Dragon Quest 2

Dragon Quest 2 User-Artikel

Segel setzen in Richtung JRPG

Corlagon / 21. Mai 2022 - 8:23 — vor 1 Jahr aktualisiert
Steckbrief
AndroidiOSSwitchWii
JRPG
Chunsoft
Square Enix
15.09.2011
Link

Teaser

Wie das erste Dragon Quest ist auch die Fortsetzung ein klarer Schritt auf dem Weg zu den typisch japanischen Rollenspielen, und somit vor allem historisch interessant.
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Mit dem Mitte 1986 für Famicom alias NES erschienenen Dragon Quest (im User-Artikel) brachten Chunsoft und Enix die Rollenspiele in den japanischen Mainstream – und noch bevor der gewaltige Erfolg abzusehen war, begann man schon mit der Planung eines Nachfolgers. Dazu wurde das Gameplay behutsam weiterentwickelt: Dank mehr Speicher waren nun auch Gruppenkämpfe möglich. Leider unterschätzte man die Entwicklungszeit, konnte das Spiel lediglich von Ende des Jahres auf Anfang 1987 verschieben und hatte nicht genügend Zeit fürs Balancing. Als es 1990 schließlich nach Amerika kam (aufgrund eines Namenskonflikts zunächst als „Dragon Warrior“ 2), nahm man zwar einige technische Verbesserungen vor, doch erst spätere Umsetzungen für neuere Plattformen waren tatsächlich ausgewogen. Es dauerte über ein Vierteljahrhundert, bis Dragon Quest 2 - Luminaries of the Legendary Line auch endlich in Europa erschien, und zwar für Android und iOS. Dieser Bericht basiert hauptsächlich auf der Nintendo-Switch-Version von 2019.

Die Story spielt 100 Jahre nach dem ersten Teil. Die Nachfahren des Helden Erdrick herrschen nun über mehrere Länder, da beginnt ein böser Zauberer namens Hargon, die Welt zu zerstören. Einige junge Royals, die wir wieder selbst benennen dürfen, müssen also ausziehen und herausfinden, wie sie ihm entgegentreten können.
 

Vetternweltreise

Wie das Original stellt auch die Fortsetzung noch einen Übergangstitel zwischen klassischen westlichen Rollenspielen und später typischen JRPGs dar. Zwar ist zu Beginn nur ein Held auf der Suche nach Kameraden, dennoch gibt es noch keine nennenswerte Handlung. Stattdessen haben wir von Anfang an unser Hauptziel und eine weitgehend offene Welt, die wir erforschen, um herauszufinden, wie wir zum Bösewicht gelangen und ihn besiegen können. Abgesehen davon wirkt das Spiel aber durchaus wie ein generisches japanisches Rollenspiel, da viele Aspekte von anderen Entwicklern direkt kopiert wurden. Wir erkunden die Landschaften in Draufsicht, suchen nach Schätzen und müssen unregelmäßig immer wieder rundenbasiert gegen zufällige Monster antreten (oder zur Not fliehen).
Inzwischen sind alle Höhlen gut beleuchtet.

Wie schon angedeutet, starten wir auch diesmal wieder mit nur einem einzigen Helden, dessen erste Aufgabe es jedoch nun ist, zwei Verwandte aufzuspüren und dann ein Trio zu bilden. Unsere erste Figur ist ein reiner Kämpfer, die dritte körperlich schwach, aber gut in der Magie, und die zweite irgendwo dazwischen. Im Gegenzug treffen wir nun natürlich auch auf mehrere Gegner auf einmal. Sind diese im Kampfbildschirm gruppiert, können wir dämlicherweise nur eine komplette Gruppe angreifen – welcher der einzelnen Widersacher dann tatsächlich getroffen wird, bestimmt der Computer. Meinen Beobachtungen nach nicht einfach zufällig, sondern schon nach einer simplen Taktik, die aber eben nicht unbedingt der von uns beabsichtigten entspricht.

