Falko Löffler im Gespräch

Falko Löffler im Gespräch User-Artikel

Larrys hessischer Stiefvater

schlammonster / 25. Oktober 2020 - 16:18 — vor 3 Jahren aktualisiert

Teaser

Zuletzt beerbte Falko Löffler als Autor den Computerspiel-Designer Al Lowe und arbeitete am Reboot der Leisure-Suit-Larry-Reihe. Im Gespräch erzählt er von seiner Arbeit und seinem Werdegang.
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Wenn ihr alt genug seid, im Handbuch zu Sunflowers Überraschungshit Anno 1602 geblättert zu haben, dann habt ihr wahrscheinlich auch die ersten veröffentlichten Zeilen gelesen, an denen Falko Löffler mitgewirkt hat. Selbst wenn seine Mitarbeit am Leitfaden des später sehr erfolgreichen Aufbaustrategietitels eher bescheiden war, so war sie doch der Einstieg in eine innige und immer noch andauernde Beziehung zur Games-Branche. Das und noch mehr erzählte der sympathische Hesse unserem GG-User schlammonster an einem lauschigen Abend.
 

Im Zickzack schnurstracks zum interaktiven Medium

Geboren 1974 und in den 1980ern aufgewachsen, da liegt es nahe, dass der junge Falko Löffler gerne den C64 seines Vaters in Beschlag nahm. Ebenso naheliegend, dass dieser Zugang durch die gestrengen Erziehungsberechtigten strikt reglementiert war. Welches Mitglied der "Generation Golf" hat die leidvolle Erfahrung nicht gemacht? Die wenige verfügbare Zeit an den Tasten der Eskapismus versprechenden Hochtechnologie reichte jedoch aus, damit Falko seine ersten Erfahrungen mit dem damals sehr beliebten Genre der Text-Adventures machen konnte.
 
Autor, Übersetzer und Podcaster Falko Löffler.

Beeindruckt von der Möglichkeit, eine Geschichte mit seinem Handeln zu beeinflussen, brachte sich der angehende Autor ein wenig später BASIC bei. Unter Zuhilfenahme eines weniger zugangsbeschränkten Amigas im eigenen Zimmer versuchte Falko sich an der Umsetzung eigener interaktiver Erzählungen. Doch da er von der Muse geknutscht und nicht von Adam Riese unterwiesen wurde, entdeckte er durch seine ersten Gehversuche zwar die Passion des Schreibens, nicht aber das Programmieren für sich. "Ich habe meine technischen Grenzen erkannt, die waren nicht weit weg", kommentiert er seinen Ausflug auf die technische Seite der Entwicklung. So entstanden in den folgenden Jahren zuerst Kurzgeschichten und später auch Romane. Das Medium Film hatte es ihm ebenfalls angetan, doch "waren VHS-Recorder zu der Zeit unfassbar teuer und in der Schule immer von irgendwelchen AGs besetzt", sodass er diesen Weg erst im Studium weiter verfolgen konnte. Dann aber auch konsequent, wobei ...
 
Frühe Werke
Falko Löfflers erster Roman Drachenwächter - Die Prophezeiung entstand bereits während des Studiums – auch wenn dieser erst viel später veröffentlicht wurde. Zu dem Buch existiert auch eine Wimmelbildspiel-Umsetzung von Daedalic. Die Fortsetzung mit dem Titel Drachenwächter - Die Jagd ist ebenfalls bereits erhältlich. Beide Bände könnt ihr euch auch als Hörbuch von David Nathan vorlesen lassen. Ein finaler, dritter Band war ebenfalls angedacht – aber mit dessen Umsetzung hält es Falko wie einige großen Namen des Genres, zum Beispiel George R. R. Martin und Patrick Rothfuss, mit ihren bekannten Serien.

Zum Studium der Germanistik wählte Falko den Schwerpunkt Medienwissenschaften. Es war mit Vorlesungen zum Thema Filmtheorie sowie allem, was sich mit diesem Medium beschäftigte und nicht schnell genug auf einen der Bäume des Marburger Campus retten konnte, vollgestopft. Seine Magisterarbeit schrieb Falko dennoch über "Narrative Strukturen in Computerspielen", obwohl sein angestrebtes Ziel weiterhin Drehbuchautor lautete. Während des Studiums suchte er zudem weiter nach Möglichkeiten, an Adventures mitzuarbeiten. Ein Vorhaben, das sich als nicht einfach herausstellte. Zu der Zeit waren die Teams klein und eingeschworen und die Indie-Szene nur verheißungsvolle Klänge in ferner Zukunft.

