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Die Welt des Nifflas User-Artikel

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Die Sagen der Juni: Knytt Stories


Das dachte sich wohl auch Nygren und rückte mit seinem nächsten Projekt den spielerischen Aspekt wieder mehr in den Vordergrund. Der Titel des Spiels, Knytt Stories, verrät dem Spieler bereits zwei Sachen: Zum einen handelt es sich um eine Fortsetzung des ersten Knytt, zum anderen sagt euch die Mehrzahl in Stories, dass hier diesmal mehr als eine Geschichte erzählt wird. Das Spiel selber ist nichts anderes als ein virtuelles Märchenbuch, in dem auch ihr die Möglichkeit habt, dank eines (leider etwas komplizierten) Editors ein oder mehrere Kapitel zu schreiben. Das Programm stellt somit eher einen Browser für selbst erstellte Levels denn ein vollwertiges Spiel dar. Doch Nygren verließ sich nicht auf den Fleiß seiner Fans, sondern lieferte auch eigenes Material. Mit Editor und Browser kommen bereits Tutorial und ein von Nygren erstelltes Kapitel, fünf weitere Geschichten vom Schöpfer erhaltet ihr auf der offiziellen Website nifflas.ni2.se. Wer dann immer noch nicht genug hat, sollte das Forum der Website nach Third-Party-Kapiteln absuchen, die dort zu Dutzenden zu finden sind.
  Alle Episoden werden von der Protagonistin und durch ein festes Spielgerüst zusammen gehalten. In jeder einzelnen Story geht es um Juni. Sie ist eine Art Sagengestalt unter den Knytt, über die vielerlei Geschichten erzählt werden. In der zum Start mitgelieferten Story etwa muss Juni eine Maschine, die das Leben aus ihrer Umgebung saugt, ausfindig machen und abschalten. Spielerisch erinnert der Titel an eine Mischung aus Within a Deep Forest und Knytt. Besonders die, die Letzteres gespielt haben, sind erstmal irritiert: Zu Beginn kann Juni nämlich gerade einmal langsam gehen und nicht sonderlich hoch springen. Doch nach und nach findet Juni bis zu acht Power-ups, mit denen ihr Juni „aufrüsten“ könnt. Darunter gehören dann nicht nur Knytt-typische Elemente wie Klettern oder rennen, sondern auch komplett neue Fähigkeiten. So lernt Juni etwa den Doppel-Sprung, gleitet mit einem Regenschirm zu verborgenen Bereichen oder täuscht Gegner, indem sie mittels einer Maschine ein Hologramm von sich selbst erstellt. Auch können bis zu vier verschiedenfarbige Schlüssel gefunden werden, die einen weitere Abschnitte des Levels öffnen. Ob Juni bereits zu Beginn klettern kann oder auch gar keine Schlüssel suchen muss, hängt dabei ganz vom jeweiligen Kapitel ab.

Nygren selbst nutzte Knytt Stories, um etwas zu experimentieren und verschiedene Schwerpunkte zu setzen. So enthalten die Erweiterungspakete sowohl klassische Knytt-Episoden, die mehr Wert auf Atmosphäre und Umgebung als auf spielerische Herausforderungen legen, als auch beinharte Puzzles, bei denen das Hirn so richtig zu rauchen anfängt. Abgerundet wird das offizielle Paket mit dem Kapitel „This Level is Unfishined“, in dem der Name Programm ist. Hier müsst ihr Juni durch eine skizzenartige Welt lenken und euch manche Elemente schon mal vorstellen (Animate Water here).
 
Auf der Suche nach der Menschheit: Saira
 
Die Landschaft ist auch in Saira wieder sehr abwechslungsreich gestaltet, hier etwa der Eisplanet Sekkei.
Schließlich trat Nygren dem Indie-Entwicklerteam Nicalis bei, um dort sein neuestes Projekt zu programmieren. Night Game soll wieder ein Plattformer mit einem Ball als Helden werden, der jedoch von einer Physik-Engine Gebrauch machen soll. Die Ankündigung, dass das Spiel exklusiv für die Wii erscheinen wird, brachte Nygren jedoch massig Kritik von seinen Fans ein. Eine weitere Ankündigung beruhigte seine Anhänger wieder: Bird Game, so der vorläufige Name, sollte wieder unabhängig von Nicalis und exklusiv für den PC erscheinen, dafür allerdings nicht kostenlos. Schließlich erschien das fertige Spiel Ende 2009 unter dem Namen Saira. Erneut handelt es sich hierbei um einen 2D-Plattformer. Ihr steuert die namensgebene Heldin in einem Zukunftsszenario, um fremde Planeten zu erforschen. Warum Saira das Universum bereist, erfahrt ihr Stückchen für Stückchen in Cutscenes. Bereits sehr früh im Spiel erzählt die Heldin den Grundplot. Einst war sie eine Fotografin, die auf weit entfernten Planeten allerlei gefährliche Geschöpfe ablichtete. Doch ein Anruf von ihrer Familie ändert alles: Saira erfährt, dass ihre Schwester nach einem Autounfall schwer verletzt wurde und in Lebensgefahr schwebt. Da eine „normale" Reise zum Heimatplaneten ihrer Familie, den Mars, zu lange dauern würde, entschließt sie sich dazu, die noch unausgereifte Teleportationstechnik zu benutzen. Zwar funktioniert das unfreiwillige Experiment, doch lassen sich nun keine Menschen im Universum mehr finden. Erst Jahre später trifft sie Bobo, dem genau das Gleiche widerfahren ist. Da beide jedoch abenteuerlustige Personen sind, entschließen sie sich, getrennt nach dem Grund für das Verschwinden der Menschheit zu suchen.

