Flight from the Dark auf dem ZX Spectrum: Die Kavallerie kommt wie gerufen, wirkt aber recht müde.

Achtung, Spoiler-Alarm! Im Folgenden möchte ich ein wenig an die Inhalte der beiden Spiele heranführen. Wer sich die Spannung für eine eigene Runde aufheben will, blättert, nein, klickt jetzt besser direkt zum Abschnitt Mirror of Death.
 

Flight from the Dark

Chronologisch beginnt eure Reise durch Magnamund mit Flight from the Dark. Der Protagonist ist der junge Novize eines Klosters, in dem er die Fähigkeiten der Kai-Lords erlernt. Lone Wolf nennt er sich. Eines Nachts, als alle Kai-Lords von Summerlund im Kloster zu einem Fest versammelt sind, starten die sogenannten Darklords einen Blitzangriff und töten alle Mönche. Nur einer überlebt, und ihr wisst, wer: Lone Wolf, der während des Angriffs Feuerholz sammelt, kommt erst dann zurück ins Kloster, als die Schlacht schon lange vorbei ist.

Er schwört, die Nachricht von dem Angriff in die Hauptstadt des Landes zu bringen. Er macht sich, nur mit einer Axt, einer Karte des Königreichs und ein paar Goldkronen ausgerüstet, auf den Weg nach Holmgard. Hier will er den König vor dem heraufziehenden Übel warnen. Die Diener der Finsternis sind ihm immerzu auf den Fersen…

Das britische Magazin Home Computing Weekly gab Flight from the Dark im Oktober 1984 volle fünf Sterne und urteilte: „In jeder Hinsicht ein faszinierendes, gut gestaltetes Spiel.“ Ein komplettes Let’s Play findet ihr auf dem Youtube-Kanal von RZX Archive.
 

Fire on the Water

Im zweiten Teil namens Fire on the Water schickt euch der König dann auf die Reise, um die einzige Macht in Magnamund zu finden, die das Volk retten kann: das Sommerswerd, das Schwert der Sonne. Vor euch liegen so manche Gefahren, Seestürme, der Tunnel von Tarnalin und die geisterhaften Todeshulks von Vonotar dem Verräter. Eines sei an dieser Stelle verraten: Vonotar macht unserem tapferen Recken im Laufe der Buchreihe das Leben einige Male ziemlich schwer.

Fire on the Water auf dem ZX Spectrum: Kämpfe kommen ohne Würfel aus.

Hier sieht man ganz schön, wie ich finde, warum die Computerspiele der 1980er Jahre in grafisch so hochwertigen Boxen und mit so viel gedrucktem Zusatzmaterial daherkamen. Die Publisher benötigten einfach die Verlängerung ins Reale, um den Käufern auch visuell genug bieten zu können.  

Im Spectrum-Spiel schleicht sich der Burrowcrawler von rechts heran.	Im Buch von 1984 macht das Getier deutlich mehr her.

 

Mirror of Death

ZX Spectrum schön und gut, aber wo blieben denn die PC-Freunde? Sie wurden 1991 für ihre Geduld belohnt, denn da kam Mirror of Death auf den Markt. 

Das vom Studio Mr. Micro entwickelte und von Audiogenic Software vertriebene Jump & Run hat allerdings nichts mit dem Lone-Wolf-Kanon zu tun. Einigen Ausgaben des Spiels lag zwar das Spielbuch Nummer 13 namens The Plague Lords of Ruel bei, aber das war nur ein Gimmick.

In Mirror of Death steuert ihr Lone Wolf, der von unten nach oben den finsteren Turm Kazan-Gor erklimmen soll. Dieser ist die kleine Behausung des Hexenmeisters Gorazh. Unser Held ist hier auf der Suche nach einem geheimnisvollen magischen Stein. Gorazh hat seinen Turm mit Monstern und Fallen vollgestopft, von denen die heimtückischste ein magischer Spiegel, Dhazag-Oud, ist.

Dieser Spiegel wirft euch an sieben Stellen euer Spiegelbild als Boss-Gegner vor die Füße. So weit habe ich es selbst aber gar nicht geschafft. Die grobe Steuerung und viele lahme Sprites warfen mich schon nach der ersten Runde zu Boden.

Mirror of Death auf dem PC: Das Bild täuscht. Die Spielfreude grünt nicht so grün.

 

Fazit

Den Entwicklern und Publishern aller drei Spiele scheint es ohne Lone Wolf nicht mehr lange gut gegangen zu sein. 1985 kamen die letzten Spiele von Arrow auf den Markt, ein paar Lernspiele für das junge Publikum. Danach wurde die Bude von Random House geschluckt. Mr. Micro schlug bereits mit dem Jump & Run sein letztes Kapitel auf. Five Ways Software wurde 1987 dichtgemacht. Audiogenic Software hielt zwar bis 1996 durch, aber bis auf ein paar Sporttitel kam hier kaum mehr Sehenswertes.  

Dass ich in meinen jungen Jahren von diesen drei Spielen niemals erfahren habe, kann ich heute gut nachvollziehen. Anno 2022 reißen mich weder die beiden Text-Adventures vom Hocker, noch die schwerfällige Hüpferei im Magierturm. Doch glücklicherweise müssen Fans der Buchreihe nicht auf digitale Erfahrungen verzichten. Das oben bereits erwähnte Aon Project bietet auf seiner Homepage zahlreiche Bücher der Reihe, tolles Begleitmaterial und viele Downloads zur Historie an.

Auch zahlreiche App-Entwickler tummeln sich auf dem Markt. Mein persönlicher Favorit für unterwegs ist Kai Chronicles für Android, das ihr aber leider nur noch außerhalb des Google Stores ergattern könnt. Und letztlich lohnt es sich, auf Ebay nach den alten Schmökern aus dem Goldmann-Verlag zu suchen. Zudem hat es sich der Mantikore-Verlag zum Ziel gesetzt, alle 32 Bücher auf Deutsch zu veröffentlichen.

Aus der App Kai Chronicles: So aufgeräumt sieht ein Lone-Wolf-Inventar 2022 aus.