeldspieler, beinahe eine hängende Spitze (ideal mit einem schnellen, technisch versierten Spieler besetzt) und davor zwei Mittelstürmer, rechts und links je ein pfeilschneller Außenstürmer: das 4-2-4-System, in der Realität nicht denkbar. So spielt man die gegnerische Abwehr verrückt, mit schnellen Passstafetten nutzt man gnadenlos jede Lücke die sich ergibt, Eins-gegen-Eins-Situationen sind kein Problem. Ein Tor fällt nach dem anderen, schnell erzielen einzelne Spieler Hattricks. So läuft es, wenn alles ideal ist. Wenn einmal etwas nicht stimmt, der Gegner zufälligerweise konsequent gut steht, die Räume dicht macht, beißt man sich die Zähne aus: Das Spiel wird zur Arbeit, die Sucht nach Toren zum Drang die drohende Blamage (Unentschieden) abzuwenden. Kassierte Tore werden mit wütenden Sturmläufen gerächt; überraschenderweise eröffnet oft erst ein Rückstand das eigene Torfestival, dann wenn der Gegner glaubt er könnte etwas reißen. Aus 0:1-Rückständen werden nicht selten 5:1-Siege.

Irgendwann wird man arrogant

Wenn man Saison für Saison ungehindert sämtliche Trophäen in die Höhe stemmt, wird man nachdenklich, überheblich. Man beginnt sich selbst Handicaps zu geben: Liverpool spielt in der Realität mit Luis Suarez und (dem im Spiel mittelmäßig bis "nur" guten) Andy Carroll im Sturm? Gut, dann setze ich den frisch verpflichteten (im Spiel überragenden) Wayne Rooney eben auf die Bank. Die Borussia Dortmund kreiert mit den jungen Neven Subotic und Mats Hummels ein kongeniales Abwehrduo? Gut, kaufe ich eben zwei Abwehrtalente und spiele mit ihnen in der Innenverteidigung, anstatt auf erfahrene Abwehrrecken wie Jamie Carragher zu setzen. All das sind Risiken, die jeden Sieg, jedes Tor nur noch kostbarer machen. Es ist eine ungemeine Genugtuung, wenn der "nur" gute Andy Carroll Jahr für Jahr die meisten Tore erschießt, trotz eigentlich seinem Sturmpartner unterlegener Attribute. Dies zeigt aber auch eins: Robuste Spieler besitzen Vorteile. Schirmt man mit ihnen den Ball gut ab, läuft halbwegs intelligent in freie Räume, sind sie eine Wucht. Kombination aus Robustheit und Schnelligkeit wie Christiano Ronaldo sind beinahe übermächtig. Da hat sogar ein Lionel Messi das Nachsehen, dessen geniales Spiel man einfach nicht nachahmen kann. Hier tut sich eine Realität auf: FIFA ist nicht Fußball, es ist etwas eigenes, besitzt eine ganz eine Faszination. Das ist nicht negativ gemeint, sondern eine bloße Feststellung. Doch genau das reizt mich an dem Spiel.

Jahr für Jahr

Man könnte vieles darüber schreiben, was FIFA 11 womöglich falsch macht, oder gar viel kritisches über die Firmenpolitik von EA Sports. So ist FIFA 11 auf dem PC (meiner Spieleplattform) quasi das Konsolen-FIFA-10. Doch es erzeugt bei mir denselben Sog, den ich schon vor acht Jahren bei meinem ersten, selbst gekauften FIFA spürte. Anfangs ist es der Wille, eine Saison als Meister abzuschließen, die neuesten, besten Spieler zu erwerben. Dann sind es die eigenen Zielsetzungen: Nur Siege feiern, bestimmte Torquoten erfüllen (zuletzt ein Fünftoreschnitt über die gesamte Saison), nur mit Spielern unter 23 spielen, nur mit Inländern, nur mit Spielern einer bestimmten Nation... Die Möglichkeiten sind endlos. Für Spieler wie mich, die das motiviert, ist FIFA auch dieses Jahr wieder ein fantastisches Spiel gewesen. Es zieht mich in seinen Bann und wenn auch nur als Zeitvertreib bei akuter Langeweile. Und falls es mich besonders juckt, schmeiße ich den Onlinemodus an und spiele mit anderen Spielern gemeinsam (bis zu fünf "echte" Spieler pro Team) oder gegen Konkurrenten. Dabei kochen die Emotionen dann endgültig über, wenn der Gegner, selbstverständlich unverdient und absolut glücklich, nur aufgrund von Bugs und Unmöglichkeiten siegt.

