CCG, F2P und trotzdem gut?

Faszination Hearthstone User-Artikel

Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!


Naturgemäße Vorteile

Mit beinahe jedem Pixel imitiert Hearthstone dabei ein physisches Kartenspiel: Karten werden bogenförmig animiert aus einem Deck herausgezogen und landen auf der Hand des Spielers am unteren Bildschirmrand. Allerdings bedient sich das Spiel nicht nur optisch bei den Vorbildern, sondern natürlich auch spielmechanisch. Dadurch fällt es unmittelbar in die Kategorie des Entscheidungswettbewerbs, nimmt jedoch zugleich all die Vorteile mit, die Brett- und Kartenspiele in diesem Bereich typischerweise gegenüber modernen Videospielen haben. Zunächst betrifft dies die Klarheit, die Transparenz der Mechanismen. Gerade gegenüber den weiteren Blizzard-Titeln fällt auf, dass hier rein gar nichts hinter audiovisuellem Spektakel versteckt wird. Die Interaktionen der Spielelemente sind stets vollständig und eindeutig nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass alle Zahlenwerte im Spiel angenehm klein sind: Diener haben hier eben einfach 4 oder 6 Lebenspunkte statt 24383. Des Weiteren sind all diese Werte im Spiel mit Bedacht gegeneinander ausbalanciert worden, sodass es stets mehrere Wege gibt, die zahlreichen Zauber und Diener einzusetzen. Schon eine Reduktion oder Erhöhung eines Angriffswertes um nur einen Punkt kann von entscheidender Bedeutung sein, was wiederum direkt für die Kohärenz des Systems spricht. Selbst die Aufwertung feindlicher Diener kann gegebenenfalls von Vorteil sein, um sie durch Zauber, die speziell gegen starke Monster gerichtet sind, angreifbar zu machen. Umgekehrt ist auch das Verletzen eigener Diener, um deren „Wutanfall”-Effekt auszulösen, eine valide Taktik.

Daraus ergibt sich letzten Endes auch, dass Hearthstone ein sehr effizientes Spiel ist. Jede Runde und jede einzelne Aktion ist von großer Bedeutung. Partien dauern dabei in der Regel gerade einmal zwischen 5 und 15 Minuten. Zeit verschwendet wird hier keine. Selbst an ein System asynchroner Animationen wurde gedacht: Die Spieler können Aktionen, schon bevor die aktuelle Animation zu Ende gespielt wurde, „aneinanderreihen”. Darüber hinaus ist Hearthstone ein verhältnismäßig elegantes (digitales) Spiel: Obwohl die Bedeutung des „Sammelns” wie ein Damoklesschwert der aufgeblähten Komplexität über dem System schwebt, sind die grundsätzlichen Mechanismen leicht zu verstehen und gehen unmittelbar nach dem Tutorial oder spätestens ein paar Duellen gegen die KI in Fleisch und Blut über. Die aus dem Zusammenwirken der Elemente entstehende Tiefe ist jedoch mehr als beachtlich. Zudem bringt der schiere Umfang an verschiedenen Karten, von denen übrigens einige exklusiv einer bestimmten Klasse zur Verfügung stehen, nicht zuletzt auch die nötige Vielfalt ins Spiel, sodass die Spieler immer wieder vor neuartige Situationen gestellt werden.