So verschlug es ihn als Praktikant für einen Sommer zum Distributor Bomico. Dort hatte er sich, mehr wegen der räumlichen Nähe als wegen der Tätigkeit, für einen Aushilfsjob im Marketing beworben. Das gab Falko die Möglichkeit, ein wenig in die Games-Branche hineinzuschnuppern – und erwies sich im Nachhinein als unglaublicher Glücksfall. Beschäftigt wurde er letztendlich viel länger als die zunächst vereinbarten drei Monate. So war Falko als Freier Mitarbeiter auch dabei, als Bomico von Infogrames übernommen wurde. Ein nicht unglücklicher Umstand, denn er erhielt dadurch seinen ersten Auftrag für eine Übersetzung.
 
Netzwerk und Kollegen
Durch seinen frühen Einstieg in die Games-Branche ist Falko Löffler gut vernetzt. Schon während seiner ersten Anstellung saß er gemeinsam mit Wolfgang Walk, damals ein Mitarbeiter von Massive, in Jowoods internen Entwicklerkonferenzen.

Bereits während seines Praktikums bei Bomico lernte er einen jungen Producer namens Ralf Adam kennen. Später lokalisierten sie eine Zeit lang sämtliche Spiele von Disney Interactive für den deutschen Markt.

Auch mit Spiele-Journalisten, deren Artikel Falko als Jugendlicher gelesen hatte, arbeitet er nun zusammen. Mit Michael Hengst zum Beispiel verbindet ihn eine Vielzahl an Projekten. Zuletzt haben sie gemeinsam an Bob Bates Adventure Thaumistry gearbeitet, bei dem Falko die beiliegenden, digitalen Goodies betextete.

Nach dem Studium bewarb sich Falko bei vielen Softwareunternehmen. Unter anderem, das Internet war für uns alle noch Neuland, "entweder auf eine Annonce in der Zeitung oder über das USF" (USF steht für Unterhaltungs Software Forum, eine Non-Profit-Organisation mit Internetportal und dem Ziel, deutsche Spieleentwickler zusammenzubringen) bei den Neon Studios, den heutigen Keen Games. Dort designte er in den folgenden vier Jahren mittels einer einfachen Scriptsprache und Tilesets Level für kleine Gameboy-Spiele. "Das waren keine Mammutprojekte, die Spiele waren meist nach sechs Monaten fertig", sinniert er über diese Zeit. Doch war es für ihn die richtige Entscheidung, "raus aus dem Marketing und an die Front der Spieleentwicklung", beschreibt er den Schritt. Doch mit der Zeit, lange nach der Übernahme des Entwicklers durch Jowood, wurde Technik auch beim Leveldesign wichtiger. Die dritte Dimension hielt Einzug in die tägliche Arbeit, was die fehlerfreie Bedienung einer Software vom Kaliber eines 3D Studio Max erforderte. Und so kam es, dass Falko anno 2003 dem Ruf seiner Muse folgte und seitdem als freiberuflicher Autor mit dem Schwerpunkt Spiele selbstständig ist.
 

Darf es auch ein bisschen mehr sein?

"Der große Unterschied bei der Arbeit an Romanen und Spielen", erzählt Falko, "ist, dass ich beim Roman alles alleine mit mir ausmache. Bei Spielen bin ich, überspitzt gesprochen, nur einer von vielen, die mitmischen. Ein großer Unterschied liegt nicht nur in der Herangehensweise, sondern auch in der Kommunikation. Beim Buch tendiert diese gegen Null, während sie bei Spielen den Großteil der Arbeit ausmacht." Zusätzlich gilt es noch zu beachten, welches Genre bedient werden soll. Darum ist der erste Schritt eines Autoren in der Regel herauszufinden, um was für einen Titel es eigentlich geht.

"Was brauchen die Entwickler von mir?", führt der Autor weiter aus. Denn in der Regel beginnt Falkos Arbeit an einem Spiel mit vielen Fragen. Wird ein Weltentwurf benötigt? Dialoge? Ein Gamedesign-Dokument, das eine Dramaturgie entwirft? Im Besonderen, wenn es ein junges Team ist oder sich der Entwickler an einem neuen Genre versucht, gilt es gemeinsam herausfinden, was von ihm, dem Autoren, erwartet wird und seine eigentliche Aufgabe ist. "Denn bei Spielen geht es in der Regel nicht ausschließlich darum, die Geschichte als Selbstzweck zu erzählen", erklärt er, "es muss ein gutes Spiel entstehen, das im Idealfall auch noch eine gute Geschichte bereithält." Es kommt durchaus vor, dass nur die Texte für das Tutorial rundgeschliffen werden sollen oder eine Art Mini-Lektorat für das User-Interface durchgeführt werden muss.
Anzeige
 Drachenwächter - Die Prophezeiung
Falko Löfflers erster Roman Drachenwächter - Die Prophezeiung wurde auch als Spiel umgesetzt. Abgesehen von der Romanvorlage hat der Autor jedoch nichts zu dem Wimmelbild-Adventure beigetragen.
manacor 14 Komm-Experte - 2583 - 25. Oktober 2020 - 14:31 #

vielen Dank für das Portrait! höre Falko Löffler immer ser gerne auch im Kapitel eins -Podcast.