Wie üblich werden gewonnene Kämpfe mit Geld und Kampferfahrung belohnt, die uns nach und nach stärker macht. Beim Stufenaufstieg erlernen dann zwei der drei Helden unregelmäßig verschiedene Zaubersprüche, mit denen sie, solange die Energie reicht, die Gegner verletzen oder schwächen, sich und ihre Kameraden heilen oder zurück in eine Stadt reisen können. Dort erholen wir uns, bekommen Informationen und kaufen immer bessere Ausrüstung sowie Items zu verschiedenen Zwecken. Jeder der drei Helden hat sein eigenes, recht begrenztes Inventar und kann im Kampf keine Dinge benutzen, die jemand anderes im Gepäck hat, spätere japanische Titel wurden da ja großzügiger. Teilweise werden die Gegenstände aber durch Zauber redundant gemacht, außerdem können wir einige in Banken einlagern. Nach wie vor gibt es in Städten verschlossene Türen (ohne große Logik), diesmal jedoch mit verschiedenen Schlüsseln, die es im Laufe des Abenteuers jeweils einmalig zu finden gilt. Erstmals erhalten wir auch nach einer Weile ein Schiff und können die Welt dann relativ frei bereisen.
 

Grinden, jetzt wieder ausgewogen

Der Umfang des Spiels ist für RPG-Verhältnisse relativ klein, jedoch etwas größer als im Vorgänger (Enix behauptete früher, die Welt sei mehr als viermal so groß, das stimmt bei weitem nicht). Ich hatte ja schon oben geschrieben, dass DQ2 ursprünglich ziemlich unausgewogen, sprich: schwierig auf den Markt kam, auf neuere Spielversionen trifft das nicht mehr zu. Leider müssen wir immer noch willkürlich rumlaufen und grinden, um genug Erfahrung sowie Geld für Ausrüstung zu sammeln, um mit den Gegnern mithalten zu können, dies dürfte jedoch zumindest schneller gehen, als im NES-Original.

Ordentlich gespeichert werden kann in den meisten Städten, zudem gibt es in dieser Version auch Auto- und Schnellspeicherfunktionen. Fallen alle Helden, landen sie direkt wieder beim König, jedoch um die Hälfte ihres Bargelds erleichtert.
Die klassischen rundenbasierten Zufallskämpfe.

Im Laufe der Jahre und Versionen sind wie gesagt zahlreiche kleinere Verbesserungen vorgenommen worden, nicht nur bei der Balance, sondern auch noch beispielsweise einfacheres Reisen per Magie (auch wenn ein Netz von Teleportern existiert und dadurch überflüssig geworden ist). Es wird wieder in pseudo-mittelalterlichem Englisch á la Thor geredet, meines Wissens jedoch in einer deutlich besseren Neuübersetzung. Die überarbeitete Grafik ist allerdings schizophren: Die Figuren verwenden inzwischen einen Zeichenstil, der die heutige Bildschirmauflösung nutzt, die Umgebungen sind allerdings Pixelgrafik, die wenn ich mich nicht irre aus der Super-NES-Version von Dragon Quest 3 übernommen wurde. Passt überhaupt nicht zusammen, aber naja, man gewöhnt sich dran. Auch nutzen die Fenster die höhere Auflösung, sind aber trotzdem nicht sonderlich informativ: So müssen wir immer noch erst das Statusmenü aufrufen, um unsere derzeit maximale Energie zu sehen und nicht bloß die aktuelle. Die Musik ist natürlich neu eingespielt und klingt jetzt orchestral, einige Sound-Effekte scheinen aber immer noch auf NES-Niveau zu sein.
 