Die (abgemilderten) Leiden des jungen CCG

Dafür sorgt des Weiteren jedoch auch der „gute” alte Zufall. Das Glück beim Kartenziehen – das sogenannte „Luck of the Draw" – ist natürlich auch in Hearthstone von nicht zu verachtender Bedeutung. Durch die notwendigerweise ungleichen Decks, mit denen die Spieler antreten, wird dieses Problem jedoch potenziert. Es müssen nicht nur im richtigen Moment die richtigen Karten gezogen werden, sondern sich überhaupt erstmal im eigenen Deck befinden. Und dabei wiederum spielt der Zufall ebenfalls eine Rolle. Zu allem Überfluss werden nicht wenige Karteneffekte im Spiel auch noch spontan ausgewürfelt. Auch wenn das Verhältnis von Können und Glück im Spiel auf ungefähr 80 zu 20 geschätzt wird, ist das Feedback dadurch insgesamt häufig stark verzerrt: War es mein Können, das mich hat gewinnen lassen? Oder habe ich einfach glücklich gezogen? Hatte ich vielleicht mehr Glück mit zufallsbasierten Spezialfähigkeiten? Oder hatte ich sogar schon im Voraus gewonnen, da ich das offensichtlich bessere Deck ins Spiel gebracht habe? Natürlich gehört auch die gekonnte Deck-Konstruktion zur nötigen Kompetenz eines guten Spielers, allerdings stört bei diesem Argument die Art und Weise, in der neue Karten CCG-typisch – und so auch hier – bezogen werden.
Fünf Karten werden zufällig in einem Paket platziert.

Darin liegt dann auch Hearthstones vielleicht größte Schwäche – in der Grundeigenschaft des Sammelkartenspiels. Neue Karten für seine Sammlung bekommt der Spieler in aus fünf Karten zufällig zusammengestellten virtuellen „Booster-Packs”, die für Echtgeld oder (vornehmlich durch Siege erspieltes) Spielgold gekauft werden können. Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Seltenheitsstufen, sodass der Paketkäufer besonders wertvolle Karten nur selten und natürlich unregelmäßig zu Gesicht bekommt. Mit diesem psychologischen Kniff will das Spiel (wie jedes andere CCG) zum Kaufen unverhältnismäßig vieler Pakete animieren. Doktor Skinners „operante Konditionierung” lässt grüßen. Viel schwerer wiegt jedoch, in welcher Form die Spieler somit an bessere Decks kommen: Einerseits können sie natürlich einfach mehr Echtgeld ausgeben, was absolut nichts mit dem Spiel selbst zu tun hat. Darüber hinaus besteht in den oberen Regionen der Ranglisten damit auch akute „Pay-to-win"-Gefahr. Der andere – auf den ersten Blick möglicherweise vertretbarere – Weg führt über das Sammeln von Gold im Spiel. Allerdings bekommt dies nicht unbedingt der gute Spieler, sondern der Spieler mit viel Zeit zum „Grinden”. Zumindest wird dieses Vorgehen jedoch dadurch eingeschränkt, dass bloßes Gewinnen – im Gegensatz zur Erfüllung einer „Daily Quest” wie „Gewinne fünf Partien mit dem Schamanen” – eher wenig einträglich ist, das reine Grinden über die tägliche Aufgabe hinaus also eher ineffizient ist.

Daraus, dass das gesamte Geschäftsmodell eines jeden CCGs auf dem Verkauf dieser randomisierten Kartenpakete basiert, ergibt sich jedoch ein weiteres Problem, das in Zukunft auch Hearthstone schwerwiegend treffen könnte: Die Sammelsysteme haben einen niemals endenden Bedarf nach neuen Inhalten. Es muss also immer mehr Karten geben. Dies verschreckt auf Dauer nicht nur Neueinsteiger durch eine schlichtweg absurde Lernkurve (wer sich heutzutage erstmals mit Magic: The Gathering befasst, bekommt es mit über zehntausend Karten zu tun), sondern sorgt nach und nach auch dafür, dass vernünftiges Balancing ein Ding der Unmöglichkeit wird. Zu viel Content tut keinem Spiel gut, jedoch erst recht kein „Content um des Contents willen”, den es aber über kurz oder lang zwangsläufig geben muss, sollte Blizzard planen, das Spiel langfristig am Leben zu erhalten. Und davon ist allemal auszugehen. Momentan befindet sich Hearthstone noch in einem relativ übersichtlichen Zustand. Das Ausbalancieren der Klassen ist aufgrund der Masse an Karten bereits jetzt schwierig, jedoch gerade noch möglich. Dies könnte sich allerdings schnell ändern. Die erste große Erweiterung mit hunderten neuen Karten ist bereits in Arbeit.
 
Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 5. März 2014 - 12:58 #

Schöner Bericht! Kann ich soweit zustimmen.

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 5. März 2014 - 13:00 #

Eine gewisse Faszination muss ich zugeben, obwohl ich es vermutlich nie spielen werde... aber das war bei Magic auch schon so ;-)

Kaplan_Ralf 12 Trollwächter - 838 - 5. März 2014 - 13:03 #

Sehr guter Artikel.
Das Problem mit den mangelnden neuen Inhalten, bzw. dem etwaigen Überfluss, könnten sie einfacher umschiffen wenn sie das Diablo und Starcraft Universum in Hearthstone integrieren würden. Das würde zu ihrem Konzept der Verschmelzung der Universen, wie es ja auch im kommenden HotS sein wird, passen.
Zumindest vorerst, es wird immer Leute geben die schnell alle neuen Karten haben. Für mich als eher "Ab-und An"-Hearthstone Spieler ist es aber eh noch ein weiter Weg bis ich keine neuen Karten mehr in den Packs habe ;)

Das Glück beim "Draw" finde ich aber sehr ausschlaggebend (deswegen bin ich mit "Können:Glück -> 80:20" nicht ganz einverstanden). Es gab schon einige Runden in denen ich bis Runde 5 nichts machen konnte weil ich nur Buff-Zauber oder Kreaturen auf Stufe 5 und höher gezogen habe. Währenddessen hat mein Gegenüber das Feld geflutet, weil er das exakt richtige auf der Hand hatte.
Aber es ist nunmal nur ein Kartenspiel ;)

rapidthor 14 Komm-Experte - 2693 - 5. März 2014 - 19:08 #

Wenn man häufig bis Runde 5 keine brauchbare Karte zieht, sollte man vielleicht sein Deck überdenken. Das Deckbauen ist auch eine Kunst für sich und erfordert Können.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13634 - 5. März 2014 - 19:24 #

Leider passiert das auch gerne mal mit dem vorgefertigten Standarddeck, das vielleicht nicht das Non-Plus-Ultra, aber immerhin eine ausgewogene Balance darstellt. Der Glücksfaktor ist hierbei einfach zu hoch.

rapidthor 14 Komm-Experte - 2693 - 5. März 2014 - 20:31 #

Die vorgefertigten Standarddecks sind auch kaum zu gebrauchen. Höchstens um die KI zu schlagen. Man sollte schon relativ früh ein anständiges Deck bauen.

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14080 - 6. März 2014 - 0:35 #

Evtl ist 5 auch nicht gerade die Zahl um eine Statistik aufzustellen. Wenn du 100 Spiele runter hast, kannst du ja noch mal Zahlen nachlegen.

Es gibt auch Tage, da würfelt man auch mit einem echten Würfel 5x ne 1 hintereinander - da kann man dann nur den natürlichen RNG anbrüllen. :)

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 6. März 2014 - 5:22 #

Von 5 Spielen hat er nichts geschrieben.

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14080 - 7. März 2014 - 2:29 #

Stimmt, hab ich mich verlesen.

Hm, was für nen Deck muss man sich da basteln, dass das gehäuft vorkommen kann? Eine von diesen "Glaskanonen"? Entweder man siegt mit Krabumm & Bämm oder geht in 88 von 100 Spielen unter? :)

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 7. März 2014 - 7:58 #

Schlecht ziehen oder wie bei Magic Flooded oder screwed sein gehört tastächlich zu Kartenspielen dazu. Aber der Mensch merkt sich die Runden in der er schlecht gezogen hat stärker, als die 3 Runden die er mühelos den Gegner besiegte weil dieser schlecht zog.

Man kann es ausgleichende Gerechtigkeit nennen ^^

Paydriver 14 Komm-Experte - 2345 - 5. März 2014 - 13:16 #

Mich hat es schon in seinen Bann gezogen.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13634 - 5. März 2014 - 13:43 #

Schöner Artikel, der das Spiel sehr gut beschreibt.