Jürgen (unregistriert) 25. Oktober 2020 - 14:42 #

Na endlich hatte die Hängepartie ein Ende und ich stehe hier Gewehr bei Fuß, um Dich mit Kudos und Lob zu überschütten. Toller Artikel, tolles Thema und tolles Spiel. Danke!

schlammonster 31 Gamer-Veteran - P - 277636 - 26. Oktober 2020 - 16:32 #

Und an dich mein Lieber vielen Dank für das Zustecken von Larry-Details, ohne die wäre der Artikel nur halb so gelungen! Dafür gibts, leider nur, ein paar V-Kudos zurück :)

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 26. Oktober 2020 - 16:37 #

Jürgen, das wandelnde Larrypedia :-)

Jürgen (unregistriert) 26. Oktober 2020 - 16:44 #

Ich fürchte, dass das nicht unbedingt für mich spricht. Wenn ich wenigstens was Cooles mögen würde... ;)

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 26. Oktober 2020 - 20:21 #

Larry ist cool, sagt er......

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24322 - 25. Oktober 2020 - 15:39 #

Ein schönes Special zum WE. Klasse und Danke!

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62104 - 25. Oktober 2020 - 17:40 #

Eine schöne Lektüre am Sonntagnachmittag, vielen Dank dafür.

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 25. Oktober 2020 - 17:53 #

Toller Einblick! Immer schön, wenn man "Kontakte" hat. :)

Larnak 22 Motivator - 37541 - 25. Oktober 2020 - 19:48 #

Sehr schönes Portrait! Toll :)

timb-o-mat 16 Übertalent - P - 5360 - 25. Oktober 2020 - 20:06 #

Es gibt noch einen übersetzenden Löffler aus Hessen, der in der Spielebranche arbeitet? Verrückte Welt ...

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 25. Oktober 2020 - 21:54 #

Ich hab zwar die „Anno 1602“-Schachtel noch in irgend einer Umzugskiste, den Namen von Falko Löffler kannte ich trotzdem nur aus dem Bücher-Podcast mit Jochen Gebauer. Sehr schöner Artikel!

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56363 - 26. Oktober 2020 - 1:17 #

Interessante Einblicke, für mich alles neu! Der Name sagte mir vor dem Artikel tatsächlich gar nix :)

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 26. Oktober 2020 - 2:12 #

Ging mir auch so, umso mehr habe ich mich über das Portrait gefreut.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 26. Oktober 2020 - 7:56 #

Sehr schöner Artikel, Danke dafür und die interessanten Details.

schlammonster 31 Gamer-Veteran - P - 277636 - 26. Oktober 2020 - 16:33 #

Vielen Dank für die virtuellen Blumen liebe Kommentierende :)

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28819 - 26. Oktober 2020 - 22:12 #

Euler interessant :-), vielen Dank!

JensJuchzer 21 AAA-Gamer - P - 28257 - 26. Oktober 2020 - 23:53 #

Schöner ARtikel, vielen Dank dafür.

ganga 20 Gold-Gamer - 22831 - 27. Oktober 2020 - 7:50 #

Der Artikel hat mir gut gefallen, vielen Dank

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61475 - 27. Oktober 2020 - 9:45 #

Danke für den interessanten Artikel. Immer wieder spannend zu erfahren, wie das Arbeitsleben von im Kreativbereich tätigen Menschen aussehen kann.

Zu Larry Laffer fällt mir ein, dass früher, als ich jung war, die Larry-Adventures der Hauch des "Versauten" umwehte. Und als ich dann mal einen dieser Titel, wie auch immer, an Land gezogen und installiert hatte, hat sich mir der Reiz nicht erschlossen - zu jung, zu kompliziert. Dann habe ich Doom entdeckt und lieber die "Rätsel" um die geheimen Räume gelüftet.

Die Sierra-Abenteuer reizen mich insgesamt überhaupt nicht, weder früher noch heute.

Und Larry heute? Neee, danke. Da scheint mir zu viel Vorschlaghammer-Schlüpfrigkeit am Werk zu sein.

Jürgen (unregistriert) 27. Oktober 2020 - 10:57 #

Die Vorschlaghammer-Schlüpfrigkeit ist natürlich immer noch vorhanden. Wie auch schon anno dunnemal - wobei sich die Grenzen des Sag- und Zeigbaren wie auch bei Doom mit seiner Vorschlaghammer-Gewalt natürlich im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verschoben haben.

RoT 21 AAA-Gamer - P - 26257 - 29. Oktober 2020 - 0:48 #

höre gerade das Retrokompott-Interview mit ihm :)

Jürgen (unregistriert) 29. Oktober 2020 - 13:01 #

Das war auch interessant. Da durfte er nur noch nicht über die zweifach getrockneten Träume reden.