Mein Fazit

Dragon Quest 2 ist etwas komplexer als das Original, wirkt aber im Nachhinein immer noch generisch und relativ belanglos, so viele Aspekte wurden von späteren Spielen kopiert. Auch der Umfang ist etwas größer geworden, für RPG-Verhältnisse aber immer noch nicht sonderlich hoch: Nach wie vor müssen wir Zeit mit Grinden verbringen – wenn auch in der Switch-Version nicht mehr so viel wie im NES-Original – und ständig Zufallskämpfe ertragen. Erneut gilt aber, dass DQ2 unter 80er-Konsolentiteln originell war und durchaus einigermaßen Spaß machen kann – jedenfalls wenn man Lust hat, zu sehen, wie sich die typische JRPG-Spielmechanik nach und nach entwickelt hat. Und wer vor den damaligen Schikanen zurückschreckt, findet mit dieser überarbeiteten Version als Billig-Download (in Asien auch physisch) einen guten Kompromiss.
Anzeige
Gegen einen geringen Obolus erholen wir uns. (Warum auch immer die Herrscherfamilie nicht genug eigene Zimmer hat.)
Corlagon 21. Mai 2022 - 8:23 — vor 1 Jahr aktualisiert
Baumkuchen 18 Doppel-Voter - 11358 - 21. Mai 2022 - 8:46 #

Sich die Entwicklung der JRPGs mittels Dragon Quest anzusehen, war mal mein Hauptgrund, mir Dragon Quest 1 zu kaufen. Und anschließend weitere Teile. Bei Teil 1 ist es bisher geblieben. Aber vor allem, weil ich einfach nicht auf dem Smartphone daddeln und vor allem grinden mag. Wird wirklich mal Zeit, mir die Switch zu gönnen.

Allein um selbst mal zu erfahren, wie sich die Kämpfe durch die multiplen Teilnehmer nun wirklich verändert haben. Finde ich schon faszinierend. Und mit Teil 3 wurde dann, schlussendlich wohl nicht ohne Grund, ja der Schritt zum (japanischen) Popphänomen endgültig überschritten.

... aber ist das gelegentliche 8bit-Gedudel nicht auch eine Form von Tradition, die sich die Reihe bis heute erhalten hat? Schöner Bericht jedenfalls. Ich wäre wohl auch ziemlich überrascht davon gewesen, das man keine direkte Zielsteuerung in den Kämpfen hat!

Deklest 13 Koop-Gamer - 1539 - 21. Mai 2022 - 10:51 #

Danke für den tollen Bericht.
Früher, in meinen relativ jungen Jahren, habe ich ja JRPG geliebt und auch gesuchtet, wenn ich welche bekommen habe, also zumindest ins Englische übersetzte. Mittlerweile muss ich aber gestehen, dass mir dieses Gegrinde um Erfahrung zu sammeln echt auf den Keks geht, gute Story hin oder her.

ds1979 20 Gold-Gamer - P - 21382 - 21. Mai 2022 - 11:16 #

Schöner Artikel. Hast du die DQ-Reihe von Anfang an gespielt? Ich bin erst mit DQ auf der PS2 in Berührung gekommen und habe die alten Teile zwar nachgekauft glaube aber nicht das ich mich da noch mal durchkämpfen werde.

Corlagon 17 Shapeshifter - 6796 - 27. Mai 2022 - 17:28 #

Die DQ-Serie ist mir völlig neu. Hatte in den 90ern die JRPGs gespielt, die es damals für Nintendo-Konsolen nach Europa geschafft hatten, und bin vor einiger Zeit wieder auf den Trip gekommen und konnte dann irgendwann nicht mehr widerstehen, mir auch die Pioniere anzusehen. %-)

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 21. Mai 2022 - 13:31 #

Schöner Artikel. Ich habe die Serie ab DQ4 für DS/3DS zu Hause, aber leider habe ich noch nix davon gespielt. Aber ich will in diesem Jahr noch mit DQ4 anfangen, die Teile davor werde ich mir allerdings sparen, auch aufgrund Deiner Artikel hier. :)

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266441 - 21. Mai 2022 - 13:37 #

Mal wieder ein schöner Einblick. Ich bezweifle zwar, dass ich das heute noch spielen würde, aber es sind trotzdem interessante Entwicklungen zu beobachten.