Ich selbst habe in der ClosedBeta-Phase ein wenig gespielt und festgestellt, dass ich mit dem Spiel überhaupt nichts anfangen kann. Nach meinem Eindruck beträgt das Verhältnis von Können zu Glück nicht 80 zu 20, sondern vielleicht 1 zu 99. In einer Runde fängt man nur mit hohen Karten an (trotz Austausch) und kann in den ersten 3 Runden nur eine Karte spielen, in der nächsten Runde kommen am Ende nur die 1-Punkt-Karten, die zu diesem Zeitpunkt recht nutzlos sind.
Wie im Artikel gut beschrieben fehlt vor allem das Feedback, was nun falsch gelaufen ist - selbst in den Übungsmatches gegen den Computer gibt es hier nichts dergleichen. Vielleicht ist sowas ja mittlerweile drin, aber eine "Selbes Spiel nochmal versuchen" (mit identischen Zufallsparametern) fehlt. So steht man ziemlich verloren da: War mein Deck falsch, obwohl als Standarddeck empfohlen? Habe ich falsch gespielt? Hatte ich einfach nur Pech? Es war für mich keine Lernkurve erkennbar, da die Ursache für Sieg oder Niederlage einfach nicht kommuniziert wurde. Das Besiegen der anfänglichen Computergegner war für mich vor allem Glückssache und daher einfach nur Frust. Wie soll man sich über einen Erfolg freuen, wenn man ihn (jedenfalls gefühlt) nur glücklichen Umständen zu verdanken hat? Abseits der gelungenen Präsentation habe ich in dem Spiel daher keinen Sinn gesehen, und das sogar ohne die Berücksichtigung von P2W-Aspekten. Aber wahrscheinlich ist es für mich einfach das falsche Genre.

PatrickH. 17 Shapeshifter - 6424 - 5. März 2014 - 14:59 #

Sehr schöner Artikel.
Ich habe ebenfalls in der Beta gespielt und hatte das teilweise auch. Irgendwie kam nie die richtige Karte. ODER: Ich hatte das Match schon fast in der tasche und der Computergegner bekam genau die Karten auf die Hand, um das Spiel umzudrehen. Gerade als Anfänger sehr ärgerlich.

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:39 #

Als ich anfing zu spielen, kam es mir auch so vor. Mit der Zeit bekommt man aber schon mit, dass (etwas) mehr Skill dahinter steckt als man zunächst vermuten mag. Insbesondere merkt man das beim Zuschauen bei ein paar "Pro-Gamer"-Matches oder deren Arena-Runs. Es gibt schon einige weniger offensichtliche Faktoren, die sie alle in ihre Entscheidungen einbeziehen. Spieler wie Trump oder Vivafringe beispielsweise haben (Arena-)Siegquoten von über 70%. Und das bei tausenden Spielen. Nur Glück ist es also nicht. Natürlich gibt es leider trotzdem viel zu viele Situationen, in denen das Glück bzw. Pech entscheidend mitwirkt.

Guthwulf (unregistriert) 5. März 2014 - 13:56 #

Das World Of Warcraft TCG war das deutlich tiefere, flexiblere und interessantere Spiel. Mit etwas mehr Support seitens Blizzard als Lizenzgeber hätte man daraus eine dauerhafte Konkurrenz zu Magic The Gathering machen können. Leider wurde (die Lizenz) von Blizzard eingestellt. Einer der Gründe dafür war der Wunsch, mit Heartsone selbst ein eigenes digitales Produkt zu platzieren. Insofern ist Heartstone indirekt mit Schuld daran, dass das TCG eingestellt wurde. Das macht mir Heartstone madig, insb. da es gegenüber dem TCG auch inhaltlich deutlich abfällt. Einsteigerfreundlichkeit und Massenmarkt hin oder her. Hier wurde mir doch zu viel geopfert. Insofern ist es nix für mich.