Saira ist sowohl optisch als auch spielerisch ein deutlicher Sprung nach vorn. Die Umgebungen sind abwechslungsreicher, der Detailgrad der Heldin höher, die Animationen flüssiger. Anders als in Knytt beschränkt sich das Spiel nicht nur auf die Darstellung schöner Landschaften, sondern weiß auch spielerisch zu gefallen. Mehr als je zu vor seit ihr in Saira gefordert, knackige Rätsel zu lösen. Sei es nun, einfach Gegenstände zu finden, unter Zeitdruck Schalterrätsel zu lösen oder Passwörter für Laserbarrieren zu knacken: Nie war ein Nifflas-Spiel abwechslungsreicher. Jeder Planet hat seine eigene Spielweise, kaum eine Welt beschränkt sich auf simples Plattform-Gehopse.
  Doch keine Sorge, Saira bekommt einige Hilfsmittel, die ihr das Überleben erleichtern. Als Fotografin hat sie zum Beispiel immer ihre Kamera dabei. Die ist hilfreich, wenn ihr euch für manche Rätsel Hinweise merken müsst. Ihr benötigt ein Passwort, das ihr auf einer Wand gekritzelt findet? Greift statt Stift und Papier einfach zur Kamera, knipst ein Foto und ruft es dann bei der Eingabe mit eurem PDA auf. Ein Computer stellt euch Fragen zu seinem Heimatplaneten? Geht auf Sightseeing-Tour und entschlüsselt die Geheimnisse der fremden Welt. So werdet ihr irgendwann dem Rätsel über das Verschwinden der Menschheit auf die Spur kommen. Seit dem 16. März 2010 ist Saira nun auch über Steam erhältlich und wird dem schwedischen Programmierer sicher einen noch größeren Bekanntheitsgrad einbringen.

Die Zukunft

Aktuell (Stand: März 2010) arbeitet Nygren an zwei Projekten. Während das bereits erwähnte Night Game, jetzt offiziell NightSky, weiter auf sich warten lässt und das erste Quartal 2010 als angepeilten Release-Termin nicht halten kann (einen Trailer dazu findet ihr unter diesem Artikel), wurde im offiziellen Forum des Designers nun ein weiterer Thread erstellt, in dem es um ein “neues, unangekündigtes Spiel” geht. Laut Nygren soll das Projekt ähnlich wie Knytt Stories sehr einfach werden, exklusiv für den PC erscheinen und bereits in wenigen Monaten fertig sein. Wird es wieder ein Plattformer? Ein Sequel zu Saira? Das wird die Zukunft zeigen. Doch eines lässt sich jetzt schon sagen: Die Philosophie, klein anzufangen und mit jedem Projekt zu wachsen, ist bisher voll aufgegangen.


 
Daeif 6. April 2010 - 0:09 — vor 6 Jahren zuletzt aktualisiert
Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 6. April 2010 - 5:28 #

Das ist ein spannender Typ mit guten Ideen. Lesenswert! :)

ChrisL 30 Pro-Gamer - P - 199512 - 6. April 2010 - 9:02 #

Sehr interessanter Artikel, der gut geschrieben und flüssig zu lesen ist. Werde mir bei Gelegenheit die erwähnten Spiele bestimmt mal anschauen - daher danke für die Tipps.

Anym 16 Übertalent - 4962 - 6. April 2010 - 19:47 #

Toller Artikel zu einem tollen Entwickler! Danke und gerne mehr davon.

Nur die Screenshots kämen als PNG vielleicht besser als als JPEG.

Puzzle/Logik
Nicklas Nygren
Kreatoriet
12.12.2009
6.4
PC