Es ist meine Feststellung, Jahr für Jahr: Die jährliche Neuauflage von FIFA (oder im vorletzten Jahr aufgrund mangelnder Qualität von FIFA eben auch mal Pro Evolution Soccer) ist das Spiel, mit dem ich am meisten Zeit verbringe. Egal, ob es irgendetwas falsch macht, ich komme davon nicht los. Ich liebe es und bin mir sicher, dass es mir auch mit FIFA 12 nicht anders gehen wird.

Eldest 17. Oktober 2011 - 14:08 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Anonymous (unregistriert) 17. Oktober 2011 - 15:33 #

Mir fehlt hier der FIFA/FRAU Vergleich. Was würde ein Mann dafür geben, jedes Jahr sich eine neue Frau sich zu legen zu können......

Pestilence (unregistriert) 17. Oktober 2011 - 15:39 #

Und das für nur 60€, weitesgehend Bugfrei, wird ständig verbessert und hat immer Lust...

Old Lion 27 Spiele-Experte - 77783 - 17. Oktober 2011 - 19:31 #

Aber die cheatet wie Sau!

pepsodent 15 Kenner - P - 3876 - 17. Oktober 2011 - 16:00 #

Schöner Text. Danke!
Ich spiele zwar gar kein Fifa, und kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, das jemals zu tun, und selbst wenn, dann hätte ich sicher niemals Spaß daran, mir irgendwelche Handicaps oder sonstige Späße auszudenken, habe den Artikel aber trotzdem mit großem Spaß gelesen.
(:

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 265163 - 17. Oktober 2011 - 16:03 #

Danke. So hab ich jez ein wenig Verständnis für diese Spezies Gamer gewonnen. ;)

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 17. Oktober 2011 - 16:54 #

Einerseits ja, der Artikel erklärt gut warum der Autor soviel Spaß mit Fifa hat und das es eben nicht nur ein einfaches Fussballspiel ist. Andererseits bleibt die zentrale Fragestellung unbeantwortet finde ich. Warum man unbedingt jährlich das neueste Update braucht wird wenig bis gar nicht angeschnitten. Für dieses Jahr kann ich es verstehen, weil das PC Fifa endlich auch mal eine neue Grafik verpasst bekommt, warum man aber 8-10 jeweils neu brauchte nicht so wirklich.

"Für Spieler wie mich, die das motiviert, ist FIFA auch dieses Jahr wieder ein fantastisches Spiel gewesen." <- da hast du den neuen Teil aber schnell wieder zur Seite gelegt wenn es ein tolles Spiel _gewesen_ ist ;-)

Eldest 13 Koop-Gamer - 1718 - 17. Oktober 2011 - 18:52 #

Wegen der Spielerupdates, Detailänderungen etc. Wenn du ein Jahr lang ein und dasselbe Spiel gespielt hast, willst du vielleicht doch mal eine kleine Veränderung (auch wenns super war).

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 18. Oktober 2011 - 9:23 #

Das ist so ziemlich genau die Antwort mit der ich gerechnet habe und die für mich auch absolut nachvollziehbar ist, nur von der Ankündigungsnews her hätte ich mir eben gewünscht, das auch im Text ausführlicher darauf eingegangen wird ;-)

Min Chul (unregistriert) 17. Oktober 2011 - 16:21 #

Jeder der mal PES gespielt hat wird nie wieder FIFA spielen. FIFA ist was Offensiv-KI und Gameplay angeht einfach um Lichtjahre hinter PES.
Bei FIFA sind die Tore nahezu immer gleich, wo bei PES fast jedes Tor einzigartig herausgespielt ist.

Carsten 18 Doppel-Voter - 12406 - 17. Oktober 2011 - 17:53 #

FIFA 12 hast du gespielt?

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110364 - 17. Oktober 2011 - 18:24 #

Der flamet nur, macht er in allen seinen Kommentaren. Vorzugsweise das aber auch alles "konsolifiziert" ist.

Eldest 13 Koop-Gamer - 1718 - 17. Oktober 2011 - 18:51 #

Ich habe PES2010 gespielt, fand es gut (habe es lange gespielt), bin aber wieder zu FIFA gewechselt. Ich halte beide Serien für gut, aber FIFA liegt mir etwas mehr.
Dass bei FIFA die Tore immer gleich fallen würden, ist aber definitiv falsch. Spiel mal die neuesten Teile, da wirst du es merken.

Limper 18 Doppel-Voter - P - 10310 - 17. Oktober 2011 - 17:09 #

Interessanter und unterhaltsam zu lesender Artikel! FIFA ist so gar nicht meins, weshalb es schön ist es mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Equi 14 Komm-Experte - 2012 - 18. Oktober 2011 - 19:51 #

Stellst du denn auch wirklich jede einzelne Hilfefunktion auf ''Manuell''? Denn wenn man dann durch FIFA immernoch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad nur so durchmarschiert, hat man meiner Meinung nach schon E-Sportler Qualitäten.