Orschler77 18 Doppel-Voter - - 10788 - 5. März 2014 - 13:57 #

Ich habe es bis jetzt nur ca. 10 Minuten angespielt und mir hat es recht gut gefallen, aber ich hatte auch das Gefühl, das dass Prinzip Glück bei den Siegen eher entscheidend war, als die Taktik. Aber das war ja auch nur ein kurzer Einblick, ich werde hoffentlich die nächsten Wochen mal etwas Luft haben um Hearthstone mal etwas länger zu spielen.

mihawk 19 Megatalent - 16921 - 5. März 2014 - 14:15 #

Super Artikel, wenn ich die Zeit hätte, würde ich Hearthstone auch gerne mal anspielen ...

Lacerator 16 Übertalent - 5303 - 5. März 2014 - 14:53 #

Das wurde mit letztens von einem Kumpel empfohlen. Ich hab's bisher aber noch nicht probiert, weil ich in meinem Leben noch nie etwas mit dieser Art Spiel zu tun hatte.

Was würde denn da für eine Download-Größe auf mich zukommen (Hab' Volumenbegrenzung)?

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:09 #

Etwa 2 GB.

vetterka 12 Trollwächter - 942 - 5. März 2014 - 14:57 #

Die verquastete Schreibe ist schon in den spieltheoretischen Artikeln schon fast unerträglich. In einem Spieletest ist sie einfach nur öde. Obwohl ich Sachlichkeit schätze ist mir das zu verkopft. Ich glaube aber das ein Video Review in dem Ton gefallen könnte.

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:10 #

"Verquastet". Das muss ich gleich in meinen Wortschatz aufnehmen.

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 5. März 2014 - 15:31 #

Du kennst das Wort vermutlich nur in der korrekten Schreibweise ;-)

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 5. März 2014 - 16:25 #

Du meinst verquaast mit zwei bis drei "a"? ;-)

Interessante Argumentation: "fast schon unerträglich, aber als Video wär's wohl okay"... egal.

Guter Artikel!!

vetterka 12 Trollwächter - 942 - 5. März 2014 - 17:01 #

Ich mag es sachlich wie z.B. die Retor Snippets. Es wäre halt mal schön im Gegensatz zu den Hektomaten div. Videoformate.

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 7. März 2014 - 15:46 #

"verquast" reicht schon - und die Quasten gehören an Omas Sofa ;-)

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:25 #

Hi Nachtfischer,
als Dein größter Fan und Kritiker muss ich sagen, es wird immer besser. Die Sätze werden kürzer, das heißt aber nicht, dass jetzt auf einmal alle Sätze kurz sein sollen. Egal, Du wirst das richtige Maß finden. Hab noch nicht alles gelesen, aber die folgende Stilblüte ist einfach schon einmal zu schön:

"Das Ziel des Spiels besteht jedoch nicht im Vernichten der feindlichen Diener, sondern dem des gegnerischen Helden selbst. Auch dieser ist mit 30 Lebenspunkten beständiger Teil des „Spielbretts” und kann – sofern keine speziellen Effekte es verhindern – jederzeit attackiert werden."

Willst Du sagen, dass der gegnerische Held Teil des Spielbretts ist? LOL, das muss man sich einmal bildlich vorstellen, ein Gegner, der Teil eines Spielbretts ist...

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:30 #

Und gleich einer hinterher: "Dieses Muster der „regelbrechenden” Spezialfähigkeiten zieht sich durch das gesamte Spiel und sorgt letzten Endes für dessen Interessantheit..."

Sicher, dass es genau das ist, was das Spiel interessant macht? Nicht die schönen bunten Bildchen vielleicht, die Atmosphäre, das Spieluniversum im Hintergrund?

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:31 #

Kommt darauf an, wie du "interessant" definierst. Für mich ist das etwas fundamental anderes als z.B. "spaßig" oder "schön" oder "atmosphärisch".

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:35 #

"Schon eine Reduktion oder Erhöhung eines Angriffswertes um nur einen Punkt kann von entscheidender Bedeutung sein, was wiederum direkt für die Kohärenz des Systems spricht."

Verstehe ich nicht. Was wird an einem System dadurch kohärent?

"Umgekehrt ist auch das Verletzen eigener Diener, um deren „Wutanfall”-Effekt auszulösen, eine valide Taktik."