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 21. Mai 2022 - 19:53 #

Ist das Voting für User-Artikel weggefallen?

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105028 - 21. Mai 2022 - 20:00 #

Schon lange

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 21. Mai 2022 - 20:35 #

Schade und auch nicht so recht nachzuvollziehen.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24308 - 21. Mai 2022 - 20:52 #

Hat das was Spezielles bewirkt? Hoffe die Frage ist nach knapp 7 Jahren nicht zu peinlich ;)

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 21. Mai 2022 - 21:00 #

Das Voten? Ja, wenn genug zusammenkommen sind wurde der Artikel zum Highlight. Ähnlich dem TopNews-Voten.
Das mit den 7 Jahren verstehe ich nicht, daher ist es mir auch nicht peinlich.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24308 - 21. Mai 2022 - 21:32 #

Ach so, nein, ich habe bloß in den knapp 7 Jahren. die ich hier unterwegs bin, nie auf das Feature geachtet-. Danke für die Info.

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 21. Mai 2022 - 20:52 #

Gibt es noch, die Anforderungen wurden aber im Zuge der Klassenüberarbeitung erhöht.

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 21. Mai 2022 - 20:59 #

Ah ok. Hab ich damals nicht mitbekommen.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 23. Mai 2022 - 16:37 #

Ich kann noch voten und vote immer fleißig. Eine Stimme reicht aber nicht.

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 23. Mai 2022 - 23:30 #

Mit dem Voten meinst Du aber nicht die Kudos? Eine andere Möglichkeit sehe ich für mich zumindest nicht.

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 23. Mai 2022 - 23:55 #

Nein, man konnte da eine Stimme abgeben und wenn 3 oder 4 zusammenkamen (bin mir über die Anzahl nicht mehr sicher) wurde der Artikel prominenter auf der Startseite angezeigt. Das war an die Klassen geknüpft. Bzw. ist es jetzt wohl auch noch, aber der Kreis, der abstimmen kann ist kleiner.
Ich konnte das früher, weil ich Reporter10 und Schreiber 1 bin. Aber jetzt nicht mehr. Ist auch ok, ich habe ja noch nie einen User-Artikel geschrieben.
Muss bei Gelegenheit mal sehen, ob ich noch für News abstimmen kann. Wenn das auch weggefallen sein sollte wäre ich ganz leicht sauer.

Kudos abgeben kann jeder, die haben keine Auswirkungen. Außer vielleicht Erfolgen oder als Hint an die Redi selbst tätig zu werden.

Pat K. 17 Shapeshifter - P - 7476 - 22. Mai 2022 - 11:14 #

Danke für den Bericht, bin froh, dass Dragon Quest hier (nicht nur von Kollege Hengst) immer wieder wertschätzende Berichterstattung erfährt. Die Switchfassung ist schon geladen, bin tatsächlich daran interessiert im Laufe des Lebens alle Teile mindestens 1x durchzuspielen. Durchspielen geht für mich nur "richtig" an Konsolen da allergisch gegen Handys;) Gewisse Versionen/Teile die nicht englischsprachig verfügbar sind kann man aktuell soweit ich weiß nur auf dem Retron mit Translationpatch auf Englisch genießen. Und Teil X ist noch nicht wirklich spielbar, soll wohl aber noch kommen...

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 23. Mai 2022 - 14:33 #

Danke für den Userartikel und den Blick in eine für mich fremde Spielereihe.

Henning Lindhoff 19 Megatalent - P - 14446 - 24. Mai 2022 - 8:46 #

Danke für den tollen Artikel. Hin und wieder spiele ich gerne mal ein JRPG. Aktuell versuche ich mich an Breath of Fire 2. Aber das Grinden und die Zufallskämpfe sind wirklich ein Fluch und verderben mir regelmäßig den Spielspaß. Das letzte JRPG, das ich zu Ende brachte, war Final Fantasy 2.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 30. Mai 2022 - 19:42 #

Danke für den schönen Einblick in das mir fremde Genre JRPG. :)