Eldest 13 Koop-Gamer - 1718 - 18. Oktober 2011 - 21:24 #

Halb und halb. Die komplett manuelle Passfunktion halte ich für zu zickig, der automatische Pass in den Lauf ist aber zu mächtig. Ganz manuell spiele ich nicht und ein E-Sportler bin ich auch nicht. Ich will nicht so tun als sei ich der beste Spieler. Ich bin sicherlich nicht schlecht, aber online ists eben auch anders als offline. Offline gut zu sein ergibt sich alleine daraus, dass man die KI nach einer gewissen Zeit einfach kennt und sich von selbst die besten Spielzüge aneignet, um sie auszutricksen.
Worauf ich hinaus will ist, dass man sich mit der Zeit an alles "gewöhnt". Das kann etwas dauern, aber daran ändert auch das Abschalten der Hilfefunktionen (meiner Meinung nach) nicht viel.

In FIFA 12 spiele ich übrigens vermehrt online. Ob das Spiel schwerer ist als die Vorgänger kann ich noch nicht genau sagen. Die Eingewöhnungsphase war aber schon länger als die Jahre zuvor. Bei FIFA 09 meinte ich damals aber auch, das Spiel sei deutlich schwerer als der Vorgänger. Aber das gab sich mit der Zeit, wie immer.

Anonymous (unregistriert) 18. Oktober 2011 - 22:18 #

ist die lust am spiel nicht einfach die lust an der dominanz?

Eldest 13 Koop-Gamer - 1718 - 19. Oktober 2011 - 16:00 #

Schöne Idee, könnte man durchaus so sagen, denke ich.

Anonymous (unregistriert) 31. Oktober 2011 - 19:49 #

Ich spiele Fifa 12 ohne Hilfen auf Profi. Macht mehr Spass, als MIT Hilfen auf z.b. Legendär. Der Unterschied ist groß, da man unglaublich genau zielen muss. Wenn dann der Gegner starkes Pressing spielt, macht man einfache Fehler, die MIT Hilfen nicht passieren. Dafür kann man seine Vorstellungen sehr genau umsetzen, wenn man es dann beherrscht. (hat bei mir 1 Saison gedauert, bis ich das Gefühl für die manuellen Pässe hatte...viel fluchen inklusive, wenn ich wieder mal nen 2m. Pass veraucht hatte...)

Das bei Fifa u. PES sehr viel über Spielerwerte gesteuert wird, habe ich akzeptiert, weil sonst alle Spieler gleich gut wären. Aber die Skripte im Karrieremodus nehmen mir jeden Spass. Das Game hat beschlossen, daß ich diese Saison im Abstiegskampf sein MUSS. Als 2 Ligist hab ich den DFB Pokal gewonnen u. ohne Probleme Schalke, Dortmund etc. abgefertigt. Und jetzt stellen Mannschaften wie Bochum plötzlich unüberwindbare Hindernisse dar.

Noch absurder wird die Sache dadurch, da das Skript scheinbar nur wirkt, wenn ich zu hoch in der Tabelle aufsteige. Kaum nähere ich mich der Relegation ist es kein Problem Stuttgart abzufertigen.

Die Krone wird dem Ganzen dadurch aufgesetzt, daß es in der Euro League, zumindest diese Saison, kein beschränkendes Skript zu geben scheint. Somit ist mein Team, Energie COTTBUS, Tabellenerster vor Chelsea. (!!!) Wirkt ja super realistisch.

Hat man die Steuerung gemeistert u. kennt die KI halbwegs, dann werden die Matches eig. nur mehr durch Spielerwerte, Skripts, Zweikampfcheats u. Kollisionsabfrage Cheats der KI entschieden. In einem Fussballspiel sollten sich Spieler nicht in stofflose Geister verwandeln können u. durch Gegner durchlaufen.

Trotz vieler Dinge die mich mittlerweile nach der 12 Saison stören, kann ich nicht aufhören. Ist ne Droge das Game. Nicht weil es gut ist, sondern weil ich Fussball liebe u. in der Realität niemals in der Champions League spielen werde.

vgamer85 (unregistriert) 17. November 2016 - 11:24 #

Ich hab damals Fifa 99 gefeiert. Auch Fifa 2000, 06 und 10 hab ich sehr gerne gespielt. Mein letztes Fifa was ich gespielt habe war die 15er Version. Die Lust vergeht nach all den Jahren mehr und mehr. Aber eine tolle Fußballserie!