Was soll eine valide Taktik sein?

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:39 #

"Die (abgemilderten) Leiden des jungen CCG"

Was hat Goethe damit zu tun?

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:41 #

http://www.duden.de/rechtschreibung/Anspielung
http://www.duden.de/rechtschreibung/Hommage

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:46 #

Warum spielst Du auf Goethe an? War Werther deshalb unglücklich verliebt, weil er zu viele Sammelkartenspiele gespielt und ihn das sozial inkompetent gemacht hat?

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:48 #

Wenn das deine Interpretation ist. :)

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:30 #

In der Tat ist er Teil des Spielbretts. Der Held sitzt fest in einer dafür vorgesehenen Öffnung. Genau wie die einzelnen "Tiles" bei den Siedlern von Catan Teil des Spielbretts sind, ist es hier eben der Held.

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:51 #

"Die zuletzt vor allem auf Mobilgeräten populär gewordene Spielweise des asynchronen „Play-by-mail”-Konzepts passt zwar hervorragend zum geschäftigen Zeitplan des modernen Gamers..."

Was hat das mit Hearthstone zu tun?

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 15:53 #

"Elo-artiges Bewertungssystem" - wie es beim Schach benutzt wird, hätte man dazu sagen können, wenn man es schon sagen muss :)

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 15:57 #

Es würde helfen, mal mehr als einen halben Satz weit zu lesen beziehungsweise zu verstehen. Lustigerweise ist das sogar eine Analogie zum von dir angesprochenen Teil im Text.

Hearthstone folgt - wie geschrieben - eben nicht diesem Konzept, das zwar gut zu einem Tagesplan passt, in dem man immer mal zwischendurch 2-3 Minuten Zeit hat, allerdings wenig Raum für holistische Spieldenke lässt. Der synchrone Spielablauf Hearthstones hingegen erlaubt genau das. Durch die Kürze der Partien und die Geschwindigkeit des Matchmakings überwiegen dabei insgesamt die Vorteile.

Braucht es wirklich so viele einzelne Kommentare für deine Anmerkungen?

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 16:01 #

Okay, für den letzten Absatz tut es auch ein Kommentar. Wer soll denn dieser Spieltheoretiker sein, der den "'heiligen Gral' des kompetitiven Spielens" findet, der in "Funktionalität [und] auch in Sachen Design und Gameplay vollkommen überzeugt"? Etwa der Nachtfischer? ;)

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 16:04 #

Den werden natürlich alle finden, sobald er erscheint.

(Übrigens ist "Spieltheorie" etwas ganz anderes als "Game-Design-Theorie". Du scheinst die beiden Begriffe für austauschbar zu halten.)

Kommantator (unregistriert) 5. März 2014 - 16:09 #

Bist Du sicher?

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 16:12 #

Ja.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 5. März 2014 - 16:29 #

Guter Artikel, und abgesehen davon auch schönes Spiel! Ich habe es mit großer Skepsis begonnen und war nach 20 Minuten hin und weg. Wenn nach ein paar Tagen mal alle Helden auf ca. Level 10-15 stehen, die naheliegenden Basiskarten freigeschaltet sind und die erste Welle der Euphorie abgeklungen ist, wird sich - nämlich jetzt in den nächsten Tagen und Wochen - zeigen, ob ich als Gelegenheitsspieler weiterhin Spaßp haben kann oder nur noch von den abgezockten Hardcore-Kartlern auf die Nuß bekomme. Aber solange man sogar für's Verlieren noch Erfahrung und neue Karten und für die Tagesquests so viel Gold bekommt, daß man immer wieder umsonst in die Arena kann, macht sogar das - derzeit - noch viel Spaß.

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 16:47 #

Danke. Ein Vorteil für Gelegenheitsspieler ist auch wieder das Matchmaking-System. Wenn ich eben nur ab und an spiele, nicht alle wichtigen Karten habe, mir keine Decks aus dem Internet klaue etc., dann bewege ich mich eben "nur" auf Rang 15-20, kriege aber dann dort auch in der Regel gleichwertige Gegner, die es zumeist auch nicht anders halten. Darüber hinaus teilt wie gesagt auch der Casual-Modus jedem Spieler ein (verstecktes) Matchmaking-Rating zu.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 5. März 2014 - 17:55 #

Du meinst das mit dem Hühnchenbild, wo ich noch nie was gewonnen habe, nehme ich an... ;-)
Ich mach' immer nur "spielen" (bis jetzt).

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 19:40 #

Das Hühnchen steht für (den niedrigsten) Rang 25. Du kannst bevor du einen Gegner suchen lässt noch auswählen, ob du ein gewertetes Spiel (wo es ums Aufsteigen in den Rängen geht) oder ein ungewertetes (ganz ohne Ränge, aber trotzdem mit Matchmaking im Hintergrund) spielen willst.

Von Rang 25-20 kannst du aber ohnehin nur Sterne gewinnen und keine verlieren (3 Sterne bedeuten dann einen Rangaufstieg).

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 5. März 2014 - 18:45 #

Hearthstone ist cool und flott. Allerdings ist man nach 2-3 Wochen bereits durch so das man sein Deck fertig hat und dann gibt es nicht mehr viel zu tun. Anzocken sollte es jeder TCG Liebhaber.

Das du sowas spielst NF, hät ich nicht gedacht ^^

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 19:33 #

Inwiefern ist man "durch" und das Deck "fertig"?

In der Not frisst der Teufel Fliegen. :P

vicbrother (unregistriert) 5. März 2014 - 20:44 #

Ich bin ebenfalls fasziniert - gerade Kartenspiele haben soviel Glücksmomente...

Nachtfischer 16 Übertalent - 5634 - 5. März 2014 - 20:49 #

Unbedingt mal Battle For Hill 218 ausprobieren und vom Gegenteil überzeugen.

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 6. März 2014 - 18:30 #

Wenn dein Deck Wettbewerbsfähig ist und man bis auf die Spoiler Karten alles wichtige hat, und wenn der Fortschritt kaum mehr spürbar ist, Stichwort Motivation. Damit kennste dich ja gut aus ^^

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266437 - 5. März 2014 - 19:06 #

Danke für die Abhandlung.

supersaidla 16 Übertalent - 4503 - 5. März 2014 - 19:44 #

Schöner Artikel, beschreibt das Spiel ziemlich gut. Ich finde Hearthstone relativ rund nur fehlt mir momentan etwas die Langzeitmotivation. An gute Karten kommt man auch locker ohne das man den Geldbeutel aufmachen muss, man braucht auch nicht vom Start weg gleich das ultimative Siegerdeck, wenn es das überhaupt gibt.
Was mich aber etwas stört ist das man quasi gezwungen ist sich bestimmte Deckarten zusammenzustellen, heisst nach meiner Erfahrung, das man mit einem Rush-Deck eigentlich nie falsch liegt. Mit nem Rush-Deck kann man mMn das Glück etwas auf seine Seite zwingen da man mit vielen niedrigen Karten in jeder Runde etwas spielen kann. Kann man bis zur dritten Runde nichts vernünftiges aufs Brett legen, hat man fast schon verloren, da einen der Gegner einfach mit Kreaturen zuspamt. Nichtsdestotrotz hatte ich schon sehr viele hochinteressante Duelle, die erst mit dem letzten Zug entschieden wurden.
Der Zufall allerdings stört mich etwas an Hearthstone, hat man ein halbwegs passables Deck und macht die offensichtlichsten Fehler nicht, dann bleibt die Kreativität was man als nächstes ausspielt etwas auf der Strecke, da es eigentlich immer offensichtlich ist welche Karte man als nächstes ausspielen muss. Und das kann sehr frustrierend sein wenn man sich das coolste Deck überhaupt zusammengestellt hat, die Karten aber nicht in der passenden Reigenfolge kommen. Alles in allem aber ein sehr kurzweiliges Spiel :)

Desotho 18 Doppel-Voter - 9419 - 5. März 2014 - 21:25 #

"holistisch" - ernsthaft?
Fremdwörter mögen ja "cool" wirken, aber in einem Artikel sollte man doch ein wenig auf die Formulierungen achten.

BriBraMuc 14 Komm-Experte - 2447 - 5. März 2014 - 22:03 #

Aber wirs sind doch beim Spielemagazin für Erwachsene und als solcher sollte einem jedes nur erdenkliche Wort bekannt sein ;-)

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 6. März 2014 - 10:08 #

Genau, Muhme, Grumbiere und schlampampen zum Beispiel ;-)

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 6. März 2014 - 9:22 #

Ne danke. Mit Kartenspielen wie Magic kann man mich in der Realität schon jagen. Blizzard-Spiele mag ich auch nicht. Ergo mache ich da um Hearthstone einen großen Bogen.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 6. März 2014 - 10:11 #

Für alle Ausprobierer und Einsteiger (wie mich): mir haben diese beiden Seiten sehr beim Einstieg geholfen (nicht daß ich mit dem Einstieg fertig wäre), zum Beispiel beim Zusammenstellen des allerersten Decks.

http://www.hearthstoneheroes.de/
http://www.icy-veins.com/hearthstone

Wenn man dann ein paar mal dieselbe Klasse spielt, merkt man schon, wo's hakt: wenn man z.B. in den ersten 5 Runden nie Diener rauslegen kann, muß man halt ein, zwei kleine Diener (mit Spott) mehr ins Deck nehmen und ein, zwei 6er- oder 7er-Karten rausnehmen. Ich habe immer nur kleine Veränderungen an ein, zwei Karten gleichzeitig vorgenommen und bin damit ganz gut gefahren im Sinn von ein, zwei Wochen lang besser geworden.

Und wie ich jetzt NOCH besser werde - mal sehen ;-)

Funatic 20 Gold-Gamer - - 24650 - 6. März 2014 - 11:25 #

bin seit ca. 5 wochen dabei und muss sagen das es echt laune macht. vor allem die täglichen quests und die schnellen matches sorgen für akute suchtgefahr. einziger wermutstropfen ist das der, auf dauer am motivierensten, arena-modus geld bzw. gold kostet. aber für ein free to play spiel bekommt man auch ohne zu bezahlen viele stunden spass.

Woldeus 15 Kenner - 3171 - 6. März 2014 - 16:16 #

guter artikel, dem ich zustimmen kann.
hs macht spass, viel sogar.
aber, der glücksfaktor ist für mich einfach zu hoch, so dass ich überhaupt keine lust mehr auf das spiel habe. (meine "glückstoleranz" bei brett- und kartenspielen ist im allgemeinen sehr gering)

es passiert einfach zu oft, dass ich nur gewinne, weil ich im richtigen moment die richtigen karten ziehe, oder, noch schlimmer, verliert man gerne, obwohl man zwar 8 karten auf der hand hat, mit denen man aber nichts ausrichten kann.

die klassenbalance finde ich auch noch nicht so recht gelungen - ebenso sind einige der klassenkarten für meinen geschmack zu mächtig.(z.b. die töte ein monster sofort karten, oder die frostsprüche der magier)

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 6. März 2014 - 17:05 #

Normalerweise gebe ich Dir recht, was den Glücksfaktor bei Spielen angeht. Bei Hearthstone aber finde ich das ganz gut, weil man halt umgekehrt auch mal gewinnt und nicht nur diejenigen Spieler Chancen haben, die tagelang Decks analysieren, bauen und in hunderten von Spielen perfektionieren; sondern es können eben auch Gelegenheitsspieler mal einen Stich machen, die nur ab und zu ein paar Stunden in das Spiel stecken.

vicbrother (unregistriert) 2. Juli 2014 - 14:05 #

Ich möchte auf eine interessante Betrachtung in Essay-Form (und auf deutsch!) zum Spiel verweisen: http://videogametourism.at/node/1928

Insgesamt ist der Blog recht lesenswert.